Schlussredaktion einer Drehbuchübersetzung: Hundertausend Anschläge auf ca. hundert Seiten - wenn man wie Hollywood bei der Kategorie "Drama" von einer Drehminute je Seite ausgeht, so bringt es einem jedenfalls in Venice Beach jeder x-beliebige Taxifahrer bei, ist das perfekt. Damit es auch richtig schön aussieht, formatiere ich es für den deutschen Produzenten mit der von mir wegen ihrer Langsamkeit verhassten Drehbuchsoftware "Final Draft". Die ist teuer, weshalb sie nicht jeder hat, und sicher gut, um Drehpläne und Profile der Figuren zu erstellen, ich kann auch Listen ausdrucken, welcher Darsteller wie oft in welchen Dekos gebraucht wird oder nur eine Liste der Motive, aber in meinem Geschäft brauche ich das nicht.
Ich bräuchte die Verbindung mit einer Übersetzungssoftware, die manche Redewendungen erkennt, Orte und andre Wiederholungen einfach schon mal für mich überträgt, das nennt man "Translation Memory". Ich könnte sie vorher verwenden und dann erst auf Final Draft gehen - aber da ist noch der nicht unerhebliche Vorteil zu erwähnen, dass, wenn ich mir schon den Praktikantenjob des Neuformatierens als megagroße Ausnahme für einen Superkunden ans Bein binde, ich das ganz am Anfang mit intensivem Lesen des Buchs verbinde. Kurz: ich kenne nachher wörtlich, was ich übersetze, und könnte es auch diktieren.
Moment mal - es gibt doch auch Diktiersoftware! Ja, die ist leider auch nicht mit nämlicher Drehbuchsoftware kombinierbar oder war es bis vor kurzem. Und für Apple bietet die Firma meines Vertrauens sie auch erst seit letztem Sommer an. Ich merke, ich muss mal wieder mit neuer Technik rumprobieren, indes: derlei macht vorab den Erwerb eines neuen Rechners nötig, kurz: Ich darf dann weniger für super ambitionierten Nachwuchs übersetzen. Die Katze beißt sich hier in den Schwanz.
Erstmal hilft mir copy & paste weiter. Aber Achtung: manches französische Wort kommt als Wortendung vor. Aus einer früheren Phase meiner Drehbuchübersetzerlaufbahn ist mir, und hier muss ich schmunzeln, eine "TAGnée" in Erinnerung, das TAG von der Orts- und Uhrzeitangabe in der Überschrift, das née vom Betonen der Dauer des Wortes la journée, dem zweiten französischen Wort für "der Tag", das den Ablauf, die Dauer betont. Und das war der Arbeitstitel und wurde zum Titel eines Films von Jacob Berger, einem in Paris lebenden Schweizer Regisseur ...
Noch eins gefällig? Von diesmal (daher noch keine 'Urheberangaben'), ich musste sehr grinsen. France -> Frankreich, soweit, so gut. Dann stolperte ich über "soufFrankreich" von la souffrance, das Leiden.
Ja, manchmal leide ich am Land meiner zweiten Sprache ;-
Und das mit der optimalen Drehbuchseitenanzahl vergesse ich liebe gleich wieder, da sollten nur die Anschlagzahlen gelten, wie bei uns in der Übersetzerei auch, denn mir war mal kurz entfallen, dass ein Papierbogen in den USA ja nicht so hoch ist wie bei uns ...
2 Kommentare:
Mensch Caro,
da hast Du doch mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen! Das haben wir alle schon gemacht mit ähnlich ulkigen Resultaten. Und schlimm wird es erst, wenn man die Probleme, die man sich da neu schafft, erst beim Korrekturlesen bemerkt, dann wieder mit C&P arbeitet und es brutalstmöglich verschlimmbessert!
Danke für den schönen Eintrag, you made my day. Hast Du Dragon schon auf Apple laufen sehen? Wann kommt bei Dir die neue Technik?
Bis zum nächsten Stammtisch!
SSSalü sagt: die Jule
Hi Jule,
letztens, auf dem Ü+D-Kongress im Interconti waren die Leute von Dragon da, haben aber nicht speziell die Apple-Kombi vorgeführt. Ich will es auf jeden Fall bald machen ... nachdem ich vor fünf Jahren (auf PC) allerdings das Gefühl hatte, die Software sei nur für Anwälte. Was da zum Teil rauskam bei einem Drehbuch mit Alltagssprache, sehr komisch. Damals bloggte ich noch nicht, hab daher die Beispiele nicht notiert und inzwischen vergessen.
Beim zweiten Versuch gibt's sicher auch noch Fehlläufe ...
Grüß mir mal schön Deine zwei Männer und bis zum nächsten Mal, gerne.
Salllüü, C
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