Sonntag, 1. Dezember 2024

Veranstaltungshinweis

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Wie Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zer, Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­scher ar­bei­ten, kön­nen Sie hier mit­le­sen. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch und Eng­lisch (das Idi­om Shakes­peares nur als Aus­gangs­spra­che), und das Ar­beits­ma­te­ri­al be­schäf­tigt mich so­gar sonn­tags.

Be­grif­fe­auf­drö­seln und bei der ers­ten Be­geg­nung gleich ler­nen ist ein Hob­by von uns Lin­guist:­in­nen. Das ha­be ich von mei­nem Pa­pa ge­lernt, ei­nem His­to­ri­ker, dem die­ser Be­griff ge­fal­len hät­te: "Habs­burg­syndrom". Dieses Ge­schlecht zeich­ne­te sich der­mal­einst durch sei­ne be­rühm­te, mar­kan­te "Habs­bur­ger Un­ter­lip­pe" aus. Hier im Text zwei Links zu Bil­dern, die zei­gen, wie das her­vor­ra­gen­de Kör­per­teil aus­sah. Auf Fran­zö­sisch heißt das pro­man­di­bu­lie habs­bour­geoise, pro wie "vor", und zwar räum­lich, nicht zeit­lich, be­kannt von der "Pro­tu­ber­anz", mandibule heißt schlicht "Un­ter­kie­fer", die Nach­sil­be -ie wie (krank­haf­ter) "Zu­stand".

Die­se Lip­pe war ein Zucht­merk­mal, ähem, na­tür­lich un­be­ab­sich­tigt, die Fol­ge von In­zucht, der aus dy­nas­ti­schem Den­ken und Macht­an­spruch künst­lich ver­knapp­ten DNA-Aus­wahl. (So­fort stellt sich mein Kopf die Fra­ge, wo­ran heut­zu­ta­ge ein Macht­an­spruch auf den ers­ten Blick er­kannt wer­den kann und ob das auch auf die Ge­ne durch­schlägt.)

Ähn­lich wie einst die Fa­mi­lie Habs­burg de­ge­ne­riert die KI der­zeit vor sich hin. Das Habs­burg­syndrom sind dem­nach häss­li­che Ver­zeich­nun­gen und Ver­for­mun­gen, die so­gar, huch!, vom Durch­schnitts­krem­pel ab­wei­chen, den uns die KI mit ih­rem Aus­wurf sonst um die Oh­ren knallt. In der Klang­welt heißt so et­was in der Art üb­ri­gens "Rück­kopp­lung" und kann ver­dammt weh tun.

Ziem­lich kör­per­lich bin ich heu­te und laun­isch. Es ist Sonn­tag, ich darf das, wir sind un­ter uns.

Wenn die Large Language Models (LLMs) gröb­lich ir­gend­wel­chen Ko­lo­lo­res er­fin­den, weil sie nichts mehr fin­den, und die­se "Hal­lu­zi­na­tio­nen" dann spä­ter wie­der als "ech­tes" Aus­gangs­ma­te­ri­al nut­zen, kommt "Wis­sens­in­zucht" zu­stan­de, Feh­ler ver­stär­ken ein­an­der, ver­zer­ren den Aus­wurf, lie­fern manch­mal kom­plett ab­ar­tige "Er­geb­nis­se". Das Phä­no­men wird mit der Zeit im­mer schlim­mer.

Das wa­ren jetzt ein­deu­tig zu vie­le Zei­len für ei­ne Ver­an­stal­tungs­an­kün­di­gung! Die Habs­bur­ger­sa­che kann auch hier zum The­ma wer­den:

Mor­gen, am 2. De­zem­ber 2024, fin­det in Düs­sel­dorf (Link) ei­ne span­nen­de Dis­kus­sion über den Ein­fluss der Künst­li­chen In­tel­li­genz (KI) auf die Spra­che statt, denn das ist die nächs­te gro­ße Sor­ge: Dass die Ein­flüs­se, de­nen je­de le­ben­de Spra­che un­ter­liegt, künf­tig nicht mehr die von Nach­bar­län­dern oder do­mi­nan­ten Kul­tu­ren von Staa­ten sein könn­ten, son­dern je­ne von tref­fen­den und un­zu­treff­en­den Be­grif­fen, die wir im Kon­takt mit der KI auf­schnap­pen. Und dass die Leu­te plötz­lich an­fan­gen, im All­tag ver­schlich­tet zu schrei­ben, zu spre­chen, zu den­ken, da­mit die KI "mit­kommt". Was ge­nau ist die KI und was be­deu­tet sie für die Zu­kunft?

02. Dezember 2024, 19:00 - 20:30, Eintritt frei, Institut français, Düsseldorf im zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) Fichtenstraße 40, 40233 Düsseldorf 
Ei­ne Ver­an­stal­tung mit: Ka­tha­ri­na West­phal von #Di­gi­tal­chan­ge­ma­ker, Cy­ril Ca­tel von iAd­vi­ze, im Be­reich "Con­ver­sa­tio­nal Com­mer­ce" tä­tig, Lau­ra Hu­rot, ei­ner Über­set­zer­kol­le­gin und Fran­zö­sisch­leh­re­rin, die für das Kon­zept der slow trans­la­ti­on be­kannt ist, gu­te al­te Hand­ar­beit, und die als Teil der Grup­pe En Chair et En Os zum Nach­den­ken über die lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen von ma­schi­nel­ler Über­set­zung an­regt, last but not least In­go Klei­ber, Lin­gu­ist und Ex­per­te für Bil­dungs­tech­no­lo­gie.

Ein­tritt: gra­tis, An­mel­dung: info.düsseldorf@institutfrancais.de; spon­ta­nes Er­schei­nen ist zu­lässig; Ge­spräch auf Deutsch.

Was die Ma­schi­ne nicht kann, da­für wir Men­schen umso besser, ist Kör­per­spra­che zu le­sen. Me­di­en­kon­sum ist der­zeit für Dol­met­scher­in­nen mit kör­per­li­chem Un­wohl­sein ver­bun­den. War­um? Weil wir so oft sehr mie­se Ge­füh­le da­bei be­kom­men. 

Es ist ein­fach so, dass Kör­per­spra­che sehr viel über die Hal­tung der Spre­chen­den aus­sagt, wie glaub­wür­dig sie sind, wie au­then­tisch. Auch die Stim­me lügt nicht, und Mi­mik ... na­ja, ein star­rer Blick in die TV-Ka­me­ra oder als zwei­te Blick­rich­tung un­ter sich, star­rer Ober­kör­per, der erst bei ei­ner Nach­fra­ge sicht­lich in Be­we­gung ge­rät, ei­ne kno­ti­ge Stim­me — was ich die­se Wo­che ge­se­hen ha­be, ist Ma­te­ri­al, das in Lehr­fil­me ein­ge­hen wird. Ich wer­de mir dem­nächst die Stich­punk­te da­raus trans­kri­bie­ren und ei­ne Über­set­zung da­zu über­le­gen.

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Grafik: IF Düsseldorf

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