Mittwoch, 3. Dezember 2025

KI-Fingerabdruck

Bon­jour, hel­lo und Will­kom­men! Sie le­sen hier auf den Blog­sei­ten ei­ner Kon­fe­renz­dol­met­scher­in, auf de­nen über den All­tag hin­ter den Ku­lis­sen des Dol­met­schens be­rich­tet wird. — KI-Mittwoch, heu­te nur kurz.

Nicht, dass mir der Stoff aus­ge­hen wür­de, im Ge­gen­teil. Wie aus in­ter­nen Quel­len zu er­fah­ren ist, wer­den KI-Aus­wür­fe von der KI selbst und von Such­ma­schi­nen her­ab­ge­stuft, so­fern sie sie er­ken­nen. Ein Er­ken­nungs­merk­mal ist, dass als Ver­gan­gen­heits­form fast nur Per­fekt vor­kommt. Ein an­de­res sind die vie­len Ge­dan­ken­stri­che, die häu­fig auch in der Form von lan­gen Stri­chen da­her­kom­men, dem Ge­viert­strich, auf Eng­lisch em dash. Der Be­griff lei­tet sich aus der Ty­po­gra­fie her und be­zieht sich auf ei­ne tra­di­tio­nel­le Maß­ein­heit, die als „em“ be­zeich­net wird.

Roboter am Tisch, Kopfhörer, Laptops
Digitales in Reihe
In der Zeit des Blei­sat­zes be­schrieb ein „em“ die Brei­te ei­nes ein­zel­nen Schrift­blocks, al­so des Groß­buch­sta­bens M in der je­wei­li­gen Schrift­art und -grö­ße.

Der deut­sche Ge­dan­ken­strich hin­ge­gen ist ein Halb­ge­viert­strich, deut­lich län­ger als ein Bin­de­strich und kür­zer als ein Ge­viert­strich, au­ßer­dem von Luft um­ge­ben. (Ei­ne Über­sicht hier: klick!, denn die Bei­spie­le wer­den von blog­ger.com lei­de al­le ver­zerrt.)

Wei­te­re Mo­men­te, die dar­auf hin­wei­sen, dass ein Text wahr­schein­lich von der KI ge­schrie­ben wor­den ist, sind:

1. Deut­lich zu glat­te, zu gleich­mä­ßi­ge Spra­che, zu höf­lich, ex­trem struk­tu­riert wie ein Schul­buch, oh­ne Tipp­feh­ler (oder fast oh­ne);
2. Mus­ter­gültig struk­tu­rier­te Aus­füh­run­gen, skla­visch ab­ge­ar­bei­tet, fast ei­ne „Über­struk­tu­rie­rung“ mit In­tro, drei Punk­ten, Fa­zit, evtl. Aus­blick;
3. Da­mit kon­tras­tie­rend auf­fäl­li­ge Stil­brü­che mit Be­grif­fen un­ter­schied­li­cher Sprach­ni­veaus, sprin­gen­der Ton;
4. Ab­we­sen­heit ei­ner ei­ge­nen Per­spek­ti­ve, von per­sön­li­chen Schil­de­run­gen, Ecken und Kan­ten, ästhe­ti­schen Ri­si­ken, Wort­spie­len, das Gan­ze wirkt dis­tan­ziert, „vie­le Men­schen emp­fin­den …“;
5. Wie­der­ho­lun­gen, All­ge­mein­plät­ze, zu viele Flos­keln und Ver­all­ge­mei­ne­run­gen wie „ins­ge­samt lässt sich sa­gen …“, „dem­ge­gen­über fällt auf, dass …“, „ein wich­ti­ger Aspekt ist …“, „zu­dem lie­ße sich be­mer­ken …“;
6. Man­che Aus­sa­gen wer­den un­nö­tig breit er­klärt oder mehr­fach leicht um­for­mu­liert;
7. Lo­gi­sche oder fak­ti­sche Un­ge­nau­ig­kei­ten wie fal­sche Jah­res­zah­len, er­fun­de­ne Quel­len, fal­sche De­tails;
8. Auf­fäl­lig gleich­för­mi­ge Satz­rhyth­men und syn­tak­ti­sche Mus­ter, kei­ne ab­rup­ten Kurz­sät­ze, kaum el­lip­ti­sche Wen­dun­gen, we­nig Va­ria­ti­on im Takt bzw. feh­len­de ei­ge­ne „Mu­si­ka­li­tät“;
9. Schein­prä­zi­si­on: Aus­sa­gen wir­ken prä­zi­se, blei­ben aber in­halt­lich leer (z. B. „un­ter be­stimm­ten Be­din­gun­gen zeigt sich …“) im Un­ter­schied zu Flos­keln, die eher ver­bin­den­de Füll­wör­ter sind;
10. Feh­len­de ar­gu­men­ta­ti­ve Span­nung: kei­ne Zwei­fel, kein Wi­der­spruch, kei­ne Rei­bung, keine ab­rup­ten Per­spek­ti­ven­wech­sel, nur li­nea­res Ab­ar­bei­ten des fest struk­tu­rier­ten Plans.

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Il­lus­tra­tion: pixlr.com (Zu­falls­fund)

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