Dienstag, 17. August 2010

Von der Wirkmächtigkeit mancher akademischer Diskurse

In der Kabine stöhnen wir mitunter sehr. Hier geht es weiter mit der aktiven Sommerpause und Rückblicken auf im Alltag Berliner Dolmetscher Erlebtes und Erlittenes.
"Die Möglichkeit, auf gewisse, von der Wissenschaft bislang noch vernachlässigte Erkenntnismerkmale zu rekurieren, die das Verständnis von Qualitätssicherung von sozialer Arbeit im schulischen Kontext aus der Sicht der verwalteten Subjekte rezipierbar machen könnten, ist in seiner Wirkmächtigkeit bislang weit unterschätzt, was vor allem auf die Skepsis gegenüber einem „wahren“ Diskurs über die urbane Alltagssituation und eine daraus zwingend folgende Verlagerung des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses auf mehrere, z.T. auch konfligierende objektbezogene Diskurse, die die Stadt jedoch in immer komplexitätsreduzierender Form darstellen und damit die Widersprüchlichkeit der einzelnen Stadt-/Umwelt-/Sozialisierungsdiskurse in ihrer akademischen Prägnanz mindern könnten, zurückgeführt werden kann."
Dieser (minimal veränderte) Satz befindet sich mit seinen gut 800 Anschlägen auf einem Din-A-4-Blatt. Es handelt sich um eine Seite Redemanuskript zu 60 Anschlägen inklusive Leerzeichen, davon befinden sich 30 Zeilen auf einem Blatt, dafür wäre die normale Sprechzeit zwei Minuten. Das Papier weist gut 1600 Anschläge auf - und zwei Punkte. Nochmal, es lässt sich sonst zu leicht überlesen: Zwei Mal wird hier auf einer Seite ein Satz beendet. Das Papier ist Teil eines 18-seitigen Konvoluts. Der Redner hat genau zwanzig Minuten Zeit für seinen Kongressbeitrag. Das Redemanuskript war uns in der Kaffeepause aufs Pult der Dolmetschkabine gelegt worden.

Und jetzt kommen die Preisfragen:
1° Wie lang wird der Redner in etwa sprechen? (Sie haben den Abschnitt eben gelesen und müssten auf die Frage spontan und ohne erneutes Lesen antworten können.)
2° Was hat uns der Redner damit sagen wollen? (Hier dürfen sie gerne den zitierten Satz so oft lesen, wie sie wünschen. Vielleicht finden Sie ja was.)

Der Preis ist ein Dreigangmenü bei uns zu Hause, irgendwann im Herbst. Falls die Aufgaben nicht gelöst werden können, entscheidet das Los.

2 Kommentare:

Holger hat gesagt…

Hm, 20 Minuten Redezeit ... und die Wissenschaftler sollen ihre Theorien überdenken, oder?
Gruß, Holger

Vega hat gesagt…

Hi Caro,
wie lange der Redner spricht, hängt ganz von seiner gesellschaftlichen Rolle ab. Wer ist er (oder sie)? Institutsleiter/-in oder Assistent/-in?
Gruß,
Bine