Donnerstag, 7. Februar 2013

Berlinalegeflüster: Termine, Termine

Hallo! Sie lesen im Arbeitstagebuch einer Französischdolmetscherin und -über­setzerin. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Film ... und (passiv) Englisch. Heute Abend wird die Berlinale eröffnet. In den Kulissen bin ich wie seit vielen Jahren dabei und "flüstere" vom Potsdamer Platz und Umgebung.

Einladungen sind bei der Berlinale immer ein großes Thema, für alle. Viele Jahre habe ich die Berlinale nur aus der Einsamkeit der Dolmetscherkabine oder der Berlinalebühne wahrgenommen. Wenn ich viel in der Kabine sitze, ist es für mich meistens tabu, mich abends auf Parties rumzutrei­ben, schon allein der Stimme wegen.

Daneben gibt es die Publikumsgesprä­che. Allerdings wurde in den letzten Jahren alles auf Englisch umgestellt und unsereiner hat für den offiziellen Part |deutlich weniger| außer in Ausnahme­fäl­len nichts mehr zu tun. Mal sehen, ob das auf Dauer ist.
Die Berlinale rühmt sich nämlich als einziges unter den A-Festivals, ein Publikums­festival zu sein, und wenn der englischsprachige Fachjargon ganz offensichtlich schon etliche Fachleute überfordert ...

Ansonsten gibt es jeden Tag mindestens 30 Branchentreffs, Umtrunke, Empfänge oder Parties. Zu den meisten Events brauchen Teilnehmer eine Einladung ... es sei denn, sie dolmetschen dort. Im Vorfeld jagt also die halbe Branche nach den be­gehr­ten Kärtchen. Wegen der anstrengenden Sprecherei — ich darf abends nicht meine Stimme für den Folgetag gefährden — halte ich mich da zurück. Ohne mein Zutun  flatterte im Januar dann eine "Akkreditierungseinladung" in meinen elektro­nischen Briefkasten. Ein wichtiger Vertreter der Filmwirtschaft lud mich zu einem feier­lichen Abend ein. Schön, dachte ich und freute mich. Ich sagte erfreut zu.

Kurz darauf erhielt ich von einer Presseagentur eine Rückmail mit der Frage, warum ich denn gerne eingeladen werden wolle. Ich antwortete, dass der Leiter der wichti­gen Institution der Filmwirtschaft wohl schon wisse, warum er mich eingeladen hatte. Zurück kam die knappe Information, dass es sich um die Einladung zur Bitte um Akkreditierung gehandelt habe. Hm, ich hatte das Wort "Einladung" bisher anders verstanden und führte also noch drei knappe Argumente auf, die wohl alle potentielle Gäste aufführen (berufliche Kontakte, ein konkretes Filmprojekt, auf der Suche nach einer bestimmten Person von der anzunehmen ist, dass sie ...).

Ich musste dabei an die Einladung von vorigem September denken. Damals, also lange im Vorfeld, lud man mich ich zu einem Berlinaleabend ein, an dem eine Publikation vorgestellt werden soll, welche Arbeit und Leben von einer für Festival und Filmwirtschaft wichtigen Person ... nein, mehr kann ich nicht schreiben, sehr schick in Vierfarbdruck auf Hoch­glanz­papier, der Abend festlich, das Haus gastlich usw. Hier fand ich schon beim Weiterlesen die Crux. Es wurden verdiente, lang­jährige Dienst­leister eingeladen, diese Publikation zu ermöglichen. Nicht, dass man mich bat, eine Laudatio zu schreiben, das hätte ich gern und wohl auch zur Zu­frie­den­heit der Beteiligten getan.

Nein, eine Summe im mittleren vierstelligen Betrag hätte mir die Ehre einge­bracht, an nämlichem Abend mal nicht als Dolmetscherin am gemeinsamen Tisch von Kunst und Politik Platz nehmen zu dürfen. Es gibt viele Veranstaltungen am Rande der Berlinale, auf die ich garantiert nicht gehen muss.

Zwei Einladungen hatte ich dieses Jahr als echte Karten im Postkasten und mit meinem Namen drauf, davon würde mich eine an einen Ort führen, an dem ge­raucht werden darf, das weiß ich noch vom letzten Jahr. Es handelt sich um eine extrem gut besuchte und nachgefragte Veranstaltung. Die Karte ist für zwei Perso­nen und nicht übertragbar; der Tischherr, den ich dann ganz schnell alleinlassen werde, ist bereits ausgesucht, auf dass er für seine Jobsituation dort passende Kontakte machen möge.

Die andere echte Einladung freut mich sehr. Das wird mein Berlinaleabend 2013.

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Foto: C.E.
Hier noch mein "Berlinaleräuspern" zum
Thema "Empfänge" aus dem Jahr 2011. 

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