Dienstag, 7. Mai 2024

Morgenstern

Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch hin­ein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­setzen und Kult­uren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Spra­chmitt­le­rin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Schwerin und dort, wo man mich braucht.

Am 6. Mai 1871 wurde Christian Morgenstern ge­bo­ren, also ges­tern vor 153 Jahren. Er ist einer meiner Lieb­lings­au­to­ren. Ein schö­ner An­lass, um hier ein Ge­dicht eines Man­nes zu posten, der in Deutsch­land vor al­lem als sub­ti­ler Hu­mo­rist be­kannt ist.

Selbstporträt (1906)
Selbstporträt (1906)
Das geht an dich

Das geht an dich und mich und je­den
Mehr sein, we­niger re­den,
we­niger sa­gen, fra­gen, kla­gen,
mehr die Wär­me nach in­nen schla­gen;

unsere Zun­gen in Züch­ten hal­ten,
nicht im­mer die ewig al­ten
Sät­ze und Plät­ze wie­der­käuen,
Phra­sen und Frat­zen in al­lem scheu­en;
lang­sam prü­fen, sich gern be­schei­den,

al­les schnelle Vor­ur­teil mei­den;
uns ge­nü­gen im Un­ent­behr­li­chen,
uns ver­ein­fa­chen, uns ver­eh­rli­chen,
eins vom Kin­der- zum Grei­sen­le­ben:
weise, weise zu wer­den stre­ben.

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Foto: Wi­ki­pe­dia

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