Sonntag, 3. November 2013

Weltreise vor der Haustür

Hallo! Sie sind auf einer Blog­seite ge­lan­det, hier geht es um Übersetzen und Dol­­met­schen Deutsch Fran­zö­sisch in Ber­­lin, Pa­ris, Leip­zig, Köln und an­ders­wo. Sonntags werde ich privat: Zeit für Sonntagsfotos.

Samstag um 13 Uhr und 52 Minuten gelangte ich zu lokaler Berühmtheit. Nach einem ver­träumten Morgen zog es mich auf den Kunst­markt "Neuköllner Stoff" am May­bach­ufer, wenige Hausnummern von meiner Woh­nung entfernt. Dort habe ich zunächst ein "Zen­wich" verspeist, mir dazu ein Glas Fe­der­­wei­ßer in der "Maybar" genehmigt, bevor ich diesen trüben, aber milden No­vem­ber­sams­tag zum Einkaufsbummel nutzte.

"Wir Dolmetscher denken mit dem Rücken­mark", sagte einmal der Wis­sen­schaf­tler und Dolmetscherkollege Vincent von Wroblewsky. Will sagen: Unsere Gedanken sind schnell, das Sprechen oft automatisch, ge­wis­ser­ma­ßen als Teil der vitalen Funktionen, be­son­ders nach einem mehrtätigen Einsatz ist der Kopf oft noch "auf Sendung". Ich flanierte also an einem Kuchenstand vorbei, auf dem Back­wa­ren aus Italien, Argentinien, Spanien und di­ver­sen anderen Ländern auf Schönste feil­ge­bo­ten wurden.
Und vor den Anbieterinnen kommentierte ich, was ich sah: "Ah, eine Weltreise in Ku­chen­form"!

Stoff, Knöpfe, Reißverschlüsse und ein Schild: "Wer klaut, stirbt!"Schweigen. Dann fingen plötzlich alle gleichzeitig an zu sprechen. Aus dem Stimmengewirr heraus konnte ich die Worte "das ist unser Slogan!" deut­lich wahrnehmen. Die Sprecherin hatte einen fran­zö­si­schen Akzent. Ich schaltete um.

Und erfuhr, dass es bei mir um die Ecke ein neues Café und Bistrot gibt, MISU & MUSI, und dass ich das Konzept der Bistroterweiterung bzw. der Ku­chen­ta­fel auf dem Kunst­markt intuitiv erfasst hatte. Meine Worte durfte ich gleich in großen Lettern verewigen, wurde auch dazu angehalten, das Schild zu signieren — und erhielt mein Ho­no­rar fürs Untertitelerfinden in Form einer kleinen Kuchenmahlzeit. Da musste ich dann doch einmal kräftig grinsen, war es doch der zweite Slogan binnen 14 Tagen, den ich mal eben so raus­ge­hau­en habe (und mit dem ich spontan mit Es­sens­ein­la­dungen honoriert werde. Gruß nach HH).

Wenige Stände davon entfernt konnte ich gleich weiter Französisch parlieren. Hier wurden Hosen ver­kauft, die eine Französin zwar nicht in Berlin, aber immerhin in Europa fertigen lässt. Außerdem spannend: Das Fahrrad aus Bambus made in Ber­lin.

Hosenanprobe Einige Stände weiter: Chido's mushrooms, der Pilz­gar­ten auf Kaffeesatz, den "blue eco­no­my"-Prin­zi­pien getreu, dieses Projekt stammt aus dem nahen Bezirk Schöneberg. Der Markt bietet neben den "Fressbuden" eine schöne Mischung aus Kunst­hand­werk, überwiegend lokaler Textilindustrie und un­ver­näh­ter Meterware an.
Für ein neues Kostüm fand ich einen wun­der­schö­nen, maschinenwaschbaren Wollstoff, die Knöpfe gab's gleich nebenan. In der Nachbarschaft wurde fair trade-Kleidung aus der 3. Welt feilgeboten, in diesem Kontext muss ich die Wollsachen aus Al­paca rühmen.

Dann landete ich noch bei einem meiner Lieblingsstände, der Filzpapeterie. "Neu­köll­ner Stoff" sei Dank, ich konnte schon am 2. November die ersten Weih­nachts­ge­schen­ke kaufen. Lieber so, als dass es am Ende in Stress ausartet. Ich ent­stam­me einer großen, kinderreichen Sippe, dazu gibt es viele Wahl­ver­wandte und Freun­de, die zu Jahresende bedacht sein wollen.

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Fotos: C.E.

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