No, we are not amused! Die Übersetzer- und Dolmetschercommunity hat sich in den letzten Tagen hierüber ausgetauscht: Eine GmbH in Köln, die vermutlich im Auftrag der deutschen Arbeitsverwaltung tätig wird, fördert Lohndumping in einem hochqualifizierten Bereich:
Wie war das gleich noch? Was ab Januar 2014 zum 450 Euro-Job wird, wurde einst eingeführt, damit Unternehmen kurzfristig auftretende Spitzenauslastung mit unqualifizierten Kräften ohne großen Verwaltungsaufwand abfedern können und um Rückkehrern in die Arbeitswelt den Wiedereinstieg zu erleichtern. Meistens handelt es sich dabei um Aushilfstätigkeiten im Versand, Pakete packen vor Weihnachten zum Beispiel, in Gastronomie und Handel.
Dass diese sozialversicherungsfreie Beschäftigungsmöglichkeit in den letzten Jahren zu negativen Auswüchsen geführt hat, ist inzwischen sogar im Bundeskanzleramt angekommen. In Newsgroups, über die sich Sprachfachleute austauschen, berichtet eine junge Kollegin sogar davon, dass ihr in noch jüngeren Jahren von einer Agentur einmal ein 400 Euro-Job für 40 Wochenstunden Arbeit angeboten worden sei.
Diese Art Beschäftigungsverhältnis hat sich in den letzten Jahren nicht nur als Arbeitsplatzvernichtungsmaschine entwickelt, die Altersarmut derjenigen, die sich darauf einlassen (müssen), ist programmiert.
Von Spitzenlastabfederung kann hier keine Rede sein: Bei der ausgeschriebenen Stelle, das ist eindeutig, tritt das Arbeitsaufkommen nicht überraschend und vermutlich auch nicht völlig geballt auf, es handelt sich auch nicht um unqualifizierte Tätigkeiten. Die zweite oft vorgebrachte Begründung für diese Vertragsform, dass eine "geringfügige Beschäftigung" ein "Sprungbrett" zurück in den 1. Arbeitsmarkt bieten solle, hat, sozialwissenschaftlichen Studien zufolge, bislang nur in Ausnahmesituationen funktioniert.
Mich ärgert diese Anzeige sehr; sie beschädigt unseren Berufsstand. Übersetzen, Dolmetschen und Sprachunterricht sind keine "Aushilfsarbeiten". Und dass sich hier der Staat an der Abwertung beteiligt, denn wer weiterklickt, wird über Seiten des Jobcenters weitergeleitet, ärgert mich noch mehr. Passend dazu: "Datenreport 2013 — Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland", kann hier als PDF (12,2 MB) heruntergeladen werden.
P.S.: Last but not least ist es nicht selbstverständlich, dass jemand, der übersetzt oder dolmetscht, auch ein guter Pädagoge ist.
______________________________
Illustration: jobkontakt GmbH, Köln
2 Kommentare:
Hier in Spanien versuchen es auch manchmal sogenannte "Unternehmer" - und die verlangen sogar einen Fachmann mit mehrjährige Erfahrung für diesen Preis, aber sie kommen damit nicht durch …
Besser so. Wir müssen lernen, potentiellen Kunden klar und freundlich zu sagen, dass die Dinge ihren Preis haben. Oder aber sie bekommen von dubioser Seite aufgehübschte Machine Translation untergejubelt, alles schon erlebt (was dann bei uns mit der Bitte um Korrekturlesung eingereicht wurde, aber nicht zu verwenden war).
Kommentar veröffentlichen