Dienstag, 13. September 2016

Milchmädchenrechnung

Welcome, bienvenue, hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin über ihren Berufsalltag. Meine Sprachen sind Französisch (als Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (Ausgangssprache).

Der Kunde: "Ihr Tagessatz liegt bei etwa 800 Euro, wir brauchen Sie maximal ei­ne hal­be Stun­de lang, wir möchten gerne 50 Euro zahlen."

Ich darauf: "Sie bezahlen Ihren Anwalt doch auch voll und ganz und nicht nur dafür, dass er mal kurz die Nase durch die Tür in den Gerichtssaal reinstreckt und dabei mit der Schuhspitze wackelt."

Der Kunde: "Ja, aber der Anwalt hat sieben Jahre studiert, ist Freiberufler, trägt das ganze Risiko, muss noch Umsätze für die Zeit nachverdienen, in der er studiert hat und seine eigene Rente ansparen."

Wandmalerei: Auge
Bitte genau hinsehen
Darauf ich: "Na klar, ich wurde von Kin­des­bei­nen an drei­spra­chig er­zo­gen, bin im Dü­sen­jet durch die Bil­dungs­ein­rich­tun­gen ge­rast, ha­be pa­ral­lel da­zu als Zeit­ver­treib die über­be­zahl­ten Hos­tes­sen­jobs ab­ge­sahnt und mein Aus­kom­men im Alter ist mir oh­ne­hin als Gat­tin ei­nes Bun­des­ver­fas­sungs­rich­ters und als Al­lein­er­bin ei­nes Kon­zerns ge­sich­ert." (Iro­nie­mo­dus aus.)

Auf den Tag genau vor drei Jahren habe ich mal nachgerechnet, dass 10 Minuten Dolmetschen in einem recht günstigen Fall mit "nur" 12 Stunden Arbeit verbunden sind. Wenn es sich um einen Schriftsteller handelt, kommt das Bücherlesen noch hin­zu. Hier entlang zu "Zahlen, bitte!"

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Foto: C.E.

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