Donnerstag, 28. Februar 2013

Adrenalin

Willkommen auf den Seiten einer bloggenden Konferenzdolmetscherin. Hier schreibe ich, was diesen Sprachberuf ausmacht ... und was er mit uns anstellt.

Ein Sendemikro liegt auf dem Esstisch eines Restaurants, zwei Stenoblöcke danebenGestern Abend war ich verschwiegen. Sehr. Das bin ich oft nach langen Einsätzen. Dann schlafe ich gerne, bin dann auch sofort weg, eine halbe Stunde klappt immer, allein schon aus Erschöpfung. Wenn ich früh nach Hause komme, wenn der Schlaf fast noch als "Siesta" durchgehen kann, können es auch anderthalb Stunden sein.

Aber auch nur, wenn der Adrenalinspiegel das zulässt. Adrenalin kennt jedes Schulkind, ist diese körpereigene Substanz, die sofort wach macht, wenn etwas an der Tafel vorzurechnen ist. Im besten Fall hilft dieses Hormon, das im Ne­ben­nie­ren­mark gebildet wird, anregend. Dieser Neuro­trans­mit­ter lässt das Herz schneller schlagen, den Blutdruck steigen, den Sauerstoffanteil im Blut zunehmen, kurz: Der Körper setzt mehr Energie um, wird wacher. Oft lösen angstbesetzte Momente diese Adrenalinausschüttung aus, aber auch hochkonzentriertes Arbeiten ist u.a. von einem höheren Adrenalinpegel begleitet.

Durch lockeres Jogging (das die Franzosen übrigens le footing nennen, igitt, ein Anglizismus!) lässt sich gut Adrenalin abbauen. Dabei brauche ich aber ein gutes Halstuch ... und Kondition, um nicht in den kühleren Jahreszeiten durch den Mund zu atmen. Die Stimmbänder leiden natürlich unter der Beanspruchung. In den echten Winterwochen fällt das natürlich aus. Ins Schwimmbad mag ich auch nicht so oft gehen (Chlor!), Muckibude mittelmäßig, bleiben Spaziergänge und Tango. Aber das ist ein anderes Thema, denn da ich im Job die ganze Zeit diversen Sprach- und Gedankenspuren der anderen folge, neige ich abends zum Führen. Damit bin ich keine beliebte Tanzpartnerin, beim Tango schon gar nicht, der ja zu 75 % aus Hingabe besteht.

Naja, wer seinen größten Fehler zum Beruf macht, das Verplaudertsein, muss eben mit den Konsequenzen leben.


Sprachnotiz: Der Tänzer führt, nur: Wie haben die DDR-Tanzlehrer dazu gesagt, also in einem Land, in dem es wegen dem GröFaZ keinen Führerschein, dafür eine Fahrerlaubnis, und statt eines Stadtführers die beliebten Stadtbilderklärer gab? ______________________________
Foto: C.E.

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