Dienstag, 19. Januar 2021

COVIDiary (246)

Mit­ten in ei­nen Blog aus der Dol­met­scherwelt sind Sie hinein­ge­ra­ten: Bon­jour und herz­lich will­kom­men! Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch und Eng­lisch. Ich habe Ka­pa­zitäten frei, Corona macht's möglich. Norma­ler­weise würde ich mich jetzt auf die Ber­li­na­le vor­be­rei­ten. Ach, Kino ...

Bei über­lan­gen Auto­fahrten oder Flug­reisen stellt sich bei vie­len eine Art Selbst­aufgabe ein, ein hohes Maß an Gleich­gül­tig­keit, was das Errei­chen des Ziels an­geht, denn durchs Sind-wir-bald-dahaa?-Fragen wird die Sache auch nicht schnel­ler. Also eine Form der egobe­freiten Ver­lo­renheit, des Sich-Ein­las­sens auf das Unausweichliche.

So geht es mir seit Ende Dezember 2018, als ich mich mit einer aty­pischen Virus­grippe aus der Welt zurück­ge­zo­gen und mir fast die Lunge aus dem Leib gehustet habe. So geht es uns kol­lek­tiv seit Mitte März, seit dem ersten Shutdown.

Ach, wenn nur selbstvergessenes Ignorien Dinge ungeschehen machen könnte! Das zum Beispiel: Gestern ist in Paris mit noch nicht einmal 70 Jahren der Schau­spieler und Dreh­buch­autor Jean-Pierre Bacri gestorben, der immer die Grantler gegeben hat, eine wenig glamouröse Größe des französischen Film- und Theater­schaffens, der be­son­ders Antihelden mit Tiefgang grandios verkörpert hat. "Lust auf anderes" an der Seite von Agnès Jaoui ist in Deutschland vielleicht sein bekann­tester Film. Die beiden hat ein wunderbarer Humor und eine hohe Sensibilität in der Be­ob­ach­tung von All­täglichem verbunden. Er wird fehlen.

Für Sprach­fans wie mich ist natürlich eine besondere Szene in bester Erinnerung, es geht um den Versuch, Eng­lisch zu sprechen. Die Film­wis­sen­schaft­lerin in mir sagt: Diese Szene ist eine stille Wür­digung von Truf­fauts "Sie küssten und sie schlu­gen ihn" (Les 400 coups), ich sage nur Schule, Lehrer und Where is the father?


 

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Filme:
Le goût des autres (Bacri/Jaoui),
Les 400 coups (Truffaut)

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