Bienvenue auf den Seiten einer Spracharbeiterin. Wie Übersetzerinnen, Übersetzer, Dolmetscherinnen und Dolmetscher arbeiten, können Sie hier in loser Folge mitlesen. Meine Sprachen sind Französisch und Englisch (Letzteres nur als Ausgangssprache). Heute schauen wir kurz ins Wörtermuseum und betrachten ein besonderes Exponat!
Der Begriff heute ist ein Exponat der Zukunft. Ich hoffe, dass der Begriff sehr schnell verschwindet. Vorhang auf für:
Gehört habe ich den Begriff zum ersten Mal in den 1990-er Jahren. Mit dem Mauerfall, der Treuhand, dem Wiederaufbau und Synergieeffekten wuchsen viele Begriffe aus der Ökonomie in die Alltagssprache hinein. Daran erinnere ich mich noch sehr gut.
Das Nullsummenspiel
In Berlin wird der Haushalt gekürzt. Ich habe Nachbarinnen und Freunde, die arbeiten im Freizeitbereich und in der Schulsozialarbeit. Die betroffenen Schulsozialarbeiter:innen haben sich inzwischen an die Elternschaft gewendet, aber das reicht wohl nicht. Vor allem die Verträge der Kreativen, die für ihre wertvolle Arbeit mit den Kindern oft nur sehr bescheidene Summen erhalten haben, bekommen derzeit ihre Verträge nicht verlängert. Eine nicht namentlich genannte Direktorin soll gesagt haben: "Sie dürfen natürlich gerne weitermachen, aber eben ohne Honorar!"
80 Prozent der Externen, die an der Schule mitarbeiten, Musikateliers anbieten, Schultheater, Hausaufgabenbetreuung, Projektwochen organisieren und Seminare anbieten, sind übrigens Frauen. (Auch ich habe dort schon mitgearbeitet.) Den Kommentar eines der männlichen Elternvertreter aus vermögenden Verhältnissen, von dem eine Freundin berichtet hat, möchte ich hier nicht zitieren, er klingt nach "Tradwifes" und 1950-er Jahre. Auch betroffen ist das Management von nichtkommerziellen Kulturorten, also Kinder- und Jugendtheaterspielstätten, manche Schulsozialarbeiter:innen "werden auch gegangen", nichts gleichzeitig, immer schön mit Wochen und Monaten Abstand, damit keine Unruhe entsteht.
Der Begriff Nullsummenspiel besagt, dass am Ende genauso viel oder wenig Geld ausgegeben worden ist wie zuvor. Allerdings muss ich zu den Berliner Umtrieben sagen: Das sieht rein ökonomisch nach Einsparungen aus und ist vielleicht mittelfristig ein Nullsummenspiel, langfristig ist es ein Verlustgeschäft!
Kinder, die keine gute Ausbildung haben, werden später schlechter ihr Geld verdienen, geraten in Abhängigkeiten wovon auch immer, letzten Endes vielfach des Staates. Sozialarbeit, Zuschüsse zum Lebensunterhalt, Gerichte und Gefängnisse sind unter dem Strich teurer als eine vernünftige Sozial- und Bildungsarbeit. Auch hier sollten uns die USA ein warnendes Beispiel sein.
Wer an Kindern der Armen spart,
versündigt sich an der Zukunft aller.
Wir brauchen wieder Politiker:innen, die sich für alle Schichten der Gesellschaft engagieren. Denn in den reichen Westbezirken können Schulvereine, Spender:innen und die Elternschaft die Kürzungen abfedern. Entscheidungen wie jene, die gerade in Berlin getroffen worden sind, sind unsozial und machen Menschen ohne große ökonomische Macht noch ärmer!
Sechs, setzen!
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Idee: H.F.
Idee: H.F.
1 Kommentar:
Vor allem haben viele der Theaterleute sich durch ein Extrastudium der Theaterpädagogik dafür qualifiziert und finanzieren so ihren Lebensunterhalt mit, weil in der hauptberuflichen künstlerischen Tätigkeit in der Off-Szene nur projektbezogen (wenig) Geld verdient werden kann, der ganze Bereich ist unterfinanziert. Es bricht also mit den Kürzungen in der Jugendkulturarbeit Geld zum Lebensunterhalt von Kreativen weg, ohne die ein Teil der Kulturszene nicht denkbar ist. Einer Kulturszene, die mehr Geld mobilisiert, als sie an Förderungen erhält, die Touristen anzieht und den Ruf der Stadt ausmacht. Wirtschaftlich die komplett falschen Entscheidungen.
UND DIE BEHÖRDEN WISSEN DAS!
Gruß, Bine
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