Donnerstag, 15. September 2016

Abschreckung

Willkommen, bienvenue & hello beim ersten deutschen Weblog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich bin Fran­zö­sisch­dol­met­sche­rin und -über­set­ze­rin. Mein klei­nes Bü­ro ist in Ber­lin, aber ich ar­beite bei Be­darf für Sie auch in München, Bonn, Hamburg, Rennes, Paris und Strasbourg. Hier notiere ich Beobach­tungen aus dem Alltag.

Heute früh habe ich zwei Jehovinnen Angst gemacht. Ich sitze hübsch gemütlich auf der Bank vor dem Haus beim Morgenkaffee, als die Damen näherkommen und mich die eine mit einem ver­trau­ens­se­li­gen Gesichtsausdruck fragen, ob sich denn Gott noch für uns Menschen interessieren würde.

Gesehen in Berlin-Kreuzberg
Damit habe ich nicht ge­rech­net. Ich bin auch noch nicht wach. Ich sehe mich kurz links und rechts um und ant­wor­te mit trau­ri­ger Ver­schwö­rer­miene: "Ach, gute Frau, ich bin aus­ge­bil­dete Kon­fe­renz­dol­met­sche­rin, da bin ich im­mun ge­gen jede Form von -ismen und Re­li­gio­nen!"

Dann mache ich eine Pause und atme einmal tief durch.

Ich spüre, dass mich die Gottesfrau am liebsten in den Arm nehmen würde. Die an­de­re sagt: "Das kann ich mir vorstellen, das ist kein leichtes Schicksal!"

So kurz habe ich noch nie mit Missionaren gesprochen. Als ihnen schläfrig hin­ter­her­schaue, lächle ich still in mich hinein.

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Foto: C.E.

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