Freitag, 5. Dezember 2025

Bonjour

... und herz­lich will­kom­men! Als erfahrene Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin („se­nior in­ter­pr­eter“) und Über­set­ze­rin bin ich seit bald 20 Jah­ren in Deutsch­land, Frank­reich und in an­de­ren Län­dern Eu­ro­pas tä­tig — meist mit Fran­zö­sisch und Deutsch als Ar­beits- und Ziel­spra­che. Als Teil ei­nes Netz­werks kann ich Ih­nen auch bei der Su­che nach Un­ter­stüt­zung in an­de­ren Spra­chen hel­fen

Treppe, Jalousien, Fenster, Garten im Herbst
Herz­lich Will­kom­men!
Sie su­chen Kom­mu­ni­ka­tions­pro­fis fürs Dol­met­schen oder für schrif­tl­iche Ar­bei­ten? Nach vielen Jah­ren in Frank­reich und den ein­schlä­gi­gen aka­de­mi­schen Stu­dien sitze ich in der Fran­zö­sisch­ka­bi­ne. Schrift­lich ar­bei­te ich ins Deut­sche, auch aus dem Eng­li­schen.

Allein oder im Team be­glei­te ich De­le­ga­tio­nen und ar­bei­te auf Kon­fe­ren­zen, in Mi­nis­te­rien, Bot­schaf­ten oder am Film­set ... für Po­li­tik, Un­ter­neh­men und Pri­vat­leu­te.

Schwer­punk­te: Ak­tu­el­les, In­dus­trie, Wirt­schaft und Kul­tur, Land­wirt­schaft, krea­ti­ve Pro­jek­te, Ur­ba­nis­mus und Bau, Ener­gie und Me­dien so­wie Ki­no, vom Ex­po­sé über Dreh­buch und Pro­duk­tions­dos­sier bis zum Pres­se­heft. Ich tex­te auch.

Mit ei­ner ers­ten Kon­takt­mail an caroline@adazylla.de kön­nen Sie ei­nen te­le­fo­ni­schen Be­ra­tungs­ter­min ver­ein­ba­ren, um Ih­ren Be­darf ab­zu­klä­ren. (Ich ant­wor­te spä­tes­tens nach zwölf Stun­den.)

Ich bie­te an: Si­mul­tan (fast zeit­gleich), Kon­se­ku­tiv (zeit­ver­setzt), Flüs­ter- und Be­gleit­dol­met­schen, Büh­nen­dol­met­schen, Spre­cher­ka­bi­ne (Ton­auf­nah­men), Dia­log­Coa­ching für Film und Büh­ne, Fern­dol­met­schen.

Dol­met­schen lebt von Fach­kom­pe­tenz, Hin­ter­grund­wis­sen und Er­fah­rung. Ger­ne bin ich Ih­re Brü­cke zwi­schen der deutsch- und fran­zö­sisch­spra­chi­gen Welt — fle­xi­bel und punkt­ge­nau! Vor Ort oder mit On­line-Ex­per­ti­se: Mein Ein­satz ga­ran­tiert Ih­nen Ver­ständ­lich­keit oh­ne Miss­ver­ständ­nis­se.

Doch ge­na­u­so gern un­ter­stüt­ze ich klei­ne­re In­iti­a­ti­ven, per­sön­li­che Be­geg­nun­gen oder punk­tu­el­le Ein­sät­ze, denn auch bei die­sen sind Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, gu­te Vor­be­rei­tung und ei­ne aus­ge­bil­de­te Stim­me ge­fragt.

Jetzt pla­nen — Er­folg si­chern!
Dol­met­schen ist mehr als Spra­che: Prä­zi­si­on, Kon­text, Wis­sen um Sprech­ab­sich­ten, Hin­ter­grund, Takt­ge­fühl und Er­fah­rung. Si­chern Sie sich mei­ne oder un­se­re pro­fes­sio­nel­le Un­ter­stüt­zung!

Herz­li­che Grü­ße,
Ca­ro­li­ne Eli­as

P.S.: Wir sind nicht nur Sprach­ar­bei­te­rin­nen und Sprach­ar­bei­ter, son­dern be­ob­ach­ten auch die Welt. Hier dür­fen Sie in mei­nem Ar­beits­ta­ge­buch mit­le­sen. Die­se Sei­te ist für das Web­la­y­out op­ti­miert, sonst dro­hen Text­pas­sa­gen hin­ter den Fo­tos zu ver­schwin­den.

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Fo­to: C.E.

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Nachhaltiges Jahresende

Seit fast zwei Jahr­zehn­ten bin ich als Dol­met­sche­rin Deutsch ↔ Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­li­schen un­ter­wegs. Ganz gleich, ob auf Kon­fe­ren­zen, bei De­le­ga­tio­nen oder in Work­shops — ich sor­ge da­für, dass Wor­te an­kom­men. Hier den­ke ich über die Ja­hres­zeit nach.

Der­zeit geht viel mit W. los: Es­sen, Fei­er, Mu­sik, Märk­te. Mir ist das zu­viel der Hei­lig­keit. Das christ­li­che Fest, das an das hei­dnisch­e Lich­ter­fest zur Win­ter­son­nen­wen­de an­dockt, ist ge­müt­lich und schön, auch die Rau­näch­te: Fa­mi­lie und Freun­de tref­fen ein­an­der, tau­schen Ide­en und Bü­cher, le­sen, ko­chen und es­sen ge­mein­sam, hö­ren Mu­sik. Al­les schön, bis auf das Brim­bo­ri­um da­vor!

Mir ging die Vor­weih­nachts­freu­de per­dü, seit nor­mal wur­de, dass die ers­te Ar­ma­da an Scho­ko­ni­ko­läu­sen an den letz­ten Som­mer­ba­de­ta­gen in die Su­per­märk­te ein­mar­schiert. Me­ga­hit­ze weg, zack!, die Aus­la­gen vol­ler Nasch­kram fürs Jah­res­en­de. Das ers­te Weih­nachts­es­sen war die­ses Jahr am 19. 9. an­be­raumt, das ist ge­ra­de noch Spät­som­mer. Durch die Co­ro­na-Kri­se hät­ten vie­le Re­stau­rants für im­mer ge­schlos­sen, hieß es, es müs­se lang­fris­tig ge­plant und re­ser­viert wer­den. (Muss so­was dann „Weih­nachts­fei­er“ hei­ßen?)

Klar, den gan­zen Sums re­gelt der Markt, und der ist groß. Aber die Au­to­mo­bil­in­dus­trie (Ver­bren­ner!) und der Weih­nachts­markt (ech­ter Stroh­stern und mund­ge­bla­se­ne Ku­geln) sind doch nicht das Rück­grat der deut­schen Wirt­schaft! Au­ßer­dem ha­ben wir doch erst Ad­vent! Be­griff und Ge­dan­ke da­hin­ter schei­nen nur in -ka­len­der, -kranz oder -ge­steck für die Sonn­ta­ge vor Weih­nach­ten über­lebt zu ha­ben. Seit En­de Ok­to­ber über­all Weih­nachts­bäu­me in vol­lem Or­nat: Das war frü­her nicht so.

Mit den Jah­ren hat bei mir aber die Ge­las­sen­heit ge­won­nen, viel­leicht ei­ner der Vor­zü­ge des Alt­wer­dens: die iro­ni­sche Dis­tanz­ung. Als Lin­gu­is­tin ist mei­ne Freu­de über kind­li­che Wor­te wie „ein Be­griff mit drei Z“, der Az­venz­kranz, un­ver­än­dert frisch. Das ist kein be­lie­bi­ger Witz, son­dern selbst ge­hört von ei­nem der Brü­der.

Buy local
Gese­hen in Ber­lin, gilt über­all

Am Tag der Ta­ge hän­gen wir his­to­ri­schen Schmuck in die Zim­mer­pal­men, denn einst, im ge­lob­ten Land, gab es kei­ne Tan­nen. Die Pal­me ist al­so der Baum der Sai­son. Hin­zu kommt das, was zar­te Kin­der­hän­de fa­bri­zie­ren an den Stät­ten ih­rer Bil­dung. Nur die Fräu­leins be­kom­men, weil sie es wie al­le ha­ben dür­fen, ih­ren Baum.

Zum Fest der Fes­te tau­schen wir Bü­cher und Zeit. Gro­ße Wunsch­ge­schen­ke macht sich je­de(r) selbst.

Trau­rig, das? Nein. Es be­wahrt uns vor Fehl­käu­fen (und macht uns nur selbst ver­ant­wort­lich).

Ich schen­ke mir die­ses Jahr ei­nen lan­gen, war­men Man­tel (schon pas­siert, Lamm­fell, lang, in­nen lei­der Plas­tik­flausch, der Floh­markt­tausch ge­gen zwei al­te Fell­män­tel ging zu schnell), viel­leicht ei­nen al­ten, schma­len Kü­chen­schrank. Für den über­lan­gen Flur gibt's Un­ter­schrän­ke fürs Fa­mi­lien­ar­chiv und für Bett- und Tisch­wä­sche. Dann ei­ne Ver­eins­grün­dung, an der ich mit­wir­ke, und Stun­den für ei­nen an­de­ren Ver­ein, al­les gu­te In­hal­te, so­wie Glüh­wein­zeit und Keks­ba­cken mit Freun­din­nen, last but not least Kon­zer­t­be­su­che.

En fa­mi­lle be­deu­tet das Jah­res­en­de oh­ne Stress. Wir schenk­en auch al­te, ge­erb­te Sa­chen, viel­leicht bald zwei his­to­ri­sche Holz­schat­ul­len für die klei­nen Fräu­leins. Wir ha­ben in­ner­fa­mi­liär ne­ben den Buch­ga­ben zum Jah­res­en­de fast ei­nen klei­nen Wett­be­werb, was prak­tische Ga­ben an­geht. Die „Grü­ne Pal­me“ ging mal an form­schö­ne Luft­be­feuch­ter aus of­fen­po­ri­ger Ke­ra­mik. Nur kein Chi­chi!

Oh­ne Ver­ab­re­dung hat sich die Fünf-R-Re­gel ein­ge­schli­chen, hier ein we­nig er­gänzt. Da­bei geht es dar­um, den öko­lo­gi­schen Fuß­ab­druck zu ver­rin­gern und un­se­re Le­bens­wei­se an die glo­ba­len Gren­zen ein we­nig an­zu­pas­sen. Es fol­gen die Grund­sät­ze ei­ner zir­ku­lä­ren Wirt­schaft auf Haus­halts­ebe­ne.

The 7 Rs of sustainability
Recycle, reuse, reduce, refuse, rot, repurpose or regional.

Re­cy­cle: Pfand- und Glas­ge­fä­ße zu­rück in den Kreis­lauf, al­so von Ge­trän­ken, Yo­ghurt, Mar­me­la­de … In mei­nem selbst­or­ga­ni­sier­ten Bio­la­den ge­ben wir auch gro­ße Vor­rats­ge­fä­ße ab, in de­nen un­ver­pack­ter To­fu trans­por­tiert wer­den kann. 
Reu­se
, na­tür­lich. In Sa­chen Kin­der­klei­dung bin ich oft die Sher­pa zwi­schen di­ver­sen Haus­hal­ten. Dann sind da die al­ten Mö­bel ...
Re­du­ceja: Nach der Auf­lö­sung un­se­res El­tern­hau­ses wer­de ich wei­ter re­du­zie­ren. We­ni­ger ist oft mehr, aber nicht im­mer bei His­to­ri­schem. Der Teil des Auf­satz­ma­te­ri­als mei­nes Va­ters, aus dem ich et­was ma­chen kann, wur­de ge­ret­tet. 
Re­fu­se: Der Blick ei­nes Liebs­ten, der mal mit ei­nem rie­si­gen le­der­nen Na­gel­pfle­ge­set an­kam, ob­wohl ich, die ich stän­dig rei­sen muss, längst ein leich­tes Rei­se-Set be­saß! Ich: „Nimm’s mir nicht übel, aber das ist nichts für mich! Be­hal­te es für je­man­den, für die oder den es per­fekt ist!“
Rot
, EN für „ver­rot­ten“: Als Hin­ter­hof­gärt­ne­rin war mein ers­ter Schritt ein Kom­post;
Re­pur­pose
wie Umnutzen oder U wie Up­cy­cling: Mums Ha­cken­por­sche ist ka­putt, aber nur die Ta­sche, das Ge­stell ist per­fekt. In der ru­hi­gen Zeit wer­de ich aus al­ten Jeans ei­ne neue Ta­sche nä­hen.
Re­gio­nal: Ger­ne schen­ke ich Hand­stul­pen oder Schals aus ei­ner Stric­ke­rei um die Ec­ke, bei Any­onion in der Bürk­ner­stra­ße, es lässt sich auch per Post bes­tel­len. Oder Sa­chen vom W-Markt der Ver­ei­ne.

Und es wird mir ein Fest sein.

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Fotos:C.E.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

KI-Fingerabdruck

Bon­jour, hel­lo und Will­kom­men! Sie le­sen hier auf den Blog­sei­ten ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, auf de­nen über den All­tag hin­ter den Ku­lis­sen des Dol­met­schens be­rich­tet wird. — KI-Mittwoch, heu­te nur kurz.

Nicht, dass mir der Stoff aus­ge­hen wür­de, im Ge­gen­teil. Wie aus in­ter­nen Quel­len zu er­fah­ren ist, wer­den KI-Aus­wür­fe von der KI selbst und von Such­ma­schi­nen her­ab­ge­stuft, so­fern sie sie er­ken­nen. Ein Er­ken­nungs­merk­mal ist, dass als Ver­gan­gen­heits­form fast nur Per­fekt vor­kommt. Ein an­de­res sind die vie­len Ge­dan­ken­stri­che, die häu­fig auch in der Form von lan­gen Stri­chen da­her­kom­men, dem Ge­viert­strich, auf Eng­lisch em dash. Der Be­griff lei­tet sich aus der Ty­po­gra­fie her und be­zieht sich auf ei­ne tra­di­tio­nel­le Maß­ein­heit, die als „em“ be­zeich­net wird.

Roboter am Tisch, Kopfhörer, Laptops
Digitales in Reihe
In der Zeit des Blei­sat­zes be­schrieb ein „em“ die Brei­te ei­nes ein­zel­nen Schrift­blocks, al­so des Groß­buch­sta­bens M in der je­wei­li­gen Schrift­art und -grö­ße.

Der deut­sche Ge­dan­ken­strich hin­ge­gen ist ein Halb­ge­viert­strich, deut­lich län­ger als ein Bin­de­strich und kür­zer als ein Ge­viert­strich, au­ßer­dem von Luft um­ge­ben. (Ei­ne Über­sicht hier: klick!, denn die Bei­spie­le wer­den von blog­ger.com lei­de al­le ver­zerrt.)

Wei­te­re Mo­men­te, die dar­auf hin­wei­sen, dass ein Text wahr­schein­lich von der KI ge­schrie­ben wor­den ist, sind:

1. Deut­lich zu glat­te, zu gleich­mä­ßi­ge Spra­che, zu höf­lich, ex­trem struk­tu­riert wie ein Schul­buch, oh­ne Tipp­feh­ler (oder fast oh­ne);
2. Mus­ter­gültig struk­tu­rier­te Aus­füh­run­gen, skla­visch ab­ge­ar­bei­tet, fast ei­ne „Über­struk­tu­rie­rung“ mit In­tro, drei Punk­ten, Fa­zit, evtl. Aus­blick;
3. Da­mit kon­tras­tie­rend auf­fäl­li­ge Stil­brü­che mit Be­grif­fen un­ter­schied­li­cher Sprach­ni­veaus, sprin­gen­der Ton;
4. Ab­we­sen­heit ei­ner ei­ge­nen Per­spek­ti­ve, von per­sön­li­chen Schil­de­run­gen, Ecken und Kan­ten, ästhe­ti­schen Ri­si­ken, Wort­spie­len, das Gan­ze wirkt dis­tan­ziert, „vie­le Men­schen emp­fin­den …“;
5. Wie­der­ho­lun­gen, All­ge­mein­plät­ze, zu viele Flos­keln und Ver­all­ge­mei­ne­run­gen wie „ins­ge­samt lässt sich sa­gen …“, „dem­ge­gen­über fällt auf, dass …“, „ein wich­ti­ger Aspekt ist …“, „zu­dem lie­ße sich be­mer­ken …“;
6. Man­che Aus­sa­gen wer­den un­nö­tig breit er­klärt oder mehr­fach leicht um­for­mu­liert;
7. Lo­gi­sche oder fak­ti­sche Un­ge­nau­ig­kei­ten wie fal­sche Jah­res­zah­len, er­fun­de­ne Quel­len, fal­sche De­tails;
8. Auf­fäl­lig gleich­för­mi­ge Satz­rhyth­men und syn­tak­ti­sche Mus­ter, kei­ne ab­rup­ten Kurz­sät­ze, kaum el­lip­ti­sche Wen­dun­gen, we­nig Va­ria­ti­on im Takt bzw. feh­len­de ei­ge­ne „Mu­si­ka­li­tät“;
9. Schein­prä­zi­si­on: Aus­sa­gen wir­ken prä­zi­se, blei­ben aber in­halt­lich leer (z. B. „un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen zeigt sich …“) im Un­ter­schied zu Flos­keln, die eher ver­bin­den­de Füll­wör­ter sind;
10. Feh­len­de ar­gu­men­ta­ti­ve Span­nung: kei­ne Zwei­fel, kein Wi­der­spruch, kei­ne Rei­bung, keine ab­rup­ten Per­spek­ti­ven­wech­sel, nur li­nea­res Ab­ar­bei­ten des fest struk­tu­rier­ten Plans.

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund)

Dienstag, 2. Dezember 2025

Die argen Touren ...

... man­cher „Agen­tu­ren“ ner­ven nur noch. Sol­che Fir­men mö­ge bit­te der Erd­bo­den ver­schluc­ken! Heu­te: 85,66 Pro­zent Pro­vi­sion! Und es geht noch schlim­mer. Das The­ma braucht Auf­merk­sam­keit.

Hel­lo, bon­jour & hallo auf den Sei­ten mei­nes Web­logs. Den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­sche­rin fin­den Sie seit bald 20 Ja­hren auf die­sen Sei­ten skiz­ziert. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch. Ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und aus dem Eng­li­schen, und ich über­set­ze auch.

Ges­tern Mit­tag lan­det ei­ne WICH­TIG-EILT-SO­FOR­TI­GE-VOR­LA­GE-Mail in mei­nem Post­kas­ten.

URGENT REQUEST | Consecutive on site interpreting | 02.12.2025 | 12:30 – 13:30 | Moabit Prison, Alt-Moabit 12a, 10559 Berlin | There are no special requirements for the project or the interpreter.
Ein echtes Beispiel
Ich ha­be links al­les un­kennt­lich ge­macht, was die Fir­ma ver­rät, nur sie selbst könn­te sich er­ken­nen. Der Vor­gang ist symp­to­ma­tisch: Ei­ne eng­li­sche Li­mi­ted, die Sach­be­ar­bei­te­rin sitzt in der Re­pu­blik Mol­dau und ruft mich spä­ter noch mit ei­ner bel­gi­schen Te­le­fon­num­mer an. Bei der Grün­dung der Fir­ma 2002 hat viel­leicht der bel­gi­sche Markt im Fo­kus ge­stan­den. Es gibt meh­re­re Län­der­fi­lia­len; in min­des­tens vier Län­dern mit gu­ten Haupt­stadt­ad­res­sen.

Ich ant­wor­te knapp: 150 Eu­ro die Stun­de, die An­fahrts­zeit zählt zu 100 Pro­zent, CV: Stu­di­um in Pa­ris und Ber­lin, 20 Jah­re Be­rufs­er­fah­rung.

Nor­ma­ler­wei­se fra­gen un­se­re­i­nen die Ver­tei­diger di­rekt an.

Dann rech­nen wir dem Staat ge­gen­über nach JVEG ab, de­kli­niert: Jus­tiz­ver­gü­tungs- und Ent­schä­di­gungs­ge­setz, es sieht 93 Eu­ro die Stun­de vor. Die Fahrt­zeit zählt mit. Be­rech­nungs­grund­la­ge ist schlicht der gan­ze Zeit­raum, in dem un­se­re­i­ne/r nicht am Schreib­tisch sit­zen kann. Lo­gisch, oder?

Werde ich hier pri­vat an­ge­fragt, weil Geld vor­han­den ist, oder weil der Ter­min schon mor­gen ist? Oder hat die Agen­tur den Auf­trag über ein Ge­richt er­gat­tert? Denn im­mer mehr Ge­schäfts­stel­len der Ge­richte la­gern die Ar­beit aus, zum gro­ßen Leid­we­sen der auf Recht spe­zia­li­sier­ten Kol­leg:in­nen, das kri­ti­sie­ren auch Ver­bands­kol­leg:in­nen vom ADÜ Nord. Wird die Firma wie so oft 30 bis 50 Pro­zent des oh­ne­hin nicht so üp­pi­gen Ho­no­rars für sich be­an­spru­chen (ver­gli­chen mit den vie­len Stu­di­en­jah­ren, der Ein­ar­bei­tungs­zeit, die nicht ver­gü­tet wird). 

Ex­klu­siv hat die Agen­tur die In­for­ma­tionen nicht, mich er­rei­chen an diesem Tag zwei fast wort­glei­che An­fra­gen. Mit der einen Agen­tur kom­mu­ni­zie­re ich nicht ein­mal. Viel­leicht stammt das Bild da oben auch von der an­de­ren An­fra­ge, ich lö­sche im­mer sehr schnell. Aber die an­ony­mi­sier­te Fir­ma fischt im glei­chen Be­cken.

We­nig spä­ter er­hal­te ich das, was ich als Bet­tel­mail be­schrei­ben wür­de: Es gebe nicht so viel Geld, ich mö­ge mei­nen best pri­ce nen­nen. Und mein CV aus­führ­li­cher!

„Die Autorin dieser Zeilen“

Der „bes­te Preis“, Be­griff aus dem Eng­li­schen, ist so ein dum­mer Be­griff für ei­nen „Mi­ni­mal­preis“. Ich ant­wor­te: 149 Eu­ro pro an­ge­fan­ge­ner Stun­de. Fahr­zeit zählt mit.

Ob 40 Eu­ro auch rei­chen wür­den, und die Fahr­zeit bit­te nicht be­rech­nen! Ge­bet­telt wird jetzt am Te­le­fon. Und der Le­bens­lauf wä­re auch wich­tig!

Gro­ßer Zeit­druck und Ap­pel ans Hel­fer­herz sind ty­pisch für sol­che Vor­gän­ge. Haupt­sa­che, wir ha­ben kei­ne Zeit fürs Nach­den­ken.

Ich den­ke nach. Mit zwei Stun­den Fahrt­zeit und ei­ner Stun­de vor Ort lie­ße sich hier legal 279 Eu­ro ab­rech­nen. Falls jetzt je­mand denkt „boah, ej, die Dol­met­scher:­in­nen nut­zen den Staat aus, sie ver­die­nen Geld da­mit, dass sie U-Bahn fah­ren!“, hier die Er­in­ne­rung: Die­se Fahr­zeit­ab­rech­nung kom­pen­siert die nicht ver­gü­te­te Vor­be­rei­tungs­zeit. Ich rech­ne den groß­zü­gi­gen Satz von 40 Eu­ro Ho­no­rar mit der Sum­me ge­gen.

Die Agen­tur möch­te mir groß­zü­gi­ge 14,34 Pro­zent von dem von mir ge­ne­rier­ten Um­satz als Ar­beits­ent­gelt ab­tre­ten. Das sind Net­to­zah­len. Was hier noch mit der Um­satz­steu­er ge­macht wer­den kann, ha­be ich nicht auf dem Schirm. Wer weiß, viel­leicht gibt's auch Er­stat­tun­gen nicht ge­zahl­ter (Um­satz)Steu­ern ähn­lich wie bei Cum-Ex oder Cum-Cum.

Sorry, aber der Knack­i muss oh­ne Hil­fe von Voll­pro­fis aus­kom­men. Viel­leicht gibt es ihn auch nicht und es wur­de nur ver­sucht, die Lis­te der Le­bens­läu­fe auf der Fir­men­fest­plat­te ein we­nig län­ger zu ma­chen, ggf. für Be­wer­bun­gen bei ech­ten Aus­schrei­bun­gen. (Das ist kei­ne Ver­mu­tung, es gibt Prä­ze­denz­fäl­le ... im Plu­ral!)

Denn ei­nes stimmt hier ga­ran­tiert nicht: „kei­ne Vor­aus­set­zun­gen“. Hier ist min­des­tens ei­ne Be­ei­di­gung nö­tig.

Aber hier se­hen bzw. le­sen Sie bei­spiel­haft, mit was für Pro­ble­men wir so zu kämp­fen ha­ben: Da sind die KI-Nerds, die un­se­re Ar­beit „al­lein von der Ma­schi­ne ge­macht“ zu ver­kau­fen ver­su­chen (die KI kann's nicht), da­zu ir­gend­wel­che di­vi­den­de­zen­trier­te Fir­men, die mit Sprach­ar­beit dea­len, weil da an­ders als bei Schraub­en oder Fast Food weder Trans­port­lo­gis­tik noch La­ger­räu­me nö­tig sind.

An­de­re An­fra­gen, seit die Dol­metsch­sai­son zu­en­de ist: Kor­rek­tur von Trans­krip­tio­nen, die die KI er­stellt hat, geht aus­drück­lich nur an Mut­ter­sprach­le­r:in­nen, der End­kun­de sitzt in Deutsch­land, die Agen­tur­mut­ter in In­di­en. Das er­in­nert mich an ei­nen Fall, der we­gen der Pan­de­mie nicht wei­ter ver­folgt wor­den ist. Die­se Agen­tur hat­te da­mals, um se­riö­ser zu wir­ken, ei­nen Schreib­tisch in Ber­lin in ei­nem Co­wor­king Space an­ge­mie­tet und dort auch po­ten­zi­el­le Kun­den emp­fan­gen. Das Schild mit dem Co­wor­king war in der Zwi­schen­zeit über­klebt. Gast war u.a. der Pro­duk­tions­lei­ter der Fir­ma einer be­kann­ten deut­schen Talk­la­dy, die auch Do­ku­men­tar­fil­me pro­du­ziert.

Da­mals ging es um Trans­krip­tion noch oh­ne KI. Wer den Auf­wand kennt, ahnt die Mar­ge zwi­schen dem gu­ten deut­schen Preis fürs Pa­ket und den 1,95 Dol­lar pro ge­ar­bei­te­ter Stun­de. Für das Aus­rech­nen des Pro­zent­sat­zes bin ich zu mü­de. Er war ein­stel­lig. Auf­ruf an die Talk­la­dy: Ma­chen Sie was zur KI, die Be­ru­fe killt!

Die Sa­che mit den Agen­tu­ren könn­te auch auf­tau­chen im Sin­ne von: Es kommt ja nicht plötz­lich und es bleibt tüc­kisch, das sofort zu er­ken­nen.

Die Fir­ma aus dem Coworking bie­tet auch an: Un­ter­ti­te­lung, Voice­over, Au­dio­film, Über­set­zung für Syn­chron. Fra­ge an al­le Be­tei­lig­ten, an die Pro­duk­tions­fir­men, Re­gis­seu­rin­nen, Auf­nah­me­lei­ter, Rich­te­rin­nen, Staats­an­wäl­te, An­wäl­tin­nen: Was wollt Ihr ma­chen, wenn Ihr nur noch Murks be­kommt und sich al­le Pro­fis in an­de­re Be­rufs­fel­der ge­ret­tet ha­ben wer­den? Und an die Kol­le­g:in­nen: Sam­meln wir jetzt end­lich mal Be­wei­se für ei­ne An­fra­ge, z.B. an ei­nen Rund­funk­rat? Ger­ne dürft ihr un­ten mit­dis­ku­tie­ren und/oder mich an­schrei­ben.

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Gra­fik: ei­ne der „Agen­tu­ren“
Me­me: Ge­schenk ei­ner Kol­le­gin
#KI #AI #terp #xl8 #ST #legaltranslation #ADUeNORD

Montag, 1. Dezember 2025

Montagsschreibtisch (118)

Bon­jour & he­llo! Her­zlich will­kom­men beim ers­ten deut­schen Dol­met­scher­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bi­ne. Ich bin Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che, und ich über­set­ze auch (auch aus dem Eng­li­schen und meis­tens ins Deut­sche). Was folgt auf Einsät­ze?

Schreibtisch, Laptop, Kopfhörer, Kunstlicht
In den Com­pu­ter dik­ti­ere ich seit 2004
Wis­sens­stand und Le­xi­ken à jour bringen, Vor­trä­ge sor­tie­ren, ver­schlag­wor­ten, ...

⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge bis Juli 26
⊗ Trans­ge­ne­ra­tio­nel­le Wei­ter­ga­be von Trau­ma­ta
⊗ Viel­leicht Ihr Über­set­zungs- oder Dol­metsch­be­darf?

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Fo­to:
C.E. (Archiv)

Freitag, 28. November 2025

Gefahrenlage

Bonj­our & hel­lo! Hier schreibt ei­ne Wort­schub­se! Sie ha­ben rich­tig ge­le­sen, ich schie­be Wör­ter. An­er­kannt für die Ar­beit bin ich in den Au­gen der All­ge­mein­heit ähn­lich wie die Pro­fes­sio­na­li­tät des Ka­bi­nen­teams im Flug­zeug: kurz vor gar nicht, was be­son­ders über­ra­schend ist, weil un­ser Aus­bil­dung, nun ja, ein My län­ger dau­ert. Nach im Schnitt 7,5 Jah­ren (Spra­che, Kul­tur, Fach­ge­bie­te, Me­tho­dik, Be­rufs­kun­de) ist un­se­reine(r) reif für hö­he­re Ein­sät­ze. Ich dol­met­sche FR, DE und EN, meis­tens sim­ul­tan. Und da Spra­che mein Ar­beits­ma­te­ri­al ist, hö­re ich ge­nau hin.

Sag­te doch ei­ner der Po­li­ti­ker neu­lich: „Ich hal­te das für ei­ne Tat­sa­che!“ Ja, ist es denn nun ei­ne oder kei­ne? Mensch, frag doch erst­mal den wis­sen­schaft­li­chen Dienst, be­vor Du Mut­maß­un­gen raus­haust!

Der Satz mit der  „an­ge­nom­me­nen Tat­sa­che“ ist der et­was se­riö­ser auf­tre­ten­de Ver­wand­te des Sat­zes von den „al­ter­na­ti­ven Fak­ten“. Wo der Spruch her­stammt, wis­sen wir noch, oder? Das war aus dem Reg­num Nº I von Or­ange face.

Die an­ge­nom­me­nen Fak­ten, ge­fühl­ten Wahr­hei­ten und stö­ren­den Bauch­ge­füh­le soll­ten in den Re­den des po­li­ti­schen Be­triebs et­was we­ni­ger vor­kom­men. Vor al­lem dann, wenn sie von Volks­ver­tre­ter:­in­nen kom­men, die die ge­sam­te Ein­woh­ner­schaft des Lan­des ver­tre­ten sol­len und nicht nur ei­nen Flü­gel der ei­ge­nen Par­tei.

Wer ein we­nig gräbt, fin­det schnell ech­te Fak­ten. Wir se­hen Ge­walt, Mord und Tot­schlag im In­ter­net schlicht öf­ter, weil Crime und Ab­sur­des oft an­ge­klickt wer­den und Geld brin­gen. Frü­her hieß es: Mann beißt Hund ist ei­ne News, Hund beißt Mann ist kei­ne. Un­se­re Ge­hir­ne, dem Pri­ma­ten­ge­hirn noch recht gleich, sprin­gen vor al­lem auf das an, was un­ser Über­le­ben si­chert. Wir sind eben erst ges­tern von den Bäu­men her­ab­ge­klet­tert.

Zerstörte Landschaft, Mensch in Schutzkleidung
Dystopie oder Zukunft: Es liegt an uns!
Und da wir Frau­en des Lan­des erst neu­lich un­ge­fragt zu Zeu­gin­nen für po­ten­ti­el­le Ge­walt an je­der Stra­ßen­ecke her­an­ge­zo­gen wor­den sind: Nein, ich ha­be kei­ne Angst, wenn ich abends von Ein­sät­zen nach­hau­se kom­me.

Aus al­ten Fil­men weiß ich von den „Halb­star­ken“, die in die Schlä­ger­trupps der Braun­hem­den ge­gan­gen sind, um sich aus­zu­to­ben, nach dem Krieg tru­gen sie El­vistol­le und fuh­ren knat­ter­ndes Zwei­rad, spä­ter wa­ren die Hip­pies das zen­tra­le Feind­bild.

Al­lem ge­mein ist (ob­wohl es ge­mein ist, Fa­schis­ten in ei­nem Atem­zug mit Hip­pies zu nen­nen, I know), dass sie ih­re Frei­hei­ten ge­sucht ha­ben, Aben­teu­er und Spaß, und es ih­ren „Al­ten“ mal so rich­tig zei­gen woll­ten.

In den 60ern, 70­ern und 80­ern sa­ßen vie­le Män­ner auf Bän­ken an Grün­an­la­gen vor den Bahn­hö­fen rum, an de­nen sie zum ers­ten Mal die Stadt be­tre­ten hat­ten. Heimweh, Fernweh, Lands­leu­te se­hen, kom­plett ver­ständ­lich. Wo war da ein Pro­blem? Als jun­ge Schü­le­rin­nen wur­den wir nicht an­ge­quatscht, spä­ter dann schon. Das ner­vt, er­le­ben wir Frau­en aber un­ter­schieds­los von sämt­li­chen Zwei­bei­nern mit Tes­tos­te­ron­über­schuss.

Par­al­lel da­zu wur­den die „Gam­mler“ be­schimpft und die „Haus­be­set­zer“ heu­te „Mi­gran­ten“. Und im­mer wa­ren wir Frau­en im Vi­sier. Das Phä­no­men nennt sich „Cat­cal­ling“, das ken­nen al­le. Über­grif­fe von Män­nern in ver­ba­ler Form sind weit ent­fernt von kör­per­li­chen An­grif­fen, auch das weiß ich. Aber wo­her sol­len wir Frau­en wis­sen, was Ab­sicht und wo Gren­zen sind beim Ge­gen­ü­ber? Zum Glück wur­den tät­li­che Über­grif­fe in der Ehe Mit­te der 1990er per Ge­setz ver­bo­ten. (Da fällt mir ei­ner ein, der da­ge­gen ge­stimmt hat, ex­akt je­ner, der sich heu­te um Töch­ter be­sorgt zeigt.)

Wir brau­chen Po­li­tik statt Pa­ro­len, und zwar NACH Be­fra­gung der Be­trof­fe­nen und NACH Be­rück­sich­ti­gung des­sen, was die Wis­sen­schaft sagt. Mit ge­fühl­ten Wahr­hei­ten lässt sich ge­nau­so we­nig po­si­tiv ver­än­dern wie mit „Au­gen­maß“. Leu­te, hört auf mit den Wort­hül­sen, der Maß­stab, Klapp­me­ter, Zoll­stock, aber auch das Zen­ti­me­ter­roll­maß sind längst er­fun­den!

Re­min­der: Die Ge­fah­ren sind wo­an­ders, wir müss­ten der­zeit al­le Kräf­te al­ler Län­der zu­sammen­span­nen, um die Kli­ma­ka­ta­stro­phe und die Bio­di­ver­si­täts­ka­ta­stro­phe ab­zu­mil­dern und ei­nen wirt­schaft­li­chen Auf­schwung mit Nach­hal­ti­gem zu be­grün­den. Es ist al­les durch­ge­rech­net und mach­bar. An­de­re Län­der ma­chen es uns schon vor.

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Bild: pixlr.com

Donnerstag, 27. November 2025

Brandmauer

Herz­lich will­kom­men, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser! Hier bloggt ei­ne Sprach­ar­bei­te­rin mit Mut­ter­spra­che Deutsch und Haupt­ar­beits­spra­che Fran­zö­sisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Wie le­ben und ar­bei­ten wir Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen, Über­set­ze­rin­nen und Über­setzer? Manchmal geht es um ver­meint­lich un­schein­ba­re Be­grif­fe.

Ei­ne Brand­mau­er zwi­schen an­ein­an­der­ge­bau­ten Häu­sern ver­hin­dert das Über­grei­fen von Feu­er von ei­nem auf das an­de­re Ge­bäu­de. Wir wis­sen, wie Brand­ka­ta­stro­phen aus­se­hen (oft un­ter an­de­ren Vor­zei­chen: die Aus­lö­ser Ge­rüst, Stoff­pla­nen oder Wär­me­däm­mungs­sys­te­me aus bren­nen­dem Ma­te­ri­al ge­hen re­gel­mä­ßig durch die Nach­rich­ten). Wir wis­sen auch, dass wir in Deutsch­land die Ab­we­sen­heit gro­ßer Brand­ka­ta­stro­phen der letz­ten Jahr­zehn­te dem Vor­han­den­sein von Brand­mau­ern ver­dan­ken. Brand­mau­ern sind gut. Brand­mau­ern sind wichtig, auch in der Po­li­tik.

Denn Faschis­ten wol­len das Ge­mein­we­sen noch wei­ter aus­höh­len, als es der Neo­li­be­ra­lis­mus be­reits ge­macht hat. Ei­sam­keit, bei­de For­men von Kin­der­ar­mut, zu we­nig Kin­der und jedes 10. Kind im So­zi­al­geld­be­zug, brö­cke­len­de Fa­mi­li­en, Ich-Zen­triert­heit vie­ler, Ar­beits­lo­sig­keit, Sinn­ver­lust und man­geln­de So­li­da­ri­tät, bis hin zu emo­tio­na­len Blocka­den, aus de­nen die Faschis­ten ih­re Stim­men des­til­lie­ren, sind ty­pisch für un­se­re Zeit.

Beglei­tet wird dies von in­halt­li­chen Ver­dreh­un­gen, die vie­len nicht auf­fal­len, weil sie ih­ren Kom­pass ver­lo­ren ha­ben. Auf der Au­to­bahn wä­re das ei­ne aku­te Ge­fahr.

Helles Licht zwischen roten Rücklichtern auf verregneter Windschutzscheibe
Nicht zu übersehen: Gefahr!

Er­in­ne­rung: Was ich schreibe, be­trifft eine Mi­no­ri­tät. In den aso­zia­len Me­di­en sieht es oft so aus, als wä­ren 99 Pro­zent der Men­schen ge­gen das grund­le­gend Mensch­li­che, ge­gen hu­man sense, ge­gen Wer­te, die uns das Grund­ge­setz ge­ge­ben hat. Fach­leu­te ana­ly­sie­ren die Her­kunft der Kom­men­ta­to­rin­nen und Kom­men­ta­to­ren, die Zeit­fens­ter, die Fre­quenz, mit der sie in den Echo­raum ge­schos­sen wer­den.

Klar ist: 80 Pro­zent kom­men aus Weiß­russ­land, Rus­sland, Afri­ka und Län­dern im fer­nen Asien. Es han­delt sich um Bots und ar­me See­len in Klick­fa­bri­ken, ge­kauf­te, pro­gram­mier­te Stim­men, die Stim­mung mit De­sin­for­ma­ti­on ma­chen sol­len.

Auch hier be­nö­ti­gen wir Brand­mau­ern.

Die e­le­gan­tes­te Über­set­zung für „Brand­mau­er“ im Fran­zö­si­schen ist le rem­part dé­mo­cra­ti­que, der de­mo­kra­ti­sche Ver­tei­di­gungs­wall. In Bel­gien wird in be­währ­ter Wei­se üb­ri­gens le cor­don san­i­taire ver­wen­det, der Be­griff taucht auch im Deut­schen im Po­li­tik­be­reich re­gel­mä­ßig auf. Hier­bei ging es ursprüng­lich um einen Si­cher­heits­ab­stand, der das Über­sprin­gen von Seu­chen ver­hin­dern soll­te. In Frank­reich ist oft der Be­griff le front ré­pu­bli­cain in Ge­brauch, denn die Re­pu­blik wird dort von vie­len als ho­hes Gut ge­se­hen. In Zei­ten gras­sie­ren­der Ver­dummung und um Miss­ver­ständ­nis­se mit den in Deutsch­land me­di­al prä­sen­ten po­li­ti­schen De­bat­ten der USA zu ver­mei­den, emp­fin­de ich le rem­part dé­mo­cra­ti­que, als die sprach­lich e­le­gan­tes­te Lö­sung.  

Sol­che Sprach­über­le­gun­gen ge­hö­ren zen­tral zu mei­ner Ar­beit als Dol­met­sche­rin und Über­set­ze­rin, wir sind auch im­mer Ter­mi­no­lo­gin­nen (bzw. Ter­mi­no­lo­gen, die Her­ren im Be­ruf). Wir müs­sen ge­nau hin­hö­ren, hin­se­hen und uns vor­be­rei­ten, um nicht über­rascht zu wer­den von Un­er­war­te­tem wie ei­nem Geis­ter­fah­rer auf der Au­to­bahn.

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Bild: pixlr.com

Mittwoch, 26. November 2025

Drei Momente

Hier bloggt eine er­fah­re­ne Dol­met­sche­rin, auf Eng­lisch se­nior in­ter­pre­ter, seit zwei Jahr­zehn­ten Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin Deutsch ↔ Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­li­schen. Ganz gleich, ob bei Vorträgen, auf De­le­ga­tions­rei­sen oder in Work­shops — ich sor­ge da­für, dass Wor­te an­kom­men. In­zwi­schen kommt uns auch schon mal die KI in die Que­re. Nicht, weil sie es könn­te, son­dern weil manch­mal Men­schen aus Pro­fit­inte­ressen die Tech­nik al­lein ver­kaufen, die aber nur ein Tool ist, ein Werk­zeug.

Seit Mo­na­ten war­ten wir auf den gro­ßen Knall, den die nai­ve Nutz­ung der KI aus­lö­sen wird. Wir den­ken an ei­nen Un­fall und ei­nen teu­ren Pro­zess mit ho­hen Ent­schä­di­gungs­sum­men, die ein US-Ge­richt den Opfern zu­spricht. Da­zu drei Mo­men­te.

EINS: Die Bom­be platzt im Stil­len. Der Greis mit dem ora­nge­far­be­nen Teint legt ei­nen Plan vor, mit dem Rus­s­land und die USA über Frie­dens­ver­hand­lun­gen ein­tre­ten sol­len; es geht um den Krieg in der Ukrai­ne. Und dann ist der Plan an so vie­len Stel­len so un­ty­pisch für die eng­li­sche Spra­che for­mu­liert, dass sich Über­set­zer:in­nen ein­schal­ten: die­se oder je­ne Re­de­wen­dun­gen sei­en ty­pisch fürs Rus­si­sche. An­ge­blich sei der Text in Wash­ing­ton ge­schrie­ben wor­den.

Die Vor­la­ge scheint hör­bar aus ei­ner an­de­ren Quel­le zu stam­men. Hier war viel­leicht ein Mensch zu­gan­ge, der kein Pro­fi ist, wahr­schein­li­cher aber die KI.

Die Me­dien grei­fen's kurz auf, al­le nicken oder schüt­teln mit dem Kopf, ma­chen wei­ter, als wä­re nichts pas­siert. Von ge­wis­sen Per­so­nen wird of­fen­bar nur we­nig Kor­rek­tes er­war­tet. Wir müs­sen wei­ter auf den Knall war­ten, wenn der­lei ganz of­fi­zi­ell von ver­meint­lich ernst­zu­neh­men­den Per­so­nen ge­macht wird.

ZWEI: Beim Brunch mit Un­ter­neh­me­rin­nen er­zählt mir ei­ne Da­me, sie habe lan­ge ei­ne Un­ter­neh­mens­be­ra­tung teu­er be­zahlt und sei zu­frie­den ge­we­sen. Neu­lich habe sie de­ren letz­te Ela­bo­ra­te stu­diert und sei über wie­der­keh­ren­de, leicht plum­pe For­mu­lie­run­gen ge­stol­pert. Das habe sie da­zu an­ge­regt, mal die Quel­len im An­hang zu prü­fen. Mehr als 50 Pro­zent der ver­meint­li­chen 'Quel­len' sei­en er­fun­den ge­we­sen, gro­ße Tei­le des 'Gut­ach­tens' wohl auch Aus­wurf der Ma­schi­ne. Sie habe nun den Ver­trag mit ei­ner nam­haf­ten deut­schen Be­ra­tungs­fir­ma ge­kün­digt, er­zählt sie.

Frau in Dessous ohne Kopf und mit nur wenig Fingern
KI ohne Fingerspitzengefühl und ohne Kopf
Sie hat­te der Un­ter­neh­mens­be­ra­tung ver­trau­li­che Da­ten über­ge­ben, die auch im Be­richt auf­ge­grif­fen wor­den wa­ren. 

Lei­der lan­det das nicht in den Me­di­en.

DREI: Auch die kopf­lose Wer­bung scheint nie­man­den an­zu­fech­ten. Ich habe Marke und Fund­ort, der schlim­me aso­zia­le Stamm­tisch, ver­wischt, damit es nicht au­to­ma­tisch aus­ge­le­sen wird. Ich flie­ge lie­ber un­ter dem Ra­dar.

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Bild: sie­he oben

Montag, 24. November 2025

Montagsschreibtisch (117)

Herz­lich will­kom­men, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser, beim ers­ten deut­schen Dol­met­sch­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bi­ne. Als Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che über­set­ze ich auch, letz­tens aus dem Eng­li­schen ins Deut­sche, es ging um ein Film­pro­jekt und ei­nen um­fang­rei­chen Film­för­der­an­trag.

Zu Wo­chen­an­fang folgt hier die akt­u­el­le Über­sicht, heu­te der Mon­tags­schreib­tisch!

Tisch, Stuhl, Regal, Fenster
Mein Schreib­tisch kurz vor dem Abi­tur
Rou­ti­ne im No­vem­ber:
⊗ Afrikatermin
⊗ Pla­nung der kom­men­den Ter­mi­ne
⊗ Lek­to­rat Film­ex­po­sé

Die Auf­lö­sung un­se­res El­tern­hau­ses wur­de die­ser Tage be­en­det. Wir ha­ben wun­der­ba­re Mie­ter ge­fun­den, in der Über­zahl Kin­der, so wie das auch bei uns schon war. Und es fühlt sich an wie ein Spiel­film, wenn erst der Bru­der noch ein klei­nes Holz­käst­chen von 1900 ein­packt, das noch unten in sei­nem Zim­mer auf dem Fens­ter­brett stand, der Schlüs­sel fehlt, und ich nur Stun­den spä­ter in Pa­pas Schreib­tisch ei­nen klei­nen Schlüs­sel fin­de, der sich als ex­akt das feh­len­de Schlüs­sel­chen er­weist. Es war etwa ein hal­bes Jahr­hun­dert ver­schwun­den (oder dort ge­s­ichert wor­den).

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Fo­to: C.E. (Ar­chiv)

Sonntag, 23. November 2025

Alltagsarchäologie

In den All­tag von Über­set­ze­rin­nen und Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher er­hal­ten Sie hier un­ter der Woche ver­schie­dent­lich Ein­blick. Mei­ne Ar­beits­spra­chen sind Deutsch (Mut­ter­spra­che), Fran­zö­sisch und Eng­lisch. Die Bü­ro­kol­le­gin ar­bei­tet nur als Über­set­ze­rin (= schrift­lich) und mit Ziel­spra­che Eng­lisch. Heu­te sonn­täg­li­che per­sön­li­che Ge­dan­ken zum Ver­flie­ßen der Zeit.

N
e­u­lich hat auf den aso­zia­len Me­di­en­sei­ten die Toch­ter ei­nes Li­te­ra­ten Fo­tos der Ab­raum­mul­de ge­zeigt, in die sie den Haus­stand ih­rer El­tern ent­sorgt hat, da­ne­ben stand et­was von der Wut auf die El­tern, die sie da­bei be­glei­tet ha­be.

Wir zäh­len nicht zum Team Ab­raum­mul­de. Da­bei ha­ben wir nicht nur in Etap­pen ein Haus auf­ge­löst, son­dern Zeit­schich­ten ab­ge­tra­gen und sor­tiert. Zum Glück konn­ten wir uns Zeit las­sen. Am Mor­gen star­tet die Land­par­tie mit dem Kas­ten­wa­gen.

Im Stroh- und Heckengäu




An die­sem letz­ten Tag fan­den sich in Va­ters Schreib­tisch­schub­la­de al­te Scher­ben an. Ei­ner der Brü­der: „Kann das weg?“ Ich: „Viel­leicht Mit­tel­al­ter. Vor­hin hab ich ei­nen Zet­tel ge­se­hen, auf dem stand: ‚Fund­stü­cke Ack­er En­sin­gen‘, und ihn nicht ver­stan­den.“

Ein an­de­rer: „Hät­te er sie für äl­ter ein­ge­schätzt und für sel­ten, wä­ren die Scher­ben jetzt im Mu­se­um und nicht hier!“ Der Zet­tel ist im Müll, nicht mehr auf­find­bar, wird neu ge­schrie­ben. Lei­der wa­ren kei­ne wei­te­ren An­ga­ben da­bei wie Jahr oder Län­gen- und Breit­en­gra­de (letz­te­res ist erst im Smart­pho­ne­zeit­al­ter mög­lich).

Un­ser Va­ter ist nicht mehr da­bei, aber ir­gend­wie ist er es doch. Die Scher­ben kom­men in die Mu­se­ums­kis­te zum his­to­ri­schen Kirsch­kern­ent­stei­ner, zu den al­ten Lam­pen mit nicht mehr ver­trie­be­nen Ener­gie­quel­len, al­ten Klöp­pel­spit­zen und zu den Back­for­men.

Das Ge­däch­tnis ist ein wun­der­li­cher Ort. Es dau­ert nur we­ni­ge Se­kun­den und ich weiß wie­der, was da­mit ge­ba­cken wird: „Wolfs­zäh­ne“! Im noch ex­is­tie­ren­den Haus der Ah­nen wird sich ei­nes Ta­ges das Re­zept an­fin­den.

Spä­ter füt­te­re ich ei­ne Such­ma­schi­ne mit dem Be­griff und er­fah­re, dass das Re­zept aus Frank­reich bzw. dem Els­ass stammt, klas­si­sches Weih­nachts­ge­bäck ist, les dents de loup, ver­mut­lich ein Mit­bring­sel vom Ur-Ur­groß­va­ter aus Frank­reich. Al­so doch nicht Mu­se­ums­kis­te! Dann wer­de ich die Tei­le mal säu­bern und sie mit den Fräu­leins zu­sam­men nut­zen, was mei­ne klei­nen Nich­ten sind. Ich er­in­ne­re mich an ei­nen Back­tag zu­sam­men mit mei­nem Lieb­lings­cou­sin und un­ter der An­lei­tung der west­säch­si­schen Oma.

Auch al­te Le­der­wa­ren fin­den sich an, von de­nen ei­ni­ge Mar­ken­zei­chen oder Wid­mun­gen auf Her­stel­lungs- oder Nut­zungs­or­te hin­wei­sen. Ich wer­de re­stau­rie­ren (ab­ge­seg­net von und mit den Me­tho­den der Pro­fis) und sie dann Mu­se­en an­bie­ten.

Bit­te nicht miss­ver­ste­hen, mei­ne Ein­lei­tung zum Blog­post ist kei­ne Ver­ur­tei­lung der Li­te­ra­ten­toch­ter. Wir hat­ten Glück, und zwar mehr­fach: Wir sind vier Ge­schwis­ter und es gibt kei­ne drü­cken­den Sor­gen, die uns zu schnel­lem Han­deln ge­nö­tigt hät­ten. Wir hat­ten so den Lu­xus, uns ent­spannt und oh­ne Wut von dem Haus zu ver­ab­schie­den, das un­se­re Mut­ter, En­ke­lin ei­nes ost­preu­ßi­schen Gut­sher­ren mit Schloss und Pfer­de­zucht, im­mer zärt­lich „die Hüt­te“ ge­nannt hat.

Auf der an­de­ren Sei­te weiß ich, dass auch Ent­rüm­pler teuer sind. Und weil wir uns Zeit ge­las­sen ha­ben, ka­men auch die neu­en Mie­ter zu uns.

Es sind noch ei­ni­ge Bü­cher zu ver­tei­len, von de­nen vie­le schon in vie­le dank­ba­re Hän­de ge­wan­dert sind. Es feh­len noch ei­ni­ge Me­ter Re­gal bei mir für ei­ne Buch­aus­wahl, dann wer­de ich mit Zeit noch das Ar­chiv der El­tern aus­dün­nen und mir da­bei Ge­dan­ken über die ver­flos­se­ne Zeit ma­chen, Schwer­punkt 20. Jahr­hun­dert. Aber das ist ein an­de­res The­ma.

Sta­tis­tik: 1009 Ki­lo­me­ter und 111 Stock­wer­ke wer­den am En­de die­ses zwei­tä­gi­gen Ein­sat­zes auf dem Miet­wa­gen- und mei­nem Fuß­gän­ger­ta­cho ste­hen ha­ben.

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Fo­tos: C.E.

Samstag, 22. November 2025

Menschenrechtsverfahren

Bon­jour & hel­lo! Ich bin Dol­met­sche­rin Deutsch–Fran­zö­sisch mit Eng­lisch als Aus­gangs­spra­che. Mei­ne Ar­beit führt mich zu Kon­fe­ren­zen, über Kul­tur­events und mit De­le­ga­tio­nen quer durch Deutsch­land und fran­zö­sisch­spra­chi­ge Län­der und die wich­tigs­ten The­men un­se­rer Zeit. Am Sams­tag fol­gen ei­ni­ge Links der Wo­che.

Ihr wah­res Ge­sicht zei­gen die Tech-Gi­gan­ten in Fäl­len wie die­sem: Rich­tern wird die di­gi­ta­le Exis­tenz ge­nom­men.

Ein Rich­ter des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs (IStGH) in Den Haag be­rich­tet über die Ra­che der Mul­ti­mil­li­ar­dä­re, die den di­gi­ta­len Code für vie­le All­tags­be­rei­che kon­trol­lie­ren. Er kön­ne on­line kei­ne Ho­tels bu­chen, sei von vie­len Ein­käu­fen und in­ter­na­tio­na­len Bank­ge­schäf­ten aus­ge­schlos­sen, denn sein Na­me ste­he auf der schwar­zen Lis­te der USA, so Ni­co­las Guil­lou, ein fran­zö­si­scher Rich­ter am IStGH. Er er­lei­det die kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen die­ser Straf­maß­nah­me im All­tag, bei der Ar­beit wie im Pri­vat­le­ben. Ins­ge­samt be­fän­den sich sechs Rich­ter und drei Staats­an­wäl­te des Ge­richts­hofs in die­ser La­ge.

Ich fas­se hier Punk­te ei­nes In­ter­views zu­sam­men, das die fran­zö­si­sche Zei­tung Le Mon­de am 19.11. ver­öf­fent­licht hat.

Hin­ter­grund ist die An­kla­ge ge­gen den is­rae­li­schen Pre­mier­mi­nis­ter so­wie sei­nen frü­he­ren Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter auf­grund mas­si­ver Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen im Ga­za-Krieg. Die USA sa­bo­tie­ren da­mit die Ar­beit ei­nes Ge­richts, das selbst ei­ne Kon­se­quenz des Zwei­ten Welt­kriegs und der in­dus­tri­el­len Men­schen­ver­nich­tung durch Na­zi-Deutsch­land ist.

Der ame­ri­ka­ni­sche Sank­tions­me­cha­nis­mus wur­de einst ge­schaf­fen, um Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen, Ter­ro­ris­mus und Dro­gen­han­del zu be­kämp­fen. Die Juristen aus Den Haag ste­hen heu­te auf die­ser Lis­te ne­ben Ma­fia­bos­sen und Ter­ro­ris­ten des Is­la­mi­schen Staa­tes.

Jour­na­list Pier­re Has­ki nann­te den Vor­gang im Wo­chen­ma­ga­zin Le Nou­vel Ob­ser­va­teur „ein Sym­bol für die be­droh­te eu­ro­pä­i­sche Sou­ve­rä­ni­tät". Die An­walts­sei­te le­club­des­ju­ris­tes.com be­rich­te­te be­reits im Som­mer, dass Be­trof­fe­ne ih­re E-Mail-Adres­sen ver­lo­ren hä­tten und nicht mehr ein­fach rei­sen könn­ten.

In den Ta­ges­the­men vom 20.11., ab 29'16''
Die Trump-Ad­mi­nis­tra­tion hat die Sank­tio­nen auch auf Lie­fe­ran­ten aus­ge­wei­tet, die „den Ge­richts­hof fi­nan­ziell, ma­te­ri­ell oder tech­no­lo­gisch un­ter­stüt­zen oder ihm Gü­ter oder Dienst­leis­tun­gen lie­fern".
Dar­un­ter sind auch An­wält:in­nen, Sprach­ar­bei­ter:in­nen, Be­ra­ter:in­nen und Ver­tre­ter:in­nen von Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen.

Vie­le ha­ben auf­grund des Drucks ih­re Zu­sam­men­ar­beit mit dem IStGH ein­ge­stellt. Das ist hier kei­ne An­kla­ge, son­dern ei­ne Fest­stel­lung. In Zei­ten der Ex­tre­mis­men ist die ers­te Fra­ge im­mer: Wie er­näh­re ich mich und die Mei­nen? Trotz­dem: Noch ha­ben die meis­ten von uns Spiel­raum.

Von Den Haag zum his­to­ri­schen Vor­bild des Straf­ge­richts­hofs, nach Nürn­berg: Ich ha­be die­se Wo­che über die Aus­stel­lung zu den Dol­met­scher:in­nen des Nürn­ber­ger Pro­zes­ses ge­schrie­ben. Die Ta­ges­schau brach­te Frei­tag­abend ei­nen Be­richt über die Aus­stel­lung, aber auch über den Be­ruf. OK, in der An­mod' fiel das Wort „über­set­zen", wo es „dol­met­schen" hei­ßen soll­te! Aber aus­nahms­wei­se will ich mal nicht so sein.

Ei­ne jun­ge Kol­le­gin mach­te in dem TV-Bei­trag auch klar, war­um die KI den Job nicht über­neh­men kann: aus Grün­den des Ver­trau­ens­schut­zes (wer gibt schon sen­si­ble In­hal­te in die Ma­schi­ne?), der Qua­li­tät (die Ma­schi­nen sind nicht mit sol­chen In­hal­ten trai­niert) und der Ak­ku­ra­tes­se (die Ma­schi­ne lässt weg, er­fin­det, ver­zerrt). Dan­ke für die kla­ren Wor­te, Ei­ke Chris­tin Fes­ter!

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Il­lus­tra­tion: ARD

Donnerstag, 20. November 2025

„Ein Prozess — vier Sprachen“

Bonj­our & hel­lo! Ich bin Dol­met­sche­rin Deutsch–Fran­zö­sisch mit Eng­lisch als Aus­gangs­spra­che. Die Ar­beit führt mich zur Ar­beit quer durch Eu­ro­pa, da ich auch für Me­dien tä­tig bin. Rei­sen be­en­de ich oft im Mu­seum. Heu­te der letz­te Blick auf Ham­bur­ger Mu­seen (wei­te­re Ham­burg­fo­tos kön­nen fol­gen), denn ei­ne Dol­met­scher­kol­le­gin hat letz­ten Sonn­tag ei­ne Aus­stel­lung zum Nürn­ber­ger Pro­zess mit­auf­ge­baut.

Seit ei­ni­gen Jah­ren tourt die Prä­sen­ta­ti­on des Dol­met­scher­ver­bands aiic durch Deutsch­land, die die­sem Pro­zess und dem Ent­ste­hen des Dol­met­sch­be­rufs in sei­ner heu­ti­gen Form ge­wid­met ist. „One Trial — Four Lan­guages“ heißt die Aus­stel­lung, die ge­nau die­se Pi­o­nier­leis­tung des Dol­met­schens do­ku­men­tiert: frü­he Technik, Fo­tos aus der Zeit, die Ar­beits­plät­ze im Ge­richts­saal, die Ge­sich­ter de­rer, die si­mul­tan über­haupt erst mög­lich ma­chen, was in­ter­na­tio­na­le Jus­tiz braucht.

Der ers­te Ver­hand­lungs­tag der Nürn­ber­ger Pro­zes­se fand ex­akt heu­te vor 80 Jah­ren statt. Die Aus­stel­lung über Dol­met­scher:in­nen beim Pro­zess wird eben­falls heu­te in Ham­burg er­öff­net (sie­he un­ten).

In dem Jahr nach dem 20. No­vem­ber 1945 wird pa­ral­lel vier­sprach­ig ge­ar­bei­tet: Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Rus­sisch, Deutsch. Die Welt will Tem­po, Auf­ar­bei­tung, Do­ku­men­ta­ti­on und al­les zu­gleich. Die bis da­hin üb­li­che kon­se­ku­ti­ve Me­tho­de reicht da­für nicht mehr aus. Al­so ent­steht et­was Neu­es: Si­mul­tan­dol­met­schen, tech­nisch ge­stützt, in Teams or­ga­ni­siert, un­ter enor­mem Druck er­probt.

Plakat der Ausstellung, Frau mit Kopfhörern spricht in ein Mikrofon
Ein Prozess — vier Sprachen
Erst­mals wer­den Mi­kro­fo­ne, Kopf­hö­rer und mehr­ka­na­li­ge Über­tra­gungs­sys­te­me sys­te­ma­tisch ein­ge­setzt. Was heu­te Stan­dard ist, war da­mals ein Ex­pe­ri­ment.

Die Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­sche­r sit­zen im­pro­vi­siert auf Plät­zen, die mit Glas­schei­ben von­ein­an­der ge­trennt sind, hö­ren in vier Spra­chen hin­ein und spre­chen in eben­so vie­le Rich­tun­gen hin­aus.

Aus die­sem his­to­ri­schen Mo­ment her­aus ent­wi­ckelt sich das pro­fes­sio­nel­le Kon­fe­renz­dol­met­schen, wie wir es heu­te ken­nen: team­ori­en­tiert, me­tho­disch re­flek­tiert, tech­nisch be­glei­tet und et­hisch ver­an­kert. Vie­le der frü­hen Nürn­berg-Dol­met­scher:in­nen ge­hen spä­ter zu den Ver­ein­ten Na­ti­o­nen oder in an­de­re in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­o­nen und prä­gen dort die Stan­dards, von de­nen wir täg­lich pro­fi­tie­ren.

Viel­leicht schaf­fen wir es auch mit der nächs­ten De­le­ga­ti­ons­rei­se­grup­pe der Ge­sell­schaft für In­ter­na­ti­o­na­le Zu­sam­men­ar­beit (GIZ), wenn auch die „Nürn­berg­Mes­se“ be­sucht wird, noch mehr vom Ort zu se­hen (Link zum Memorium). Bis­lang ma­chen wir re­gel­mä­ßig ei­nen Stopp am Reichs­par­tei­tags­feld. Das ist mir als His­to­ri­ker­toch­ter sehr wich­tig, und ich bin gut vor­be­rei­tet. Ich glau­be, dass es kein Zu­fall war, dass der Kurs für Grup­pen­dol­met­schen in der Ju­gend­ar­beit vom deutsch–fran­zö­si­schen Ju­gend­werk (dfjw / ofaj) lan­ge in Nürn­berg statt­ge­fun­den hat. Auch hier wur­de in mei­ner Zeit ei­ne län­ge­re Etap­pe die­ser Epo­che ge­wid­met. (Der Kurs heu­te: klick!)

Dienstag, 18. November 2025

Jeder Naturgarten zählt

Bon­jour & he­llo! Her­zlich will­kom­men beim ers­ten deut­schen Dol­met­scher­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bi­ne. Ich bin Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che, und ich ar­bei­te auch mit Text. Heu­te: Über­set­zung ei­nes Na­tur­the­mas. Da­zu passt, wo­ran ich mich im­mer noch ki­chernd er­in­nere.

Neu­lich saß ich nichts­ah­nend auf dem Markt­platz in H., ei­ne äl­te­re An­ge­hö­ri­ge da­bei. Ei­ne Straßenbe­kannt­schaft kam mit ei­ner zwei­ten Per­son auf mich zu. Wich­tig zu wis­sen: Wir blei­ben of­t en famille vor schö­nen Gär­ten ste­hen, lo­ben das Grün, kom­men ins Ge­spräch. In ei­nem Ge­mein­schafts­gar­ten dort habe ich dort auch schon Kom­post­gut ge­prüft. Der Mensch im Schlepp­tau hat­te ei­ne Kom­post­fra­ge, die ich per Fern­dia­gno­se be­ant­wor­ten kon­nte. Kaum weg, kam der nächs­te Mensch, auch er mit ei­ner Kom­post­fra­ge. Ich sag’s mal so: „Frau Kom­post“ ist jetzt mein zwei­ter Na­me. ;-)

In Sachen Ab­fall­an­fall bio­lo­gi­scher Her­kunft kann ich mei­nen Senf hin­zu­ge­ben, am bes­ten oh­ne Zu­satz­stof­fe und oh­ne raf­fi­nier­ten Zucker. Er­mu­tigend: Ers­te Ge­mein­den ver­bie­ten Schot­ter­gär­ten. Die „Holz­schnit­zel­gär­ten“ feh­len noch. Die folgen die­sem Prin­zip: al­les aus­rau­fen, Folie auf Bö­den, Lö­cher für Pflan­zen und Gieß­trich­ter, drauf Holz­schnit­zel. Ge­se­hen bei Nach­barn. Ge­warnt ha­be ich, die aus­füh­ren­de „Fir­ma“ an­ge­spro­chen, von Gärt­nern spre­che ich da nicht, die sind dis­qua­li­fi­ziert.

Die Nach­barn gossen Re­gel­mä­ßig­keit ihre Thu­jen und an­de­re im­por­tier­te Pflan­zen, von de­nen kein In­sekt et­was hat­te. Dann litt das Gieß­ver­hal­ten unter dem Al­ter der Be­woh­ner: mal fiel es trock­en, dann er­soff es. We­gen der Fo­lie kei­ne Ver­duns­tung, der Gar­ten kipp­te ir­gend­wann, un­ter dem Plas­tik war nur Schim­mel­.

Stängel mit Blüten und Frost
Zier­lauch im Rau­reif­kleid
Zwi­schen­durch ka­men von den­sel­ben Men­schen ein­drin­gli­che Bit­ten, doch bit­te un­se­re Bäu­me fäl­len zu las­sen, das Laub stö­re. Dane­ben gibt es Stau­den, Blüh­sträu­cher und di­ver­se Grä­ser, wo­bei al­les bis zum Früh­jahr ste­hen­bleibt, In­sek­ten über­win­tern da, mit Frost da­rin sieht's nach Feen­wald aus. Der Kom­post ist seit fast 50 Jah­ren da. Dier Gar­ten ist ein Step stone, ein Tritt­stein für Ar­ten.

In Städ­ten pfle­gen vie­le Men­sch­en Baum­schei­ben, Vor­gär­ten oder Bal­ko­ne, man­che Kom­mu­nen stel­len ihre Ra­bat­ten auf na­tur­nah um. Städ­te sind Rück­zugs­räu­me. In un­se­rem Berliner Hofgarten, ha­ben wir letz­ten Som­mer mehr sel­te­ne Ar­ten ge­se­hen als je zu­vor. Mit dem Gärt­nern ging's dort 2007 los.

Je­der re­na­tu­rier­te Stein­gar­ten zählt: Pri­vat­gär­ten ent­spre­chen 46% der ter­res­tri­schen Na­tur­schutz­flä­chen, bei­de zu­sam­men rund 7,6% der Land­flä­che, das zählt öko­lo­gisch. Kli­ma­ka­ta­stro­phe und Ar­ten­ster­ben sind zwei Sei­ten ei­ner Me­daille. Ak­tiv wer­den geht täg­lich, nicht nur al­le vier Jah­re. Und jetzt, im Herbst, die Füße still­hal­ten und Ver­blüh­tes ste­hen­las­sen!

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Bild: Netz­fund (KI); Platz­hal­ter!

Wertschätzung

Den Ar­beits­all­tag einer Dol­met­scherin fin­den Sie auf die­sen Sei­ten skiz­ziert. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch. Ich arbei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und aus dem Eng­li­schen, wäh­rend die Büro­kol­le­gin in diese Spra­che über­setzt. Und gleich noch ein ku­zer Ein­trag, ich hat­te Fo­tos aus ei­nem Mu­se­um ver­spro­chen.

Ge­le­gent­lich fra­gen mich Leu­te, wie ich auf so man­ches Um­welt­the­ma ge­kom­men bin. Ganz ein­fach, an der ei­ge­nen Haut. Wir ha­ben lei­der ei­ni­ge Emp­find­lich­kei­ten und Krank­hei­ten in der Fa­mi­lie. Da­zu ge­hört in der Kon­se­quenz, dass wir al­te Mö­bel und an­de­re Ge­brauchs­ge­gen­stän­de wert­schät­zen und so lan­ge wie mög­lich nut­zen, auf­ar­bei­ten, wei­ter­nut­zen.

buntes Glas, durch das Licht fällt
Ge­se­hen im MK&K (Ham­burg)
Ein­mal woll­te ich His­to­ris­mus-Stüh­le in Ber­lin in ei­ne Werk­statt brin­gen, sie brauch­ten neue Sitz­flä­chen. Ich schlug das Mus­ter­buch mit den Nä­geln auf, der Her­stel­ler war aus Frank­reich. Ich griff in die Vol­len, das Buch hat­te vie­le Sei­ten, und schlug ir­gend­wo in der Mit­te ei­ne Sei­te auf. Das Schick­sal mach­te einmal „bäng!“ Denn hier wa­ren ex­akt die Pols­ter­nä­gel zu se­hen, die be­reits in den Stüh­len steck­ten. Und ich schnell zum Hand­wer­ker: „Die neh­men wir!“ (Sein Ge­sicht war köst­lich.)

Die al­ten wa­ren schön, der/die Ver­wand­te hat­te die Aus­wahl­ar­beit schon ge­macht. Die Her­stel­ler­fir­ma gibt es seit den 1920-er Jah­ren, al­so wa­ren die Stüh­le be­reits ein­mal auf­ge­ar­bei­tet wor­den.

Im Wort „Erb­ge­stühl“ steckt das Wort „er­ben“. Ich kämp­fe für ei­ne le­bens­wer­te Zu­kunft.

„Wenn ich wüss­te, dass mor­gen die Welt un­ter­gin­ge, wür­de ich heu­te noch ein Ap­fel­bäum­chen pflan­zen!“ Das Zi­tat geht auf ei­nen in Deutschland berühmten Über­set­zer zurück (der au­ßer­dem ein üb­ler An­ti­se­mit war; es ist nie al­les nur schwarz oder weiß).

Im Mu­se­um: wun­der­ba­re ur­al­te Glä­ser, Scha­len, Va­sen, oft re­kon­stru­iert und Aus­gangs­punkt für ei­ne fo­to­gra­fi­sche Spie­le­rei.

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Col­la­ge: C.E.

Montag, 17. November 2025

Montagsschreibtisch (116)

Bon­jour & hel­lo! Her­zlich will­kom­men beim ers­ten deut­schen Dol­met­scher­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­met­sch­ka­bi­ne. Ich bin Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che, und ich über­set­ze (auch aus dem Eng­li­schen). 

Im rötlichen Honigton: Wundervoll geschwungene Möbel
Jugendstilbüro
Sprach­ar­beit er­for­dert viel Fle­xi­bi­li­tät, geis­tig wie kör­per­lich.

Winz­bi­lanz ei­ner Herbst­wo­che: Von Sonn­tag zu Sonn­tag war ich mehr als 1250 Ki­lo­me­ter un­ter­wegs, da­von gut 50 Ki­lo­me­ter zu Fuß, der Rest Schie­ne. Wer so viel läuft und ar­bei­tet, liebt es, sich di­rekt am Ver­an­stal­tungs­ort ins Ho­tel ein­zu­quar­tie­ren, es wa­ren ex­akt 180 Me­ter.

Die­se Wo­che ste­hen deut­lich we­ni­ger Ent­fer­nun­gen an. Nur Sport steht im­mer auf dem Pro­gramm. Auf dem Schreib­tisch lie­gen:
⊗ Un­ter­ti­tel­lek­to­rat
Fo­kus Sa­hel
⊗ Rech­nungs­we­sen
⊗ Bi­blio­thek

Die­se Wo­che durf­te ich wie­der­holt mei­nen Be­ruf er­klä­ren. Bei al­len Her­aus­for­de­rung­en, dem stän­di­gen Trai­ning, dem Ach­ten auf ei­ne ge­sun­de Le­bens­wei­se, den vie­len Sprints, die wir, über den Tag ge­se­hen, aber im Ma­ra­thon­mo­dus hin­le­gen, ha­be ich es so zu­sam­men­ge­fasst: L'in­ter­pré­ta­tion, c'est du sport de haut ni­veau. (Dol­met­schen ist Hoch­leis­tungs­sport).

Die­se Wo­che il­lus­trie­re mei­ne Blog­posts mit Auf­nah­men aus dem Ham­bur­ger Mu­se­um für Kunst und Ge­wer­be. Im Bild Mo­bi­li­ar aus dem Ar­beits­zim­mer von Dr. Ernst Wit­tern, Lü­beck, von Hen­ry van de Vel­de (1863–1957), Aus­füh­rung von 1905. Die­ser Mon­tags­schreib­tisch (mei­ne wur­den hier im Blog schon oft ge­zeigt) ist ei­ne ganz wun­der­vol­le Ar­beit. Das Mö­bel war so ge­plant, dass es an­pass­bar ist und wach­sen kann: Das nie­dri­ge­re Teil ist halb­rund, auf Rol­len, kann her­aus­ge­schwenkt wer­den wie hier im Bild. Mo­du­la­ri­tät in bes­ter Qua­li­tät ist nach Wei­ter­nut­zung und Up­cy­cling al­ter Ob­jek­te das Stich­wort un­se­rer heu­ti­gen Zeit.

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Fo­to: C.E. 


Sonntag, 16. November 2025

Kultursonntag(e)

Seit fast zwei Jahr­zehn­ten bin ich als Dol­met­sche­rin Deutsch ↔ Fran­zö­sisch so­wie aus dem Eng­li­schen un­ter­wegs. Ganz gleich, ob auf Kon­fe­ren­zen, bei De­le­ga­tio­nen oder in Work­shops — ich sor­ge da­für, dass Wor­te an­kom­men. Die­se Prä­zi­sion und Er­fah­rung zei­ge ich auch hier im Blog. Heu­te: Sonn­tags­bil­der.

Für den Be­ruf bin ich oft auf Ach­se. Meis­tens hän­ge ich an Einsätze noch Stun­den oder auch mal ei­nen Tag dran, er­kun­de den Ort, die um­lie­gen­de Na­tur, Mu­se­en, ge­he auch mal abends dort ins The­a­ter oder ins Kon­zert. Ich lie­be mei­ne "Zu­ga­ben".

Mehrtä­gi­ge Kon­fe­ren­zen en­den oft nach dem Mit­tag­es­sen, da­mit al­le be­quem nach Hau­se kom­men. Für mich star­tet dann mein zwei­tes Bil­dungs­pro­gramm, und ich bin froh über die­se Kurz­trips und Be­suchs­mög­lich­kei­ten. Ich ha­be liebs­te Mit­men­schen, die in Mu­se­en ar­bei­ten, da­her gilt mein ers­ter Gang meist dem Mu­se­ums­shop. Ger­ne wür­de ich zu­hau­se Emp­feh­lun­gen aus­spre­chen dür­fen. Ich kön­n­te als Trüf­fel­sau für die­se Art von Lä­dchen ar­bei­ten! One day ... Dort kau­fe ich klei­ne Ge­schen­ke, die kom­men dann zu den Sa­chen in der Gar­de­ro­be. Dort war­tet die nächs­te Mahl­zeit für die "Bio­pau­se". Was ich es­se, pla­ne ich vor der Ab­rei­se. Ich ver­brin­ge lie­ber vier Stun­den im Mu­se­um (mit Snack­pau­se), als ir­gend­wo im Re­stau­rant war­ten zu müs­sen.

Heu­te al­so Ham­burg, Mu­se­um für Kunst und Ge­wer­be (MK&G). Zu­vor hat­te ich noch ei­nen Schlen­ker zum Mu­se­um der Ar­beit in Barm­bek ge­macht, weil es vor der Tür mei­ner Un­ter­kunft lag. (Ich war frü­her be­reits aus­führ­lich dort.) Ü­ber­all in den Mu­se­en die glei­che At­mo­sphä­re: hands on, al­so Mit­mach­pro­gram­me, und zwar in den Be­rei­chen Dru­cken, Kal­li­gra­phie, Holz­ar­beit, Ton, auch ja­pa­ni­sche Wand­ge­hän­ge in Rol­len­form durf­ten fach­ge­recht ver­wahrt und nach Neu­aus­wahl ent­packt und auf­ge­hängt wer­den.

Arbeitstisch mit Farbresten, Kalligraphiestation, Kinderwagenreihe
Im­pres­sio­nen aus zwei Mu­seen

Das MK&G liegt in Bahn­hofs­nä­he. Ich fin­de, es soll­ten grund­sätz­lich in Bahn­hofs­nä­he Mu­se­en ge­baut wer­den, wo Men­schen mit Zug­ti­cket ei­nen Ra­batt be­kom­men. Vie­le der Ham­bur­ger:­in­nen wirk­ten wie Stamm­gäs­te. Hier wur­de ein Ge­burt­stag ge­fei­ert, dort hat­ten Freun­din­nen die Hän­de in Ton, oben sa­ßen Leu­te an­ge­sichts schö­ner Ob­jek­te auf ele­gan­ten, mo­der­nen So­fas und plau­der­ten, ähn­lich im Erd­ge­schoss, in ei­nem gro­ßen Mit­mach­-Raum, Tee­kü­che, frei zu­gäng­lich, Sitz­ecken, Bü­cher, Ma­te­ri­al­schrän­ke und Werk­statt­ecken, Ar­chiv und an­de­re Ele­men­te von Ler­nen durch Mit­ma­chen — mit Jah­res­kar­ten sind das be­lieb­te Or­te. Und im Un­ter­ge­schoss gab es ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung für Kin­der (nicht be­sich­tigt). Sehr ein­drucks­vol­le Mu­se­ums­ar­beit!

Fun fact, aber wahr, V.S., die ich aus Pa­ris ken­ne, kon­nte ich nur des­halb nicht tref­fen, weil sie an die­sem Tag in ei­nem an­de­ren Mu­se­um ge­ar­bei­tet hat, und F.S., ei­ne Dol­met­sch­kol­le­gin, war eben­falls im Mu­se­um be­schäf­tigt, so­gar mit ei­ner Hän­gung. Da­zu spä­ter im Jahr mehr.

Die­se Wo­che wer­de ich Ham­burg­bil­der zei­gen, auch wenn ich schon wie­der in Ber­lin bin.

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Fo­tos: C.E.

Freitag, 14. November 2025

Museum der Wörter (45)

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier in lo­ser Fol­ge mit­le­sen. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch (Letz­te­res nur als Aus­gangs­sprache). Heu­te ge­hen wir in die Vol­len!

Den vor­mund­schaft­li­chen Staat gab es einst in der DDR (und bei den Na­zis). Aus mei­nen Be­su­chen in der DDR (aus Nach­wuchs­per­spek­ti­ve) ken­ne ich noch die Schild­er im Re­stau­rant­ein­gang mit der Auf­schrift:

              
             
„Sie wer­den pla­ziert!“
 
Es ging da­mals nicht um Ser­vice, son­dern um Man­gel­ver­wal­tung. Die Gäs­te stan­den am Ein­gang, bis je­mand kam und ei­nen Tisch zu­wies. Man ver­wal­te Platz­man­gel und Per­so­nal­man­gel (und wer weiß, viel­leicht auch Le­bens­mit­tel­be­stän­de). Re­ser­vie­ren war klug, denn Nach­fra­ge über­stieg das An­ge­bot.

Neu­lich sah ich ein ähn­li­ches Schild. Mo­dern klingt es char­man­ter; den Hin­ter­grund für das Schild ken­ne ich nicht.

Hello, naughty nomad! Please wait to be seated. / Hey, du frecher Nomade! Bitte warte, bis du platziert wirst.
Auch eine Ansprache :-)
Un­ver­ges­sen die oft an­zu­treff­en­de Ar­ro­ganz in der DDR: Ser­vice­kräf­te in HO-Gast­stät­ten zeig­ten ih­re Macht. Ein­mal lie­ßen sie uns über ei­ne Stun­de buch­stäb­lich im Re­gen ste­hen. We­gen Bau­ar­bei­ten muss­ten wir spon­tan aus­wärts es­sen. Klein­kin­der wa­ren da­bei. Der Platz­ver­wal­ter schritt mit Wich­tig-wich­tig-Mie­ne durch den Gast­raum, die Be­leg­schaft muss­te ren­nen.

Das Per­so­nal war durch Krank­heit ver­rin­gert, der Hin­ter­raum blieb ge­schlos­sen. Es gab auch pri­va­te Re­stau­rants, bei de­nen das Schild be­wusst fehl­te. Ge­war­tet ha­ben die Leu­te trotz­dem, es war ja im­mer so.

Die Re­de­wen­dung steht bis heu­te für Man­gel­ver­wal­tung, Un­wirsch­keit der Ob­rig­keit und ei­ne Sitts­am­keit der Un­ter­ge­be­nen, die auf Ge­wöh­nung, Re­sig­na­tion und Furcht be­ruh­te.

So, es ist ho­he Zeit, den Au­tor be­lieb­ter his­to­ri­scher Mis­zel­len in der DDR zu zi­tie­ren, die sehr feuille­ton­taug­lich wa­ren, Heinz Knob­loch, von dem ich schlicht al­le Bü­cher emp­feh­le. In ei­nem sei­ner Bü­cher stand nach ei­ni­gen Sei­ten: „Jetzt sind wir un­ter uns, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser, jetzt kön­nen wir Ta­che­les re­den.“ Nun folgt der Rest: ein Rant.

Ser­vice­post für die Pres­se: „Nach der Am­pel nun Ge­ham­pel“, könn­te ei­ne Über­schrift lau­ten. War­um le­se ich die nicht? Zu­kunfs­un­si­che­re Ent­schei­dun­gen im Herbst der Re­förm­chen füh­ren zur Sub­ven­tio­nie­rung kli­ma­schäd­li­chen Flug­ver­kehrs. Das Geld fehlt bei der För­de­rung des Bahn-Deutsch­land­tic­kets. Die an­de­ren Punk­te, die heute bekannt wurden, klin­gen auch nach wis­sen­schafts- und fak­ten­ver­ges­se­ner Po­li­tik fürs Ge­schichts­mu­se­um.

Wir brau­chen: Ar­muts­be­kämp­fung, Bil­dungs­ge­rech­tig­keit für Nach­wuchs und Lern­wil­li­ge, Zu­sam­men­fas­sung und Teil­au­to­ma­ti­sie­rung von För­der­maß­nah­men, Ren­ten­si­cher­heit und -ge­rech­tig­keit, bes­se­re Wohn­raum­nut­zung durch ein Ge­setz, das Tausch er­mög­licht, mehr ver­pflich­tend so­zia­len und be­zahl­ba­ren Wohn­raum mit Ewig­keits­ga­ran­tie, ans Bau­recht ge­kop­pelt (in an­de­ren Län­dern seit Jah­ren üb­lich), Ver­ein­fach­ung der Län­der­bau­rechts­wirr­warrs (hier sind wir Welt­spit­ze), Ide­en- und Äs­the­tik­wett­be­werb zu mo­du­la­rem Bau­en, zu Dämm­stof­fen aus Hanf, Wol­le und Lehm, die auch die En­kel noch lo­ben, ein Dä­cher­pro­gramm, um den Flä­chen­fraß nicht an­zu­tref­fen, de­zen­tra­le, nach­hal­ti­ge En­er­gie.

Au­ßer­dem über­all Glas­fa­ser (der Ent­schluss von 1981 ist um­zu­set­zen), ho­he Ein­kom­mens­steu­ern für Rei­che (wie un­ter Hel­mut Kohl), Ver­mö­gens­steu­ern (der Grund für die Aus­set­zung der be­ste­hen­den Re­geln ist hin­fäl­lig), An­re­gung und Steu­e­rung ei­ner ver­bes­ser­ten Le­bens­wei­se durch die „ge­sun­de Mehr­wert­steu­er“ (nach eng­li­schem Vor­bild) und Zu­satz­steu­ern (Zu­cker­steu­er), ein gro­ßes Bil­dungs­pro­gramm in Sa­chen Er­näh­rung und Sport, Bil­dungs­re­for­men, In­fra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen und Pro­gram­me wie ho­u­sing first, Wohn­raum und Be­glei­tung für Woh­nungs­lo­se, sowie ei­ne ÖPNV-Of­fen­si­ve samt In­lands­flug­ver­bot. Das sind nur ei­ni­ge Punk­te.

Ge­nau die­se Po­li­tik ist al­ter­na­tiv­los, christ­lich und so­zi­al. Sie baut auf Näch­sten­lie­be, Mensch­lich­keit und Re­spekt, schützt die uns nur ge­lie­he­ne Schöp­fung, nimmt al­le mit, igno­riert nicht die Kli­ma­ka­ta­stro­phe, schafft Ar­beits­plät­ze und schaut schlicht: Was hat sich be­währt, was kön­nen wir über­neh­men?

War­um be­geis­tern wir die Men­schen nicht für De­mo­kra­tie und Wis­sen, in­dem wir of­fen sind für be­währ­te Ver­bes­se­run­gen?

Aber nein: „War­ten Sie, Sie wer­den plat­ziert!“

Vo­ka­bel­no­tiz: Sie wer­den pla­ziert ist die his­to­ri­sche Schrei­bung. Laut Du­den sol­len wir jetzt ein T ein­fü­gen. Das Wort lei­tet sich vom Subs­tan­tiv „der Platz“ ab.

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Fo­to: C.E.

Donnerstag, 13. November 2025

Kreative Lösung

Bonj­our & hel­lo! Ich bin Dol­met­sche­rin Deutsch–Fran­zö­sisch mit Eng­lisch als Aus­gangs­spra­che. Mei­ne Ar­beit führt mich zu Kon­fe­ren­zen, über Kul­tur­events und mit De­le­ga­tio­nen quer durch Deutsch­land und fran­zö­sisch­spra­chi­ge Län­der und die wich­tigs­ten The­men un­se­rer Zeit. In mei­nem Blog le­sen Sie von den Mo­men­ten, die Sprach­ar­beit so span­nend, aber auch anstrengend ma­chen.

Manch­mal ist die Kun­den­kom­mu­ni­ka­tion von Her­aus­for­de­run­gen ge­prägt. Wir soll­ten neu­lich an ei­nem Frei­tag­abend von der letz­ten Sta­tion ei­ner De­le­ga­ti­ons­rei­se nach Hau­se rei­sen. Dort sollt­e an näm­li­chem Wo­chen­en­de we­gen di­ver­ser Events in der Ge­mein­de gro­ßes Hal­li­gal­li sein. Mit dem Team waren wir in ei­nem Mehr­stern­ho­tel un­ter­ge­bracht. Da hät­te es der Ver­an­stal­ter am lieb­sten se­hen, wenn wir noch in der Nacht nach­hau­se ge­fah­ren wä­ren. Und nein, es ging nicht um Pa­ris wie im Bild. Al­so hieß es, Mails schrei­ben.

Sehr ge­ehr­te/r Da­men und Her­ren ...

vorab möch­te ich mich für das wun­der­vol­le Pro­gramm der De­le­ga­ti­ons­rei­se be­dan­ken, das uns dem­nächst er­war­tet. Die be­such­ten Or­te sind sehr gut aus­ge­sucht, die Ge­sprächs­part­ner gut auf­ein­an­der ab­ge­stimmt. Vie­len Dank da­für an Sie und an Ihr Team!

In Be­zug auf die Rei­se­mo­da­li­tä­ten er­lau­ben Sie mir bit­te, ei­ni­ge Über­le­gun­gen mit Ih­nen zu tei­len. Die Rück­rei­se am letz­ten Tag ist ei­ne be­son­de­re Her­aus­for­de­rung. Wenn wir nach dem Abend­es­sen nach Ber­lin zu­rück­rei­sen, wer­den wir erst ge­gen Mit­ter­nacht zu Hau­se an­kom­men. Das Check­out am Ho­tel ist für die­sen letz­ten Rei­se­tag mit 7.30 Uhr ter­mi­niert.

Wie Sie wis­sen, er­for­dert die Dol­metsch­ar­beit ein ho­hes Maß an Kon­zen­tra­tion und geis­ti­ger An­stren­gung. Wir sind stets be­strebt si­cher­zu­stel­len, dass die Ter­mi­ne best­mög­lich ver­lau­fen. Doch schon jetzt ist ab­seh­bar, dass die meis­ten Ar­beits­ta­ge spät en­den wer­den. Stand heu­te, am letz­ten Werk­tag vor der Ab­rei­se, lie­gen zu den 16 Ein­zelt­re­fen der Wo­che ge­ra­de ein­mal drei Prä­sen­ta­tio­nen vor. Es wird dar­auf hin­aus­lau­fen, dass wir an et­li­chen Abenden nach dem Es­sen die Ter­mi­ne des nächs­ten Ta­ges vor­be­rei­ten wer­den. Das kos­tet uns Re­ge­ne­ra­tions­zeit.

Am Ende die­ser Wo­che vol­ler Her­aus­for­de­run­gen hal­te ich es für kri­tisch, noch ei­nen so über­lan­gen Tag an­schlie­ßen zu las­sen. Da­über hin­aus sind Zug­ver­spä­tun­gen bei der Deut­schen Bahn kei­ne Sel­ten­heit und könn­ten die Si­tua­ti­on wei­ter er­schwe­ren. Aus die­sem Grund woll­te ich fra­gen, ob es ei­ne Mög­lich­keit gibt, die Rück­rei­se­zei­ten zu op­ti­mie­ren oder an­de­re Ar­ran­ge­ments in Be­tracht zu zie­hen, um die Be­las­tung zu mi­ni­mie­ren.

Ich dan­ke Ih­nen im Vor­aus für Ihr Ver­ständ­nis und Ih­re Un­ter­stüt­zung in die­ser An­ge­le­gen­heit. Ich hof­fe, wir kön­nen ge­mein­sam ei­ne Lö­sung fin­den, die so­wohl un­se­ren ge­schäft­li­chen An­for­de­run­gen als auch un­se­ren per­sön­li­chen Be­dürf­nis­sen ge­recht wird.

Mit freund­li­chen Grü­ßen,
CE


Das war kein ein­fa­cher Schreib, ich hab' mir da ziem­lich "ei­nen ab­ge­bro­chen". Wir ha­ben am Ende ei­ne Lö­sung ge­fun­den. Nach dem Abend­es­sen hat uns ein Ta­xi in ei­nen na­he ge­le­ge­nen Ort ge­bracht, der schon nicht mehr als Vor­ort galt. Dort ha­ben wir über­nach­tet. Am nächs­ten Tag ging's per Ta­xi wie­der an die Bahn­stre­cke.

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Il­lus­tra­tion: his­to­ri­sches Schul­buch

Dienstag, 11. November 2025

Papierloses Büro

Bonj­our & hel­lo! Ich bin Dol­met­sche­rin Deutsch–Fran­zö­sisch mit Eng­lisch als Aus­gangs­spra­che. Mei­ne Ar­beit führt mich zu Kon­fe­ren­zen, über Kul­tur­events und mit De­le­ga­tio­nen quer durch Deutsch­land und fran­zö­sisch­spra­chi­ge Län­der und die wich­tigs­ten The­men un­se­rer Zeit. Oft bin ich auch pri­vat an an­de­ren Or­ten.

Als ich neu­lich aus­wärts en fa­mil­le war, wir küm­mern uns um äl­te­re An­ge­hö­ri­ge, war dort der Dru­cker de­fekt. Na­ja, de­fekt ist ein gro­ßes Wort. Der üb­li­che ge­plan­te Murks, der die Müll­ber­ge an­wach­sen lässt. Wir dru­cken nur Schwarz-Weiß, al­le Dru­cker schei­nen aber auf Far­be aus­ge­legt. Ir­gend­wie mischt das Ge­rät auch in schwar­ze Buch­sta­ben ro­sa Far­be mit rein. Auf je­den Fall ist im­mer als ers­te die „Cyan"-Kar­tu­sche leer. Und wenn die kein Re­ser­voir mehr hat, müs­sen al­le an­de­ren gleich mit weg­ge­wor­fen wer­den.

Schwarz ist laut An­zei­ge noch zu 80 Pro­zent voll, aber kei­ne Chan­ce für den Schwarz­druck. Auch dann, wenn ich im Dru­cker­trei­ber den Mo­dus „Mo­no" oder „Schwarz­weiß" aus­wäh­le, streikt das Teil.

Bü­ro mit Pa­pier
Wer sich das aus­ge­dacht hat, ver­dient Ver­ach­tung. Als hät­ten wir noch ei­nen zwei­ten Hei­mat­pla­ne­ten im Kel­ler. Not­ge­drun­gen lan­de ich beim pa­pier­lo­sen Bü­ro. Denn bei vie­len Ver­trä­gen steht: Bit­te aus­druc­ken, un­ter­schrei­ben und zu­rück­sen­den.

Der „Trick", das Gan­ze oh­ne Dru­cker zu be­werk­stel­li­gen, geht so: Ich ma­che ein Fo­to von der Sei­te, auf der ich un­ter­schrei­ben muss. (Das mit den „Pa­ra­phen" auf je­der Sei­te las­se ich mal kuzr un­ter den Tisch fal­len). 

Da­zu ma­che ich ein PDF vom Do­ku­ment und kip­pe das be­tref­fen­de Blatt um 45 Grad, der Qua­li­tät we­gen. Ma­che dann ak­ku­rat in der Grö­ße der Sei­te ein Fo­to da­von. Kip­pe das Fo­to zu­rück. Dann ha­be ich im Vor­feld ein­mal auf ein lee­res Blatt un­ter­schrie­ben und die Un­ter­schrift fo­to­gra­fiert und das Fo­to so be­schnit­ten, dass nur die Un­ter­schrift drauf ist. 

Ich fü­ge dann das Un­ter­schrif­ten­fo­to der ein, ma­che es klei­ner, zie­he es an die rich­ti­ge Stel­le. Die un­ter­schrie­be­ne letz­te Sei­te, Er­in­ne­rung: wir sind auf der Fo­to­ebe­ne, spei­che­re ich als PDF ab. Dann kli­cke ich oben links, da­mit die Sei­ten in Mi­nia­tur­form an­ge­zeigt wer­den, so­wohl beim Aus­gangs­ver­trag als auch bei mei­ner Sei­te.

Schließ­lich „fas­se" ich mei­ne Sei­te mit der Un­ter­schrift an und schie­be sie an die vor­letz­te Stel­le, da­mit aus ihr die letz­te Sei­te wird, wenn ich jetzt die Ge­samt-PDF noch ein­mal oh­ne die al­ler­letz­te, un­un­ter­schrie­be­ne Sei­te, mit der rich­ti­gen Sei­ten­an­zahl ab­spei­che­re. Das klingt jetzt weit­aus kom­pli­zier­ter, als es ist!

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Fo­to: Ar­chiv Eli­as Los­sow

Montag, 10. November 2025

Montagsschreibtisch (115)

Den Ar­beits­all­tag ei­ner Dol­met­scherin fin­den Sie auf die­sen Sei­ten skiz­ziert. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Mei­ne Sprach­kennt­nis­se (au­ßer­dem Eng­lisch) trai­nie­re ich täg­lich, so­gar am Wo­chen­en­de.

Computer mit Landwirtschaftsvokabular, Wasserkaraffe in Fischform, Tasse mit Aufschrift "home office"
Home office (EN): In­nen­mi­nis­te­rium
Wir ste­cken mit­ten in der Herbst­sai­son und es sind noch Ter­mi­ne frei. So kann ich mich spon­tan an­der­thalb Ta­ge lang um ein Film­pro­jekt küm­mern, das ei­ner ge­wis­sen Auf­merk­sam­keit be­dar­f.

Und wäh­rend ich beim Nach­den­ken aus dem Fens­ter bli­cke, fällt mein Blick auf blau­en Him­mel und son­nen­be­schie­ne­ne Fas­sa­den, da­zu ist gro­ßer Piep­matz­ra­batz vor dem Haus. Ach, end­lich wie­der schö­nes Wet­ter.
Schade, dass es aus­ge­rech­net ges­tern kaum hell wur­de, so dass ich den Gäs­ten aus dem Aus­land nur ein tris­tes Stadt­bild bie­ten konn­te, und schön, dass die neue Wo­che so star­tet.

Ak­tu­ell dreht sich bei uns al­les um:
⊗ Was­ser­stoff
⊗ Film­skript Na­tur­the­ma (Über­set­zung und Lek­to­rat)
⊗ Nach­be­rei­tung Schul­den­po­li­tik ge­gen­über Af­ri­ka
⊗ Nach­be­rei­tung Fes­ti­val­dol­met­schen

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Fo­to: C.E. (Ar­chiv)

Sonntag, 9. November 2025

Sonntagsgedanken

Bon­jour, hel­lo und Will­kom­men! Sie le­sen hier auf den Blog­sei­ten ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, auf de­nen über den All­tag hin­ter den Ku­lis­sen des Dol­met­schens be­rich­tet wird. — Sonn­tag ist Ru­he­tag, da wer­de ich schon mal per­sön­lich. Trotz­dem den­ke ich stän­dig über Spra­che nach, al­so auch heu­te.

Nach sehr ge­schäf­ti­gen Wo­chen, Ar­beit hier, Ar­beit dort, obendrauf leider noch einen grip­pa­len In­fekt, jetzt also ein Wochen­en­de mit der buck­li­gen Verwandt­schaft. Nun, nicht mit der Ge­samt­heit der An­ver­wand­ten, für die der Be­griff steht. 

Bär­chen in den Bee­ren
Und „buck­lig“ soll ja an­geb­lich auch „un­ge­liebt“ hei­ßen, was nun wirk­lich nicht zu­trifft!

Schön ist es, an­stren­gend ist es, nass ist es an die­sem dunk­len No­vem­ber­sonn­tag, an dem der Mor­gen­ne­bel unbemerkt in die Abend­däm­me­rung übergeht. Als Ent­schä­di­gung: Bach-Ora­to­ri­um, Was­ser­far­ben, Vor­le­sen, Wit­ze er­zäh­len, al­te Fo­tos an­se­hen, Ku­chen es­sen (oder nicht), Nüs­se, Dat­teln, Früch­te­tee.
Und ob­wohl der Tag des Hei­li­gen Mar­tins erst im Lau­fe der Wo­che er­war­tet wird, hat­te mich am Bahn­hof die ers­te Weih­nachts­baum­pa­ra­de be­grüßt. Die wer­den auch im­mer frü­her auf­ge­stellt! (Fin­de ich nicht gut.)

Zu­rück zur "buck­li­gen Ver­wandt­schaft". Einst­mals wur­den die fer­ne­ren Ver­wand­ten im Sche­rze so ge­nannt, Men­schen, die oft nur sel­ten zu Be­such wa­ren (al­so die Be­su­chen­den, dann wä­re ich das), die aber oft nicht so gern ge­se­hen wa­ren, viel­leicht wa­ren sie ar­me Ver­wand­te, die ein schwe­res Le­ben hat­ten und sich da­bei "krumm und buck­lig" ge­ar­bei­tet ha­ben. OK, mei­ner An­ver­wand­t­schaft ge­fällt zum Glück mei­ne An­we­sen­heit und so schlimm ist mein Le­ben nicht, auch wenn ich viel ar­bei­te.

In der Fach­li­te­ra­tur fin­det sich auch ein Hin­weis auf das rot­wel­sche Wort "bo­cke­lig", das über­setzt so viel wie "gie­rig" heißt. Auch das sind we­der mei­ne lie­ben Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen noch ich. Der Aus­druck "buck­li­ge Ver­wandt­schaft" ist bei uns iro­nisch ge­meint und Aus­druck von lin­guis­ti­schem Art­schutz. Be­grif­fe, die vom Aus­ster­ben be­droht sind, ver­wen­den wir eben ger­ne ab und zu.

Netz­fund­stel­le: An­geb­lich hät­ten sich frü­her Men­schen er­zählt, dass die "Buck­li­ge" die ar­men Ver­wand­ten sei­en, die in schlech­ten, wind­schie­fen Häu­sern le­ben müs­sen, was sich auf ih­ren je­wei­li­gen kör­per­li­chen Zu­stand aus­ge­wirkt hät­te, ei­ne Volks­ety­mo­lo­gie.

Und abends folgt dann das Ge­den­ken an den deut­schen Schick­sals­tag, die Trau­er über so vie­le, de­nen ein nor­ma­les Le­ben ge­nom­men wur­de, die Dank­bar­keit über den Mau­er­fall.

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Il­lus­tra­tion: Char­lot­te