Hier in kurzen Schlaglichtern der schon länger angekündigte Rückblick auf unsere Delegationswoche Ende Oktober/Anfang November.
Die Reisenden verbrachten nach dem Anreisesamstag einen ruhigen Sonntag in Berlin und durften neben der Überwindung des Jetlags auch ein wenig Berlin entdecken. In den Folgetagen gab es allerdings keine Zeit für Tourismus. Forschungsreisen, die mit Geldern der öffentlichen Hand finanziert werden, haben ja auch keine Ortserkundungen zum Gegenstand, es sei denn, Architekten und Urbanisten sind unterwegs.
Also taten wir, was wir konnten, um unseren Gästen einen Eindruck von Berlin zu vermitteln. Die Terminkalender unserer Gesprächspartner machten wiederholte Durchquerungen Berlins nötig. Ko-Kabine Isabelle und ich lieben beide Berlin und interessieren uns für Geschichte.
Also erzählten wir "unsere" Stadt, erklärten Wende- und Nachwendezeit, wiesen auf Bauwerke hin, brachten Hintergrund, stellten Verbindungen her. Dazu nahmen wir spätestens ab dem 2. Tag im Reisebus auf den Klappsitzen der "Stadtbilderklärer" Platz, wie Reiseführer auf Ostdeutsch hießen. Uns hat es Spaß gemacht (wenngleich wir diese Fahrten dann nicht für Kurzschlafphasen nutzen konnten), den Gästen auch.
Einer der Gäste kommentierte am Ende: "Ich wäre am liebsten gar nicht mehr aus dem Reisebus ausgestiegen."
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Versalzene Tomatensuppe im
Rathauskeller! Die Dolmetscherkollegin erklärte das deutsche
Sprichwort, dem zufolge bei zu stark gesalzenen Speisen der Koch
verliebt sei. Ich allerdings hätte die Sache gerne reklamiert, machte
Anstalten, die Bedienung herbeizuwinken. Die Referentin eines hohen
neukaledonischen Beamten sah mich erschrocken an: "Nein, auf keinen
Fall ...!" Ich beugte mich den Gepflogenheiten unserer Gäste, wir
Dolmetscherinnen sind ja nur Sprachrohr.
Plötzlich ist mir peinlich, dass ich eben durch energisches Bestellen einer "heißen Zitrone" aufgefallen war. Dem Kellner hatte man wohl verboten: "Das haben wir nicht!" zu sagen. Er meinte: "Ich kann Ihnen Cola oder Saft anbieten oder Kaffee!"
Ich sagte darauf: "Ich bin leicht erkältet ..." und erklärte, wie eine heiße Zitrone 'gebaut' wird. Der Kellner wiederholte seine Worte. Ich darauf: "Dann nichts." Wenig später geschah ein Wunder: Das Wunschgetränk wurde doch serviert; ja, es hat geholfen, mich fit zu halten.
Das Moment ist aufschreibenswert, leben wir Dolmetscher doch davon, dass wir spontan sprechen und dass sich unsere Selbstzensur in den Bereichen Wortwahl und grammatikalische Richtigkeit abarbeitet. Sich in Anwesenheit weitgereister Gäste nicht danebenzubenehmen, ist manchmal gar nicht so einfach.
Plötzlich ist mir peinlich, dass ich eben durch energisches Bestellen einer "heißen Zitrone" aufgefallen war. Dem Kellner hatte man wohl verboten: "Das haben wir nicht!" zu sagen. Er meinte: "Ich kann Ihnen Cola oder Saft anbieten oder Kaffee!"
Ich sagte darauf: "Ich bin leicht erkältet ..." und erklärte, wie eine heiße Zitrone 'gebaut' wird. Der Kellner wiederholte seine Worte. Ich darauf: "Dann nichts." Wenig später geschah ein Wunder: Das Wunschgetränk wurde doch serviert; ja, es hat geholfen, mich fit zu halten.
Das Moment ist aufschreibenswert, leben wir Dolmetscher doch davon, dass wir spontan sprechen und dass sich unsere Selbstzensur in den Bereichen Wortwahl und grammatikalische Richtigkeit abarbeitet. Sich in Anwesenheit weitgereister Gäste nicht danebenzubenehmen, ist manchmal gar nicht so einfach.
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Einmal standen wir im "Lernladen" Neuköllns, hier können sich in einem Ladengeschäft Jugendliche und Erwachsene in Sachen Aus- und Fortbildung beraten lassen. Der Raum war klein, die meisten mussten draußen warten. Wir sprachen leise ... und als Fragen gestellt wurden, hielt ich das Mikro dem Fragenden hin, dolmetschte eben diese Frage anschließend konsekutiv für unsere Gastgeber. Warum? Damit die Draußenstehenden nicht nur die Antwort zu hören bekamen. Parallel zum Dolmetschen griff ich schnell noch zum Fotoapparat ...
Dann verließen wir den Raum und zogen in einen Konferenzraum um, denn niemand wollte laufende Beratungen stören.
♠
Es gab ein kurzes Tagungsprogramm sowie ein dickes Bändchen mit allen Ortsangaben, genauen Zeiten und sonstigen Planungsbestandteilen. Auf unsere Frage nach Extrawünschen hatte ich Wochen zuvor etwas von "Studentenfutter" gemurmelt. Der dicke Leitfaden
war auf Englisch. Also zogen sich "nuts and dried fruits" durch die
Woche. Zurückübersetzt wurde das allerdings nie.
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Unsere Reisenden waren immer mit dem Rollkoffer unterwegs, darin befanden sich Prospekte und Gastgeschenke, Handgemachtes aus Neukaledonien, Salz im Schmuckfass, Stofftaschen, Bildbände und Schirmmützen.
Alle Gesprächspartner wurden beschenkt. So überreichte der Arbeitsminister Neukaledoniens einem Mitarbeiter einer Berliner Senatorin einen bebilderten Tischkalender für das Jahr 2014, eine Schirmmütze sowie Prospekte. Der deutsche Beamte berichtete daraufhin trocken, dass er persönlich keine Geschenke annehmen dürfe. Er werde seiner Ministerin aber davon berichten, die Geste sei es ja, die zähle, die Sachen würden dann bei einer Geschenkesammelstelle abgegeben, die wiederum über ihre Verwendung zu entscheiden hätte.
Als er diese Worte vernahm, sah der neukaledonische Minister gar nicht glücklich aus.
Er sagte einige Worte zur traditionellen Gastfreundschaft seines Landes und seiner tribu (seines Stammes), der deutsche Beamte versuchte daraufhin mutig, die etwas beklommene Stimmung wegzuparlieren. Das gelang indes einem Dritten, einem französischen Staatsbeamten, der in dem fernen Inselparadies arbeitet. Geistesgegenwärtig meinte er, dass es sich bei den Sachen ohnehin nur um "Informationsmaterial" handeln würde, vielleicht seien hier die Regeln nicht so streng. Der Senatsbeamte setzte flugs sein Informationsmaterial auf den Kopf, lüftete es wenig später und verabschiedete sich.
Er sagte einige Worte zur traditionellen Gastfreundschaft seines Landes und seiner tribu (seines Stammes), der deutsche Beamte versuchte daraufhin mutig, die etwas beklommene Stimmung wegzuparlieren. Das gelang indes einem Dritten, einem französischen Staatsbeamten, der in dem fernen Inselparadies arbeitet. Geistesgegenwärtig meinte er, dass es sich bei den Sachen ohnehin nur um "Informationsmaterial" handeln würde, vielleicht seien hier die Regeln nicht so streng. Der Senatsbeamte setzte flugs sein Informationsmaterial auf den Kopf, lüftete es wenig später und verabschiedete sich.
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Die
ab Werk zugenähten Jackentaschen meiner Winteranzüge hatte ich nie
geöffnet, das war einst der Tipp meiner Sprecherziehungslehrerin, und
der geht so: "Wer keine Anzugjackentaschen hat, kann auch vor
Verlegenheit seine Hände darin nicht vergraben." Ich musste das
allerdings ändern und griff zur Schere, denn bei Delegationsreisen
müssen immer Ersatzakkus für die Empfangsgeräte dabei sein. Komisch,
habe ich immer nur im Sommer Delegationen begleitet?
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