Mittwoch, 7. September 2016

Aufhübscher

Bonjour, hello, guten Tag! Was Dolmetscher und Übersetzer umtreibt, wie sich ihr Lebensalltag anfühlt als Textbesessene oder Verbalaktivistin oder Lingusophin (vielleicht, auf dem Wege dazu), das beschreibe ich hier.

Unsereiner sammelt Vokabeln, wie andere (einst, als es noch eine Vielfalt gab und alle Welt unbekümmert war) Schmetterlinge gesammelt haben.

Massive Aufhübschung am Ufer
Bei irgendeiner zu übersetzenden Ver­kehrs­scha­dens­mel­dung für eine Ver­si­che­rung bin ich als Studentin einstmals über den enjoliveur gestolpert. Joli, e heißt hübsch(e), der enjoliveur ist also ein Aufhübscher.

Am Wegesrand aufgelesen: Ich kann auf dem Weg in die Mittagspause NICHT an diesem aufgehübschten Stromkasten vor­bei­ge­hen, ohne dass mir das Hirn sofort den mindestens 20 Jahre lang nicht mehr gebrauchten Begriff für die Rad- oder Zierkappe, auch Chromabdeckung oder Radzierblende genannt, auswirft. Unnützes Wissen.

Stromkästen wie Litfaßsäulen
Gibt es das Wort wirklich? Ich fange an zu zweifeln und halte mein Unbewusstsein für ziemlich kreativ. Allerdings weiß ich als Dol­met­sche­rin nie im Voraus, welche Vo­ka­bel irgendwann einmal relevant wer­den wird.

Also schlage ich, ins Büro zurückgekehrt, das Trumm gleich nach. Es existiert wirk­lich, ich habe es mir nicht eingebildet. Es ist allerdings nicht über­lie­fert, ob das Schnaps­fläsch­chen einen Hinweis auf die Natur des Zustandekommens der Ver­schö­ne­rungs­ak­tion des Stra­ßen­raums dar­stellt oder nicht.

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Fotos: C.E.

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