Sechs oder sieben Begriffe erfasst unser Kurzzeitgedächtnis, die Behaltensspanne liegt bei 20 Sekunden. So steht es in jedem Lehrbuch. Dolmetscher trainieren daher ständig ihre Notizentechnik, um sich beim konsekutiven, also zeitversetzten, Dolmetschen Details zu notieren.
Dass die Kapazität des Gehirns begrenzt ist, merkt jeder, der einfach nur mal versucht, konsekutiv aus der deutschen Sprache in die deutsche Sprache zu "übertragen", also möglichst getreu zeitversetzt das wiederzugeben, was eine zweite Person oder ein audiovisuelles Medium zuvor des längeren 'erzählt' hat. Zur Überprüfung der Unterschiede empfehle ich den Mitschnitt beider Versionen mit Handy oder Diktiergerät.
Wessen Gehirn dauerhaft überlastet ist, der fühlt sich in der Regel recht bald demotiviert. Neulich erhielt ich wieder eine MP3-Aufnahme mit der "Dolmetscherleistung" eines Berliner Journalisten, der sich bei journalistischen Interviews von französischsprachigen Filmstars erst für Dolmetscheinsätze vor Journalistenkollegen von den Verleihern bezahlen lässt, am Ende noch zwei, drei eigene Fragen stellt und über den selben Star dann einen natürlich nicht als Werbung gekennzeichneten Hörfunkbeitrag bei ein bis drei öffentlich-rechtlichen Sendern absetzt. Der Tonfall des improvisierten Dolmetschers klang derart lustlos und unmotiviert, dass es mich beim Zuhören schmerzte. Und von sechs oder sieben Begriffen hörte ich maximal drei.
Ich hoffe mal sehr, dass sich die schlechte Laune nicht auf die anwesenden Journalisten und den Star übertragen hat.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
2 Kommentare:
Hi Caro, diese Woche schon das 2. Journalistenbashing ;-) Lass Dich nicht ärgern. Denn irgendwie spricht Unzufriedenheit aus Deinen Zeilen ...
Gruß,
Werner
Logo tut's das.
Immerhin hab ich "heuer" keine Reparaturleistungen gratis erbracht, wär ja auch noch schöner. Back to sender (was in diesem Fall dann ja der Verleih wäre), trau ich mich noch nicht so recht, das kommt mir frech vor. Ich will ja, dass die mich in ausreichend guter Erinnerung behalten, um mich eines Tages vielleicht doch wieder ...
Nee, ich glaub, ich bin deshalb so böse, weil ich ja selbst in einem ersten Berufsleben Journalistin war - und den Beruf geliebt habe. Dass und wie er heute vor die Hunde kommt, tut halt noch weh. Phantomschmerz. Und klar, dass von rühmlichen Ausnahmen abgesehen dieses neue Profil eine bestimmte Sorte Mensch anzieht bzw. eben diese nicht in andere Berufe flüchtet.
Lief der Umzug gut? Und jetzt Feriengrüße nach Spanien?
C.
Kommentar veröffentlichen