Worte fliegen auf, Gedankenschnipsel bleiben hängen, ich schicke anderssprachige Botschaften auf Reise, alles fremde Worte, die ich mir einverleibe und wieder aussende. Ich bin Dolmetscherin und komme mir manchmal vor wie das Luftpersonal der Sprache.
In der Luft zu sein ist schön, das Umschalten, die Landung, sind dafür mitunter hart.
Nach intensiven Arbeitstagen fühle ich mich selbst in Gesellschaft oft einsam. Die Sache ist rasch erklärt, es geht um nicht geringeres als Biochemie: Der Körper hat durch die hohe Konzentration, aber auch durch wiederholte Erfolgserlebnisse mehr Adrenalin und Serotonin ausgeschüttet, als es ihm guttut.
Selbst, wenn ich danach früh ins Bett gehe, zuvor vielleicht in die Badewanne steige um den Sprechkasten im Oberstübchen zu besänftigen und zu früher Nachtruhe anzuregen - erholsamer Schlaf stellt sich danach meist nur langsam ein. Und am nächsten Morgen fehlen einfach die körpereigenen Glückshormone und Aufputschmittel.
Der Kopf ist mau, hat Hirnmuskelzerrungen.
Die Seele ist schlapp, eine Art psychischer Kater stellt sich ein. Wer ruft mich an? Für wen darf ich als nächstes in die Bütt? Her mit den Vokabellisten, ich will kampflernen, auf Termin!
Aber nein, jetzt ist erstmal wieder Bodenhaftung angesagt, aber noch immer hänge ich in der Luft. Ready for landing, three hundred ... two hundred ... one hundred ... retard, retard ...
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Foto: J. Strassburg
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