Heute wieder der Blick auf meinen Schreibtisch, sorry, das wird technisch. Ich genese von einem kleinen grippalen Infekt und kann mich zu nichts anderem aufschwingen. Für den einen/die andere, die über eine Suchmaschine reinkommt, wird es dennoch von Interesse sein.
Lieber Kollege aus der Fernsehwelt,
Ihr sucht also jemanden, der vom Tschechischen ins Russische dolmetscht, und zwar für den Regisseur eines Dokumentarfilms auf gedrehtes Material draufspricht (overlay).
Gut, abgetippt wurde es bereits. Dann ermittelt doch als erstes die Anzahl der Anschläge inklusive Leerzeichen, das geht über "Word", dann "Extras" anklicken, "Worte zählen", in der dann erscheinenden Liste steht auch diese Zahl.
Eine Normseite zu sprechen "dauert" etwa zwei Minuten, daher der Name, sie hat 30 Zeilen zu 60 Anschlägen, mithin 1800 Anschläge. So könnt Ihr schon mal rausfinden, wie lange Euer Text wohl gesprochen ungefähr dauern wird. Dann müsst ihr bei der Aufnahme noch hin- und herspulen, die Kollegin/der Kollege "setzt" das eine oder andere Mal zwei- oder mehrmals "an", das hängt von Eurem Material ab (Schwierigkeitsgrad, Verständlichkeit, Pausen) und von der Erfahrung des/der Kollegen/Kollegin. So als Durchschnitts-Hausnummer würde ich diese Zeit, in der der Text netto gesprochen werden kann, mal drei rechnen - oder länger, wenn viel Tonschnitte erfolgen, sie/er bei der Abnahme dabei sein muss, also der/die Schnittmeister/Schnittmeisterin auch sprachlich abgehängt ist.
Bei nicht so viel Material sollte der Auftrag bei Euch vor Ort mit einem halben Arbeitstag hinkommen. Merke: Dolmetscher berechnen bei kürzeren Einsätzen auch die An- und Abfahrtszeiten. Handelt es sich indes um ein kompliziertes Thema, in das sich der Regisseur/die Regisseurin erst lang einarbeiten musste, wird es dem dolmetschenden Personal nicht anders gehen. Die Mehrarbeit findet dann zu Hause statt und macht die Differenz zum ganzen Honorartag aus.
Dass Dolmetscher hohe Honorare nehmen, liegt übrigens nicht an der vermeintlich dolmetschertypischen Boshaftigkeit, sein kostbares Wissen nicht einfach so teilen zu wollen, sondern an der langen Ausbildungszeit. Das geht ja Ärzten, Anwälten und anderen fachbedingten Langzeitstudenten nicht anders ...
Insofern bitte nicht sauer sein, sollte der/die Kollege/Kollegin auch bei relativ einfachen sprachlichen Anforderungen (also ohne lange Einarbeitungszeit) auf einem ganzen Honorartag bestehen.
3 Kommentare:
Gute Besserung
wuenscht
Piet
Hi Süße,
wie ging die Sache aus? Haben Sie einen Profi genommen (darum ging's ja wohl indirekt)?
Gruß,
Bine
Ja :-)
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