|
| Noch geht's hier ohne Kunstlicht |
Auf dem Schreibtisch
⊗ Bücher sortieren
⊗ Möbel reparieren
⊗ Nachbereitung Afrika
⊗ Textarbeit: Plastik
Auch das Plastikproblem ist ernst und, neben der Dummheit, ein weiterer kaum beachteter Kipppunkt der Katastrophe mit dem Namen Homo sapiens auf seinem Heimatplaneten. Ich hoffe, wir als Spezies machen bald unserem Namenszusatz alle Ehre, der Vernunftbegabte, und entwickeln uns vielleicht doch noch zum Homo agens responsus, dem verantwortungsvoll handelnden Menschen.
Vor fünf Jahren, also 2020, wurden 435 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Die Industrie rechnet, sollten keine politischen Maßnahmen getroffen werden, mit einem Anstieg um 70 % bis ins Jahr 2040. Dass das ein Irrweg ist, wurde mir schon beim ersten Kongress über Plastikverschmutzungen und Mikroplastik im Jahr 2008 bewusst. Damals habe ich für mich die Konsequenz gezogen: Plastik ist das Asbest des 21. Jahrhunderts.
Jetzt zeigen neue Forschungsergebnisse aus Harvard, dass Mikroplastik längst in allen wichtigen Organsystemen der Menschen angekommen ist. Der Anstieg ist dramatisch: im Gehirngewebe stieg die Konzentration in den Jahren zwischen 2016 und 2024 um die Hälfte an. Plastik, das sich in arteriellen Plaques einlagert, führt bei den betreffenden Menschen zu einem 4,5-mal höheren Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod.
Mikroplastik ist als Fremdkörper ein Problem, aber auch, weil es geradezu magnetisch Giftstoffe wie Schwermetall anzieht. Für die Herstellung werden oft Phthalate verwendet, die sogenannten Weichmacher.
Wir entkommen ihm nicht, es ist im Trinkwasser und in der Luft, in Lebensmittelverpackungen, die aufs Essen übergehen, im Plastikfitzel vom Küchenschneidebrett (nehmt Holz!), in synthetischer Kleidung oder dem winzigen Anteil, der inzwischen fast überall vorkommt, in Kosmetika und Milch, ja sogar in der Muttermilch.
Ich trinke und koche zuhause am Ufer nur (mit) Mineralwasser wegen (verbotener) Bleileitungen (Mietwohnung). Das Thema Wasserfilter steht ganz oben auf der Liste (für die andere Wohnung). Wir kaufen unverpackt, ich nutze Glas und Edelstahl als Verpackungen, verwende nur gut ausgesuchte Kosmetika, Ohrputzstäbchen mit Pappstielen, Teebeutel aus Stoff oder 100 Prozent Papier, keine Fertigteebeutel aus Plastik (keinen Tee im Speisewagen der Bahn!), vermeide Coffee to Go und den ganzen Wegwerfsch*iß! Ist der Blick erstmal geschärft, fallen unfassbar viele Bereiche auf, wo überall unnötig Plastik in den Kreislauf eingebracht wurde.
Viel mehr lässt sich nicht machen. Die Verhandlungen zu einem internationalen Abkommen, das die Plastikflut eindämmen soll, sind erst kürzlich unter dem Einfluss der Fossilisten gescheitert.
Die Atemschutzmasken, die ich derzeit auf den Bahnreisen zur Angehörigenpflege trage, weil immer wieder enorm rücksichtsvolle Menschen mit vollem Symptombild in Großraumwagen reisen, Achtung, Ironie!, sind auch zum Teil aus Plastik, und ich muss hoffen, dass sie so hergestellt wurden, dass kaum bis keine Mikroplastikfasern direkt abgehen und dass die alten direkt in der Müllverbrennungsanlage landen.
Weitere Quellen:
⊛ Plastic pollution, Übersicht aus Irland, darunter Quellen und Gesamtschäden (als Einführung)
⊛ "Global Plastics Outlook" (OECD, 2022)
⊛ Downloadlink zum Plastics Treaty Assist Toolkit, bei dem die Vermeidung von Plastik im Vordergrund steht, inklusive Waste Flow Diagram (WFD), das 2020 von der University of Leeds,
Eawag-Sandec, Wasteaware und der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt wurde; es dient als schnelles, kostengünstiges Bewertungsinstrument zur Einschätzung, wie viel Plastik in die Umwelt freigesetzt wurde, mit Schwerpunkt auf Städte mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen