Mitten in einen Blog aus der Dolmetscherwelt sind Sie hineingeraten:
Bonjour und herzlich willkommen! Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch und Englisch. Ich habe Kapazitäten frei, Corona macht's möglich. Normalerweise würde ich mich jetzt auf die Berlinale vorbereiten. Ach, Kino ...
Bei überlangen Autofahrten oder Flugreisen stellt sich bei vielen eine Art Selbstaufgabe ein, ein hohes Maß an Gleichgültigkeit, was das Erreichen des Ziels angeht, denn durchs Sind-wir-bald-dahaa?-Fragen wird die Sache auch nicht schneller. Also eine Form der egobefreiten Verlorenheit, des Sich-Einlassens auf das Unausweichliche.
So geht es mir seit Ende Dezember 2018, als ich mich mit einer atypischen Virusgrippe aus der Welt zurückgezogen und mir fast die Lunge aus dem Leib gehustet habe. So geht es uns kollektiv seit Mitte März, seit dem ersten Shutdown.
Ach, wenn nur selbstvergessenes Ignorien Dinge ungeschehen machen könnte! Das zum Beispiel: Gestern ist in Paris mit noch nicht einmal 70 Jahren der Schauspieler und Drehbuchautor Jean-Pierre Bacri gestorben, der immer die Grantler gegeben hat, eine wenig glamouröse Größe des französischen Film- und Theaterschaffens, der besonders Antihelden mit Tiefgang grandios verkörpert hat. "Lust auf anderes" an der Seite von Agnès Jaoui ist in Deutschland vielleicht sein bekanntester Film. Die beiden hat ein wunderbarer Humor und eine hohe Sensibilität in der Beobachtung von Alltäglichem verbunden. Er wird fehlen.
Für Sprachfans wie mich ist natürlich eine besondere Szene in bester Erinnerung, es geht um den Versuch, Englisch zu sprechen. Die Filmwissenschaftlerin in mir sagt: Diese Szene ist eine stille Würdigung von Truffauts "Sie küssten und sie schlugen ihn" (Les 400 coups), ich sage nur Schule, Lehrer und Where is the father?
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Filme: Le goût des autres (Bacri/Jaoui),
Les 400 coups (Truffaut)
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