Dienstag, 19. Februar 2013

Mengenrabatt?

Hallo! Sie lesen im ersten deutschen Weblog aus der Dolmetscherkabine. Mit­unter gewähre ich hier aber auch einen Blick auf den Schreibtisch bzw. auf die Gedankenwolke, die sich über ihm zusammenballt.

Sekretär, Monitor, Klapprechner, Notizbücher, Vokabelkartei, Lampe, Uhr, Metall-Eiffeltum, Fülleretui, Briefmarken ...Ein Verlag bittet mich um den Kosten­voranschlag für die Übersetzung zweier Kataloge. Inhalte und Epochen passen mir, sehr sogar, ich rechne also. Die Antwort kommt mailwendendend: Man sei sehr interessiert, aber ob ich nicht vielleicht einen kleinen Preisnachlass ...

Wir verhandeln eine Weile. Dann kommt noch eine kleine Monografie hinzu, alles zusammen könnte mich einige Monate halbtags beschäftigen, fast ein Schul­halb­jahr lang.
Ich gehe etwas runter mit dem Preis, mehr Nachlass wird gewünscht, es sei ja ein so großer Auftrag.

Ich erkläre, dass mich die Arbeit trotzdem die gleiche Zeit kosten wird wie drei oder vier kleinere Aufträge. Unter dem Strich bringen Großaufträge nur einen kleinen Vorteil: Verschnaufpause in der Akquise.

Da ich weiß, dass der Auftraggeber sein Töchterlein auf eine Privatschule schickt, fällt mir mal wieder ein Argument ein. Nein, eigentlich will ich nicht mehr ar­gu­mentieren müssen, das fühlt sich immer an, als würde ich Rechtfertigungen suchen. Dabei will doch ich nur meine Arbeit machen! Die blöde Industrielogik, nach der große Mengen billiger sind, gilt für unsereinen nicht. "Übersetzen ist Handwerk", Manufaktur, nicht Industrie.

Gut, ich übe mal. Das Argument wäre das hier: "Im 2. Halbjahr zahlen Sie das Schulgeld für das gnädige Fräulein Tochter auch in voller Höhe. Der Lehrer kann Ihnen schließlich keinen Mengenrabatt einräumen, nur weil er schon im 1. Halbjahr das Glück hatte, GnäFräu unterweisen zu dürfen." C'est absurde, non ?

Hm, aber ob ich mich das zu sagen traue?! Eher nicht. Aber gut, mir den Gedanken zurechtgelegt zu haben. Mit dem im Rücken kann ich schon ruhiger verhandeln.

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Foto: C.E. (Archiv)

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