Heute nur kurz, da es gestern länger wurde. Texte wie der gestrige entstehen nicht an einem Tag. Ich produziere sie, um mich wieder "freizuschreiben", wenn ich in der Arbeit über komische Formulierungen gestolpert bin und sich irgendwann alles gleichermaßen richtig oder falsch anfühlt.
Die Idee zum Blog entstand auch, weil es schwierig ist, dem Nachwuchs unseren Beruf zu erklären.
Hier ein Archivbild über die Schwierigkeit, in der Kabine leise zu sein. Dabei fiel mir nicht auf, was hier da unten links liegt,
<-- genau hier links, da, wo der Kasten mit den Knöpfen endet.
Es ist mein Handy. Hier kommt ein Alltagstrick, den ich mir von den Redakteuren des ZDF abgeschaut habe. Auf der Rückseite meiner Mobiltelefone (ich bin schon zwei Modelle weiter) klebt jetzt immer die eigene Telefonnummer, durch einen Tesafilmstreifen 'gesichert'. Das ist gut für den Fall eines Verlusts, noch besser aber bei Tagungen oder Empfängen, wenn jemand nach einer Handynummer fragt, während ich für jemand anderen dolmetsche. Ich halte, freundlich lächelnd, kurz mein Handy hin.
Warum ich hier keine Visitenkarte gebe? Wenn ich im Namen einer anderen Agentur arbeite, und am Abend zum Beispiel noch Absprachen für den Folgetag zu treffen sind, gebe ich schon mal meine Handynummer raus. Ansonsten gilt: Bin ich für eine andere Firma unterwegs, verweise ich immer auf deren Ansprechpartner. Mein Vorname und meine Kontaktdaten sind dann tabu. Das gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen im Dolmetscherberuf, nennt sich 'Kundenschutz'.
Dies sei auch gerade jüngeren Kolleginnen ins Stammbuch geschrieben. Einmal brauchten wir einmaligen Ersatz für eine dolmetschende Drehbegleitung. Ich suchte recht aufwändig (für lau) - und fand eine fast fertige Absolventin der Interkulturellen Kommunikation der Humboldt-Universität zu Berlin. Naja, von der Firma habe ich leider nie wieder etwas gehört. Logisch, dass die junge Frau nicht auf der Liste jener steht, die wir weiterempfehlen oder mit Aufträgen bedenken.
Und wenn ich im eigenen Namen arbeite, kann ich schon mal bei einem Empfang ohne Visitenkarte dastehen, weil das kleine Päckchen schlicht aufgebraucht ist. Da komme ich mit Trick 17 fürs Handy, wenn wir aus aller Herren Länder zusammenstehen und uns unterhalten, wenigstens nicht in die sonst häufigen Nöte: In welcher Sprache sag' ich's denn nun?
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Foto: Bei der Berlinale
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