Wie wir Dolmetscherinnen und Dolmetscher, Übersetzer und Übersetzerinnen leben und arbeiten, ist hier seit 2007 Gegenstand. Ich beobachte von Berufs wegen unsere Zeit, die Moden und Traditionen sehr genau. In der Biografie unserer Familie überschneidet sich etliches.
Als Kind wurde ich in eine Familie mit deutsch-französischen Bezügen hineingeboren, genauer: Westfalen, Sachsen, Ostpreußen — und Reims. Mein Geburtsort liegt in Hessen, nicht weit entfernt von der Stadt, aus der die westsächsischen Kaufleute, meine Urahnen, im 19. Jahrhundert in den Osten aufgebrochen waren. Und jetzt schlägt der Genius loci zu, der Spirit eines Ortes. Als geborene Hessin liebe ich "Frankfurter Grüne Soße". In meinem Blog schreibe ich zum zweiten Mal darüber. Hier der erste Text.
Gründonnerstag ist einer der ersten Tage im Frühjahr, an dem "Grie Soß" aufgetischt werden kann. Zum grünen Tag passt die grüne Sauce ganz hervorragend. Dazu wird idealerweise im Wochenabstand jeweils ein weiteres Kraut vorgezogen bzw. gesät, damit alles zeitgleich zu ernten ist. Sieben Kräuter sind dazu nötig, und zwar: krause Petersilie, Kerbel und viel Schnittlauch, dann Sauerampfer, der die Sache schön frisch und leicht säuerlich macht. Borretsch, auch "Gurkenkraut" genannt, bringt Gurkenaroma mit rein. Kresse und Pimpinelle ergänzen das Gesamtaroma.
Das Ganze muss gewaschen, das Restwasser ausgeschüttelt und die Kräuter abgetupft werden. Meistens werden da bei 200 Gramm Kräutern zwei bis drei Geschirrtücher nass. Erst grob schneiden, dann fein. (Manche, oh Sakrileg, nutzen dazu die Messer der Küchenmaschine, die alles so zerfetzen, dass es strohig zu werden droht.) Am Ende wird es in ein Quark-Joghurt-Gemisch gerührt, zu dem jede Familie die eigene Zusammensetzung hat (unsere unten).
Borretsch gilt übrigens als giftig, aber nur in größeren Mengen. Statt des Borretschs lässt sich ein kleines Stückchen Gurke ohne Schale mit kleinwiegen. Auch Kerbel ist nicht bei allen beliebt, gerne weglassen. Das frische Aroma vom Borretsch können Dill und Zitronenmelisse ersetzen. Aus sieben Kräutern werden plötzlich acht (oder neun).
P.S.: Auch wenn wir ihn nicht mehr essen, haben wir den Borretsch im Garten stehengelassen. Seine blauen Blüten sind bei den Bienen sehr beliebt.
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Fotocollage: C.E.
Als Kind wurde ich in eine Familie mit deutsch-französischen Bezügen hineingeboren, genauer: Westfalen, Sachsen, Ostpreußen — und Reims. Mein Geburtsort liegt in Hessen, nicht weit entfernt von der Stadt, aus der die westsächsischen Kaufleute, meine Urahnen, im 19. Jahrhundert in den Osten aufgebrochen waren. Und jetzt schlägt der Genius loci zu, der Spirit eines Ortes. Als geborene Hessin liebe ich "Frankfurter Grüne Soße". In meinem Blog schreibe ich zum zweiten Mal darüber. Hier der erste Text.
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| Das Rezept ist einfach, erfordert aber Geduld |
Gründonnerstag ist einer der ersten Tage im Frühjahr, an dem "Grie Soß" aufgetischt werden kann. Zum grünen Tag passt die grüne Sauce ganz hervorragend. Dazu wird idealerweise im Wochenabstand jeweils ein weiteres Kraut vorgezogen bzw. gesät, damit alles zeitgleich zu ernten ist. Sieben Kräuter sind dazu nötig, und zwar: krause Petersilie, Kerbel und viel Schnittlauch, dann Sauerampfer, der die Sache schön frisch und leicht säuerlich macht. Borretsch, auch "Gurkenkraut" genannt, bringt Gurkenaroma mit rein. Kresse und Pimpinelle ergänzen das Gesamtaroma.
Das Ganze muss gewaschen, das Restwasser ausgeschüttelt und die Kräuter abgetupft werden. Meistens werden da bei 200 Gramm Kräutern zwei bis drei Geschirrtücher nass. Erst grob schneiden, dann fein. (Manche, oh Sakrileg, nutzen dazu die Messer der Küchenmaschine, die alles so zerfetzen, dass es strohig zu werden droht.) Am Ende wird es in ein Quark-Joghurt-Gemisch gerührt, zu dem jede Familie die eigene Zusammensetzung hat (unsere unten).
Borretsch gilt übrigens als giftig, aber nur in größeren Mengen. Statt des Borretschs lässt sich ein kleines Stückchen Gurke ohne Schale mit kleinwiegen. Auch Kerbel ist nicht bei allen beliebt, gerne weglassen. Das frische Aroma vom Borretsch können Dill und Zitronenmelisse ersetzen. Aus sieben Kräutern werden plötzlich acht (oder neun).
Wer das ganze Jahr über "Grüne Soße" essen möchte, muss einiges regelmäßig neu aussähen. Oder aber ein Päckchen in gutsortierten Markthallen mit großer Auswahl kaufen, alternativ im Feinkostladen, aber in Berlin ist das höchst selten zu ergattern! Ab und zu bringt jemand so ein Kräuterpäckchen aus Frankfurt/Main mit. Oft genug bin ich das selbst.
Grundsauce:250 Gramm Quark (20 % Fettanteil), 125 Gramm Sauere Sahne oder Schmand, 500 Gramm gerührter Naturjoghurt (3,5 %), bei anderem erst die Molke abtropfen lassen. Dazu kommen 2 EL Mayonnaise, 3 EL Olivenöl, 1 EL Essig oder Zitronensaft, Kräutersalz, etwas Muskat und Pfeffer. Alles mit dem Schneebesen sämig rühren, dann die Kräuter hinzu. Sonntagsvariante: mit kleingehacktem, hart-gekochtem Ei (pro Nase eins), das aber auch separat serviert werden kann. "Grie Soß" mit Pellkartoffeln und etwas Feldsalat serviert ist eine komplette, wundervolle Mahlzeit!
Grundsauce:250 Gramm Quark (20 % Fettanteil), 125 Gramm Sauere Sahne oder Schmand, 500 Gramm gerührter Naturjoghurt (3,5 %), bei anderem erst die Molke abtropfen lassen. Dazu kommen 2 EL Mayonnaise, 3 EL Olivenöl, 1 EL Essig oder Zitronensaft, Kräutersalz, etwas Muskat und Pfeffer. Alles mit dem Schneebesen sämig rühren, dann die Kräuter hinzu. Sonntagsvariante: mit kleingehacktem, hart-gekochtem Ei (pro Nase eins), das aber auch separat serviert werden kann. "Grie Soß" mit Pellkartoffeln und etwas Feldsalat serviert ist eine komplette, wundervolle Mahlzeit!
P.S.: Auch wenn wir ihn nicht mehr essen, haben wir den Borretsch im Garten stehengelassen. Seine blauen Blüten sind bei den Bienen sehr beliebt.
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Fotocollage: C.E.

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