Freitag, 6. August 2010

Gestenforschung

Hallo und Willkommen beim ersten Weblog Deutschlands, der in der Dolmetscherkabine entsteht. Hier denke ich öffentlich über die Grundlagen unserer Arbeit nach ... und über das, was mir in Sachen Sprache, Kultur und Kommunikation sonst noch so auffällt. 

Im Tagesspiegel stand vorgestern ein spannender Artikel mit dem Titel "Wenn Körper sprechen".
Es ist der Bericht über eine Konferenz der Internationalen Gesellschaft für Gestikforschung (ISGS), in der sich Neurowissenschaftler, Anthropologen und Linguisten zusammenfinden. Dem Artikel von Anna-Lena Scholz zufolge wurde bei der Konferenz unter anderem darüber diskutiert, inwiefern Gesten zum integralen Bestandteil von Aussagen zählen. Prof. Cornelia Müller von der Viadrina (Frankfurt/Oder) wird mit dem Zitat vorgestellt, dass es "nach dieser Konferenz (...) schwierig für die Linguisten [sein wird] zu behaupten, dass Sprache nur aus Wörtern besteht. Vielmehr sind komplexe Körpergesten am Prozess der Bedeutungsproduktion mit beteiligt.“

Wir Dolmetscher wissen das schon lange. Deshalb brauchen wir ja aus den Dolmetscherkabinen heraus unverstellte Sicht auf "unsere Sprecher". Auch, dass zu den unterschiedlichen Sprachen unterschiedliche Gesten gehören, die im besten Falle beim Erlernen der Vokabeln im Land, in dem die jeweilige Sprache gesprochen wird, mit gelernt werden. Als Dolmetscher sehen wir uns ja in den Pausen auch beim Sprechen zu, und es überrascht selbst Profis wie uns manchmal noch: Beim Wechsel der Sprache wechseln zumeist auch die Gesten, so sehr gehören diese zum jeweiligen Idiom dazu.

Die nächste Konferenz der ISGS findet 2011 in Lund statt. Mal sehen, vielleicht hab ich dann ja Zeit und mache Sommer 2011 einen Kurzurlaub in Schweden.

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