Willkommen auf der Seite einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin mit Hauptarbeitsort Berlin. Hier können Sie Einblicke nehmen in unseren Alltag, zu dem auch das Aufschreiben von Begriffen und Redewendungen zählt.
Vokabelnotiz: Dieser Tage, ein seated dinner mit Menschen aus der Medienwelt, immer abwechselnd saßen Männlein und Weiblein auf ihren Stühlen. Derlei wird "Bunte Reihe" genannt, nicht zu verwechseln mit dem, was in Westfalen unter "westfälischer bunter Reihe" verstanden wird, nämlich genau das Gegenteil davon, also eine Sitzordnung, die Frauen und Männer trennt, was laut Wikipedia auf alte Kirchentraditionen zurückzuführen sei. (Es gibt wohl Dinge, die erschließen sich nur Menschen, die vor Ort sind.)
Wir aber waren im Norden. Der Abend war schön, lang und sehr nahrhaft. Die eine oder der andere musste sogar zwischendurch einen Gang auslassen. Dann fiel der Ausdruck: "auswärts dickt nicht". Der Schnack käme aus Schleswig-Holstein, heißt es.
In diesem nördlichsten Bundesland scheinen viele Damen ausschließlich zu Hause zu speisen.
Denn von dort ist mir sonst nur der "schleswig-holsteinische Schreitbagger" bekannt für eine Person weiblichen Geschlechts mit überaus beachtlichen Ausmaßen. Aber das ist alles andere als political correct, das nehm' ich augenblicklich zurück!
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Foto: wird nachgeliefert
Was ich anbiete
Freitag, 29. November 2013
Mittwoch, 27. November 2013
Beine hoch und runterkommen
Bienvenue ! Wie schön, dass Sie auf den Seiten meines Blogs gelandet sind. Hier schreibe ich, wie der Sprachberuf, ich bin Dolmetscherin und Übersetzerin, den Alltag verändert. Sogar auf die Nächte wirkt er sich nicht selten aus.
Wenn ich mich entspanne, ist mein Ruhepuls nomalerweise immer, wie er sein soll: Bei 60 Schlägen in der Minute, wie bei einem langsamen Satz von Bach.
Nach dem Dolmetschen ist das anders. Samstagabend stieg ich ohne jeglichen Anflug eines Gedankens an Lampenfieber auf die kleine Bühne im großen Saal des Kinos Arsenal am Potsdamer Platz. Eine Regisseurin und Filmkritiker diskutierten über die Frage "Was kann Kritik, was hat sie verlernt, wofür brauchen wir sie heute?" Ich saß neben Bernard Payen, der heute für die Cinémathèque Française und die Semaine de la Critique in Cannes Programme kuratiert. Nach der Diskussion wurde der Siegfried Kracauer-Preis für Filmkritik vergeben, da dolmetschte ich weiter, auf dass der Gast aus Frankreich sprachlich nicht abgehängt sei. Insgesamt werde ich etwa drei Stunden lang (mit Pausen!) aktiv gewesen sein. (Hier ein Nachtrag: Das Dankeschön des Veranstalters.)
Anschließend wurde gefeiert. Ich war glücklich, mich mal wieder in der Szene aufhalten zu dürfen, in der ich viele Berufsjahre verbracht habe. Um Mitternacht war ich zuhause und hundemüde. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Das Herzchen bummerte. Um zwei Uhr in der früh lag der der Ruhepuls noch bei 100. Ich bin durchschnittlich sportlich und nicht fett ... und fragte mich, was ich tun kann, um wieder runterzukommen.
Also saß ich kurz darauf in der Küche und war auf Facebook unterwegs. Ein Freund aus den USA mutmaßte zu viel Kaffee, das war es nicht, nur das Adrenalin der Dauerkonzentration, er riet zu einem langweiligen Film. Hm, TV habe ich nicht, mein Verhältnis zu Kino ist ein anderes und überhaupt, der Computer strahlt wachmachendes, blaues Licht aus, also wollte ich nur wenig Zeit hier zubringen. "Milch mit Honig" nach einem Wannenbad, rät Kollegin Giselle, ich verhielt mich folgsam. Katjas Vorschlag mit dem Whiskey scheiterte an den unzureichenden Vorräten. Und Jean empfahl Akupressur, dann entstand eine kurze Diskussion, ob sie wirksam ist, wenn man sie bei sich selbst ausführt.
Nein, keine Angst, diese Hinweise kamen nicht alle noch in der Nacht, die Sprachbranche zeichnet sich nicht durchgängig dadurch aus, dass ihre Mitglieder unter Schlaflosigkeit leiden. Zumal die Hinweise ja von Menschen kamen, die das Herumwälzen im Bett erfolgreich bewältigt hatten! Ich habe vorgegriffen.
Kurz vor fünf war ich jedenfalls weiterhin müde, Schlaf stellte sich nur für Sekunden ein. Kurz nach sieben wachte ich auf und hatte auf Englisch geträumt, wie ich Gespräche zwischen Historikern und Diktatoren aus der europäischen und lateinamerikanischen Geschichte verdolmetscht hatte — noch dazu mit schlechten Arbeitsbedingungen, keine Sicht auf die Redner, keine Kopfhörer, nur zu leise eingestellten Lautsprechersound. Dolmetscheralbtraum!
Nach zehn Uhr wachte ich gerädert auf und fand eine schöne Würdigung meiner Arbeit durch eine Berlinaleverantwortliche inmitten der Einschlafmethodendiskussion! Wie schön!
Die Moral von der Geschicht': Ab Mitte Dezember frische ich meine Kenntnisse in Autogenem Training auf, das ist beschlossene Sache. Denn es ist sinnvoll, Entspannungstechniken in ruhigen Phasen zu lernen, damit sie in Stressphasen angewandt werden können.
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Illustration: facebook
Wenn ich mich entspanne, ist mein Ruhepuls nomalerweise immer, wie er sein soll: Bei 60 Schlägen in der Minute, wie bei einem langsamen Satz von Bach.
Nach dem Dolmetschen ist das anders. Samstagabend stieg ich ohne jeglichen Anflug eines Gedankens an Lampenfieber auf die kleine Bühne im großen Saal des Kinos Arsenal am Potsdamer Platz. Eine Regisseurin und Filmkritiker diskutierten über die Frage "Was kann Kritik, was hat sie verlernt, wofür brauchen wir sie heute?" Ich saß neben Bernard Payen, der heute für die Cinémathèque Française und die Semaine de la Critique in Cannes Programme kuratiert. Nach der Diskussion wurde der Siegfried Kracauer-Preis für Filmkritik vergeben, da dolmetschte ich weiter, auf dass der Gast aus Frankreich sprachlich nicht abgehängt sei. Insgesamt werde ich etwa drei Stunden lang (mit Pausen!) aktiv gewesen sein. (Hier ein Nachtrag: Das Dankeschön des Veranstalters.)
Anschließend wurde gefeiert. Ich war glücklich, mich mal wieder in der Szene aufhalten zu dürfen, in der ich viele Berufsjahre verbracht habe. Um Mitternacht war ich zuhause und hundemüde. Schlafen konnte ich trotzdem nicht. Das Herzchen bummerte. Um zwei Uhr in der früh lag der der Ruhepuls noch bei 100. Ich bin durchschnittlich sportlich und nicht fett ... und fragte mich, was ich tun kann, um wieder runterzukommen.
Also saß ich kurz darauf in der Küche und war auf Facebook unterwegs. Ein Freund aus den USA mutmaßte zu viel Kaffee, das war es nicht, nur das Adrenalin der Dauerkonzentration, er riet zu einem langweiligen Film. Hm, TV habe ich nicht, mein Verhältnis zu Kino ist ein anderes und überhaupt, der Computer strahlt wachmachendes, blaues Licht aus, also wollte ich nur wenig Zeit hier zubringen. "Milch mit Honig" nach einem Wannenbad, rät Kollegin Giselle, ich verhielt mich folgsam. Katjas Vorschlag mit dem Whiskey scheiterte an den unzureichenden Vorräten. Und Jean empfahl Akupressur, dann entstand eine kurze Diskussion, ob sie wirksam ist, wenn man sie bei sich selbst ausführt.
Nein, keine Angst, diese Hinweise kamen nicht alle noch in der Nacht, die Sprachbranche zeichnet sich nicht durchgängig dadurch aus, dass ihre Mitglieder unter Schlaflosigkeit leiden. Zumal die Hinweise ja von Menschen kamen, die das Herumwälzen im Bett erfolgreich bewältigt hatten! Ich habe vorgegriffen.
Kurz vor fünf war ich jedenfalls weiterhin müde, Schlaf stellte sich nur für Sekunden ein. Kurz nach sieben wachte ich auf und hatte auf Englisch geträumt, wie ich Gespräche zwischen Historikern und Diktatoren aus der europäischen und lateinamerikanischen Geschichte verdolmetscht hatte — noch dazu mit schlechten Arbeitsbedingungen, keine Sicht auf die Redner, keine Kopfhörer, nur zu leise eingestellten Lautsprechersound. Dolmetscheralbtraum!
Nach zehn Uhr wachte ich gerädert auf und fand eine schöne Würdigung meiner Arbeit durch eine Berlinaleverantwortliche inmitten der Einschlafmethodendiskussion! Wie schön!
Die Moral von der Geschicht': Ab Mitte Dezember frische ich meine Kenntnisse in Autogenem Training auf, das ist beschlossene Sache. Denn es ist sinnvoll, Entspannungstechniken in ruhigen Phasen zu lernen, damit sie in Stressphasen angewandt werden können.
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Illustration: facebook
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Am Wegesrand aufgelesen,
Kopfeinsichten
Dienstag, 26. November 2013
Dumping mit öffentlicher Hilfe?
Willkommen beim 1. Weblog aus dem Inneren der Dolmetscherkabine Deutschlands. Hier berichte ich regelmäßig über meine Arbeit. Heute kommentiere ich eine aktuelle Fundsache.
No, we are not amused! Die Übersetzer- und Dolmetschercommunity hat sich in den letzten Tagen hierüber ausgetauscht: Eine GmbH in Köln, die vermutlich im Auftrag der deutschen Arbeitsverwaltung tätig wird, fördert Lohndumping in einem hochqualifizierten Bereich:
Die Frage ist natürlich, ob die gesuchte Person einen halben Nachmittag in der Woche in dem Unternehmen zubringen soll, womit ihre Leistungen mit 25 Euro die Stunde vergütet werden würden, oder doch vielleicht eher häufiger. Komisch, Anzeigen wie "Für diverse Rechtsberatungstätigkeiten und für die Betreuung unserer Vertragsabteilung suchen wir eine(n) erfahrene(n) Rechtsanwalt/-anwältin auf 400 Euro-Basis ..." finden sich nirgends. Nur mit unsereinem glaubt man offenbar, es machen zu können.
Wie war das gleich noch? Was ab Januar 2014 zum 450 Euro-Job wird, wurde einst eingeführt, damit Unternehmen kurzfristig auftretende Spitzenauslastung mit unqualifizierten Kräften ohne großen Verwaltungsaufwand abfedern können und um Rückkehrern in die Arbeitswelt den Wiedereinstieg zu erleichtern. Meistens handelt es sich dabei um Aushilfstätigkeiten im Versand, Pakete packen vor Weihnachten zum Beispiel, in Gastronomie und Handel.
Dass diese sozialversicherungsfreie Beschäftigungsmöglichkeit in den letzten Jahren zu negativen Auswüchsen geführt hat, ist inzwischen sogar im Bundeskanzleramt angekommen. In Newsgroups, über die sich Sprachfachleute austauschen, berichtet eine junge Kollegin sogar davon, dass ihr in noch jüngeren Jahren von einer Agentur einmal ein 400 Euro-Job für 40 Wochenstunden Arbeit angeboten worden sei.
Diese Art Beschäftigungsverhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Arbeitsplatzvernichtungsmaschine entwickelt, die Altersarmut derjenigen, die sich darauf einlassen (müssen), ist programmiert.
Von Spitzenlastabfederung kann hier keine Rede sein: Bei der ausgeschriebenen Stelle, das ist eindeutig, tritt das Arbeitsaufkommen nicht überraschend und vermutlich auch nicht völlig geballt auf, es handelt sich auch nicht um unqualifizierte Tätigkeiten. Die zweite oft vorgebrachte Begründung für diese Vertragsform, dass eine "geringfügige Beschäftigung" ein "Sprungbrett" zurück in den 1. Arbeitsmarkt bieten solle, hat, sozialwissenschaftlichen Studien zufolge, bislang nur in Ausnahmesituationen funktioniert.
Mich ärgert diese Anzeige sehr; sie beschädigt unseren Berufsstand. Übersetzen, Dolmetschen und Sprachunterricht sind keine "Aushilfsarbeiten". Und dass sich hier der Staat an der Abwertung beteiligt, denn wer weiterklickt, wird über Seiten des Jobcenters weitergeleitet, ärgert mich noch mehr. Passend dazu: "Datenreport 2013 — Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland", kann hier als PDF (12,2 MB) heruntergeladen werden.
P.S.: Last but not least ist es nicht selbstverständlich, dass jemand, der übersetzt oder dolmetscht, auch ein guter Pädagoge ist.
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Illustration: jobkontakt GmbH, Köln
No, we are not amused! Die Übersetzer- und Dolmetschercommunity hat sich in den letzten Tagen hierüber ausgetauscht: Eine GmbH in Köln, die vermutlich im Auftrag der deutschen Arbeitsverwaltung tätig wird, fördert Lohndumping in einem hochqualifizierten Bereich:
Wie war das gleich noch? Was ab Januar 2014 zum 450 Euro-Job wird, wurde einst eingeführt, damit Unternehmen kurzfristig auftretende Spitzenauslastung mit unqualifizierten Kräften ohne großen Verwaltungsaufwand abfedern können und um Rückkehrern in die Arbeitswelt den Wiedereinstieg zu erleichtern. Meistens handelt es sich dabei um Aushilfstätigkeiten im Versand, Pakete packen vor Weihnachten zum Beispiel, in Gastronomie und Handel.
Dass diese sozialversicherungsfreie Beschäftigungsmöglichkeit in den letzten Jahren zu negativen Auswüchsen geführt hat, ist inzwischen sogar im Bundeskanzleramt angekommen. In Newsgroups, über die sich Sprachfachleute austauschen, berichtet eine junge Kollegin sogar davon, dass ihr in noch jüngeren Jahren von einer Agentur einmal ein 400 Euro-Job für 40 Wochenstunden Arbeit angeboten worden sei.
Diese Art Beschäftigungsverhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Arbeitsplatzvernichtungsmaschine entwickelt, die Altersarmut derjenigen, die sich darauf einlassen (müssen), ist programmiert.
Von Spitzenlastabfederung kann hier keine Rede sein: Bei der ausgeschriebenen Stelle, das ist eindeutig, tritt das Arbeitsaufkommen nicht überraschend und vermutlich auch nicht völlig geballt auf, es handelt sich auch nicht um unqualifizierte Tätigkeiten. Die zweite oft vorgebrachte Begründung für diese Vertragsform, dass eine "geringfügige Beschäftigung" ein "Sprungbrett" zurück in den 1. Arbeitsmarkt bieten solle, hat, sozialwissenschaftlichen Studien zufolge, bislang nur in Ausnahmesituationen funktioniert.
Mich ärgert diese Anzeige sehr; sie beschädigt unseren Berufsstand. Übersetzen, Dolmetschen und Sprachunterricht sind keine "Aushilfsarbeiten". Und dass sich hier der Staat an der Abwertung beteiligt, denn wer weiterklickt, wird über Seiten des Jobcenters weitergeleitet, ärgert mich noch mehr. Passend dazu: "Datenreport 2013 — Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland", kann hier als PDF (12,2 MB) heruntergeladen werden.
P.S.: Last but not least ist es nicht selbstverständlich, dass jemand, der übersetzt oder dolmetscht, auch ein guter Pädagoge ist.
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Illustration: jobkontakt GmbH, Köln
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Am Wegesrand aufgelesen
Montag, 25. November 2013
Genauigkeit
Hallo! Hier verzeichnet eine Dolmetscherin und Übersetzerin Notizen aus dem Alltag. Das schließt besondere Fundstücke mit ein.
Übersetzer sind die genauesten Leser (Korrekturleser). Sie nehmen den Autor beim Wort.
Günter Grass
.
Übersetzer sind die genauesten Leser (Korrekturleser). Sie nehmen den Autor beim Wort.
Günter Grass
.
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Zitate
Sonntag, 24. November 2013
(Kunst)Lichterzeit
Hallo auf den Blogseiten einer Übersetzerin und Dolmetscherin. In der Blogosphäre gehen manchmal Fragen rum, die wie das #apfelnussmandelkern-Stöckchen beim Stafettenlauf von Blogger zu Blogger wandern. Wibke Ladwig hat mir das Blogstöckchen von Garten2null.de zugeworfen, es geht um die Jahrezeit, in der wir uns befinden.
Wie gestalten Sie das Jahresende?
In Familie: Ritueller Büchertausch, draußen ist es kalt, drinnen warm, die Speisekammer voller Spezereien und es wird stundenlang gekocht, erzählt, diskutiert, Bilder aus dem ablaufenden Jahr betrachtet, Rückschau gehalten.
Welche lustigen Geschichten haben Sie zu Advent, Weihnachten oder Silvester erlebt?
Als ich acht Jahre alt war, durfte ich bei Nachbarn, die Kinder im Alter von drei und fünf hatten, den Nikolaus spielen. In meinen roten Frottee-Bademantel gehüllt, die roten Gummistiefel an den Füßen und eine Nikolausmaske vor dem Gesicht, deren Bart ich mit Watte verlängert hatte, ging ich aus dem Haus und über die Straße. Auf dem Weg ins Mietshaus, in dem die Familie wohnte, kam mir jemand entgegen: Ein ausgewachener Nikolaus! Pantomimisch lüften wir die gedachten Hüte, nickten einander zu, der große Nikolaus sagt zum kleinen: "Herr Nikolaus, guten Abend!", der kleine zum großen: "Gute Arbeit wünsch' ich!" Sehr filmisch. Dass sich mir diese Szene derart "eingebrannt" hat ins Gedächtnis, zeigt, dass ich früh einen Sinn hatte für Szenen und Bilder. Eine meiner Spezialisierungen als Dolmetscherin und Übersetzerin, den Filmbereich, finde ich hier wieder.
Was bedeutet Ihnen der November oder der Dezember?
... Dunkelheit und dass das Wirtschaftsleben nochmal beschleunigt, bevor eine satte Ruhe einsetzt.
Was verbinden Sie mit der Lichterzeit?
Der natürliche Lichtmangel zu Jahresende macht mir schwer zu schaffen. Mich rettet aber meine Tageslichtlampe, die als heller Schirm auf dem Esstisch steht und mir immer wie ein Bullauge im Flieger mit Blick auf Himmel und Wolkendecke vorkommt, von oben natürlich. Dass schon zu heidnischen Zeiten die Wintersonnenwende mit Licht gefeiert wurde, kann ich nachfühlen.
Auf was freuen Sie sich jetzt besonders?
Aufs Batterienauftanken zu Jahresende. Manchmal bietet der Berliner Winter auch große Kälte, die ich mag, weil dann der Himmel blau ist. Aber es gibt auch Monate ohne eine einzige Sonnenstunde wie Januar 2013. Also erhoffe ich erstmal nichts, sondern nehme, was kommt. Ändern kann ich's ja ohnehin nicht.
Was nervt Sie jetzt mehr als im übrigen Jahr?
Schon gestern hörte ich in die ersten Knaller auf der Straße. Das mag ich gar nicht, vor allem, weil es so viele gelangweile, kaum empathische Menschen gibt, die derlei vom Balkon oder in geschlossenen Räumen werfen. Ein Bekannter einer Freundin war Berufsmusiker, bis neben ihm in der U-Bahn so ein Teil explodierte. Ich gehe in diesen Wochen nur mit Ohropax aus dem Haus, muss dann auf meine geliebten Kultur- und Politiksendungen des französischen Hörfunks über Kopfhörer verzichten.
Wie gestalten Sie Ihren Garten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Zunächst muss ich sensible Pflanzen und einiges an blauem Glas in die Wohnung holen, was auf dem Balkon den Sommer verbringt. (Mit dem blauen Glas "ankere" ich diese Farbe, denn der Berliner Himmel ist nur einige Wochen im Jahr reiseprospekttauglich.) In der Wohnung weisen nur wenig selbstgebastelte Sachen auf den Winter hin — aber nie vor Anfang Dezember! Freitag sah ich in Berlin überall schon Weihnachtsdeko, vor Totensonntag! Das stört mich genauso wie die Armeen von Schokonikoläusen, die zuverlässig exakt dann in der Quengelzone der Supermarktkassen aufmarschieren, wenn die Sonnenbrillen und Strohhüte von den Sonderverkaufsflächen abgeräumt worden sind.
Welche Bücher lesen Sie jetzt oder haben sich vorgenommen zu lesen?
In meinem Arbeitszimmer stapeln sich ungefähr 30 Bücher in drei Sprachen, alles queerbeet. Ja, in der dunklen Jahreszeit lese ich (noch) mehr als sonst.
Und die Frage aller Fragen: kaufen Sie jetzt schon Geschenke ein?
Jein, weil hier schon viele Präsente warten. Als Kind einer kinderreichen Familie habe ich in der Regel im August die ersten Sachen in der Hand, bei denen ich ans Jahresende denke.
So, ich werfe das Stöckchen bei Texttreff.de in die Luft, wer fängt es wohl auf?
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Foto: C.E. (Archiv)
Wie gestalten Sie das Jahresende?
In Familie: Ritueller Büchertausch, draußen ist es kalt, drinnen warm, die Speisekammer voller Spezereien und es wird stundenlang gekocht, erzählt, diskutiert, Bilder aus dem ablaufenden Jahr betrachtet, Rückschau gehalten.
Welche lustigen Geschichten haben Sie zu Advent, Weihnachten oder Silvester erlebt?
Als ich acht Jahre alt war, durfte ich bei Nachbarn, die Kinder im Alter von drei und fünf hatten, den Nikolaus spielen. In meinen roten Frottee-Bademantel gehüllt, die roten Gummistiefel an den Füßen und eine Nikolausmaske vor dem Gesicht, deren Bart ich mit Watte verlängert hatte, ging ich aus dem Haus und über die Straße. Auf dem Weg ins Mietshaus, in dem die Familie wohnte, kam mir jemand entgegen: Ein ausgewachener Nikolaus! Pantomimisch lüften wir die gedachten Hüte, nickten einander zu, der große Nikolaus sagt zum kleinen: "Herr Nikolaus, guten Abend!", der kleine zum großen: "Gute Arbeit wünsch' ich!" Sehr filmisch. Dass sich mir diese Szene derart "eingebrannt" hat ins Gedächtnis, zeigt, dass ich früh einen Sinn hatte für Szenen und Bilder. Eine meiner Spezialisierungen als Dolmetscherin und Übersetzerin, den Filmbereich, finde ich hier wieder.
Was bedeutet Ihnen der November oder der Dezember?
... Dunkelheit und dass das Wirtschaftsleben nochmal beschleunigt, bevor eine satte Ruhe einsetzt.
Was verbinden Sie mit der Lichterzeit?
Herbstdeko mit Bullauge |
Auf was freuen Sie sich jetzt besonders?
Aufs Batterienauftanken zu Jahresende. Manchmal bietet der Berliner Winter auch große Kälte, die ich mag, weil dann der Himmel blau ist. Aber es gibt auch Monate ohne eine einzige Sonnenstunde wie Januar 2013. Also erhoffe ich erstmal nichts, sondern nehme, was kommt. Ändern kann ich's ja ohnehin nicht.
Was nervt Sie jetzt mehr als im übrigen Jahr?
Schon gestern hörte ich in die ersten Knaller auf der Straße. Das mag ich gar nicht, vor allem, weil es so viele gelangweile, kaum empathische Menschen gibt, die derlei vom Balkon oder in geschlossenen Räumen werfen. Ein Bekannter einer Freundin war Berufsmusiker, bis neben ihm in der U-Bahn so ein Teil explodierte. Ich gehe in diesen Wochen nur mit Ohropax aus dem Haus, muss dann auf meine geliebten Kultur- und Politiksendungen des französischen Hörfunks über Kopfhörer verzichten.
Wie gestalten Sie Ihren Garten, Ihr Haus oder Ihre Wohnung?
Zunächst muss ich sensible Pflanzen und einiges an blauem Glas in die Wohnung holen, was auf dem Balkon den Sommer verbringt. (Mit dem blauen Glas "ankere" ich diese Farbe, denn der Berliner Himmel ist nur einige Wochen im Jahr reiseprospekttauglich.) In der Wohnung weisen nur wenig selbstgebastelte Sachen auf den Winter hin — aber nie vor Anfang Dezember! Freitag sah ich in Berlin überall schon Weihnachtsdeko, vor Totensonntag! Das stört mich genauso wie die Armeen von Schokonikoläusen, die zuverlässig exakt dann in der Quengelzone der Supermarktkassen aufmarschieren, wenn die Sonnenbrillen und Strohhüte von den Sonderverkaufsflächen abgeräumt worden sind.
Welche Bücher lesen Sie jetzt oder haben sich vorgenommen zu lesen?
In meinem Arbeitszimmer stapeln sich ungefähr 30 Bücher in drei Sprachen, alles queerbeet. Ja, in der dunklen Jahreszeit lese ich (noch) mehr als sonst.
Und die Frage aller Fragen: kaufen Sie jetzt schon Geschenke ein?
Jein, weil hier schon viele Präsente warten. Als Kind einer kinderreichen Familie habe ich in der Regel im August die ersten Sachen in der Hand, bei denen ich ans Jahresende denke.
So, ich werfe das Stöckchen bei Texttreff.de in die Luft, wer fängt es wohl auf?
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Foto: C.E. (Archiv)
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Donnerstag, 21. November 2013
Wer den Cent nicht ehrt ...
Bonjour, welcome, guten Tag oder Abend! Sie sind punktgenau in der Arbeitswelt einer Sprachmittlerin gelandet. Was ich mache? Hier schreibe ich über meine Tätigkeit als Dolmetscherin und Übersetzerin. Vor der eigentlichen Arbeit liegt aber die manchmal peinvolle Phase der Honorarverhandlung.
... ist des Euros nicht wert, das stimmte früher, als die Redensart noch anders ging, das gilt auch noch heute. Gefeilscht wird manchmal um kleine Beträge, so kennen wir es. Einem guten Kunden geben wir gerne einige Prozent Rabatt, denn regelmäßige Aufträge in hohem Umfang reduzieren den Marketing- und Verhandlungsaufwand. Anders ist es, wenn sehr große Nachlässe eingefordert werden, zum Teil geschieht das ziemlich direkt.
Es fühlt sich mitunter so an, als hätte mit Beginn der Spekulationskrise, deren Folgen auf die Staatshaushalte abgewälzt wurden, manch einer seine gute Kinderstube vergessen. Da kommt schon mal ein sehr bestimmtes: "Bei dem Umfang muss das billiger zu haben sein." Wer sagt das? Jemand, der zum Beispiel irgendein digitales Pinökel in China bauen lässt und weltweit vertreibt. Wie rechnen eigentlich unsere Kunden?
Die Entwicklung des Pinökels hat die Summe X gekostet, das Investment muss sich über den Verkauf möglichst rasch amortisieren. Ist das vorab investierte Geld wieder eingespielt, also einige Zeit später, ist die Konkurrenz sicher auch schon so weit: Sie hat das Modell (irgendwo im Ausland) abgekupfert oder so vereinfacht, dass sich kein Patentgericht dafür interessiert. Sie verkaufen billiger als "unsere" Firma.
Da die Entwicklungskosten (hoffentlich!) wieder zurückgeholt sind, wird nun die Beispielfirma ihren Preis senken, um im Wettbewerb besser dazustehen. (Ja, ich weiß, manche Erfindung ist schnell geklaut; deshalb müsste das Anzapfen deutscher Datenströme der Kanzlerin im Grunde ein sehr großer Dorn im Auge sein.) Zurück von der Situation des Anrufers zu jener der Angerufenen.
Wir Übersetzer und Dolmetscher entwickeln gar nichts, es sei denn, die eigenen Sprachkenntnisse über die Jahre weiter. Außerdem nimmt die Anzahl der Fachgebiete, in denen wir arbeiten, bestenfalls regelmäßig zu. Bei der konkreten Arbeit müssen wir allerdings immer wieder von vorne anfangen, wir sitzen immer die gleiche Zeit an Kabinenpult oder Schreibtisch. Jede neue Arbeit ist wie eine Neuentwicklung.
Natürlich können wir auf Erfahrung zurückgreifen, können eventuell ein "Translation Memory System" nutzen, also eine Art digitales Kontextwörterbuch, das aus früheren Projekten ähnliche Lösungen herausfiltert und anbietet, mehr allerdings nicht. (Und gerade im künstlerischen Bereich sind solche Übersetzungsspeicher sinnlos. Ich habe mir nie eins angeschafft.)
Kurz: Unsereiner entwickelt jedes Mal neu, testet den "Protoypen", entwickelt ihn bis zur|Marktfähigkeit| Abgabefähigkeit: Das bedeutet übertragen, nachschlagen, feilen, lernen, üben und am Ende doch noch einmal Korrektur lesen. Oder wie zu Wochenanfang. Da musste ein schon im Sommer abgeschlossenes Projekt aufgrund eines Computerproblems über Nacht erneut getippt werden, um vom Kunden weiterbearbeitet zu werden. Das Schreibbüro hat seine Sache gut gemacht, nur mit den Einzügen, die so ein Drehbuch aufweist, hat es nicht so recht geklappt.
Also habe ich meinen Nachtschlaf verkürzt und saß von sechs bis halb neun Uhr morgens am Schreibtisch, las Korrektur und vereinheitlichte das Layout. (Eine Optimierung hätte wohl noch mehr Zeit beansprucht.) Hier führt die Masse der Arbeit auch nicht gerade dazu, dass es schneller geht, hier gilt nur der alte und immer wieder gern zitierte Slogan: Put on some appropriate music. Bite down hard. Get it done.
Den Mehraufwand werden wir unserem Kunden nicht in Rechnung stellen, denn niemand kann nachvollziehen, wo und zu welchem Zeitpunkt sich der Virus, der mit Zeitabstand sein unschönes Antlitz gezeigt hat, eingeschlichen hat.
Dass wir Sprachmittler kostenbewusst arbeiten, liegt oft darin begründet, dass wir Einzelkämpfer sind, die sich häufig zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben (oder mit Kollegen Korrekturdienstleistung tauschen). Anders als so manche große Agentur, die mehr Geld in Werbung und repräsentative Büros als in die Endfertigung investiert, bekommen die Kunden bei uns "mehr Sprachdienstleistung" für ihr Geld. Ein kurzes Beispiel mit Zahlen kommt morgen.
Vokabelnotiz:
Pinökel ist ein umgangssprachlicher Begriff für einen winzigen nadelähnlichen Gegenstand (Herkunft: Ostwestfalen bis Norddeutschland).
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Fotos: C.E. (Archiv)
... ist des Euros nicht wert, das stimmte früher, als die Redensart noch anders ging, das gilt auch noch heute. Gefeilscht wird manchmal um kleine Beträge, so kennen wir es. Einem guten Kunden geben wir gerne einige Prozent Rabatt, denn regelmäßige Aufträge in hohem Umfang reduzieren den Marketing- und Verhandlungsaufwand. Anders ist es, wenn sehr große Nachlässe eingefordert werden, zum Teil geschieht das ziemlich direkt.
Es fühlt sich mitunter so an, als hätte mit Beginn der Spekulationskrise, deren Folgen auf die Staatshaushalte abgewälzt wurden, manch einer seine gute Kinderstube vergessen. Da kommt schon mal ein sehr bestimmtes: "Bei dem Umfang muss das billiger zu haben sein." Wer sagt das? Jemand, der zum Beispiel irgendein digitales Pinökel in China bauen lässt und weltweit vertreibt. Wie rechnen eigentlich unsere Kunden?
Die Entwicklung des Pinökels hat die Summe X gekostet, das Investment muss sich über den Verkauf möglichst rasch amortisieren. Ist das vorab investierte Geld wieder eingespielt, also einige Zeit später, ist die Konkurrenz sicher auch schon so weit: Sie hat das Modell (irgendwo im Ausland) abgekupfert oder so vereinfacht, dass sich kein Patentgericht dafür interessiert. Sie verkaufen billiger als "unsere" Firma.
Da die Entwicklungskosten (hoffentlich!) wieder zurückgeholt sind, wird nun die Beispielfirma ihren Preis senken, um im Wettbewerb besser dazustehen. (Ja, ich weiß, manche Erfindung ist schnell geklaut; deshalb müsste das Anzapfen deutscher Datenströme der Kanzlerin im Grunde ein sehr großer Dorn im Auge sein.) Zurück von der Situation des Anrufers zu jener der Angerufenen.
Wir Übersetzer und Dolmetscher entwickeln gar nichts, es sei denn, die eigenen Sprachkenntnisse über die Jahre weiter. Außerdem nimmt die Anzahl der Fachgebiete, in denen wir arbeiten, bestenfalls regelmäßig zu. Bei der konkreten Arbeit müssen wir allerdings immer wieder von vorne anfangen, wir sitzen immer die gleiche Zeit an Kabinenpult oder Schreibtisch. Jede neue Arbeit ist wie eine Neuentwicklung.
Natürlich können wir auf Erfahrung zurückgreifen, können eventuell ein "Translation Memory System" nutzen, also eine Art digitales Kontextwörterbuch, das aus früheren Projekten ähnliche Lösungen herausfiltert und anbietet, mehr allerdings nicht. (Und gerade im künstlerischen Bereich sind solche Übersetzungsspeicher sinnlos. Ich habe mir nie eins angeschafft.)
Kurz: Unsereiner entwickelt jedes Mal neu, testet den "Protoypen", entwickelt ihn bis zur
Also habe ich meinen Nachtschlaf verkürzt und saß von sechs bis halb neun Uhr morgens am Schreibtisch, las Korrektur und vereinheitlichte das Layout. (Eine Optimierung hätte wohl noch mehr Zeit beansprucht.) Hier führt die Masse der Arbeit auch nicht gerade dazu, dass es schneller geht, hier gilt nur der alte und immer wieder gern zitierte Slogan: Put on some appropriate music. Bite down hard. Get it done.
Den Mehraufwand werden wir unserem Kunden nicht in Rechnung stellen, denn niemand kann nachvollziehen, wo und zu welchem Zeitpunkt sich der Virus, der mit Zeitabstand sein unschönes Antlitz gezeigt hat, eingeschlichen hat.
Dass wir Sprachmittler kostenbewusst arbeiten, liegt oft darin begründet, dass wir Einzelkämpfer sind, die sich häufig zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben (oder mit Kollegen Korrekturdienstleistung tauschen). Anders als so manche große Agentur, die mehr Geld in Werbung und repräsentative Büros als in die Endfertigung investiert, bekommen die Kunden bei uns "mehr Sprachdienstleistung" für ihr Geld. Ein kurzes Beispiel mit Zahlen kommt morgen.
Vokabelnotiz:
Pinökel ist ein umgangssprachlicher Begriff für einen winzigen nadelähnlichen Gegenstand (Herkunft: Ostwestfalen bis Norddeutschland).
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Fotos: C.E. (Archiv)
Kategorien:
Arbeitsplätze,
Money talks / Preise,
Sprachschatz
Mittwoch, 20. November 2013
Küchenutensilien
Hallo! Sie lesen hier eine Seite des ersten Weblogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. Ich schreibe als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache und aus dem Englischen über unseren Berufsalltag. Eine Liebe zu Sprachen haben sicher alle von uns schon im Kindesalter entwickelt.
Gestern und heute habe ich mich jeweils verschrieben beim Versuch, einen kurzen Blogeintrag zu texten. "Verschrieben" möchte ich hier im Sinne wie "verlaufen" oder "verirrt" verstanden wissen. Das ist eine individuelle Verwendung der Sprache, ich genehmige sie mir, aber ich dränge sie niemandem auf.
Mancher fremde Sprachgebrauch wird einem als Bürger mitten in Europa von den Bildungseinrichtungen aufgedrängt. Auch dann, wenn Begriffe allzusehr nach einem schlechten Kalauer klingen.
Rückblende: Marburg an der Lahn, vergangenes Jahrhundert. Im polytechnischen Unterricht der hessischen integrierten Gesamtschule hatten wir Hauswirtschaftsunterricht. Ich fand das gut und lehrreich. Mein Cousin in der DDR ging schließlich auch auf eine polytechnische Oberschule, und viel über Technik wollte ich auch lernen.
Wenn da nicht die Klassenarbeiten gewesen wären! Die Fragen waren oft an Einfältigkeit kaum zu überbieten. Einmal, wir hatten gerade diverse Küchengerätschaften durchgenommen, sollten wir auf die Frage antworten: "Wie nennt man einen Kochlöffel mit Loch darin?"
Für den Fortgang der Geschichte muss ich jetzt erzählen, dass wir an Gruppentischen saßen, dass ich in allen Fächern außer Mathe einigermaßen gute bis gute Noten hatte und dass ich zu denjenigen zählte, die den Ton angaben. Außerdem war ich gerade erst mit 12 Jahren große Schwester geworden, weshalb ich in der Fachunterrichtsstunde vor der Klassenarbeit zu Baby und Mutter ins Krankenhaus durfte.
Aus Gründen, an die ich mich nicht erinnere, verließ die Lehrerin kurz den Klassenraum, ich wurde angestupst, Finger deuteten auf die bewusste Frage. Ich zuckte mit den Achseln und ließ ein als Kalauer gemeintes: "Bestimmt Lochlöffel" fallen.
Wenig später erhielten wir die Klassenarbeiten zurück. Vor unserem Tisch stehend sagte die Lehrerin: "Hier sitzen fünf, die sehr gut aufgepasst haben, denn alle haben die Kochlöffelfrage völlig richtig beantwortet! Alle, bis auf eine ..." Ich wurde trotzdem auch gelobt — dass ich nicht abschreiben würde, sei hiermit bewiesen. Die Frage wurde zudem nicht gewertet, denn ich hatte den Stoff ja wegen Babybesuchsurlaubs verpasst. Ja, ich glaube, wir haben manche unserer Lehrer nicht ernstgenommen.
Verwissenschaftlichung von Nicht-Wissenschaftlichem heißt das.
Aber sonst war die Schule toll. Viel besser, als das naturwissenschaftliche Gymnasium in Baden-Württemberg, auf dem ich mich anschließend einige viel zu lange Jahre mit zum Teil rechtsextremem Lehrpersonal herumquälen musste. Unser Chemie-Fachleiter, der mich besonders gepiesackt hatte, ließ sich mit Eintritt ins Rentenalter von den Republikanern aufstellen. Mal 'ne Frage: Wurde ihm eigentlich auch aus antidemokratischen Gründen die Pension gekürzt, wie es mit den DDR-Funktionären und anderen im Staatsapparat tätigen (z.B. Chefdolmetschern) der Fall gewesen ist?
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
P.S.: Mit Bildungsstudien lässt sich noch heute nachweisen, dass in der DDR im Schnitt die besseren Schulen standen, ging es hier doch um den positiven Wettbewerb, möglichst viele Talente zu entdecken und zu fördern. Im Westen hing/hängt schulischer Erfolg oft vom Nachhilfebudget der Eltern ab; das gräßliche Wort "Selektion" führte nämlicher Chemiefachleiter täglich ins Feld.
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Foto: C.E.
Gestern und heute habe ich mich jeweils verschrieben beim Versuch, einen kurzen Blogeintrag zu texten. "Verschrieben" möchte ich hier im Sinne wie "verlaufen" oder "verirrt" verstanden wissen. Das ist eine individuelle Verwendung der Sprache, ich genehmige sie mir, aber ich dränge sie niemandem auf.
Mancher fremde Sprachgebrauch wird einem als Bürger mitten in Europa von den Bildungseinrichtungen aufgedrängt. Auch dann, wenn Begriffe allzusehr nach einem schlechten Kalauer klingen.
Rückblende: Marburg an der Lahn, vergangenes Jahrhundert. Im polytechnischen Unterricht der hessischen integrierten Gesamtschule hatten wir Hauswirtschaftsunterricht. Ich fand das gut und lehrreich. Mein Cousin in der DDR ging schließlich auch auf eine polytechnische Oberschule, und viel über Technik wollte ich auch lernen.
Wenn da nicht die Klassenarbeiten gewesen wären! Die Fragen waren oft an Einfältigkeit kaum zu überbieten. Einmal, wir hatten gerade diverse Küchengerätschaften durchgenommen, sollten wir auf die Frage antworten: "Wie nennt man einen Kochlöffel mit Loch darin?"
Für den Fortgang der Geschichte muss ich jetzt erzählen, dass wir an Gruppentischen saßen, dass ich in allen Fächern außer Mathe einigermaßen gute bis gute Noten hatte und dass ich zu denjenigen zählte, die den Ton angaben. Außerdem war ich gerade erst mit 12 Jahren große Schwester geworden, weshalb ich in der Fachunterrichtsstunde vor der Klassenarbeit zu Baby und Mutter ins Krankenhaus durfte.
Aus Gründen, an die ich mich nicht erinnere, verließ die Lehrerin kurz den Klassenraum, ich wurde angestupst, Finger deuteten auf die bewusste Frage. Ich zuckte mit den Achseln und ließ ein als Kalauer gemeintes: "Bestimmt Lochlöffel" fallen.
Wenig später erhielten wir die Klassenarbeiten zurück. Vor unserem Tisch stehend sagte die Lehrerin: "Hier sitzen fünf, die sehr gut aufgepasst haben, denn alle haben die Kochlöffelfrage völlig richtig beantwortet! Alle, bis auf eine ..." Ich wurde trotzdem auch gelobt — dass ich nicht abschreiben würde, sei hiermit bewiesen. Die Frage wurde zudem nicht gewertet, denn ich hatte den Stoff ja wegen Babybesuchsurlaubs verpasst. Ja, ich glaube, wir haben manche unserer Lehrer nicht ernstgenommen.
Verwissenschaftlichung von Nicht-Wissenschaftlichem heißt das.
Aber sonst war die Schule toll. Viel besser, als das naturwissenschaftliche Gymnasium in Baden-Württemberg, auf dem ich mich anschließend einige viel zu lange Jahre mit zum Teil rechtsextremem Lehrpersonal herumquälen musste. Unser Chemie-Fachleiter, der mich besonders gepiesackt hatte, ließ sich mit Eintritt ins Rentenalter von den Republikanern aufstellen. Mal 'ne Frage: Wurde ihm eigentlich auch aus antidemokratischen Gründen die Pension gekürzt, wie es mit den DDR-Funktionären und anderen im Staatsapparat tätigen (z.B. Chefdolmetschern) der Fall gewesen ist?
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
P.S.: Mit Bildungsstudien lässt sich noch heute nachweisen, dass in der DDR im Schnitt die besseren Schulen standen, ging es hier doch um den positiven Wettbewerb, möglichst viele Talente zu entdecken und zu fördern. Im Westen hing/hängt schulischer Erfolg oft vom Nachhilfebudget der Eltern ab; das gräßliche Wort "Selektion" führte nämlicher Chemiefachleiter täglich ins Feld.
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Foto: C.E.
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Montag, 18. November 2013
Mark Twain (1)
Bonjour! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Dieser Tage eile ich zwischen Kabine und Bibliothek hin und her. Tagsüber sind noch Kapazitäten frei, abends erhole ich mich mit dem guten Buch ...
Mal wieder Mark Twain zur Hand genommen, nachdem ich mit den weltbesten Patensohn bei seinen Schritten von der Kinder- zur Jugendliteratur begleiten durfte.
Twain (1835–1910) reiste 1878 durch Deutschland. Was er darüber schrieb, liest sich stellenweise, als hätte es ein angeschwipster Anthropologe verfasst. Die Deutschen beschrieb er als "warmherzig, gefühlvoll, impulsiv, begeisterungsfähig, beim zartesten Anstoß kommen ihnen die Tränen, und es ist nicht schwer, sie zum Lachen zu bringen." OK, keine Einwände, Euer Ehren!
Mit der deutschen Sprache wurde er nicht warm. Sein Résumé: "Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen." Meine heiße Leseempfehlung, "Die schreckliche deutsche Sprache", ist auch online lesbar.
Der Text ist zudem für Dolmetscher relevant, ich sage nur 'das Verb kommt am Ende'. Na, dann kann die Welt aber mal froh sein, dass es uns Übersetzer gibt. Wir sind, laut Twain, "verwegene Kämpfer, die den Turm von Babel angreifen.“
Dann ist ja alles klar. So, nun will ich mal weiterkämpfen, am Abend weiterlesen.
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Foto: M.T. (Wikimedia, creative commons)
Mal wieder Mark Twain zur Hand genommen, nachdem ich mit den weltbesten Patensohn bei seinen Schritten von der Kinder- zur Jugendliteratur begleiten durfte.
Twain (1835–1910) reiste 1878 durch Deutschland. Was er darüber schrieb, liest sich stellenweise, als hätte es ein angeschwipster Anthropologe verfasst. Die Deutschen beschrieb er als "warmherzig, gefühlvoll, impulsiv, begeisterungsfähig, beim zartesten Anstoß kommen ihnen die Tränen, und es ist nicht schwer, sie zum Lachen zu bringen." OK, keine Einwände, Euer Ehren!
Mit der deutschen Sprache wurde er nicht warm. Sein Résumé: "Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen." Meine heiße Leseempfehlung, "Die schreckliche deutsche Sprache", ist auch online lesbar.
Der Text ist zudem für Dolmetscher relevant, ich sage nur 'das Verb kommt am Ende'. Na, dann kann die Welt aber mal froh sein, dass es uns Übersetzer gibt. Wir sind, laut Twain, "verwegene Kämpfer, die den Turm von Babel angreifen.“
Dann ist ja alles klar. So, nun will ich mal weiterkämpfen, am Abend weiterlesen.
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Foto: M.T. (Wikimedia, creative commons)
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Sonntag, 17. November 2013
ÖPNV-Leser
Willkommen auf den Seiten meines virtuellen Arbeitstagebuchs. Hier schreibe ich über den Berufsalltag von Sprachmittlern. Einmal in der Woche werde ich privat: Sonntagsbilder!
Der Sommer ist vorbei. Anfang November sah ich noch einen Leser im Pulli, Mitte des Monats tragen in der U-Bahn alle dicke Mäntel.
Die anderen Bilder dieser Serie sind erst wenige Wochen her: Eine Lesende und ein Paar auf der Bank in Hamburg (dass sie vorliest, ist leider auf dem Bild nicht zu erkennen), Leserin am Paul-Lincke-Ufer und Lesende am Maybachufer.
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Fotos: C.E.
Der Sommer ist vorbei. Anfang November sah ich noch einen Leser im Pulli, Mitte des Monats tragen in der U-Bahn alle dicke Mäntel.
Die anderen Bilder dieser Serie sind erst wenige Wochen her: Eine Lesende und ein Paar auf der Bank in Hamburg (dass sie vorliest, ist leider auf dem Bild nicht zu erkennen), Leserin am Paul-Lincke-Ufer und Lesende am Maybachufer.
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Fotos: C.E.
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Sonntagsbilder
Samstag, 16. November 2013
Mikro-Gau
Bonjour ! Zufällig oder absichtlich haben Sie mein virtuelles Arbeitstagebuch angesteuert. Ich arbeite in Hamburg, Straßburg, Berlin, Paris und dort, wo mich Kunden brauchen, als Sprachmittlerin mit den Fachgebieten Wirtschaft, Politik, Soziales und Kultur. Es ist Samstag, Zeit für den Link der Woche.
Wir Dolmetscher sind unsichtbar, ich schrieb erst Donnerstag darüber. Wir Dolmetscher haben bei der Arbeit natürlich auch keine eigene Meinung. Und wir Dolmetscher sprechen nur dann, wenn jene, die wir vertonen, auch sprechen.
Soviel zur Theorie. Ja, es stimmt, wir sind Dienstleister und damit nichts als Dienstleister; was wir denken, lassen wir ebenso brav zu Hause wie Saaldiener oder Kellner es tun.
Wenn dann ein Missgeschick geschieht und eine Meinung plötzlich publik wird, ist das natürlich peinlich. (Und ich äußere mich hier nicht über Inhalte, ich bin genauso neutral wie das Mikrofon.) Gestern passierte einer UN-Kollegin ein Mikro-Gau. Bei der Sitzung standen zehn Resolutionen gegen Israel auf dem Programm, von denen neun auch verabschiedet wurden. Die Wahlgänge erfolgten wie immer elektronisch, vorher waren Reden zu verdolmetschen, bei der Abstimmung ergaben sich die üblichen Wartepausen.
Und so hat die Kollegin nicht bemerkt, dass ihr Mikro offen war, als sie unter Kabinenkollegen sagte:
I mean, I think when you have five statements, not five, like a total of ten resolutions on Israel and Palestine, there's gotta be something, c'est un peu trop, non? I mean I know. ... There's other really bad shit happening, but no one says anything about the other stuff," ("Also ich denke, fünf Erklärungen, nein, nicht fünf, sondern insgesamt zehn Resolutionen zu Israel und Palästina, das ist schon heftig (?), das ist vielleicht zu viel, oder? Ich meine ... ich weiß ... draußen passiert wirklich noch andere Scheiße, aber darüber sagt niemand was.")
Jene, die Kopfhörer auf den Lauschern hatten, die auf "Englisch" geschaltet waren, mussten ihre Worte mit anhören. Im Saal breitete sich Zeugen zufolge peinlich berührtes Gelächter aus. Die Sitzungsleiterin reagierte cool: I understand there was a problem with the interpretation? ("Wenn ich richtig verstehe, gab es ein Problem mit der Verdolmetschung?")
So ganz verstehe ich die Panne vom technischen Gesichtspunkt her allerdings nicht. Kurz vor dem launischen Kommentar aus der Kabine hatte ein spanischer Redner gesprochen. Der war offenbar von einer der Nachbarkabinen übersetzt worden — und der Englischkanal müsste demnach auf die Spanischkabine geschaltet worden sein. Damit die Zuhörer nicht hin- und herschalten müssen, machen wir Dolmetscher das ja, unterstützt von Technikern, die alles bewachen und im Bedarfsfalle Regler schieben.
Für die weitere Klärung des Vorfalls müsste ich jetzt wissen, in wieweit der bei YouTube gepostete Ausschnitt "montiert" ist. Ich erkläre mich: Ist die Tonspur original oder wurde da etwas geschnitten? Wurde da eventuell eine Verdolmetschung gelöscht (Spanisch-O-Ton ins Englische)?
Barak Ravid meint auf dem Blog von Haaretz, die Stimme sei aus der Spanisch-Englisch-Kabine gekommen. Ich denke aber, die Sprechende und der/die Angesprochenen (*) saßen in der Französischkabine. Wäre die Stimme aus der Spanischkabine gekommen, hätte der Beitrag des spanischen Redners ja verdolmetscht sein müssen.
Vergessen wir, aus der Leitung "rauszugehen", kann der Ton aus der jeweils anderen, aus der gerade ins Englische gearbeitet wird (hier logischerweise Spanisch) gar nicht auf dem Englischkanal ankommen. Dann haben die Zuhörer keinen Ton auf den Kopfhörern und es wird rasch unruhig im Saal ... bzw. der Techniker steht sofort in der Kabine. (Wir kennen das alle vom Beginn unserer Karriere oder bei extrem überzogenen/anstrengenden Terminen.)
Was ist also hier passiert? War es nicht vielleicht eher eine Technikpanne und kein "Schaltfehler" einer enerviert kommentierenden Dolmetscherin? (Ich musste an ein altes Räuspertastenproblem denken.) Ich bin auf die Meinungen der Kolleginnen und Kollegen hier im Blog gespannt und habe noch eine Bitte an die "Engländer" unter Euch: Haut die Übertragung von there's gotta be something hin?
Vokabelnotiz
YouTube beschrieb die Worte als "candid comments".
candid (engl.) — aufrichtig, unumwunden, ehrlich
candide (frz.) — naiv, arglos, unbedarft
Mehr "same words, different meanings" hier: klick!
P.S. (Nachtrag com 17.11.): Laut Jerusalem Post soll der israelische Ministerpräsident Netanyahu der Dolmetscherin inzwischen einen Job angeboten haben, falls sie in New York rausfliegen sollte.
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Illustration: United Nations Webcast via YouTube
(*): Bei großen Institutionen sitzen oft drei Sprach-
mittler je Sprachenpaar in der Kabine
Wir Dolmetscher sind unsichtbar, ich schrieb erst Donnerstag darüber. Wir Dolmetscher haben bei der Arbeit natürlich auch keine eigene Meinung. Und wir Dolmetscher sprechen nur dann, wenn jene, die wir vertonen, auch sprechen.
Soviel zur Theorie. Ja, es stimmt, wir sind Dienstleister und damit nichts als Dienstleister; was wir denken, lassen wir ebenso brav zu Hause wie Saaldiener oder Kellner es tun.
Wenn dann ein Missgeschick geschieht und eine Meinung plötzlich publik wird, ist das natürlich peinlich. (Und ich äußere mich hier nicht über Inhalte, ich bin genauso neutral wie das Mikrofon.) Gestern passierte einer UN-Kollegin ein Mikro-Gau. Bei der Sitzung standen zehn Resolutionen gegen Israel auf dem Programm, von denen neun auch verabschiedet wurden. Die Wahlgänge erfolgten wie immer elektronisch, vorher waren Reden zu verdolmetschen, bei der Abstimmung ergaben sich die üblichen Wartepausen.
Und so hat die Kollegin nicht bemerkt, dass ihr Mikro offen war, als sie unter Kabinenkollegen sagte:
I mean, I think when you have five statements, not five, like a total of ten resolutions on Israel and Palestine, there's gotta be something, c'est un peu trop, non? I mean I know. ... There's other really bad shit happening, but no one says anything about the other stuff," ("Also ich denke, fünf Erklärungen, nein, nicht fünf, sondern insgesamt zehn Resolutionen zu Israel und Palästina, das ist schon heftig (?), das ist vielleicht zu viel, oder? Ich meine ... ich weiß ... draußen passiert wirklich noch andere Scheiße, aber darüber sagt niemand was.")
Jene, die Kopfhörer auf den Lauschern hatten, die auf "Englisch" geschaltet waren, mussten ihre Worte mit anhören. Im Saal breitete sich Zeugen zufolge peinlich berührtes Gelächter aus. Die Sitzungsleiterin reagierte cool: I understand there was a problem with the interpretation? ("Wenn ich richtig verstehe, gab es ein Problem mit der Verdolmetschung?")
So ganz verstehe ich die Panne vom technischen Gesichtspunkt her allerdings nicht. Kurz vor dem launischen Kommentar aus der Kabine hatte ein spanischer Redner gesprochen. Der war offenbar von einer der Nachbarkabinen übersetzt worden — und der Englischkanal müsste demnach auf die Spanischkabine geschaltet worden sein. Damit die Zuhörer nicht hin- und herschalten müssen, machen wir Dolmetscher das ja, unterstützt von Technikern, die alles bewachen und im Bedarfsfalle Regler schieben.
Für die weitere Klärung des Vorfalls müsste ich jetzt wissen, in wieweit der bei YouTube gepostete Ausschnitt "montiert" ist. Ich erkläre mich: Ist die Tonspur original oder wurde da etwas geschnitten? Wurde da eventuell eine Verdolmetschung gelöscht (Spanisch-O-Ton ins Englische)?
Barak Ravid meint auf dem Blog von Haaretz, die Stimme sei aus der Spanisch-Englisch-Kabine gekommen. Ich denke aber, die Sprechende und der/die Angesprochenen (*) saßen in der Französischkabine. Wäre die Stimme aus der Spanischkabine gekommen, hätte der Beitrag des spanischen Redners ja verdolmetscht sein müssen.
Vergessen wir, aus der Leitung "rauszugehen", kann der Ton aus der jeweils anderen, aus der gerade ins Englische gearbeitet wird (hier logischerweise Spanisch) gar nicht auf dem Englischkanal ankommen. Dann haben die Zuhörer keinen Ton auf den Kopfhörern und es wird rasch unruhig im Saal ... bzw. der Techniker steht sofort in der Kabine. (Wir kennen das alle vom Beginn unserer Karriere oder bei extrem überzogenen/anstrengenden Terminen.)
Was ist also hier passiert? War es nicht vielleicht eher eine Technikpanne und kein "Schaltfehler" einer enerviert kommentierenden Dolmetscherin? (Ich musste an ein altes Räuspertastenproblem denken.) Ich bin auf die Meinungen der Kolleginnen und Kollegen hier im Blog gespannt und habe noch eine Bitte an die "Engländer" unter Euch: Haut die Übertragung von there's gotta be something hin?
Vokabelnotiz
YouTube beschrieb die Worte als "candid comments".
candid (engl.) — aufrichtig, unumwunden, ehrlich
candide (frz.) — naiv, arglos, unbedarft
Mehr "same words, different meanings" hier: klick!
P.S. (Nachtrag com 17.11.): Laut Jerusalem Post soll der israelische Ministerpräsident Netanyahu der Dolmetscherin inzwischen einen Job angeboten haben, falls sie in New York rausfliegen sollte.
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Illustration: United Nations Webcast via YouTube
(*): Bei großen Institutionen sitzen oft drei Sprach-
mittler je Sprachenpaar in der Kabine
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Donnerstag, 14. November 2013
Meine Herren!
Willkommen auf den Webseiten einer Übersetzerin und
Dolmetscherin für die französische Sprache.
Hier berichte ich in loser Folge über Episoden aus meinem
Berufsalltag.
Als ich den Fahrstuhl betrete, bin ich noch sichtbar und Dame. Ein Mann lässt mir den Vortritt. Wir, das sind drei Herren und ich, befinden uns in einem sehr repräsentativen Gebäude im Herzen Berlins. Wir tragen alle Anzüge in gedeckten Farben. In der Hand halte ich den kleinen Flüsterkoffer, der wie ein Aktenkoffer aussieht (*).
Die kurze Reise soll uns bis unter das Dach führen, wo die nächsten drei Stunden eine Jahrestagung stattfinden wird. Auf der Fahrt nach oben werde ich unsichtbar. Im 2. Stock geht die Tür auf. Vor dem Fahrstuhl stehen zwei Frauen, die keine Anzugträger sind. Sie haben elegante Kittelschürzen an und transportieren kleinere Reinigungsgerätschaften (die ich nicht benennen könnte).
Einer der mitreisenden Herren sagt: "Hereinspaziert, die Damen!" Die Damenwelt im Putzfrauenkittel antwortet unisono: "Vielen Dank, die Herren!"
Wir kommen oben an. Die Tagungsleitung weist mir ein Stühlchen an, auf dem ich später hinter einem französischen Medienmann Platz nehmen soll — Wasser, Tee oder Kuchen wären damit außer Reichweite. Zum Glück hat mein Dolmetschkunde sich selbst schon einen Platz gesichert, für mich einen mit. Ja, einen "echten" Sitzplatz. (Dolmetscherkabinen sind, wenn es nur eine Person zu beflüstern gilt, nicht üblich.)
Im Raum sind an die 30 Herren mit ergrautem oder sich lichtendem Haupthaar und zunächst zwei, dann drei Damen versammelt (ich zähle als dienstleistendes Personal hier nicht mit). Die Diskussion wird eröffnet: "Meine Damen und Herren ..." Wenig später werden die "Herren der 1. Stunde gewürdigt", währenddessen servieren eine Dame und ein Herr Tee und Kaffee. In der französischen Regierung sind die Ministerposten quotiert; im deutschen Regierungsviertel gilt gender parity, wenn's gut läuft, immerhin schon mal fürs Bedienungspersonal.
Dass ich in pole position zum Kuchen sitze, nützt mir übrigens nicht viel. Der erste Stollen dieses Winters bleibt unberührt. Wie gesagt, drei Stunden wird die Sitzung dauern. Als Anweisung bekam ich für die Solo-Nummer den Tipp, ich müsse ja nicht jedes Detail dolmetschen und könne auch pausieren, wann immer es nötig sei.
Ich hatte 15 Minuten Pause je Zeitstunde|ausbedungen| erbeten. Man ging davon aus, dass die Veranstaltung selbst auch kurze Unterbrechungen haben würde. Hatte sie aber nicht. Und welche der Worte (oder Minuten) des äußerst spannenden (abgelesenen!) Vortrags samt Diskussion lasse ich jetzt weg? Ich komme gar nicht dazu, diesen Gedanken zuende zu denken.
Es gibt Themen wie Filmwirtschaft, Bildung und inzwischen auch Europapolitik (solange es nicht um Gesetzesdetails geht), die "fahre" ich per "Autopilot", die dolmetsche ich nicht aus der frisch erlernten Lexik, dem Arbeitsspeicher, hier wird die Festplatte selbst aktiv, sie ist größer, das System ist weniger störanfällig und läuft weniger schnell heiß. Kurz: Vokabeln, mit denen ich seit Jahren jongliere, machen mir keine Angst mehr. Mein Dolmetschkunde, den ich seit 1991 kenne, auch nicht. Ich setze mich also möglicherweise etwas undamenhaft entspannt hin, schalte das Mobiltelefon und mein Ego aus und rede. (Danke, meine Herren, dass keiner zum Fotohandy griff!)
Nur einmal kommt Stress auf. Es ist der Moment, als die Herrschaften neben uns wie Schulbuben zu schwätzen anfangen. Sorry für meine Beschreibung und dafür, dass ich es hier vielleicht ein wenig an Respekt mangeln lasse, aber durch sowas wird es schwierig bis unmöglich, das Saalende zu verstehen und gleichzeitig zu sprechen. Zum Glück hatte ich ja Kopfhörer und Mikrofon dabei, den Flüsterkoffer, so dass ich der Störquelle ausweichen konnte. Hm, vielleicht hat ja mein Dauerflüstern die Jungs auch angeregt?
Abgesehen von der Müdigkeit, die mich morgen ereilen wird, weisen lange Solotermine noch einen gravierenden Unterschied auf. Normalerweise konzentrieren wir uns beim Sprechen auch auf die Schönheit der Worte. Wir sprechen einen Satz, der in der Luft hängt, durchaus schon mal zuende, verknüpfen lose Enden, bauen gelegentlich eine kleine rhetorische Schleife ein mit der Wiederholung eines Kernbegriffs, wenn es der Verständlichkeit hilft. Ich vergleiche das immer mit den Zierkappen eines Autoreifens. Die fahrbaren Untersätze rollen auch so, mit Zierkappen ist's aber schöner.
Bin ich alleine im langen Einsatz, haushalte ich mit der Energie und beschränke die Aufhübschungsmaßnahmen auf ein Minimum. Das Ergebnis klingt weniger druckreif. Gerade die deutsche Grammatik bietet in ihrer Komplexität und mit dem Verb am Ende viele Möglichkeiten, Sätze ins Endlose zu mäandern, um den Abgrund wenigstens zart anzudeuten.
Als sich dann der einzige nicht mehr aktive Politiker Deutschlands, der in geschlossenen Räumen öffentlich rauchen darf, eine Zigarette ansteckt, bin ich ihm dankbar dafür, dass dies erst nach etwa anderthalb Stunden geschah. Viel Rücksicht, einer Dame gegenüber! Vielleicht war ich doch nicht unsichtbar.
Vokabelnotizen:
Aktenkoffer — attaché case auf "Franglais", das deutsche Wort musste ich nach dem Marathon nachschlagen.
Zier- oder Schmuckkappe — enjoliveur oder chapeau de roue
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Fotos: C.E.
Die kurze Reise soll uns bis unter das Dach führen, wo die nächsten drei Stunden eine Jahrestagung stattfinden wird. Auf der Fahrt nach oben werde ich unsichtbar. Im 2. Stock geht die Tür auf. Vor dem Fahrstuhl stehen zwei Frauen, die keine Anzugträger sind. Sie haben elegante Kittelschürzen an und transportieren kleinere Reinigungsgerätschaften (die ich nicht benennen könnte).
Einer der mitreisenden Herren sagt: "Hereinspaziert, die Damen!" Die Damenwelt im Putzfrauenkittel antwortet unisono: "Vielen Dank, die Herren!"
Wir kommen oben an. Die Tagungsleitung weist mir ein Stühlchen an, auf dem ich später hinter einem französischen Medienmann Platz nehmen soll — Wasser, Tee oder Kuchen wären damit außer Reichweite. Zum Glück hat mein Dolmetschkunde sich selbst schon einen Platz gesichert, für mich einen mit. Ja, einen "echten" Sitzplatz. (Dolmetscherkabinen sind, wenn es nur eine Person zu beflüstern gilt, nicht üblich.)
Im Raum sind an die 30 Herren mit ergrautem oder sich lichtendem Haupthaar und zunächst zwei, dann drei Damen versammelt (ich zähle als dienstleistendes Personal hier nicht mit). Die Diskussion wird eröffnet: "Meine Damen und Herren ..." Wenig später werden die "Herren der 1. Stunde gewürdigt", währenddessen servieren eine Dame und ein Herr Tee und Kaffee. In der französischen Regierung sind die Ministerposten quotiert; im deutschen Regierungsviertel gilt gender parity, wenn's gut läuft, immerhin schon mal fürs Bedienungspersonal.
Dass ich in pole position zum Kuchen sitze, nützt mir übrigens nicht viel. Der erste Stollen dieses Winters bleibt unberührt. Wie gesagt, drei Stunden wird die Sitzung dauern. Als Anweisung bekam ich für die Solo-Nummer den Tipp, ich müsse ja nicht jedes Detail dolmetschen und könne auch pausieren, wann immer es nötig sei.
Ich hatte 15 Minuten Pause je Zeitstunde
Es gibt Themen wie Filmwirtschaft, Bildung und inzwischen auch Europapolitik (solange es nicht um Gesetzesdetails geht), die "fahre" ich per "Autopilot", die dolmetsche ich nicht aus der frisch erlernten Lexik, dem Arbeitsspeicher, hier wird die Festplatte selbst aktiv, sie ist größer, das System ist weniger störanfällig und läuft weniger schnell heiß. Kurz: Vokabeln, mit denen ich seit Jahren jongliere, machen mir keine Angst mehr. Mein Dolmetschkunde, den ich seit 1991 kenne, auch nicht. Ich setze mich also möglicherweise etwas undamenhaft entspannt hin, schalte das Mobiltelefon und mein Ego aus und rede. (Danke, meine Herren, dass keiner zum Fotohandy griff!)
Nur einmal kommt Stress auf. Es ist der Moment, als die Herrschaften neben uns wie Schulbuben zu schwätzen anfangen. Sorry für meine Beschreibung und dafür, dass ich es hier vielleicht ein wenig an Respekt mangeln lasse, aber durch sowas wird es schwierig bis unmöglich, das Saalende zu verstehen und gleichzeitig zu sprechen. Zum Glück hatte ich ja Kopfhörer und Mikrofon dabei, den Flüsterkoffer, so dass ich der Störquelle ausweichen konnte. Hm, vielleicht hat ja mein Dauerflüstern die Jungs auch angeregt?
Abgesehen von der Müdigkeit, die mich morgen ereilen wird, weisen lange Solotermine noch einen gravierenden Unterschied auf. Normalerweise konzentrieren wir uns beim Sprechen auch auf die Schönheit der Worte. Wir sprechen einen Satz, der in der Luft hängt, durchaus schon mal zuende, verknüpfen lose Enden, bauen gelegentlich eine kleine rhetorische Schleife ein mit der Wiederholung eines Kernbegriffs, wenn es der Verständlichkeit hilft. Ich vergleiche das immer mit den Zierkappen eines Autoreifens. Die fahrbaren Untersätze rollen auch so, mit Zierkappen ist's aber schöner.
Bin ich alleine im langen Einsatz, haushalte ich mit der Energie und beschränke die Aufhübschungsmaßnahmen auf ein Minimum. Das Ergebnis klingt weniger druckreif. Gerade die deutsche Grammatik bietet in ihrer Komplexität und mit dem Verb am Ende viele Möglichkeiten, Sätze ins Endlose zu mäandern, um den Abgrund wenigstens zart anzudeuten.
Als sich dann der einzige nicht mehr aktive Politiker Deutschlands, der in geschlossenen Räumen öffentlich rauchen darf, eine Zigarette ansteckt, bin ich ihm dankbar dafür, dass dies erst nach etwa anderthalb Stunden geschah. Viel Rücksicht, einer Dame gegenüber! Vielleicht war ich doch nicht unsichtbar.
Vokabelnotizen:
Aktenkoffer — attaché case auf "Franglais", das deutsche Wort musste ich nach dem Marathon nachschlagen.
Zier- oder Schmuckkappe — enjoliveur oder chapeau de roue
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Fotos: C.E.
Kategorien:
Alltag,
Arbeitsplätze,
Kopfeinsichten,
Sex (sells)
Dienstag, 12. November 2013
Heimat
Hallo! Sie lesen in einem Arbeitstagebuch. Ich bin Französischdolmetscherin und spreche für Politiker, Künstler, Wirtschaftsbosse und diverse Vertreter der Zivilgesellschaft, aber auch für Privatkunden. Studiert hatte ich zunächst Literatur, und ich lese noch heute gerne.
Schöne Fundsache:
Schöne Fundsache:
"Wir wohnen nicht in einem Land,
sondern in einer Sprache."
(Emile Cioran)
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Zitate
Montag, 11. November 2013
Dolmetschen für eine Delegation
Bonjour auf den Seiten meines virtuellen Arbeitstagebuchs. Ich arbeite in Paris, Berlin und anderswo als Sprachmittlerin mit den Fachgebieten Wirtschaft, Politik, Soziales und Kultur.
Hier in kurzen Schlaglichtern der schon länger angekündigte Rückblick auf unsere Delegationswoche Ende Oktober/Anfang November.
Die Reisenden verbrachten nach dem Anreisesamstag einen ruhigen Sonntag in Berlin und durften neben der Überwindung des Jetlags auch ein wenig Berlin entdecken. In den Folgetagen gab es allerdings keine Zeit für Tourismus. Forschungsreisen, die mit Geldern der öffentlichen Hand finanziert werden, haben ja auch keine Ortserkundungen zum Gegenstand, es sei denn, Architekten und Urbanisten sind unterwegs.
Also taten wir, was wir konnten, um unseren Gästen einen Eindruck von Berlin zu vermitteln. Die Terminkalender unserer Gesprächspartner machten wiederholte Durchquerungen Berlins nötig. Ko-Kabine Isabelle und ich lieben beide Berlin und interessieren uns für Geschichte.
Also erzählten wir "unsere" Stadt, erklärten Wende- und Nachwendezeit, wiesen auf Bauwerke hin, brachten Hintergrund, stellten Verbindungen her. Dazu nahmen wir spätestens ab dem 2. Tag im Reisebus auf den Klappsitzen der "Stadtbilderklärer" Platz, wie Reiseführer auf Ostdeutsch hießen. Uns hat es Spaß gemacht (wenngleich wir diese Fahrten dann nicht für Kurzschlafphasen nutzen konnten), den Gästen auch.
Einer der Gäste kommentierte am Ende: "Ich wäre am liebsten gar nicht mehr aus dem Reisebus ausgestiegen."
Hier in kurzen Schlaglichtern der schon länger angekündigte Rückblick auf unsere Delegationswoche Ende Oktober/Anfang November.
Die Reisenden verbrachten nach dem Anreisesamstag einen ruhigen Sonntag in Berlin und durften neben der Überwindung des Jetlags auch ein wenig Berlin entdecken. In den Folgetagen gab es allerdings keine Zeit für Tourismus. Forschungsreisen, die mit Geldern der öffentlichen Hand finanziert werden, haben ja auch keine Ortserkundungen zum Gegenstand, es sei denn, Architekten und Urbanisten sind unterwegs.
Also taten wir, was wir konnten, um unseren Gästen einen Eindruck von Berlin zu vermitteln. Die Terminkalender unserer Gesprächspartner machten wiederholte Durchquerungen Berlins nötig. Ko-Kabine Isabelle und ich lieben beide Berlin und interessieren uns für Geschichte.
Also erzählten wir "unsere" Stadt, erklärten Wende- und Nachwendezeit, wiesen auf Bauwerke hin, brachten Hintergrund, stellten Verbindungen her. Dazu nahmen wir spätestens ab dem 2. Tag im Reisebus auf den Klappsitzen der "Stadtbilderklärer" Platz, wie Reiseführer auf Ostdeutsch hießen. Uns hat es Spaß gemacht (wenngleich wir diese Fahrten dann nicht für Kurzschlafphasen nutzen konnten), den Gästen auch.
Einer der Gäste kommentierte am Ende: "Ich wäre am liebsten gar nicht mehr aus dem Reisebus ausgestiegen."
♣
Versalzene Tomatensuppe im
Rathauskeller! Die Dolmetscherkollegin erklärte das deutsche
Sprichwort, dem zufolge bei zu stark gesalzenen Speisen der Koch
verliebt sei. Ich allerdings hätte die Sache gerne reklamiert, machte
Anstalten, die Bedienung herbeizuwinken. Die Referentin eines hohen
neukaledonischen Beamten sah mich erschrocken an: "Nein, auf keinen
Fall ...!" Ich beugte mich den Gepflogenheiten unserer Gäste, wir
Dolmetscherinnen sind ja nur Sprachrohr.
Plötzlich ist mir peinlich, dass ich eben durch energisches Bestellen einer "heißen Zitrone" aufgefallen war. Dem Kellner hatte man wohl verboten: "Das haben wir nicht!" zu sagen. Er meinte: "Ich kann Ihnen Cola oder Saft anbieten oder Kaffee!"
Ich sagte darauf: "Ich bin leicht erkältet ..." und erklärte, wie eine heiße Zitrone 'gebaut' wird. Der Kellner wiederholte seine Worte. Ich darauf: "Dann nichts." Wenig später geschah ein Wunder: Das Wunschgetränk wurde doch serviert; ja, es hat geholfen, mich fit zu halten.
Das Moment ist aufschreibenswert, leben wir Dolmetscher doch davon, dass wir spontan sprechen und dass sich unsere Selbstzensur in den Bereichen Wortwahl und grammatikalische Richtigkeit abarbeitet. Sich in Anwesenheit weitgereister Gäste nicht danebenzubenehmen, ist manchmal gar nicht so einfach.
Plötzlich ist mir peinlich, dass ich eben durch energisches Bestellen einer "heißen Zitrone" aufgefallen war. Dem Kellner hatte man wohl verboten: "Das haben wir nicht!" zu sagen. Er meinte: "Ich kann Ihnen Cola oder Saft anbieten oder Kaffee!"
Ich sagte darauf: "Ich bin leicht erkältet ..." und erklärte, wie eine heiße Zitrone 'gebaut' wird. Der Kellner wiederholte seine Worte. Ich darauf: "Dann nichts." Wenig später geschah ein Wunder: Das Wunschgetränk wurde doch serviert; ja, es hat geholfen, mich fit zu halten.
Das Moment ist aufschreibenswert, leben wir Dolmetscher doch davon, dass wir spontan sprechen und dass sich unsere Selbstzensur in den Bereichen Wortwahl und grammatikalische Richtigkeit abarbeitet. Sich in Anwesenheit weitgereister Gäste nicht danebenzubenehmen, ist manchmal gar nicht so einfach.
♥
Einmal standen wir im "Lernladen" Neuköllns, hier können sich in einem Ladengeschäft Jugendliche und Erwachsene in Sachen Aus- und Fortbildung beraten lassen. Der Raum war klein, die meisten mussten draußen warten. Wir sprachen leise ... und als Fragen gestellt wurden, hielt ich das Mikro dem Fragenden hin, dolmetschte eben diese Frage anschließend konsekutiv für unsere Gastgeber. Warum? Damit die Draußenstehenden nicht nur die Antwort zu hören bekamen. Parallel zum Dolmetschen griff ich schnell noch zum Fotoapparat ...
Dann verließen wir den Raum und zogen in einen Konferenzraum um, denn niemand wollte laufende Beratungen stören.
♠
Es gab ein kurzes Tagungsprogramm sowie ein dickes Bändchen mit allen Ortsangaben, genauen Zeiten und sonstigen Planungsbestandteilen. Auf unsere Frage nach Extrawünschen hatte ich Wochen zuvor etwas von "Studentenfutter" gemurmelt. Der dicke Leitfaden
war auf Englisch. Also zogen sich "nuts and dried fruits" durch die
Woche. Zurückübersetzt wurde das allerdings nie.
♦
Unsere Reisenden waren immer mit dem Rollkoffer unterwegs, darin befanden sich Prospekte und Gastgeschenke, Handgemachtes aus Neukaledonien, Salz im Schmuckfass, Stofftaschen, Bildbände und Schirmmützen.
Alle Gesprächspartner wurden beschenkt. So überreichte der Arbeitsminister Neukaledoniens einem Mitarbeiter einer Berliner Senatorin einen bebilderten Tischkalender für das Jahr 2014, eine Schirmmütze sowie Prospekte. Der deutsche Beamte berichtete daraufhin trocken, dass er persönlich keine Geschenke annehmen dürfe. Er werde seiner Ministerin aber davon berichten, die Geste sei es ja, die zähle, die Sachen würden dann bei einer Geschenkesammelstelle abgegeben, die wiederum über ihre Verwendung zu entscheiden hätte.
Als er diese Worte vernahm, sah der neukaledonische Minister gar nicht glücklich aus.
Er sagte einige Worte zur traditionellen Gastfreundschaft seines Landes und seiner tribu (seines Stammes), der deutsche Beamte versuchte daraufhin mutig, die etwas beklommene Stimmung wegzuparlieren. Das gelang indes einem Dritten, einem französischen Staatsbeamten, der in dem fernen Inselparadies arbeitet. Geistesgegenwärtig meinte er, dass es sich bei den Sachen ohnehin nur um "Informationsmaterial" handeln würde, vielleicht seien hier die Regeln nicht so streng. Der Senatsbeamte setzte flugs sein Informationsmaterial auf den Kopf, lüftete es wenig später und verabschiedete sich.
Er sagte einige Worte zur traditionellen Gastfreundschaft seines Landes und seiner tribu (seines Stammes), der deutsche Beamte versuchte daraufhin mutig, die etwas beklommene Stimmung wegzuparlieren. Das gelang indes einem Dritten, einem französischen Staatsbeamten, der in dem fernen Inselparadies arbeitet. Geistesgegenwärtig meinte er, dass es sich bei den Sachen ohnehin nur um "Informationsmaterial" handeln würde, vielleicht seien hier die Regeln nicht so streng. Der Senatsbeamte setzte flugs sein Informationsmaterial auf den Kopf, lüftete es wenig später und verabschiedete sich.
♣
Die
ab Werk zugenähten Jackentaschen meiner Winteranzüge hatte ich nie
geöffnet, das war einst der Tipp meiner Sprecherziehungslehrerin, und
der geht so: "Wer keine Anzugjackentaschen hat, kann auch vor
Verlegenheit seine Hände darin nicht vergraben." Ich musste das
allerdings ändern und griff zur Schere, denn bei Delegationsreisen
müssen immer Ersatzakkus für die Empfangsgeräte dabei sein. Komisch,
habe ich immer nur im Sommer Delegationen begleitet?
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Sonntag, 10. November 2013
Denkorgan
Willkommen auf den Seiten einer Dolmetscherin für die französische Sprache (und aus dem Englischen). Hier denke ich über den Arbeitsalltag in der Kabine und am Übersetzerschreibtisch nach. Zeit für das Sonntagsbild!
Mein heutiges Sonntagsbild entstand vor zwei Tagen, der Anlass ist aber länger her. Am Freitag, dem 1. November, kam ich am späten Nachmittag vom Dolmetscheinsatz. Ich schlief fast im Gehen. Wir hatten fünf Tage lang eine ausländische Delegation begleitet und waren dabei nicht ganz auf die erforderlichen Schlafmengen gekommen.
Ich nahm alles überscharf war. Zwei Abende zuvor hatte ich bereits eine besondere Erfahrung gemacht. Überdreht lag ich im Bett. Der Körper schrie nach Ruhe, der Geist war hellwach. Anstatt ruhig wegzudämmern, erlebte ich (nicht ohne eine fast wissenschaftliche Neugier) eine REM-Phase im Wachzustand.
Ich konnte beobachten, wie alles absurd wurde, spürte meine Augen in Bewegung, wollte mich nicht mehr bewegen. Das Ganze dauerte ca. zehn Minuten, dann war ich wieder 'wacher' ... und konnte erst 1,5 Stunden später einschlafen.
An jenem Freitag also kam ich am späten Nachmittag nach Hause. Bei mir um die Ecke findet dienstags und freitags immer der Wochenmarkt statt. Plötzlich durchzog ein Schauer meinen Körper. Es war ein wohliges Gefühl. Ich spürte etwas Pastoses, Süßes, fühlte dem Zuckerschock im Hirn nach, etwa in der Nähe des Hinterhauptslochs saß etwas, das eine andere Form von Müdigkeit ausstrahlte. Mein Geist fragte sich, was das zu bedeuten habe, dachte an den Gemüse- und den Brotstand der Ufa-Fabrik, den Käsemann und den Quarkwagen. Aber nichts passte zu dem Gefühl. Die genannten Kaufstellen besuche ich seit vielen Jahren.
Jünger ist ein anderer Stand, und blizartig war mit dem Bild eines gekrönten Bauchnabelbären die Erkenntnis da: An den Stand mit dulce de leche (Milchcreme) und Aromahonigen, dem Stehtisch mit Knäckebrot zum Probieren hatte sich der Körper erinnert, und zwar lange, bevor ein Bild da war ... und noch viel länger, bevor ein Wort hinzukam. Die mir selbst gestellte Frage: In welcher Sprache findet mein innerer Monolog am häufigsten statt, auf Französisch oder auf Deutsch?, findet hier eine klare und überraschende Antwort: In der Körpersprache.
Der Ausgangspunkt meines Textes, die Müdigkeit und ihre Folgen, ist bitte nicht als Beschwerde zu lesen, ich beschreibe nur. Wenn das Arbeitspensum unserer Kunden hoch ist, folgen wir so gut wir können. Ausschlafen können wir ja, wenn sie wieder abgereist sind.
Und ohne diese mitunter extrem anmutenden Arbeitsphasen wäre ich um einige Erfahrungen ärmer.
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Foto: C.E.
Kaiser-Honige und -Milchcremes: hier.
Mein heutiges Sonntagsbild entstand vor zwei Tagen, der Anlass ist aber länger her. Am Freitag, dem 1. November, kam ich am späten Nachmittag vom Dolmetscheinsatz. Ich schlief fast im Gehen. Wir hatten fünf Tage lang eine ausländische Delegation begleitet und waren dabei nicht ganz auf die erforderlichen Schlafmengen gekommen.
Ich nahm alles überscharf war. Zwei Abende zuvor hatte ich bereits eine besondere Erfahrung gemacht. Überdreht lag ich im Bett. Der Körper schrie nach Ruhe, der Geist war hellwach. Anstatt ruhig wegzudämmern, erlebte ich (nicht ohne eine fast wissenschaftliche Neugier) eine REM-Phase im Wachzustand.
Ich konnte beobachten, wie alles absurd wurde, spürte meine Augen in Bewegung, wollte mich nicht mehr bewegen. Das Ganze dauerte ca. zehn Minuten, dann war ich wieder 'wacher' ... und konnte erst 1,5 Stunden später einschlafen.
An jenem Freitag also kam ich am späten Nachmittag nach Hause. Bei mir um die Ecke findet dienstags und freitags immer der Wochenmarkt statt. Plötzlich durchzog ein Schauer meinen Körper. Es war ein wohliges Gefühl. Ich spürte etwas Pastoses, Süßes, fühlte dem Zuckerschock im Hirn nach, etwa in der Nähe des Hinterhauptslochs saß etwas, das eine andere Form von Müdigkeit ausstrahlte. Mein Geist fragte sich, was das zu bedeuten habe, dachte an den Gemüse- und den Brotstand der Ufa-Fabrik, den Käsemann und den Quarkwagen. Aber nichts passte zu dem Gefühl. Die genannten Kaufstellen besuche ich seit vielen Jahren.
Jünger ist ein anderer Stand, und blizartig war mit dem Bild eines gekrönten Bauchnabelbären die Erkenntnis da: An den Stand mit dulce de leche (Milchcreme) und Aromahonigen, dem Stehtisch mit Knäckebrot zum Probieren hatte sich der Körper erinnert, und zwar lange, bevor ein Bild da war ... und noch viel länger, bevor ein Wort hinzukam. Die mir selbst gestellte Frage: In welcher Sprache findet mein innerer Monolog am häufigsten statt, auf Französisch oder auf Deutsch?, findet hier eine klare und überraschende Antwort: In der Körpersprache.
Der Ausgangspunkt meines Textes, die Müdigkeit und ihre Folgen, ist bitte nicht als Beschwerde zu lesen, ich beschreibe nur. Wenn das Arbeitspensum unserer Kunden hoch ist, folgen wir so gut wir können. Ausschlafen können wir ja, wenn sie wieder abgereist sind.
Und ohne diese mitunter extrem anmutenden Arbeitsphasen wäre ich um einige Erfahrungen ärmer.
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Foto: C.E.
Kaiser-Honige und -Milchcremes: hier.
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Samstag, 9. November 2013
Paris, Reichtum, Allmende
Willkommen auf meinen Blogseiten! Ich dolmetsche und übersetze, lebe mit und in den Sprachen. Samstags poste ich hier, was mir in der vergangenen Woche aufgefallen ist. Den Link der Woche gibt's heute wieder im Plural.
Eine Augen- und Zeitreise ins Paris vom Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich über le journal du siècle unternehmen. Sehr seltene Aufnahmen sind hier zu sehen — und sie sind in Farbe! Sie entstanden mit der autochrome-Methode der Gebrüder Lumière, einer Methode, die sich Auguste und Louis Lumière 1903 patentieren ließen. Die Autochrom-Platte ermöglichte Farbaufnahmen dank winziger Kartoffelstärkepartikeln. Die Methode war derart einfach, dass es ab 1907 Autochrom-Platten für jedermann zu kaufen gab.
Die Bilder stammen ursprünglich aus dem Haus des Bankiers Albert Kahn in Boulogne-Billancourt, einem der europäischen Fotografie- und Filmpioniere, der auch ein beachtlicher Gartenliebhaber war. Leider kann die Webseite, über die viele der Bilder noch Anfang des Jahres zu betrachten waren, nicht mehr aufgerufen werden (www.paris1914.com). Liegt es daran, dass die BBC einen Bildband mit Werken aus der Sammlung des Fotografen veröffentlicht hat?
(Vielleicht wird ja der Film "L'insaisissable Albert Kahn" von Robin Hunzinger über AK mal wieder gezeigt, ich poste hier dann einen Link.)
Wir reisen weiter in Zeit und Raum. In den USA wurden Studien darüber gemacht, ob und dass Reiche rücksichtsloser sind, öfter Gesetze übertreten als weniger Wohlhabende, sich am Eigentum der anderen ohne Reue bedienen. Sehr spannend: www.truthseekerdaily.com: Take two 'normal' people, add money to just one of them, and watch what happens next. Der weltbeste Patensohn versteht den Film leider noch nicht, sonst wüsste er jetzt, warum ich mich bei "Monopoly" immer gelangweilt habe (und mich dem Spiel verweigere).
Zurück nach Berlin. Kleinräumiges und solidarisches Wirtschaften mit Blick auf das Gemeinwohl sowie Allmende sind wichtige Begriffe einer nachhaltigen, wissensbasierten und von Respekt gegenüber Mitmenschen und Natur geprägten Zukunft. Im Prinzessinnengarten am Moritzplatz wird in diese Richtung gearbeitet und geforscht. Diese Woche habe ich den Blog mit Links zu vielen anderen urban gardening-Beispielen entdeckt: www.prinzessinnengarten.net.
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Foto: C.E. (August in Schöneberg)
Eine Augen- und Zeitreise ins Paris vom Anfang des 20. Jahrhunderts lässt sich über le journal du siècle unternehmen. Sehr seltene Aufnahmen sind hier zu sehen — und sie sind in Farbe! Sie entstanden mit der autochrome-Methode der Gebrüder Lumière, einer Methode, die sich Auguste und Louis Lumière 1903 patentieren ließen. Die Autochrom-Platte ermöglichte Farbaufnahmen dank winziger Kartoffelstärkepartikeln. Die Methode war derart einfach, dass es ab 1907 Autochrom-Platten für jedermann zu kaufen gab.
Grün in Schöneberg |
(Vielleicht wird ja der Film "L'insaisissable Albert Kahn" von Robin Hunzinger über AK mal wieder gezeigt, ich poste hier dann einen Link.)
Wir reisen weiter in Zeit und Raum. In den USA wurden Studien darüber gemacht, ob und dass Reiche rücksichtsloser sind, öfter Gesetze übertreten als weniger Wohlhabende, sich am Eigentum der anderen ohne Reue bedienen. Sehr spannend: www.truthseekerdaily.com: Take two 'normal' people, add money to just one of them, and watch what happens next. Der weltbeste Patensohn versteht den Film leider noch nicht, sonst wüsste er jetzt, warum ich mich bei "Monopoly" immer gelangweilt habe (und mich dem Spiel verweigere).
Zurück nach Berlin. Kleinräumiges und solidarisches Wirtschaften mit Blick auf das Gemeinwohl sowie Allmende sind wichtige Begriffe einer nachhaltigen, wissensbasierten und von Respekt gegenüber Mitmenschen und Natur geprägten Zukunft. Im Prinzessinnengarten am Moritzplatz wird in diese Richtung gearbeitet und geforscht. Diese Woche habe ich den Blog mit Links zu vielen anderen urban gardening-Beispielen entdeckt: www.prinzessinnengarten.net.
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Foto: C.E. (August in Schöneberg)
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Donnerstag, 7. November 2013
Nachbereitung
Willkommen auf den Seiten einer Berliner Spracharbeiterin. Ich dolmetsche aus dem Deutschen, Französischen und Englischen. Die gesamte letzte Woche waren eine Kollegin und ich mit einer Delegation aus Neukaledonien in Berlin und Potsdam unterwegs. Was danach geschah ...
Die Müdigkeitsbugwelle ebbt langsam ab. Es ist wie jedes Mal: Zunächst bleibt unsereiner hyperaktiv, zwischendurch rettet uns tiefer Schlaf, dann kommt die Phase der|Blödheit| mentalen Dumpfheit, am Ende taucht der Geist wieder auf.
Jetzt steht die Nachbereitung an. Wir hatten es in den fünf Tagen mit ca. 20 PowerPointPräsentationen und Infoblättern zu tun, es waren auch "nur" rund 20 Einzeltermine, die sich oft nicht voneinander unterscheiden ließen, da mancher Redner zwei Vorträge gehalten und Diskussionen geleitet hat. Weiteres Hintergrundmaterial erstellten wir zum Teil en passant.
Eine vergleichende Übersicht über die Bezeichnung der Schulklassen in Frankreich und Deutschland und das jeweilige Schüleralter veröffentliche ich hier nächste Woche zum freien Download.
In Vorbereitung der Delegationsreise erreichten uns zehn Präsentationen eine knappe Woche im Voraus, einige wurden von einem Mitveranstalter ins Französische übertragen, weitere Dokumente flatterten uns erst am Vorabend von Terminen ins Mailpostfach. Die allerletzten trage ich jetzt für den Kongressband zusammen. Wir zählen aus, was wir übersetzt haben, schreiben die Rechnung sowie einen Kostenvoranschlag für den nächsten Schritt. Das Büro belebt sich wieder.
Wir lernen aus jedem Projekt. Dieses Mal reichte die Zeit nicht dafür aus, dass wir zwei Dolmetscherinnen, die die Woche begleitet haben, auch alle Unterlagen hätten eigenhändig übersetzen können. Also waren wir zu viert. Wir arbeiteten Hand in Hand, beobachteten aber gewisse Reibungsverluste, die auch durch nicht immer kompatible Software ausgelöst wurden.
Wir werten unsere Schwachstellen aus. Dieser Tage schreibe ich jetzt einen für das ganze Team verbindlichen Leitfaden zur Benennung der Dokumente, aus denen durch Prä- und Suffixe der jeweilige Bearbeitungsstand hervorgeht. Ich selbst arbeite schon lange so, hoffte bislang immer darauf, dass das Beispiel abfärben möge. Aber der Stress ist oft so groß, dass derlei ohne eine klare Anleitung nicht von allein geschieht. (Das System werde ich hier vor- bzw. zur Diskussion stellen. Vielleicht gibt's ja eine bessere Lösung als das, was wir planen.)
Was noch ansteht: Nachbereitung der letzten Begriffe. Der nächste Einsatz zum Thema folgt bestimmt. Wir tauschen uns aus, lesen jeweils die Eintragungen der anderen gegen, das Glossar wird nicht nur länger, sondern auch bunter.
Ansonsten durfte ich als "Kabinenchefin" dafür Lob ernten, wie freundlich und zuvorkommend mit uns umgegangen wurde, denn ich war für den Kontakt zum Kunden zuständig. 50 % der Präsentationen vorab zu erhalten, die hier 80 % aller Seiten entsprachen, war ein guter Schnitt. Dieses Lob gebe ich gerne an die Veranstalter weiter. (Besonders an Euch, Sabine und Anastasie!)
Außerdem wurden wir regelmäßig mit brain food versorgt — und um unser Befinden waren die Organisatoren ständig besorgt. Wir sind Dienstleister, das Wort "dienen" steckt im Wort; unsere Arbeitsleistung aber steht und fällt mit den Rahmenbedingungen. Hier müssen wir vorab immer Aufklärungsarbeit leisten, dieses Mal hat es geklappt. Ein kurzes Memo für Kunden zu Übersetzungsvolumina, terminologischer Arbeit und Briefing über die Ziele der "Mission", wie unsere Einsätze im politischen Feld heißen, wird auch noch abfallen.
Wir werden es Anfang 2014 in drei Sprachen auf unserer Webseite veröffentlichen.
P.S.: Computer können in drei Jahren abgeschrieben werden. Schneller, als es die Steuerbehörden vorsehen, erleben wir, dass Softwareprodukte nicht mehr untereinander kompatibel sind. Ich spreche über einen 2,5 Jahre|alten| jungen Computer. Den Vorgängerrechner mit seinen logiciels ("Software" auf Deutsch) hatte ich noch fünf Jahre in Benutzung.
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Fotos: C.E.
Die Müdigkeitsbugwelle ebbt langsam ab. Es ist wie jedes Mal: Zunächst bleibt unsereiner hyperaktiv, zwischendurch rettet uns tiefer Schlaf, dann kommt die Phase der
Jetzt steht die Nachbereitung an. Wir hatten es in den fünf Tagen mit ca. 20 PowerPointPräsentationen und Infoblättern zu tun, es waren auch "nur" rund 20 Einzeltermine, die sich oft nicht voneinander unterscheiden ließen, da mancher Redner zwei Vorträge gehalten und Diskussionen geleitet hat. Weiteres Hintergrundmaterial erstellten wir zum Teil en passant.
Eine vergleichende Übersicht über die Bezeichnung der Schulklassen in Frankreich und Deutschland und das jeweilige Schüleralter veröffentliche ich hier nächste Woche zum freien Download.
In Vorbereitung der Delegationsreise erreichten uns zehn Präsentationen eine knappe Woche im Voraus, einige wurden von einem Mitveranstalter ins Französische übertragen, weitere Dokumente flatterten uns erst am Vorabend von Terminen ins Mailpostfach. Die allerletzten trage ich jetzt für den Kongressband zusammen. Wir zählen aus, was wir übersetzt haben, schreiben die Rechnung sowie einen Kostenvoranschlag für den nächsten Schritt. Das Büro belebt sich wieder.
Wir lernen aus jedem Projekt. Dieses Mal reichte die Zeit nicht dafür aus, dass wir zwei Dolmetscherinnen, die die Woche begleitet haben, auch alle Unterlagen hätten eigenhändig übersetzen können. Also waren wir zu viert. Wir arbeiteten Hand in Hand, beobachteten aber gewisse Reibungsverluste, die auch durch nicht immer kompatible Software ausgelöst wurden.
Wir werten unsere Schwachstellen aus. Dieser Tage schreibe ich jetzt einen für das ganze Team verbindlichen Leitfaden zur Benennung der Dokumente, aus denen durch Prä- und Suffixe der jeweilige Bearbeitungsstand hervorgeht. Ich selbst arbeite schon lange so, hoffte bislang immer darauf, dass das Beispiel abfärben möge. Aber der Stress ist oft so groß, dass derlei ohne eine klare Anleitung nicht von allein geschieht. (Das System werde ich hier vor- bzw. zur Diskussion stellen. Vielleicht gibt's ja eine bessere Lösung als das, was wir planen.)
Was noch ansteht: Nachbereitung der letzten Begriffe. Der nächste Einsatz zum Thema folgt bestimmt. Wir tauschen uns aus, lesen jeweils die Eintragungen der anderen gegen, das Glossar wird nicht nur länger, sondern auch bunter.
Ansonsten durfte ich als "Kabinenchefin" dafür Lob ernten, wie freundlich und zuvorkommend mit uns umgegangen wurde, denn ich war für den Kontakt zum Kunden zuständig. 50 % der Präsentationen vorab zu erhalten, die hier 80 % aller Seiten entsprachen, war ein guter Schnitt. Dieses Lob gebe ich gerne an die Veranstalter weiter. (Besonders an Euch, Sabine und Anastasie!)
Außerdem wurden wir regelmäßig mit brain food versorgt — und um unser Befinden waren die Organisatoren ständig besorgt. Wir sind Dienstleister, das Wort "dienen" steckt im Wort; unsere Arbeitsleistung aber steht und fällt mit den Rahmenbedingungen. Hier müssen wir vorab immer Aufklärungsarbeit leisten, dieses Mal hat es geklappt. Ein kurzes Memo für Kunden zu Übersetzungsvolumina, terminologischer Arbeit und Briefing über die Ziele der "Mission", wie unsere Einsätze im politischen Feld heißen, wird auch noch abfallen.
Wir werden es Anfang 2014 in drei Sprachen auf unserer Webseite veröffentlichen.
P.S.: Computer können in drei Jahren abgeschrieben werden. Schneller, als es die Steuerbehörden vorsehen, erleben wir, dass Softwareprodukte nicht mehr untereinander kompatibel sind. Ich spreche über einen 2,5 Jahre
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Mittwoch, 6. November 2013
Mundmuskelkater
Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. Derzeit kuriere ich mich von einem einwöchigen Einsatz aus.
Eine Schweizer Schauspielerin, die in Berlin lebt und perfekt Hochdeutsch spricht, berichtet immer wieder von Muskelkater im Mundbereich, wenn sie urlaubshalber in die Schweiz zurückkehrt
Wenn ich nach Marathoneinsätzen probehalber die Klappe aufreiße, spüre ich müde Muskeln. Es gibt dann einen Widerstand, Trägheit, leicht ziehenden Schmerz. Überhaupt verfalle ich nach großsprecherischen Momenten (wie der letzten Woche) gerne ins Schweigen.
Wer mich kennt, weiß, dass das etwas Besonderes ist.
Ich neige sonst zur Gesprächigkeit; andersrum gesprochen: Ich habe das Glück, meine größte Schwäche zum Beruf gemacht zu haben.
Und ich lerne auch die Tugenden des bewussten Schweigens. Manche Abgründe habe ich in Gesprächen in letzter Zeit nur noch angedeutet, zum Beispiel, wenn man direkt auf die liebe Agenturkonkurrenz oder Platzhirsche angesprochen wird. Da sind knappe Worte mit anschließendem Schweigen wirksamer, wie ich neulich erfahren durfte. So soll es sein: Lifelong learning.
Aber das machen wir ja ohnehin ständig. Dolmetschen ist ein Beruf für Lernjunkies, die am liebsten stunden- und tagelang in der Studierstube sitzen. So gesehen ist die anschließende Gesprächigkeit nur Nachholen von nichtgesprochenen Wörtern. Oder das Schweigen nach Großeinsätzen. So, jetzt halte ich die Klappe, um den Muskelkater auszukurieren. Und lerne weiter. Nach dem Job ist vor dem Job.
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Foto: privat (Archiv/Berlinale)
Eine Schweizer Schauspielerin, die in Berlin lebt und perfekt Hochdeutsch spricht, berichtet immer wieder von Muskelkater im Mundbereich, wenn sie urlaubshalber in die Schweiz zurückkehrt
Wenn ich nach Marathoneinsätzen probehalber die Klappe aufreiße, spüre ich müde Muskeln. Es gibt dann einen Widerstand, Trägheit, leicht ziehenden Schmerz. Überhaupt verfalle ich nach großsprecherischen Momenten (wie der letzten Woche) gerne ins Schweigen.
Wer mich kennt, weiß, dass das etwas Besonderes ist.
Ich neige sonst zur Gesprächigkeit; andersrum gesprochen: Ich habe das Glück, meine größte Schwäche zum Beruf gemacht zu haben.
Und ich lerne auch die Tugenden des bewussten Schweigens. Manche Abgründe habe ich in Gesprächen in letzter Zeit nur noch angedeutet, zum Beispiel, wenn man direkt auf die liebe Agenturkonkurrenz oder Platzhirsche angesprochen wird. Da sind knappe Worte mit anschließendem Schweigen wirksamer, wie ich neulich erfahren durfte. So soll es sein: Lifelong learning.
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Foto: privat (Archiv/Berlinale)
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Dienstag, 5. November 2013
Tipp
Guten Tag/Morgen/Mittag/Abend. Hier bloggt eine Dolmetscherin, derzeit aus dem Post-Dolmetsch-Tief.
Heute kommt hier nur der eilige TV-Tipp, unbedingt vor heute Abend ansehen: "Der große Reibach", sehr eindrucksvoller Film übers Finanzsystem auf arte: klick! (Der Film ist leider nur noch bis heute Abend online.)
Und ich eile in die Pressevorführung, französischsprachiges Kino. Und falls ich einpennen sollte: "Im Kino schlafen heißt dem Film vertrauen." Jean-Luc Godard
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Fotos: C.E.
Heute kommt hier nur der eilige TV-Tipp, unbedingt vor heute Abend ansehen: "Der große Reibach", sehr eindrucksvoller Film übers Finanzsystem auf arte: klick! (Der Film ist leider nur noch bis heute Abend online.)
Und ich eile in die Pressevorführung, französischsprachiges Kino. Und falls ich einpennen sollte: "Im Kino schlafen heißt dem Film vertrauen." Jean-Luc Godard
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Fotos: C.E.
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Medien
Montag, 4. November 2013
Schwebezustand
Bonjour ! Schön, dass Sie mein Blog angesteuert (oder die Seiten abonniert) haben! Hier schreibe ich über den wechselvollen Alltag von uns Sprachmittlern. Als Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache arbeite ich zum Beispiel in Berlin ... für die Bereiche Medien, Wirtschaft, Politik und Soziales.
Den Titel des heutigen Blogposts musste ich erst im Wörterbuch nachschlagen. In einem sonst auf Deutsch gedachten Satz schwamm plötzlich das Wort flotter herum, das schweben, flattern, fliegen, schwimmen usw. bedeutet. Für deutsche Augen schwingt hier das Wörtchen "flott" mit, eventuelle etymologische Zusammenhänge kann mein müdes Zentralorgan derzeit nicht einmal erahnen.
Ich schwebe!
Nach einem Einsatz von fünf Tagen plus drei kurzen Abendschichten bin ich hundemüde; es ist diese Müdigkeit, bei der Übelkeit hinzukommt. Ich habe erstmal 14 Stunden tief geschlafen. Da ich sonst leicht und kurz schlafe, ist das eine kleine Sensation. Dann waren 20 Schuhpaare aus dem Wohnungseingang wieder in den Schuhschrank umzuziehen. Ich muss grinsen: Die Fußbekleidung hatte also auch ihre Konferenz.
Müde bin ich auch noch heute, Montag. Immerhin fällt mir am Blogeintrag vom Samstag etwas auf. Ich hatte geschrieben: "... in den Büros der Hersteller ...". Die Augen stoppten. "Des Herstellers" müsste es wohl auf Deutsch heißen, dachte ich, aber mein Sprachgefühl, das sich nach den Anstrengungen ein wenig zwischen den Sprachen ausruht, vermied das sehr typisch deutsche, so scharf zischende Genitiv-S. Und überhaupt, in der Reihung im Originalsatz mit dem "S" von "Büros"? Ach, die gehören ja auch ins Singular, schwant es mir.
Les bureaux ist typisch Französisch, fragen Sie mich jetzt bitte bloß nicht warum. Der Pflegeproduktproduzent der besonderen Hautcreme wird über mehrere Büros verfügen, sicher, aber ich kenne auch geistige Tagelöhner und sonstige Krauter in Frankreich, die wie ich selbst auf Französisch über nos bureaux oder mes bureaux sprechen. Auch hier habe ich heute nicht die mindeste Ahnung davon, weshalb das so ist.
Also:
— "in den Büros der Hersteller" steht unter französischem Einfluss, und
— "im Büro des Herstellers" ist zweifelsfrei die say it deutscher-Variante.
Der Kopf trudelt dieser Tage zwischen den Idiomen hin und her. Der geistige Schwimmzustand wird auch durch das ausgemacht feuchte Wetter befördert. Es dauerregnet. Il pleut, la ville pleure le départ de la délégation. Es regnet, die Stadt beweint die Abreise der Delegationsgruppe. So ein intensiver Einsatz kann unsereinen schon mal melancholisch werden lassen. Jeden Tag 200 % geben und dann plötzlich nichts mehr, da droht das Premierenloch, wie das im Theater heißen würde.
Um da nicht reinzufallen, sind Routinen wichtig. Blogposts schreiben zum Beispiel. Freunde sehen. Zu Pressevorführungen französischer Filme gehen. Lesen. Aufräumen, zur Reinigung, zur Schneiderin. In Ruhe kochen und essen. Kurz: Nachtanken in jeder Form.
Die Woche hat mich drei Kilo gekostet. OK, ich hatte sie vorrätig, das ist keine Beschwerde, nur eine Feststellung. Ich habe in der Woche stets gut gegessen, oft zwei Desserts, ich kenn' das Spiel schon. Die Taschen haben wir bei solchen Momenten zudem immer voller Fruchtschnitten und Nüsse. Wir können gar nicht so viele Kalorien nachfuttern, wie wir verheizen. Eine Berlinale mit guter Auslastung kostet mich fünf Kilo. Alles im grünen Bereich. Ich setze mich jetzt aufs Sofa, den Dolmetschkater streicheln.
Dann langsam weiter. Sehr langsam. Und planen, was ich hier über die letzte Woche berichte. A demain, liebe Leser, bis morgen, so Sie möchten, si vous le voulez bien.
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Foto: C.E.
Den Titel des heutigen Blogposts musste ich erst im Wörterbuch nachschlagen. In einem sonst auf Deutsch gedachten Satz schwamm plötzlich das Wort flotter herum, das schweben, flattern, fliegen, schwimmen usw. bedeutet. Für deutsche Augen schwingt hier das Wörtchen "flott" mit, eventuelle etymologische Zusammenhänge kann mein müdes Zentralorgan derzeit nicht einmal erahnen.
Ich schwebe!
heute würde hier "Pepp & Schwung" stehen |
Müde bin ich auch noch heute, Montag. Immerhin fällt mir am Blogeintrag vom Samstag etwas auf. Ich hatte geschrieben: "... in den Büros der Hersteller ...". Die Augen stoppten. "Des Herstellers" müsste es wohl auf Deutsch heißen, dachte ich, aber mein Sprachgefühl, das sich nach den Anstrengungen ein wenig zwischen den Sprachen ausruht, vermied das sehr typisch deutsche, so scharf zischende Genitiv-S. Und überhaupt, in der Reihung im Originalsatz mit dem "S" von "Büros"? Ach, die gehören ja auch ins Singular, schwant es mir.
Les bureaux ist typisch Französisch, fragen Sie mich jetzt bitte bloß nicht warum. Der Pflegeproduktproduzent der besonderen Hautcreme wird über mehrere Büros verfügen, sicher, aber ich kenne auch geistige Tagelöhner und sonstige Krauter in Frankreich, die wie ich selbst auf Französisch über nos bureaux oder mes bureaux sprechen. Auch hier habe ich heute nicht die mindeste Ahnung davon, weshalb das so ist.
Also:
— "in den Büros der Hersteller" steht unter französischem Einfluss, und
— "im Büro des Herstellers" ist zweifelsfrei die say it deutscher-Variante.
Der Kopf trudelt dieser Tage zwischen den Idiomen hin und her. Der geistige Schwimmzustand wird auch durch das ausgemacht feuchte Wetter befördert. Es dauerregnet. Il pleut, la ville pleure le départ de la délégation. Es regnet, die Stadt beweint die Abreise der Delegationsgruppe. So ein intensiver Einsatz kann unsereinen schon mal melancholisch werden lassen. Jeden Tag 200 % geben und dann plötzlich nichts mehr, da droht das Premierenloch, wie das im Theater heißen würde.
Um da nicht reinzufallen, sind Routinen wichtig. Blogposts schreiben zum Beispiel. Freunde sehen. Zu Pressevorführungen französischer Filme gehen. Lesen. Aufräumen, zur Reinigung, zur Schneiderin. In Ruhe kochen und essen. Kurz: Nachtanken in jeder Form.
Die Woche hat mich drei Kilo gekostet. OK, ich hatte sie vorrätig, das ist keine Beschwerde, nur eine Feststellung. Ich habe in der Woche stets gut gegessen, oft zwei Desserts, ich kenn' das Spiel schon. Die Taschen haben wir bei solchen Momenten zudem immer voller Fruchtschnitten und Nüsse. Wir können gar nicht so viele Kalorien nachfuttern, wie wir verheizen. Eine Berlinale mit guter Auslastung kostet mich fünf Kilo. Alles im grünen Bereich. Ich setze mich jetzt aufs Sofa, den Dolmetschkater streicheln.
Dann langsam weiter. Sehr langsam. Und planen, was ich hier über die letzte Woche berichte. A demain, liebe Leser, bis morgen, so Sie möchten, si vous le voulez bien.
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Foto: C.E.
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Sonntag, 3. November 2013
Weltreise vor der Haustür
Hallo! Sie sind auf einer Blogseite gelandet, hier geht es um Übersetzen und Dolmetschen Deutsch ↔ Französisch in Berlin, Paris, Leipzig, Köln und anderswo. Sonntags werde ich privat: Zeit für Sonntagsfotos.
Samstag um 13 Uhr und 52 Minuten gelangte ich zu lokaler Berühmtheit. Nach einem verträumten Morgen zog es mich auf den Kunstmarkt "Neuköllner Stoff" am Maybachufer, wenige Hausnummern von meiner Wohnung entfernt. Dort habe ich zunächst ein "Zenwich" verspeist, mir dazu ein Glas Federweißer in der "Maybar" genehmigt, bevor ich diesen trüben, aber milden Novembersamstag zum Einkaufsbummel nutzte.
"Wir Dolmetscher denken mit dem Rückenmark", sagte einmal der Wissenschaftler und Dolmetscherkollege Vincent von Wroblewsky. Will sagen: Unsere Gedanken sind schnell, das Sprechen oft automatisch, gewissermaßen als Teil der vitalen Funktionen, besonders nach einem mehrtätigen Einsatz ist der Kopf oft noch "auf Sendung". Ich flanierte also an einem Kuchenstand vorbei, auf dem Backwaren aus Italien, Argentinien, Spanien und diversen anderen Ländern auf Schönste feilgeboten wurden.
Und vor den Anbieterinnen kommentierte ich, was ich sah: "Ah, eine Weltreise in Kuchenform"!
Schweigen. Dann fingen plötzlich alle gleichzeitig an zu sprechen. Aus dem Stimmengewirr heraus konnte ich die Worte "das ist unser Slogan!" deutlich wahrnehmen. Die Sprecherin hatte einen französischen Akzent. Ich schaltete um.
Und erfuhr, dass es bei mir um die Ecke ein neues Café und Bistrot gibt, MISU & MUSI, und dass ich das Konzept der Bistroterweiterung bzw. der Kuchentafel auf dem Kunstmarkt intuitiv erfasst hatte. Meine Worte durfte ich gleich in großen Lettern verewigen, wurde auch dazu angehalten, das Schild zu signieren — und erhielt mein Honorar fürs Untertitelerfinden in Form einer kleinen Kuchenmahlzeit. Da musste ich dann doch einmal kräftig grinsen, war es doch der zweite Slogan binnen 14 Tagen, den ich mal eben so rausgehauen habe (und mit dem ich spontan mit Essenseinladungen honoriert werde. Gruß nach HH).
Wenige Stände davon entfernt konnte ich gleich weiter Französisch parlieren. Hier wurden Hosen verkauft, die eine Französin zwar nicht in Berlin, aber immerhin in Europa fertigen lässt. Außerdem spannend: Das Fahrrad aus Bambus made in Berlin.
Einige Stände weiter: Chido's mushrooms, der Pilzgarten auf Kaffeesatz, den "blue economy"-Prinzipien getreu, dieses Projekt stammt aus dem nahen Bezirk Schöneberg. Der Markt bietet neben den "Fressbuden" eine schöne Mischung aus Kunsthandwerk, überwiegend lokaler Textilindustrie und unvernähter Meterware an.
Für ein neues Kostüm fand ich einen wunderschönen, maschinenwaschbaren Wollstoff, die Knöpfe gab's gleich nebenan. In der Nachbarschaft wurde fair trade-Kleidung aus der 3. Welt feilgeboten, in diesem Kontext muss ich die Wollsachen aus Alpaca rühmen.
Dann landete ich noch bei einem meiner Lieblingsstände, der Filzpapeterie. "Neuköllner Stoff" sei Dank, ich konnte schon am 2. November die ersten Weihnachtsgeschenke kaufen. Lieber so, als dass es am Ende in Stress ausartet. Ich entstamme einer großen, kinderreichen Sippe, dazu gibt es viele Wahlverwandte und Freunde, die zu Jahresende bedacht sein wollen.
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Fotos: C.E.
"Wir Dolmetscher denken mit dem Rückenmark", sagte einmal der Wissenschaftler und Dolmetscherkollege Vincent von Wroblewsky. Will sagen: Unsere Gedanken sind schnell, das Sprechen oft automatisch, gewissermaßen als Teil der vitalen Funktionen, besonders nach einem mehrtätigen Einsatz ist der Kopf oft noch "auf Sendung". Ich flanierte also an einem Kuchenstand vorbei, auf dem Backwaren aus Italien, Argentinien, Spanien und diversen anderen Ländern auf Schönste feilgeboten wurden.
Und vor den Anbieterinnen kommentierte ich, was ich sah: "Ah, eine Weltreise in Kuchenform"!
Schweigen. Dann fingen plötzlich alle gleichzeitig an zu sprechen. Aus dem Stimmengewirr heraus konnte ich die Worte "das ist unser Slogan!" deutlich wahrnehmen. Die Sprecherin hatte einen französischen Akzent. Ich schaltete um.
Und erfuhr, dass es bei mir um die Ecke ein neues Café und Bistrot gibt, MISU & MUSI, und dass ich das Konzept der Bistroterweiterung bzw. der Kuchentafel auf dem Kunstmarkt intuitiv erfasst hatte. Meine Worte durfte ich gleich in großen Lettern verewigen, wurde auch dazu angehalten, das Schild zu signieren — und erhielt mein Honorar fürs Untertitelerfinden in Form einer kleinen Kuchenmahlzeit. Da musste ich dann doch einmal kräftig grinsen, war es doch der zweite Slogan binnen 14 Tagen, den ich mal eben so rausgehauen habe (und mit dem ich spontan mit Essenseinladungen honoriert werde. Gruß nach HH).
Wenige Stände davon entfernt konnte ich gleich weiter Französisch parlieren. Hier wurden Hosen verkauft, die eine Französin zwar nicht in Berlin, aber immerhin in Europa fertigen lässt. Außerdem spannend: Das Fahrrad aus Bambus made in Berlin.
Einige Stände weiter: Chido's mushrooms, der Pilzgarten auf Kaffeesatz, den "blue economy"-Prinzipien getreu, dieses Projekt stammt aus dem nahen Bezirk Schöneberg. Der Markt bietet neben den "Fressbuden" eine schöne Mischung aus Kunsthandwerk, überwiegend lokaler Textilindustrie und unvernähter Meterware an.
Für ein neues Kostüm fand ich einen wunderschönen, maschinenwaschbaren Wollstoff, die Knöpfe gab's gleich nebenan. In der Nachbarschaft wurde fair trade-Kleidung aus der 3. Welt feilgeboten, in diesem Kontext muss ich die Wollsachen aus Alpaca rühmen.
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Fotos: C.E.
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen,
Sonntagsbilder
Samstag, 2. November 2013
zum Schmieren
Hallo! Zufällig oder absichtlich lesen Sie in meinem
virtuellen Arbeitstagebuch. Ich arbeite in Paris, Berlin
und anderswo als Sprachmittlerin mit den Fachgebieten
Wirtschaft, Politik, Soziales und Kultur. Samstags folgt hier immer mein
Link der Woche.
"Das kannste Dir in die Haare schmieren!" habe ich irgendwann in den 1990-er Jahren zum ersten Mal als saloppe Redewendung für "vergiss' es" vernommen. Für die Nicht-Muttersprachler unter uns: Beides meint, dass etwas nie eintreten wird, dass es vergeblich ist, auf etwas zu hoffen.
Um mal wieder anderen Stoff für meine Kolumnen zu haben, hoffe ich als bloggende Spracharbeiterin (und ohne jede Schadenfreude) indes manchmal auf kommunikative Super-GAUs, solange wir sie nicht selbst produzieren. (Die Welt von Sprache und Diplomatie ist oft rutschig genug, nicht selten schlittern wir selbst am einen oder anderen verbalen "größten anzunehmenden Unfall" (GAU) vorbei. Ein Beispiel für eine solche Situation beschrieb ich bereits, es war bei der Eröffnung eines Seminars zu Marguerite Duras' Schreiben. Ein anderes Beispiel erzähle ich in einigen Monaten, wenn sich die Aufregegung gelegt hat.)
Heute sandte mir eine frühere Kollegin ein Foto. Etliche deutsche Firmen verwenden die Sprache Molières, um ihre Geschäfte anzukurbeln.|Arzt und Apotheker| Dolmetscher und Übersetzer empfehlen in solchen Fällen, eine Fachfrau oder einen Fachmann in Sachen Sprache hinzuzuziehen, denn die Gefahren sind doch deren viele.
Vom Haargeel (oder auch nicht, siehe oben) zur Hautcreme: Ein deutscher Hersteller pflegender Substanzen hat sich einen französichen Namen ausgesucht, la mer, das ist die Sorte Creme, bei der ich mit einer leichten Neurodermitis aufhorche. Aber nicht deshalb schreibe ich hier heute darüber. Wer in unseren Tagen an den Markt geht, braucht auch eine Webseite. Und die Endung für Deutschland lautet nun einmal auf .de ...
So weit, so gut. Das Unternehmen ging online, aber ohne vorherige Beratung durch die oben erwähnten Fachkräfte. Den Namen der gewählten Domain entnehmen Sie bitte der Werbung ...
Französische Leser, die den Punkt elegant überlesen, erkennen darin eine Substanz, die sich garantiert niemand weder in die Haare noch auf die trockene Haut schmieren würde. Wir haben täglich mit ihr zu tun und freuen uns, wenn wir sie reibungslos hinter/unter uns lassen können. Der Begriff ist weder "tantenfein", wie das in meinen Kindertagen hieß, noch eigentlich bühnenfein. Alfred Jarry schmuggelte ihn dennoch auf die berühmten Bretter, ein zusätzliches "R" sorgte für Verfremdung, trotzdem löste einst der Ausruf des schimpfenden Königs Ubu, der ein merdre ! rausdonnerte als wäre es ein Produkt seiner Peristaltik, bei der Uraufführung minutenlange Tumulte aus. (Auf Deutsch wird das gerne mit "Schreiße" wiedergegeben.)
Sowas in der Preislage wird schlussendlich auch im Büro des Herstellers dieser Hautpflegesubstanz zu hören gewesen sein. Die Seite, die in der Frauenzeitschrift angegeben worden war, ist nicht mehr online, es wird automatisch weitergeleitet auf www.cremedelamer.de. Ein wenig besser ist das schon, ja, aber warum nicht die Endung .org oder etwas anderes wählen?
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Foto: Hélène Kohl (merci pour la photo !)
Das Bild, in einem 2. Fenster aufgerufen,
lässt sich vergrößern.
"Das kannste Dir in die Haare schmieren!" habe ich irgendwann in den 1990-er Jahren zum ersten Mal als saloppe Redewendung für "vergiss' es" vernommen. Für die Nicht-Muttersprachler unter uns: Beides meint, dass etwas nie eintreten wird, dass es vergeblich ist, auf etwas zu hoffen.
Um mal wieder anderen Stoff für meine Kolumnen zu haben, hoffe ich als bloggende Spracharbeiterin (und ohne jede Schadenfreude) indes manchmal auf kommunikative Super-GAUs, solange wir sie nicht selbst produzieren. (Die Welt von Sprache und Diplomatie ist oft rutschig genug, nicht selten schlittern wir selbst am einen oder anderen verbalen "größten anzunehmenden Unfall" (GAU) vorbei. Ein Beispiel für eine solche Situation beschrieb ich bereits, es war bei der Eröffnung eines Seminars zu Marguerite Duras' Schreiben. Ein anderes Beispiel erzähle ich in einigen Monaten, wenn sich die Aufregegung gelegt hat.)
Heute sandte mir eine frühere Kollegin ein Foto. Etliche deutsche Firmen verwenden die Sprache Molières, um ihre Geschäfte anzukurbeln.
Vom Haargeel (oder auch nicht, siehe oben) zur Hautcreme: Ein deutscher Hersteller pflegender Substanzen hat sich einen französichen Namen ausgesucht, la mer, das ist die Sorte Creme, bei der ich mit einer leichten Neurodermitis aufhorche. Aber nicht deshalb schreibe ich hier heute darüber. Wer in unseren Tagen an den Markt geht, braucht auch eine Webseite. Und die Endung für Deutschland lautet nun einmal auf .de ...
So weit, so gut. Das Unternehmen ging online, aber ohne vorherige Beratung durch die oben erwähnten Fachkräfte. Den Namen der gewählten Domain entnehmen Sie bitte der Werbung ...
Französische Leser, die den Punkt elegant überlesen, erkennen darin eine Substanz, die sich garantiert niemand weder in die Haare noch auf die trockene Haut schmieren würde. Wir haben täglich mit ihr zu tun und freuen uns, wenn wir sie reibungslos hinter/unter uns lassen können. Der Begriff ist weder "tantenfein", wie das in meinen Kindertagen hieß, noch eigentlich bühnenfein. Alfred Jarry schmuggelte ihn dennoch auf die berühmten Bretter, ein zusätzliches "R" sorgte für Verfremdung, trotzdem löste einst der Ausruf des schimpfenden Königs Ubu, der ein merdre ! rausdonnerte als wäre es ein Produkt seiner Peristaltik, bei der Uraufführung minutenlange Tumulte aus. (Auf Deutsch wird das gerne mit "Schreiße" wiedergegeben.)
Sowas in der Preislage wird schlussendlich auch im Büro des Herstellers dieser Hautpflegesubstanz zu hören gewesen sein. Die Seite, die in der Frauenzeitschrift angegeben worden war, ist nicht mehr online, es wird automatisch weitergeleitet auf www.cremedelamer.de. Ein wenig besser ist das schon, ja, aber warum nicht die Endung .org oder etwas anderes wählen?
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Foto: Hélène Kohl (merci pour la photo !)
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Freitag, 1. November 2013
Müde Erlköniginnen
Willkommen bei meinem Arbeitstagebuch, das in der Dolmetscherkabine entsteht. Es gibt aber Tage und Wochen, da sitzen wir gar nicht in der Kabine, sondern mitten im Raum, denn unsere Zielgruppe befindet sich auf Studienreise. So war es diese Woche.
Freitag, letzter Tag einer Delegationsreise, die wir begleiten und verdolmetschen durften. Die Gäste aus Neukaledonien reisten im Rahmen des Europäischen Sozialdialogs nach Berlin; sie kamen her, um die deutsche Arbeitsmarktpolitik näher kennenzulernen.
Wir sind zentral untergebracht. Da die Ursprünge meiner Arbeit in den Bereichen Theater und Kino liegen, ist natürlich dieses Foto für mich symbolisch. An der Stelle, an der wir heute tagen, befanden sich in der DDR eine Grünfläche samt kleiner Galerie, die in einem einstöckigen Gebäude untergebracht war.
Fünf Tage mit einer knapp 30-köpfigen Gruppe, gefühlte 20 Termine (ich zähle nächste Woche in Ruhe nach und berichte genauer), etliche Fahrten mit dem Reisebus quer durch die City, viele PowerPointPräsentationen, manche kamen erst am Vortag rein, und spannende Gespräche, diese Art von Aufträgen lieben wir Dolmetscherinnen, weil wir zusammen mit unseren Kunden Themen vertiefen dürfen.
Am Ende wird die Sache allerdings zur Knochenarbeit, was leider auch am Raum liegt. In Berlin kenne ich leider noch kein aus Sprachmittlersicht ideales Hotel. (Wer es gefunden hat: bitte mitteilen!)
Hier war der erste Konferenzraum fensterlos, im zweiten steht der Dolmetschertisch direkt unter einer besonders aktiven Klimaanlagendüse. Wir fühlen uns wie Autos, die auf Windschnittigkeit getestet werden sollen, sind müde Erlköniginnen!
Ich bin besonders matt. An zwei Abenden hatten wir nach dem Dolmetschen noch Material übersetzt, das ging auf Kosten des Schlafs. Zum besseren Entspannen eilte ich am vorletzten Abend in die Sauna. Erst hinterher erfuhr ich, dass Schwitzen die Denkschnelligkeit mindert (bzw. den IQ). Leider blitzt mir dieser Gedanke heute beim Sprechen durchs leicht wattöse Hirn.
Merke: Sauna immer erst dann, wenn die Delegation wieder im Flugzeug sitzt.
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Fotos: C.E.
P.S.: Danke ans Hotel für die Gelegenheit,
die Sauna zu testen!
Freitag, letzter Tag einer Delegationsreise, die wir begleiten und verdolmetschen durften. Die Gäste aus Neukaledonien reisten im Rahmen des Europäischen Sozialdialogs nach Berlin; sie kamen her, um die deutsche Arbeitsmarktpolitik näher kennenzulernen.
Wir sind zentral untergebracht. Da die Ursprünge meiner Arbeit in den Bereichen Theater und Kino liegen, ist natürlich dieses Foto für mich symbolisch. An der Stelle, an der wir heute tagen, befanden sich in der DDR eine Grünfläche samt kleiner Galerie, die in einem einstöckigen Gebäude untergebracht war.
Fünf Tage mit einer knapp 30-köpfigen Gruppe, gefühlte 20 Termine (ich zähle nächste Woche in Ruhe nach und berichte genauer), etliche Fahrten mit dem Reisebus quer durch die City, viele PowerPointPräsentationen, manche kamen erst am Vortag rein, und spannende Gespräche, diese Art von Aufträgen lieben wir Dolmetscherinnen, weil wir zusammen mit unseren Kunden Themen vertiefen dürfen.
Am Ende wird die Sache allerdings zur Knochenarbeit, was leider auch am Raum liegt. In Berlin kenne ich leider noch kein aus Sprachmittlersicht ideales Hotel. (Wer es gefunden hat: bitte mitteilen!)
Hier war der erste Konferenzraum fensterlos, im zweiten steht der Dolmetschertisch direkt unter einer besonders aktiven Klimaanlagendüse. Wir fühlen uns wie Autos, die auf Windschnittigkeit getestet werden sollen, sind müde Erlköniginnen!
Ich bin besonders matt. An zwei Abenden hatten wir nach dem Dolmetschen noch Material übersetzt, das ging auf Kosten des Schlafs. Zum besseren Entspannen eilte ich am vorletzten Abend in die Sauna. Erst hinterher erfuhr ich, dass Schwitzen die Denkschnelligkeit mindert (bzw. den IQ). Leider blitzt mir dieser Gedanke heute beim Sprechen durchs leicht wattöse Hirn.
Merke: Sauna immer erst dann, wenn die Delegation wieder im Flugzeug sitzt.
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Fotos: C.E.
P.S.: Danke ans Hotel für die Gelegenheit,
die Sauna zu testen!
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