Essen mit Herz |
Am Montag wurden die Ergebnisse einer französischen wissenschaftlichen Studie bekannt, nach der Konsumentinnen und Konsumenten, die sich regelmäßig mit Biolebensmitteln versorgen, im Vergleich zu "Normalessern" ein um 25% verringertes Risiko haben, an Krebs zu erkranken.
Die Studie untersuchte über sieben Jahre lang die gesundheitliche Entwicklung von knapp 70.000 Freiwilligen. Eine Pariser Forschergruppe, die Universität Sorbonne Paris 13 war beteiligt, gab weitere Einzelheiten bekannt. 68.946 Menschen nahmen an der Studie teil, 78% Frauen, das Durchschnittsalter lag bei 44 Jahren.
Im Beobachtungszeitraum zwischen Mai 2009 und November 2016 wurden bei den Probanden 1.340 neue Krebserkrankungen dokumentiert. Das verringerte Krebsrisiko bei Menschen, die regelmäßig Biolebensmittel konsumieren, war besonders auffällig bei Brustkrebs von Frauen nach der Menopause, sie wiesen ein um 34 Prozent reduziertes Risiko auf, sowie bei Lymphomen (Blutkrebs der weißen Blutkörperchen), hier ist das Risiko um 76 Prozent verringert.
Gruppentypische Ausreißer rausgerechnet
Gefragt wurden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer danach, wie oft Lebensmittel von 16 unterschiedlichen Gruppen verzehrt wurden (Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier etc.) und wie oft diese aus dem Biolandbau gestammt haben. Außerdem dokumentierten die Wissenschaftler soziodemografische Angaben ihrer Kohorten, um sozialisationsbedingte Verzerrungen aus den Ergebnissen herauszurechnen. (Es ist bekannt, das Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen mehr Sport treiben, seltener rauchen und stärker auf ihr Gewicht achten als die Durchschnittsbevölkerung. In der Regel verfügt diese Gruppe auch über ein höheres Einkommen, was ihr den zumeist höherpreisigen Einkauf ihm Bioladen ermöglicht.)
In Interviews wurden die Gründe für diese Ernährungsweise erfragt. Neben ethischen Erwägungen wurde oft genannt, das Lebensmittel aus konventionellem Anbau Rückstände synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel aufwiesen. Eine Mitautorin der Studie, Emmanuelle Kesse-Guyot, wird entsprechend von der Pariser Tageszeitung „Le Monde“ mit der Vermutung zitiert, dass mehr Pestizidrückstände in konventionellen Landwirtschaftsprodukten für dieses Ergebnis verantwortlich gemacht werden könnten.
Wildkräutersalat |
Die gleiche Zeitung zitiert den amerikanischen Epidemiologen Philip Landrigan, der hervohebt, dass "eine der großen Stärken" der Studie darin bestünde, dass ihre Ergebnisse "weitgehend mit den Ergebnissen von Forschungen über Menschen übereinstimmen, die berulich Pestiziden ausgesetzt sind“.
Seit einigen Jahrzehnten zählen Lymphome zu den häufigsten Krebsarten bei Bauern in der konventionellen Landwirtschaft.
Zur Gruppe der regelmäßigen Verbraucher von Biolebensmitteln wurden übrigens alle gezählt, die für mehr als 50% ihrer Nahrungsmittel in den Bioladen gehen.
Weitere Fragen, nächste Studien
In Frankreich berichten dieser Tage alle Medien darüber. Kritische Stimmen erwägen die Frage, ob nicht Mikronährstoffe, die in Biolebensmitteln in höheren Mengen vorkommen, dem menschlichen Organismus möglicherweise dabei helfen, Erkrankungen im Frühstadium erfolgreicher zu bekämpfen. Die Ergebnisse dieser Studie warten nun darauf, durch ähnliche Forschungsarbeiten in anderen Ländern bestätigt zu werden.
Mehr dazu in der Fachzeitschrift „JAMA Internal Medicine“ (Link)
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Foto: folgt
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