Montag, 6. November 2023

Montagsschreibtisch (23)

Bon­jour, guten Tag & hel­lo! Der Ar­beits­all­tag von Dol­met­sche­rin­nen und Dol­met­schern ist Ge­gen­stand des Weblogs. Un­sere Spra­chen sind Deutsch, Fran­zö­sisch und Eng­lisch, die Büro­kol­le­gin ist Über­setze­rin und arbei­tet in die engli­sche Spra­che. Zur Kom­pen­sa­tion mei­ner Pflege­wochen habe ich ge­ra­de mal mög­lichst viel Ho­no­rar in die Wo­che ge­quetscht.

Die Pla­nung der neuen Woche ist heftig. Trig­ger­war­nung: Wenn Sie von einer 40-Stun­den-Woche trä­umen wie die durch­schnitt­li­chen An­ge­stell­ten in Deutschland, ist die­ser Bei­trag nichts für Sie. Er könn­te so­gar ver­stö­rend wir­ken.

45. Kalenderwoche
Auch wenn die Pfle­ge­ver­si­che­rung kühn davon aus­geht, dass ich, wenn ich meine Mutter eine oder zwei Wochen im Mo­nat Tag und Nacht pflege, die­ses in Summe nur zehn Stun­den die Woche aus­macht und im Rest meiner Vier­zig­stun­den­wo­che dann noch 30 Stun­den auf Arbeit ent­fal­len, wirkt das auf mich kom­plett ... gaga. Die Rech­nung stimmt dop­pelt nicht, denn man­che Dol­met­sche­rin­nen­woche ist eine Ma­na­ger­woche von 60 und mehr Arbeits­stunden. Und wie rech­ne ich Reise­zei­ten?

Wer bei Ge­richt dol­metscht, weiß, dass Fahrtzeit komplett als Arbeitszeit gilt, das regelt ein Gesetz. (Link zum JVEG hier.) Passt, denn im Zug sit­ze ich in der Re­gel am Rech­ner und be­rei­te den nächsten Ein­satz vor. 

Wer nicht mehr aus­ein­an­der­ge­kno­belt be­kom­mt, wann und wie oft in Wo­chen­frist in wel­chem Bett an wel­chem Ort über­nach­tet wird, schreibt sich einen Plan, prüft Zug­lauf­zeiten, spricht mit der Dis­po­ne­ntin der Dol­met­scher:in­nen eines Fes­ti­vals, sitzt im Fes­ti­val­shut­tle nach und ab Berlin. So wie ich diese Woche.

Die kumulierte Reisedauer, 1100 Kilo­meter per Zug und Auto, hätte auch meine Freizeit sein können. Ich schät­ze, sie schlägt mir so oder so aufs Sys­tem. Nun, ich bin Viel­rei­sen­de und ei­ni­ger­ma­ßen geübt da­rin. Meine Nich­te hätte zu­recht auf die Fra­ge ant­worten kön­nen, wo denn wohl die Tan­te wohnt: "Line wohnt in der Eisen­bahn." (... und im In­ter­net, hätte sie an­fü­gen können, würde sie das In­ter­net schon kennen.)

Noch vor ei­nem Jahr oder Anfang 2023 konnan­fü­te ich mir nicht vor­stel­len, so schnell wie­der in Voll­zeit ar­beiten zu kön­nen, Covid-19 war fies. Ich hat­te mäch­tig Glück, dass meine Kur so gut an­ge­schla­gen hat.

Und die Woche drauf ha­be ich wie­der eine ru­hi­ge, sess­hafte solche.

Grund­sätz­lich: Es schmerzt sehr, wie wenig deutsche Behör­den vom Lebens- und Ar­beits­all­tag von Frei­be­ruf­le­rin­nen wissen und uns mit ihren Re­ge­lun­gen das Leben nicht wirklich einfacher machen, um es vor­sich­tig auszu­drücken. Meine Kund:in­nen sind üb­ri­gens zu 80 Pro­zent eben jene öf­fent­li­chen Ein­richtungen.

Themen
⊗ Ur­ba­nismus, Zukunft der In­nenstädte (Hameln)
⊗ Raub­kunst aus Afrika (Ber­lin)
⊗ Festival des Osteuro­pä­ischen Kinos (Cottbus)

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Grafik: C.E.

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