Sonntag, 26. September 2010

Schnell!

Begeisterung ist etwas Schönes, macht aber viel Arbeit, um ein altes Zitat zu variieren. Ich bin auf einem Designkongress, wir dolmetschen in und aus drei Sprachen. Lorenzo, ein italienischer Designer, ist an der Reihe, er spricht mit Händen und Füßen, weiß, dass er nur zehn Minuten Zeit hat für seine Präsentation. Die Hintergrundgedanken seiner Kollektion, die Herkunft des Materials, die Feinheiten der Ausführung - Lorenzos Informationen geraten nicht nur genau, sondern übergenau, und der Mann wird von Gedanke zu Gedanke schneller!

Ich habe das Gefühl, ein sportliches Ereignis zu dolmetschen, denn alles, was die Italienisch-Kabine auf Deutsch verlässt, wiederhole ich auf Französisch. Das Trommelfeuer der Adjektive will partout kein Ende nehmen. Das Publikum beginnt schon, sich nach uns umzudrehen. Eine Frau, mit der ich mich in der letzten Kaffeepause unterhalten habe, kurbelt erst augenzwinkernd an einer imaginierten Beschleunigungswelle um dann in Lorenzos Richtung besänftigende Gesten zu machen. Doch er sieht nichts, allenfalls seine neue Kollektion.

Das "contre la montre", wie die Geschwindkeitsetappe gegen die Stoppuhr bei der "Tour de France" genannt wird, nimmt gnädigerweise irgendwann ein Ende. Keine von uns Dolmetscherinnen ist in der Sprecherkabine hyperventilierend zusammengebrochen.

Lieber Freund, Sie erhalten dieses Jahr die Medaille für Schnellsprechen. Und nun Kaffeepause und Lüften der Box.

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