Dienstag, 23. Oktober 2018

Biolandbau

Im 12. Jahr bloggt hier eine Fran­zö­sisch­dol­metscherin (die auch aus dem Eng­li­schen arbeitet). Für uns Ex­trem­sportler des Ge­hirns ist es wichtig, was wir essen. Ent­spre­chen­de Nach­rich­ten beob­ach­te ich mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit. 

Kartoffel in Herzform, Marillen
Essen mit Herz
Bioladenkunden mit verringertem Krebsrisiko
Am Montag wurden die Er­ge­bnis­se einer fran­zö­si­schen wissenschaftlichen Studie bekannt, nach der Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten, die sich re­gel­mä­ßig mit Bio­le­bens­mit­teln versorgen, im Vergleich zu "Nor­mal­­essern" ein um 25% verringertes Risiko haben, an Krebs zu erkranken.

Die Studie untersuchte über sieben Jahre lang die gesund­heitliche Entwicklung von knapp 70.000 Freiwilligen. Eine Pariser Forschergruppe, die Univer­sität Sorbonne Paris 13 war beteiligt, gab weitere Einzel­heiten bekannt. 68.946 Menschen nahmen an der Studie teil, 78% Frauen, das Durch­schnittsalter lag bei 44 Jahren.

Im Beob­achtungs­zeitraum zwischen Mai 2009 und November 2016 wurden bei den Probanden 1.340 neue Kreb­ser­krankungen dokumentiert. Das verringerte Krebs­ri­si­ko bei Menschen, die regelmäßig Biolebens­mittel konsumieren, war be­­son­­ders auf­fäl­lig bei Brust­krebs von Frauen nach der Menopause, sie wiesen ein um 34 Prozent re­duziertes Risiko auf, sowie bei Lympho­men (Blutkrebs der weißen Blut­kör­per­chen), hier ist das Risiko um 76 Prozent verringert.

Gruppentypische Ausreißer rausgerechnet
Gefragt wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer danach, wie oft Le­bens­mit­tel von 16 unterschiedlichen Gruppen verzehrt wurden (Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier etc.) und wie oft diese aus dem Biolandbau gestammt haben. Außerdem dokumentierten die Wissenschaftler sozio­de­mo­grafische Angaben ihrer Kohorten, um soziali­sations­bedingte Ver­zer­rungen aus den Ergebnissen he­raus­zu­rech­nen. (Es ist bekannt, das Menschen mit höheren Bil­dungs­­ab­­schlüssen mehr Sport treiben, seltener rauchen und stärker auf ihr Gewicht achten als die Durch­­schnitts­­be­­völ­­kerung. In der Regel verfügt diese Gruppe auch über ein hö­he­res Ein­­kom­men, was ihr den zumeist höherpreisigen Einkauf ihm Bioladen ermöglicht.)

In Interviews wurden die Gründe für diese Er­näh­rungsweise erfragt. Neben ethi­schen Er­wäg­ungen wurde oft genannt, das Lebensmittel aus kon­ven­tio­nel­lem An­bau Rück­stände synthetischer Pflan­zen­schutz- und Dünge­mit­tel aufwiesen. Eine Mitautorin der Studie, Em­ma­nu­elle Kesse-Guyot, wird entsprechend von der Pariser Tageszeitung „Le Monde“ mit der Vermutung zitiert, dass mehr Pes­ti­zid­rück­stän­de in konventionellen Landwirtschaftsprodukten für dieses Ergebnis verantwortlich gemacht werden könnten.

Salat im Sieb
Wildkräutersalat
Parallelen zu Bau­ern­ge­sund­heit
Die gleiche Zeitung zitiert den amerika­nischen Epi­de­mio­­lo­gen Philip Landrigan, der hervohebt, dass "eine der großen Stär­ken" der Stu­die darin bestünde, dass ihre Ergebnisse "weit­ge­hend mit den Er­geb­nis­­sen von For­schungen über Men­schen über­­ein­­stim­­men, die be­ru­lich Pes­ti­­ziden aus­ge­setzt sind“.

Seit ei­ni­gen Jahr­zehn­ten zäh­len Lym­pho­me zu den häufigsten Krebs­­ar­ten bei Bauern in der konventionellen Landwirtschaft.

Zur Gruppe der regel­mäßigen Verbraucher von Bio­le­bens­mit­teln wurden übrigens alle gezählt, die für mehr als 50% ihrer Nahrungs­mittel in den Bioladen gehen.

Weitere Fragen, nächste Studien
In Frankreich berichten dieser Tage alle Medien darüber. Kri­ti­sche Stim­men er­wä­gen die Fra­ge, ob nicht Mikronähr­stoffe, die in Biolebens­mitteln in hö­he­ren Men­gen vor­kom­men, dem menschlichen Organismus möglicherweise dabei helfen, Er­kran­kungen im Früh­stadium erfolgreicher zu bekämpfen. Die Ergebnisse dieser Studie warten nun darauf, durch ähnliche For­schungsar­bei­ten in anderen Län­dern bestätigt zu werden.

Mehr dazu in der Fachzeitschrift „JAMA Internal Medicine“ (Link)

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Foto: folgt

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