Die Trennscheibe ist eine akustische Erschwernis |
Gestern waren es 37 Grad Celsius in Berlin, heute sind es 14 Grad. Solche Temperaturstürze sind ungewöhnlich, vor allem dann, wenn sie (hier im geografisch östlichen Teil der Stadt) nur mit 15 ¾ Regentropfen verbunden sind: statt ergiebigem Landregen gab's etwas Blitz und Donner und viel Wind. Der Wind hat die Waldbrände südwestlich von Berlin angefacht, wo 100 Hektar und etliche Ortschaften betroffen sind; die Fotos sehen nach Inferno aus.
Hunderte Menschen wurden evakuiert. In den Medien sprechen die Feuerwehrleute inzwischen Klartext: "Der Klimawandel ist da!" Noch vor einigen Jahren war meine Aufmerksamkeit in diesem Thema auf vergleichbare Ereignisse in Kalifornien beschränkt.
Dieser Tage bin ich wieder viel unterwegs: zwei berufsbedingte Reisen, für Stammkunden fahre ich so viel, dass ich jetzt die goldene Kundenkarte der Bahn bekomme, sowie eine familienbedingte Reise, neben der Bahn auch mit Auto, U-Bahn, Bus und zu Fuß, in Summe knapp 3000 Kilometer in zehn Tagen. Zwischendurch in Berlin Wäsche waschen und auf dem Amt für Freunde dolmetschen. Die Braut in Spe war vor Jahrzehnten als Fille au pair in Frankreich gewesen, er kommt aus Québec. Fröstelnd eile ich ins Rathaus. Ich hatte unterschätzt, wie stark die Außentemperatur gesunken war.
Vor Ort dann eine neue Erfahrung des Simultandolmetschens: Die Standesbeamtin |sagt| nuschelt hinter ihrer Glasscheibe zwei Sätze, ich dolmetsche den ersten, der die Hauptinfo im zweiten Satz anmoderiert, und bevor ich dazu komme, den zweiten Satz zu dolmetschen, überträgt die Braut, die bei anderen Behördengängen regelmäßig die Verständigung ihres Zukünftigen sicherstellt, das Résumé des zweiten Satzes. Der Bräutigam, der zwischen uns sitzt, grinst, und er kommentiert: "So hab ich mir das Simultandolmetschen immer vorgestellt!"
Schnell nachhause, vernünftig anziehen! And a short note to self: Die Braut in spe hat recht. Bei informellen Gesprächen kommt es auf das Wesentliche an, nicht so sehr auf rhetorische Schlenker.
P.S. (Abend): Die Brände vor Berlin sind zum Glück erstmal beruhigt, dort kam wohl mehr Regen runter. Aber die Böden sind nur an der Oberfläche feucht, darunter ist er noch glühendheiß, außerdem gibt es Torfgebiete und Munitionsreste.
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Foto:C.E.
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