Donnerstag, 25. Oktober 2018

Fahrradkurier

Was Über­set­zer und Dol­metscher be­schäf­tigt, können Sie hier mit­lesen. Seit vie­len Jahren versuche ich hier, meinen Alltag einigermaßen nachvollziehbar zu machen.

Koffer mit Kopfhörern, Batterien, Ladegerät und Batterien
Schön leicht
Noch nicht erzählt habe ich diese Episode: Wir sind in Berlin, der Techniker kommt und bringt leichte Kon­fe­renz­tech­nik. Er ist nicht mehr ganz jung. Seit einiger Zeit trägt er immer öfter sport­liche Klei­dung. Frü­her brach­te er die Ar­beits­ma­te­rialien in Auto oder Klein­trans­por­ter, vor allem dann, wenn ganze Kabinen von A nach B zu brin­gen waren.

Erst wur­den ihm Bü­ro und La­ger in zen­traler, he­run­ter­ge­kom­me­ner La­ge un­ter dem Hin­tern weg­spe­ku­liert, jetzt beschreibt er die Einschränkung der Fahrzonen, also die Einführung von Fahrverboten, als eine Form der Enteignung des Mit­tel­stan­des.

Na­tür­lich hat er seinen Klein­trans­por­ter vor et­li­chen Jah­ren ge­kauft, als noch nicht die Rede von Fahr­ver­bo­ten war. Na­tür­lich ist damit die Kalkulation fürs Ab­stot­tern des Kauf­prei­ses hinfällig. Natürlich freut ihn Mi­niatu­ri­sie­rung der Tech­nik, die hof­fent­lich bald wieder einen Schub be­kommt. (Der­zeit wird die Technik noch im­mer grö­ßer, vor allem ihre Ver­packung; was er uns bringt ist best­er­hal­te­ne Wa­re aus dem letzten Jah­rhun­dert.)

Neuerdings ist unser Technikanbieter sein eigener Fahrradkurier.

Im Be­spre­chungs­raum arbeiten fünf Men­schen plus zwei Dol­met­sche­rin­nen, die Sit­zung dau­ert un­ter drei Stun­den. Wie wird un­sere Tech­nik beim nächs­­ten grö­ße­ren Ein­satz ge­bracht werden, wenn es wie­der um Ta­ge und um Ka­bi­nen geht?

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Foto: C.E.

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Machine Translation (10)

Was wir Dol­met­scher (in meinem Fall Fran­zö­sisch und Eng­lisch) und Über­set­zer so er­le­ben, kön­nen Sie hier lesen. Mei­nen heu­ti­gen Ar­beits­tag be­schließt ein klei­ner Ver­gleich. Ich durf­te die Über­set­zung ei­ner Web­sei­te kor­rek­tur­le­sen. Die Vorl­age war stel­len­wei­se ... aber le­sen Sie selbst. Es geht um eine Web­sei­te, die sich an Teens wen­det, das Gan­ze sollte etwas mar­keting­mä­ßi­ger aus­fal­len.

Quelle: "Übelsetzer" (oder eine Gratis-Übersetzungssoftware?)
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Der sogenannte Schachtürke, ein vermeintlicher Apparat mit menschlichen Zügen
The Mechanical Turc
Quelle: Die etwas bessere Übersetzungssoftware
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Quelle: Die Profiübersetzerin
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Illustration: Wikicommons

Wasser!

Was Über­set­zer und Dol­metscher be­schäf­tigt, können Sie hier mit­lesen. Seit vie­len Jahren be­richte ich über den Beruf und meinen sprach­be­tonten Alltag. Der hat natürlich meinen Sinn für Begriffe geschärft.

Gestern hat es genieselt. Das ist be­merkens­wert, denn es kam länger als vier Stun­den lang Was­ser vom Him­mel, zum ersten Mal seit Mo­na­ten. Aus­gie­bi­ger Niesel al­so. Diese Re­de­wen­dung gab es vor ei­ni­gen Jahren noch nicht.

Durch eine nasse Glasscheibe hindurch zeichnet sich ein Kirchturm ab
Sankt Marien in Stralsund
Am Vor­abend hatte ich mich mit einem Be­kannten aus Afri­ka, genauer: aus Niger, über Regen- und Trocken­zeiten un­ter­hal­ten. Da gab es auch über­ra­schen­de Wör­ter. Er hat über seine Flucht über das Mittel­meer berichtet. Er, Sohn der Sahara und Teil des Hir­ten­volks Fulbe (auf Fran­zösisch Peul) sprach in folgenden Worten über seine Perspektive vom Boot aus: Le bateau marchait, il marchait comme ça tranquillement sur la mer! (Das Boot marschierte, es mar­schierte ruhig über das Meer.)

Der Voll­stän­digkeit halber: Der Be­tref­fen­de hat­te jemals zu­vor weder ein Meer ge­se­hen, noch konnte er schwim­men.

Oder wie klingt das gleich noch? "Er­giebiger Land­regen!" Lange nicht gehört, we­der in den Nachrichten, noch in der Re­gen­rin­ne! Brauchen wir, braucht die Natur, auch wenn nach über einem halben Jahr niemand mehr zu wissen scheint, wie man bei hoher Luftfeuchtigkeit vor die Tür kommt.

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Foto: C.E. (Archiv)

Dienstag, 23. Oktober 2018

Biolandbau

Im 12. Jahr bloggt hier eine Fran­zö­sisch­dol­metscherin (die auch aus dem Eng­li­schen arbeitet). Für uns Ex­trem­sportler des Ge­hirns ist es wichtig, was wir essen. Ent­spre­chen­de Nach­rich­ten beob­ach­te ich mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit. 

Kartoffel in Herzform, Marillen
Essen mit Herz
Bioladenkunden mit verringertem Krebsrisiko
Am Montag wurden die Er­ge­bnis­se einer fran­zö­si­schen wissenschaftlichen Studie bekannt, nach der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten, die sich re­gel­mä­ßig mit Bio­le­bens­mit­teln versorgen, im Vergleich zu "Nor­mal­­essern" ein um 25% verringertes Risiko haben, an Krebs zu erkranken.

Die Studie untersuchte über sieben Jahre lang die gesund­heitliche Entwicklung von knapp 70.000 Freiwilligen. Eine Pariser Forschergruppe, die Univer­sität Sorbonne Paris 13 war beteiligt, gab weitere Einzel­heiten bekannt. 68.946 Menschen nahmen an der Studie teil, 78% Frauen, das Durch­schnittsalter lag bei 44 Jahren.

Im Beob­achtungs­zeitraum zwischen Mai 2009 und November 2016 wurden bei den Probanden 1.340 neue Kreb­ser­krankungen dokumentiert. Das verringerte Krebs­ri­si­ko bei Menschen, die regelmäßig Biolebens­mittel konsumieren, war be­­son­­ders auf­fäl­lig bei Brust­krebs von Frauen nach der Menopause, sie wiesen ein um 34 Prozent re­duziertes Risiko auf, sowie bei Lympho­men (Blutkrebs der weißen Blut­kör­per­chen), hier ist das Risiko um 76 Prozent verringert.

Gruppentypische Ausreißer rausgerechnet
Gefragt wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer danach, wie oft Le­bens­mit­tel von 16 unterschiedlichen Gruppen verzehrt wurden (Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier etc.) und wie oft diese aus dem Biolandbau gestammt haben. Außerdem dokumentierten die Wissenschaftler sozio­de­mo­grafische Angaben ihrer Kohorten, um soziali­sations­bedingte Ver­zer­rungen aus den Ergebnissen he­raus­zu­rech­nen. (Es ist bekannt, das Menschen mit höheren Bil­dungs­­ab­­schlüssen mehr Sport treiben, seltener rauchen und stärker auf ihr Gewicht achten als die Durch­­schnitts­­be­­völ­­kerung. In der Regel verfügt diese Gruppe auch über ein hö­he­res Ein­­kom­men, was ihr den zumeist höherpreisigen Einkauf ihm Bioladen ermöglicht.)

In Interviews wurden die Gründe für diese Er­näh­rungsweise erfragt. Neben ethi­schen Er­wäg­ungen wurde oft genannt, das Lebensmittel aus kon­ven­tio­nel­lem An­bau Rück­stände synthetischer Pflan­zen­schutz- und Dünge­mit­tel aufwiesen. Eine Mitautorin der Studie, Em­ma­nu­elle Kesse-Guyot, wird entsprechend von der Pariser Tageszeitung „Le Monde“ mit der Vermutung zitiert, dass mehr Pes­ti­zid­rück­stän­de in konventionellen Landwirtschaftsprodukten für dieses Ergebnis verantwortlich gemacht werden könnten.

Salat im Sieb
Wildkräutersalat
Parallelen zu Bau­ern­ge­sund­heit
Die gleiche Zeitung zitiert den amerika­nischen Epi­de­mio­­lo­gen Philip Landrigan, der hervohebt, dass "eine der großen Stär­ken" der Stu­die darin bestünde, dass ihre Ergebnisse "weit­ge­hend mit den Er­geb­nis­­sen von For­schungen über Men­schen über­­ein­­stim­­men, die be­ru­lich Pes­ti­­ziden aus­ge­setzt sind“.

Seit ei­ni­gen Jahr­zehn­ten zäh­len Lym­pho­me zu den häufigsten Krebs­­ar­ten bei Bauern in der konventionellen Landwirtschaft.

Zur Gruppe der regel­mäßigen Verbraucher von Bio­le­bens­mit­teln wurden übrigens alle gezählt, die für mehr als 50% ihrer Nahrungs­mittel in den Bioladen gehen.

Weitere Fragen, nächste Studien
In Frankreich berichten dieser Tage alle Medien darüber. Kri­ti­sche Stim­men er­wä­gen die Fra­ge, ob nicht Mikronähr­stoffe, die in Biolebens­mitteln in hö­he­ren Men­gen vor­kom­men, dem menschlichen Organismus möglicherweise dabei helfen, Er­kran­kungen im Früh­stadium erfolgreicher zu bekämpfen. Die Ergebnisse dieser Studie warten nun darauf, durch ähnliche For­schungsar­bei­ten in anderen Län­dern bestätigt zu werden.

Mehr dazu in der Fachzeitschrift „JAMA Internal Medicine“ (Link)

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Foto: folgt

Montag, 22. Oktober 2018

Lachs

Willkommen auf den Seiten eines digitalen Logbuchs aus der Dolmetscherkabine. Was ich beruflich anbiete, Dolmetschen und Übersetzen, beschäftigt mich täglich, manch­mal so­gar am Abend.

Salmon with Spinach
Weiß- oder Rotwein zum Lachs?
Beim Abend­es­sen mit Kun­den, Be­triebs­­rä­ten aus der In­dus­trie, wird uns eine deutsch-eng­li­sche Spei­se­­kar­­te ge­reicht. Das ist ganz nor­mal in Ber­lin. Lus­tig war die Esels­brücke der Fran­zo­sen für Lachs, the sal­mon, le sau­mon. 

Einer frag­te näm­lich ganz un­be­fan­gen, was das Ge­mü­se sei, das es bei den "Sal­mo­nel­len" gebe. Un­be­zahl­bar, sol­che Sze­nen, die kann nie­mand er­fin­den!

(Ich stelle kurz eine Fra­ge, wer­de aber nicht aus­führ­li­cher, ein Hin­weis muss rei­chen. Dann ge­nie­ße ich lie­ber ein Ge­mü­se­cur­ry ... aus Grün­den. Vor Zucht­lachs wird ge­warnt: Stern-Link.)

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Foto: C.E.

Sonntag, 21. Oktober 2018

Autumn l♥ve

Bon­jour, hel­lo, gu­ten Tag! Fran­zö­sisch­dol­met­scher und -übersetzer haben ver­mut­lich einen eigenen Blick auf die Welt, und meiner ist nochmal anders. Ich schreibe hier mein subjektives Arbeitstagebuch und sonntags folgt (manchmal) das Sonn­tags­foto ...
 
Das ist mein Herbst: Die letzten Male die Tou­ris­ten­schif­fe vor dem Fens­ter vor­bei­brum­men hören, Morgennebel am Kanal und fla­schen­grü­nes Was­ser (dunk­les Glas mit Bor­deaux drin), Farb­wechsel der Blät­ter, Jog­ger mit kleinen Wölk­chen vor den Mün­dern, Nach­barn von der anderen Ufer­seite, die ich plötzlich wieder ahne und bald wieder rich­tig sehen kann, Tea time genießen, wie­der Wol­le auf der Haut.

Balkonblick: Pflanzen, Bäume, Himmel, Wolken, Dachfirst
Finde die zehn Unterschiede!
Das ist auch mein Herbst: Viel unter­wegs sein, den Kof­fer eine Num­mer größer wäh­len, weil die Out­fits wärmer wer­den und ihn zwi­schen­durch nicht mehr in die Kof­fer­ab­la­ge packen, da er fast ständig in Benut­zung ist, froh sein über Mit­men­schen, die gut mit den Pflan­zen können, Fahr­karten online nahezu "stapelweise" buchen, Vokabel­listen über­ar­bei­ten, abheften, ers­te Ge­schen­ke fürs Jahres­ende finden.

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Fotos: C.E.

Freitag, 19. Oktober 2018

Reichhaltiges Essen

Hier bloggt im 12. Jahr ei­ne Dol­met­sche­rin für Fran­zö­sisch und Über­set­zerin, in die­sem Falle meis­tens in die deut­sche Spra­che. Neu­lich habe ich lang­wei­lige Meetings ver­dol­metscht und fand es schade, nichts Be­rich­tens­wer­tes zu er­leben. Und dann, buch­stäb­lich in der letzten Minute ...

Tisch in der Pause
"Die Dolmetscherin braucht eine Pause!"
"Mangez bien gras !", sagt der fran­zösische Kunde zum Ab­schied. Gras bedeutet auf Fran­zösisch "fettig", hm, ich soll also fettig essen? Meint der, dass ich zu wenig Speck auf den Rippen habe?

Nein, er, den man grob als den krea­tiven Kopf eines Teams beschreiben könnte, hat mich nur einige Tage ar­beiten se­hen.

Kleine Runde, viele Dis­ku­tan­ten, die sich auf Eng­lisch die Köpfe heiß­geredet ha­ben, aber nur für ei­nen ein­zi­gen war ich zu­ständig — seinen Fi­nan­zier.

Es ging lo­gi­scher­weise um was Kre­atives und um Geld, mehr darf ich nicht sagen, ich habe sogar als Dol­met­scherin zum ersten Mal eine Schwei­ge­­ver­pflich­tung un­ter­schreiben müssen.

Gläser, Besteck, Hände
Mittags"pause"
Nor­ma­ler­weise versteht sich das mit dem Klap­pe­hal­ten bei unsereinem von selbst, wir sind da wie die Ärzte, aber gut, alle bekamen so einen Wisch hin­ge­legt, ich war am schnells­ten fertig. Querlesen ist ja eine der leich­tes­ten Übungen in meinem Be­ruf.

Was dann kam, heißt unter Dol­met­schern "Be­gleit­dol­metschen".

Kurz gesagt war ich dafür zu­stän­dig, dass es eine zweite "Ton­spur" der Meetings auf Fran­zö­sisch gab. Zwei Tage lang ging das so.

Und dabei hat mich der Kre­ati­ve rich­tigg­ehend be­ob­achtet, wie ich nach meinen Be­dürf­nis­sen Pausen aus­ge­rufen habe —"The inter­preter needs a break! — und schon im Vorfeld im Restaurant eine sahnehaltige Kürbissuppe zum Trinken vor­ab b­e­stellt hatte, weil ich natürlich auch beim Essen ein wenig gedolmetscht habe. Und wie ich mir am Ende des Es­sens vom Nach­spei­sen­tel­ler noch Kuchen­teile ein­ge­steckt und zwischendurch die Box mit den Nüs­sen aus­gepackt habe.

Dunkles Tischholz mit Papier, Bierfilzen, Mikro, Kopfhörer
Gleich kommen neue Getränke
Er hat auch Fragen gestellt. Ich konnte ihm erzählen, wie wich­tig guter, mög­lichst langer Schlaf für unsereinen ist, Sozial­leben und aus­glei­chende Hobbies, in meinem Fall Garten, Schmuck­ge­stal­tung, Sport.

Also kam ein: "Schla­fen Sie gut, erho­len Sie sich gut und essen Sie gut und reichhaltig!"

So würde ich das gras eher über­setzen. So hät­te er es auf Deutsch ge­sagt, wenn er denn Deutsch spre­chen wür­­de.

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Fotos: C.E.

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Direktübersetzer

Bon­jour, hel­lo und gu­ten Tag! Was Sprach­arbeiter wie Dol­met­scher und Über­setzer so umtreibt, können Sie hier lesen. Ich ar­bei­te neben Deutsch mit der fran­­zö­­si­­schen und der eng­li­schen Sprache.

Und "Direktübersetzer" sitzen auch direkt mit im Raum
Von der letzten Kon­gress­rei­se habe ich ei­ne neue Bezeich­nung un­se­res Be­rufs mit­ge­bracht: die "Di­rekt­über­set­zer". Mit die­sem Wort wur­­de vor­­ges­tern am Ran­de einer Ta­gung über uns ge­spro­chen.
Der Be­griff erklärt sich wie folgt: ÜBER... wie "Über­win­dung von Sprach­bar­rie­ren", SETZER wie sitzen oder "die sit­zen die ganze Zeit in den Kabinen rum".

Last but not least DIREKT, das ist wie "geht di­rekt ins Blut", was der Wer­be­slo­gan für ein Me­di­ka­ment ist, und wir sind sicher so nütz­lich wie Aspirin plus Vitamin C.

Ja, so ließe sich das sehen. Für al­le an­de­ren: Über­setzer schrei­ben, Dol­met­scher reden. Über­setzen ist Hand­werk, Dol­met­schen ist Mund­werk.

Hektik auf weniger als einem Quadratmeter
Wir saßen wieder in den wun­der­ba­ren Halb­ka­bi­nen, die Fish Bowl oder Aqua­rium ge­nannt werden. Die akus­tische Ab­schir­mung ist sub­op­ti­mal, dafür sind die Sau­er­stoff­ver­hält­nisse her­vor­ra­gend, das ist nicht zu leugnen.
Das Di­rekte klappt zudem nur, weil wir die Tech­nik haben. Zwei­mal war ich alles andere als direkt. Da blie­ben die Kopf­­hö­rer stumm.

Es geschah beim fünften Spre­cher­wechsel. Die Kol­legin hat spon­tan weiter­ge­dol­metscht. Sie war zwar gerade vor der Kaf­fee­pau­se dran ge­wesen, hat­te sich aber in der Pau­se erholen kön­nen. Der Tech­ni­ker hat dann im lau­fen­den Be­trieb ein zwei­tes Pult rein­ge­quetscht und an­ge­schlos­sen, das genau einen Tag funktioniert hat.

Wir sitzen ja sonst schon beengt.
Ist aber steigerbar ...
Denn am nächs­ten Tag hat auch das zwei­te Pult ge­streikt. Der Tech­ni­ker hat dann noch ver­sucht, das Ding durch wie­der­holte Schal­terei zum Lau­fen zu kriegen, aber es war und blieb tot.

Wir haben dann bei­de mit dem Pult der Kol­le­gin gearbeitet. Der Stress­fak­tor für diese zu­sätz­li­chen Schwie­rig­keiten war hoch. Kos­ten­ein­spa­run­gen in der Tech­nik wir­ken sich manch­mal di­rekt auf un­sere Ar­beit aus.




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Fotos: C.E.

Freitag, 5. Oktober 2018

Deadline

Herzlich willkommen auf den Blogseiten einer Spracharbeiterin. In den ver­gan­ge­nen Monaten war hier nicht so wenig los. Manches trage ich hier als meinen Rück­blick auf den Som­mer nach.

Neulich bei über 30 Grad Celsius: Kreative Arbeits­ruhe, plötzlich sehe ich das da:
fovr f rtsg hmrtd'bmur mtd r am Mnsntstad und schwarze Kästen
Verschobener Handlungsbogen
Was war da los?  Über einige Tage hatten wir auf eine Deadline hingearbeitet und dabei Dateien in einem Umfang bewältigt, für die eine Einzelperson Wochen ge­braucht hätte. Das geschah fabrikartig in verschie­denen Räumen. Ich saß bei der Katze in der Küche und habe übersetzt und fertige Über­setzungen korrigiert. Es ging überwiegend zwischen Apple-Rechnern hin und her.

Ziel war die Erstellung eines För­der­an­trages und einer Bewerbung um die Teil­nah­me an einem  Pitching. Wir waren zu mehreren beschäftigt, zu Word und Pages, Ent­spre­chung für Mac, kam noch Linux hinzu, die Sache dauerte länger, wir haben oft zu­hau­se noch wei­ter­ge­ar­bei­tet. Am Ende waren fünf Rechner, vier Menschen, drei Orte und zwei un­ter­schied­liche Dossiers im Spiel gewesen.

Und dann haben wir ein mas­sives Problem. Einer der Rechner war gehackt worden. Die beschädig­ten Textseiten brauchen Dutzende von Minuten, bis sie aufgerufen sind. Andere Textstellen vorher und nachher bereiten keine Probleme. Wir müssen um die Schad­stellen he­rum­ar­beiten, bauen eines der An­trag­dos­siers neu aus den ge­schrot­te­ten Dateien zusammen, aus Kor­rek­tur­vor­stufen und zuvor ab­ge­nom­menen Versionen. Notiz an mich selbst: Die verschie­denen Fas­sungen immer erst gaaaanz am Ende löschen, nie zwischen­durch schon mal, weil gerade eine Pause im Ablauf entsteht.

Arbeitsstimmung mit Bürokatze
Und wenn sie trotzdem im Papier­korb lan­den sollten, dann erst gaaaanz am Ende den Papier­korb löschen. Und ja, manches mussten wir schlicht und er­grei­fend dop­pelt machen.

Fünf Minuten vor Mit­ter­nacht am Ab­gabe­tag ging die Mail raus. Und das Projekt wurde an­ge­nom­men und wird dem­nächst beim Pitching in Form einer Kurz­prä­sen­tation potentiellen Geld­gebern, Re­dak­teu­ren und Film­för­der­ern vorgestellt! Wir sind sehr froh! Und wir wissen: Ohne die wich­tigste Mitar­beiterin, die Beauftragte in Sachen Stress­reduktion, wäre diese Punkt­lan­dung nicht mög­lich gewesen.

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Fotos: C.E.

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Lifelong learning

Bonjour, hier bloggt eine Fran­zö­sisch­­dol­­met­sche­rin und -über­setzerin. Dol­­met­scher und Über­setzer übertragen münd­lich und/oder sinn­­getreu, sie pla­nen Rei­sen, machen Buch­­­haltung und helfen Kol­­le­gen beim Bü­ro­­ma­­na­­ge­ment, sie müssen sehr viel le­sen und ständig weiterlernen.

Vor Jahren sagte mal jemand zu mir: „Dolmetscherin, was für ein an­spruchs­vol­ler Beruf! Da haben Sie im Studium wohl sehr viel lernen müssen! Aber später können Sie den Lohn für Ihre Mü­hen einfahren und sich ausruhen!“

Ein geruh­samer Beruf ist diese Dol­metscherei nicht. Diese Person war höchst über­rascht, dass ich wei­ter­hin jeden Tag neue Wörter lerne. Einerseits verändert sich Sprache, entwickelt sich weiter, Mode­begriffe tauchen auf und ver­schwin­den oder Wörter, die mit einem Zitat in Zu­sam­menhang stehen, bekommen eine neue Be­deu­tungs­ebene. Weitere Lern­felder sind die "Schnacks" bestimmter Gruppen, also Soziolekte, und irgendwie alle The­men­be­reiche des Lebens. Wir Sprach­ar­bei­ter dürfen buch­stäb­lich alles lesen, was immer wir möchten.

Vor Einsätzen pauken wir Fachbegriffe, von denen wir nicht alle ständig brauchen, Details geraten an­schließend in Ver­ges­sen­heit, werden vor dem nächsten Einsatz wieder aufge­frischt. Was langfristig hängenbleibt, erweitert die All­ge­mein­bildung.

Alte Kindermöbel: Sofa mit Schlafhasen drauf
Alte Möbel
Vor drei Wochen ging es um alte Mö­bel, ver­zier­te Da­men­se­kre­täre nach fran­zö­si­schem Vor­bild, die Bonheur du jour heißen, wört­lich: "Glück des Ta­ges".
Der Be­griff bezeich­net aber auch zierl­iche Schreib­tisch­lein ohne Aufsatz, die in den 1760-er Jahren in Frank­reich auf­ka­men und im 18. Jahr­hun­dert zu den belieb­tes­ten Möbeln überhaupt zählen.

Solche Mö­bel weisen gerne In­tar­sien auf. Dieses Wort liest sich für Lai­en­augen, als wäre es ein Fran­zö­sisches, aber auch hier musste ich erst lernen, dass es nicht irgendwas mit intars... ist, son­dern l'incrus­ta­tion heißt, in manchen Fällen auch la mar­que­terie, ein Begriff, der auch in Deutsch­land be­kannt ist und, wie Wikipedia im Ar­ti­kel "Marketerie" warnt, keinesfalls als Synonym für 'Intarsie' verwendet werden darf. Soviel zum Versuch einer Klarstellung. Um solche "Fallen" muss ich wis­sen und ge­ge­be­nen­falls nachfragen.

Gerne wird für diese Holz­ein­le­ge­ar­bei­ten be­son­de­res Holz verwendet. In einem Fall ist von acajou moucheté die Rede. Ich sehe wun­der­schön rot­brau­nes Ma­ha­goniholz mit dunklen Flecken, das meint wohl das mouche­té, von la mouche - die Fliege. Ich suche im Netz nach der Ent­sprechung. Was da ein Antiquitä­ten­händler anbietet, ist sicher nicht die Übersetzung, wird hier doch acajou mouche­té mit "ma­ha­go­ni­fur­nierter Eichenholzkorpus" wiedergegeben (Mahagoni­furnier heißt pla­cage d'aca­jou).

Auf Englisch geht es schneller, fündig zu werden, und mein Misstrauen der oben­ste­hen­den "Übersetzung" gegenüber findet ihre Bestätigung: Acajou moucheté wird von Oxford re­fe­rence als fiddle-back ma­ho­ga­ny geführt, was mich ratlos zu­rück­lässt, ein "Zurückfiedel-Mahagoni"? Ich suche dieses fiddle-back per Foto­suche und freue mich, dass ich keine Spinnen­phobie habe, denn mich springen förmlich Dut­zende von norda­me­ri­ka­nischen Braunen Ein­sied­ler­spinnen an. Es sind also tat­säch­lich die Flecken gemeint.

Ich suche nach einer Bestätigung. Grinsen durfte ich, als ich für das gleiche Holz plum-pudding mahogany) fand: Dieser "Pflau­men­pudding" ist DER englische Weih­nachts­kuchen schlecht­hin aus heller Masse mit dunklen Flecken.

Kurz: Fein gema­sertes und ge­flecktes Ma­hago­ni wird auch in deutsch­spra­chigen Fachkreisen schlicht Acajou moucheté genannt, hier gibt es keine Über­setzung. Das ist auch eine Erkennt­nis!

Die Themen der letzten und kom­men­den Wochen: Men­schen­rechte, Musik­wirt­schaft, Wirt­schafts­för­der­ung für Start­ups, Energie­dächer, Krypto­wäh­rungen und Bergbau. Das Wort life­long lear­ning be­schreibt un­se­ren Sprach­ar­beiter­alltag wun­derbar!

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Foto: C.E.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Zeitzeugin

Was Über­set­zer und Dol­metscher be­schäf­tigt, können Sie hier mit­lesen. Seit vie­len Jahren be­richte ich über den Beruf und meinen sprach­be­tonten Alltag. Sonn- und feiertags wer­de ich privat: Sonntags­fotos!

Espressokocher, Tassen, Zucker, Tisch, ...
Auf einen Espresso mit ...
Tag der deutschen Vielheit: Ich bin end­lich mal wieder oh­ne Stress am May­bach­ufer, der erste Schub an Dol­metsch­ter­minen liegt hinter uns, diese Woche ist gro­ßes Ver­schnau­fen angesagt. Home sweet home ... Wohnen macht Spaß!

Kaf­fee­trin­ken mit einer Freun­din, dann Spazier­gang, Zeitung lesen, Radio hören: Überall ist die deut­sche Einheit das The­ma, die mir aus vielen Gründen so gar nicht als Einheit vor­kommen will.

Wir diskutieren, ich lasse mich von der an­dert­halb Jahrzehnte jüngeren Berufs­kol­le­gin und Freun­din, sie stammt aus Frank­reich, gerne aus­fra­gen.

Und dabei merke ich mein eigenes Äl­ter­wer­den. Ich zähle jetzt zu den Zeit­zeugen der jüngsten Geschichte, kann von DDR und Mau­erfall be­rich­ten. (Für mich waren "Zeitzeugen" immer alte Leute ...) Und auch heute höre ich wieder: "Schreib das auf!"

Werde ich wohl müs­sen. Weil's sonst nie­mand macht.

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Foto: C.E.

Dienstag, 2. Oktober 2018

Eingespieltes Team

Bonjour, hier bloggt eine Über­­set­­ze­rin und Dol­met­­sche­rin aus Ber­lin über Sprach­­ar­beit, in den ver­gan­ge­nen Monaten indes nur selten, was mehrere Gründe hat. Zum einen habe ich im elften Blog­jahr oft das Gefühl, bereits alles ge­schrie­ben zu haben. Dann war ich privat stärker ge­fordert in der Fa­mi­lien­­arbeit, was an den anderen Tagen auch Priori­­täten ver­scho­ben hat.

Sprechende Hände einer Dame im bunten Kostümjäckchen, Mitarbeiterin mit roten Fingernägeln
Sprechende Hände
Über die Jahre haben sich zu­dem meine Arbeits­bereiche entwickelt. Je höher­­rangiger meine Ein­sätze, desto we­niger kann ich hier darüber schreiben. Zunächst ein­mal be­rich­te ich nicht über In­hal­te, es sei denn, es handelt sich um Pub­li­­kums­ver­­an­­stal­tungen oder Presse­­events, sondern über die Arbeits­um­stän­de. Und die sind an der Spitze meistens gut.

Dolmetscheinsatz auf höchster politischer Ebene: Wir sind zwei Dol­met­sche­rin­nen, die eine kommt aus dem Pool des Auswärtigen Amtes, mich hat der fran­zö­sische Politiker mitgebracht. Wir kennen einander zwar nicht, haben aber die glei­che Ausbildung genossen und arbeiten einander so routiniert zu, als wären wir schon ewig ein Team. (Ich glaube, Menschen aller Berufsgruppen erkennen einander am Gang, oder?)

Die Bestäti­gung für die gute Zu­sam­men­arbeit folgt auf dem Fuße. Einer der Herren meint am Ende: "Das war wie immer klas­se, meine Damen! So ein gut ein­ge­spiel­tes Duo!"

Wir darauf au­gen­winkernd: "Ja, wir freuen uns auch jedes Mal, wenn wir mal wie­der zu­sam­men­ar­beiten dürfen."

So, zurück an den Schreib­tisch. Mal schauen, was ich hier im Blog noch von den letzten Wo­chen berichten kann, ich werde dann unter "Rück­blick auf den Som­mer" am Ende neuer Pos­tings Links zu diesen Tex­ten setzen, so wie hier: Der Katzentisch (28.9.2018).

Und nein, die Da­me auf dem Bild ist nicht die Bun­des­kan­zle­rin.

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Foto: C.E.

Montag, 1. Oktober 2018

Der Hahn und der König

Hier bloggt eine Kon­­fe­­renz­­dol­­met­­sche­rin und Über­­set­ze­rin mit den Ar­beits­­spra­­chen Fran­zö­­sisch, Deutsch und Eng­lisch (das Idiom Shakes­peares in vie­len The­­men­­fel­dern nur als Aus­­gangs­­­spra­­che). Es kommt vor, dass Kunden unsere Preise hoch erscheinen. Was sie nicht sehen, ist die Vor­be­rei­tung. In anderen Worten: "We are paid for pre­pa­ra­tion, perfor­mance is for free!" 

Eine andere Darstellung nämlichen Hahnes
Es war einmal ein stolzer König in seinem winzigen Königreich zu Zei­ten, als es in Europa viele Dutzende, ja Hunderte König­­reiche gab. Der König kam vom Lande und liebte die einfachen Tiere, aber das ist eine andere Ge­schichte.
Eines Tages brauchte er einen Sol­da­ten, dieser Soldat brauchte einen Schild zum Schutz und die­ser Schild brauchte ein Wap­pen­­tier, das zudem auch auf einer großen Lein­­wand über dem Thron abge­bildet werden sollte. Also rief der König einen Künstler zu sich: "Guter Mann, male einen Hahn, mein Wap­pen­­tier! Schnell! Du sollst gut dafür ent­lohnt werden!"

Der Maler geht, kehrt nach zwei Monaten in das Schloss zurück, der König zeigt ihm Leinwand und Farbe, der Maler setzt schwungvoll in wenigen Minuten den Hahn auf die Leinwand. Alsdann fordert er seinen Lohn, 1000 Taler.

Der König (im Tonfall der Ent­rüs­tung): "Wie, so teuer? Und das für etwas, das Du in fünf Minuten locker aus der Hand gemalt hast?! Und warum musste ich darauf so lange warten, bis er sich bequemt?"

Darauf der Maler: "Ihro Ma­jes­tät werden ver­stehen, dass ich üben musste, das hat Zeit gebraucht ... und um deren Vergü­tung bitte ich un­ter­tänigst!"

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Illustration: C.E. (Ölkreide und Photoshop)