Montag, 8. Dezember 2025

Montagsschreibtisch (119)

Herz­lich will­kom­men, lie­be Le­se­rin, lie­ber Le­ser, beim ers­ten deut­schen Dol­met­sch­web­log aus dem In­ne­ren der Dol­metsch­ka­bi­ne. Als Dol­met­scher­in für die fran­zö­si­sche Spra­che über­set­ze ich auch, letzt­ens aus dem Eng­lisch­en ins Deut­sche. Dem Jahr geht bald die Pus­te aus.

Schreibtischmoment mit Miniatureiffelturm
Noch geht's hier ohne Kunst­licht
Der frü­he Son­nen­un­ter­gang im Win­ter schlägt mir im­mer ins Kon­tor (aufs Sys­tem, aufs Ge­müt), wes­halb ich Ta­ges­licht­lam­pen lo­be, vor al­lem an ver­reg­ne­ten Wo­chen­en­den. So, End­spurt!

Auf dem Schreib­tisch
⊗ Bü­cher sor­tie­ren
⊗ Mö­bel re­pa­rie­ren
⊗ Nach­be­rei­tung Af­ri­ka
⊗ Text­ar­beit: Plas­tik

Auch das Plas­tik­prob­lem ist ernst und, ne­ben der Dum­mheit, ein wei­te­rer kaum be­ach­te­ter Kipp­punkt der Ka­tas­tro­phe mit dem Na­men Homo sapiens auf sei­nem Hei­mat­pla­ne­ten. Ich hof­fe, wir als Spe­zi­es ma­chen bald un­se­rem Na­mens­zu­satz al­le Eh­re, der Ver­nunft­be­gab­te, und ent­wick­eln uns viel­leicht doch noch zum Homo agens responsus, dem ver­ant­wor­tungs­voll han­deln­den Men­schen.

Vor fünf Jah­ren, al­so 2020, wur­den 435 Mil­lio­nen Ton­nen Plas­tik her­ge­stellt. Die In­dus­trie rech­net, soll­ten kei­ne po­li­ti­schen Maß­nah­men ge­trof­fen wer­den, mit ei­nem An­stieg um 70 % bis ins Jahr 2040. Dass das ein Irr­weg ist, wur­de mir schon beim ers­ten Kon­gress über Plas­tik­ver­schmut­zun­gen und Mi­kro­plas­tik im Jahr 2008 be­wusst. Da­mals ha­be ich für mich die Kon­se­quenz ge­zo­gen: Plas­tik ist das As­best des 21. Jahr­hun­derts.

Jetzt zei­gen neue Forschungs­er­geb­nis­se aus Har­vard, dass Mi­kro­plas­tik längst in al­len wich­ti­gen Or­gan­sys­te­men der Men­schen an­ge­kom­men ist. Der An­stieg ist dra­ma­tisch: im Ge­hirn­ge­we­be stieg die Kon­zen­tra­ti­on in den Jah­ren zwi­schen 2016 und 2024 um die Hälf­te an. Plas­tik, das sich in ar­te­ri­el­len Pla­ques ein­la­gert, führt bei den be­treff­en­den Men­schen zu ei­nem 4,5-mal hö­he­ren Ri­si­ko für Herz­in­farkt, Schlag­an­fall oder Tod.

Mi­kro­plas­tik ist als Fremd­kör­per ein Pro­blem, aber auch, weil es ge­ra­de­zu ma­gne­tisch Gift­stof­fe wie Schwer­me­tall an­zieht. Für die Her­stel­lung wer­den oft Phtha­la­te ver­wen­det, die so­ge­nann­ten Weich­ma­cher.

Wir ent­kom­men ihm nicht, es ist im Trink­was­ser und in der Luft, in Le­bens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen, die aufs Es­sen über­ge­hen, im Plas­tik­fit­zel vom Kü­chen­schnei­de­brett (nehmt Holz!), in syn­the­ti­scher Klei­dung oder dem win­zi­gen An­teil, der in­zwi­schen fast über­all vor­kommt, in Kos­me­ti­ka und Milch, ja so­gar in der Mut­ter­milch.

Ich trin­ke und ko­che zu­hau­se am Ufer nur (mit) Mi­ne­ral­was­ser we­gen (ver­bo­te­ner) Blei­lei­tun­gen (Miet­woh­nung). Das The­ma Was­ser­fil­ter steht ganz oben auf der Lis­te (für die an­de­re Woh­nung). Wir kau­fen un­ver­packt, ich nut­ze Glas und Edel­stahl als Ver­pa­ckun­gen, ver­wen­de nur gut aus­ge­such­te Kos­me­ti­ka, Ohr­putz­stäb­chen mit Papp­stie­len, Tee­beu­tel aus Stoff oder 100 Pro­zent Pa­pier, kei­ne Fer­tig­tee­beu­tel aus Plas­tik (kei­nen Tee im Spei­se­wa­gen der Bahn!), ver­mei­de Cof­fee to Go und den gan­zen Weg­werf­sch*iß! Ist der Blick erst­mal ge­schärft, fal­len un­fass­bar vie­le Be­rei­che auf, wo über­all un­nö­tig Plas­tik in den Kreis­lauf ein­ge­bracht wur­de.

Viel mehr lässt sich nicht ma­chen. Die Ver­hand­lun­gen zu ei­nem in­ter­na­tio­na­len Ab­kom­men, das die Plas­tik­flut ein­dämm­en soll, sind erst kürz­lich un­ter dem Ein­fluss der Fos­si­lis­ten ge­schei­tert.

Die Atem­schutz­mas­ken, die ich der­zeit auf den Bahn­rei­sen zur An­ge­hö­ri­gen­pfle­ge tra­ge, weil im­mer wie­der enorm rück­sichts­vol­le Men­schen mit vol­lem Symp­tom­bild in Groß­raum­wa­gen rei­sen, Ach­tung, Iro­nie!, sind auch zum Teil aus Plas­tik, und ich muss hof­fen, dass sie so her­ge­stellt wur­den, dass kaum bis kei­ne Mi­kro­plas­tik­fa­sern di­rekt ab­ge­hen und dass die al­ten di­rekt in der Müll­ver­bren­nungs­an­la­ge lan­den.

Wei­te­re Quel­len:

Plastic pollution, Über­sicht aus Ir­land, dar­un­ter Quel­len und Ge­samt­schä­den (als Ein­füh­rung)
⊛ "Global Plastics Outlook" (OECD, 2022)
Downloadlink zum Plas­tics Tre­aty As­sist Tool­kit, bei dem die Ver­mei­dung von Plas­tik im Vor­der­grund steht, inklu­si­ve Was­te Flow Dia­gram (WFD), das 2020 von der Uni­ver­si­ty of Leeds, Eawag-Sandec, Was­te­a­wa­re und der deut­schen Ge­sell­schaft für In­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit (GIZ) ent­wi­ckelt wur­de; es dient als schnel­les, kost­en­güns­ti­ges Be­wer­tungs­in­stru­ment zur Ein­schät­zung, wie viel Plas­tik in die Um­welt frei­ge­setzt wur­de, mit Schwer­punkt auf Städ­te mit nied­ri­gem und mitt­le­rem Ein­kom­men.

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Fo­to: C.E. (Ar­chiv)

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