... dafür unter Palmen. Das Foto entstand zwar an einem Freitagabend, aber am darauffolgenden Sonntag stand das nächste Gespräch auf dem Programm. Wir waren hier: klick bzw. Originalausschreibung hier. (Vom gleichen Gespräch hier ein anderer Fotograf.)
Und Danke, liebes deutsch-französisches Jugendwerk, für die Unterstützung dieses Seminars!
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Foto: Cécile Tollu-Polonowski
Was ich anbiete
Sonntag, 31. Juli 2011
Samstag, 30. Juli 2011
Freitag, 29. Juli 2011
lebensjährig
Sie haben eine Seite des Logbuchs aus Büro und Kabine einer Berliner Französischdolmetscherin und literarischen Übersetzerin aufgeschlagen. Hier denke ich über unseren Alltag nach, lote Worte aus, beschreibe drollige Momente oder versuche zu begreifen, was auf dem Markt los ist.
Spam ist nervig und meistens langweilig. Dieser Text hier hat mich aber aufmerken lassen. Wie kommen die Urheber dieser Zeilen eigentlich auf die Idee, dass sie damit erfolgreich sein könnten?
"Lebensjährig" klingt irgendwie gut. Sollte ich mir merken. Und die "ungeschlagenen Preise" sind auch nicht von schlechten Eltern. Wir schlagen unsere Preise normalerweise auch nicht, wir behandeln sie gut. Wir sind nicht billig, aber günstig, wenn der Preis mit dem oftmals hohen Aufwand verglichen wird. Denn es ist schon günstig, wenn sich Übersetzungen am Ende gut lesen und nicht noch tagelang überarbeitet werden müssen wie obenstehend gepfuschter Beispieltext, um halbwegs verständlich zu sein, oder?
Wir lieben den Luxus guter Arbeit, in die auch mehrjährige Berufs- und Lebenserfahrung einfließt. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
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Illustration: C.E. (Archiv)
Spam ist nervig und meistens langweilig. Dieser Text hier hat mich aber aufmerken lassen. Wie kommen die Urheber dieser Zeilen eigentlich auf die Idee, dass sie damit erfolgreich sein könnten?
Wir bieten Ihnen Translationen erster Klasse zu ungeschlagenen Preisen. Fragen Sie unsere kompetenten und freundlichen Dolmetscher, die sind von 24 Stunden für Sie. Wir Arbeit Web-Seiten, die Anwendungen würden usw. die persönlichen Platten rufen. Haben Sie eine Konferenz oder ein Datum für Dokumente, Fremde und benötigen Sie Unterstützung. Dann helfen wir Ihnen glücklicherweise daher! Wir unterstützen Sie ebenfalls während des Ausführung Ihrer Angelegenheiten und privater Aktivitäten und stellen unsere lebensjährige Erfahrung an Ihrer Bestimmung, sodass Sie Ihre Ziele wirksamer erreichten, und der Erfolg auf dem internationalen Niveau hauptsächlich einfacher haben.
gesehen in Neukölln |
Wir lieben den Luxus guter Arbeit, in die auch mehrjährige Berufs- und Lebenserfahrung einfließt. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
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Illustration: C.E. (Archiv)
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Komisches,
Sprachschatz
Donnerstag, 28. Juli 2011
Cineast
Ein cinéaste (oder une cinéaste) ist ein Filmemacher bzw. die weibliche Entsprechung (Frankreich). Ein Cineast ist ein Filmliebhaber, kann aber auch ein Filmemacher sein (Deutschland). Logischerweise schließt sich hier prompt eine kleine, ketzerische Frage an: Gibt's in Deutschland auch Filmemacher, die keine Filmliebhaber sind? Und wie heißen die dann?
Dieses Wortduo ist ein klarer Fall von 'falschem Freund", wie die vermeintlich bekannten Worte der anderen Sprache auf Französisch genannt werden (faux amis).
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Foto: C.E.
Dieses Wortduo ist ein klarer Fall von 'falschem Freund", wie die vermeintlich bekannten Worte der anderen Sprache auf Französisch genannt werden (faux amis).
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Foto: C.E.
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Sprachschatz
Mittwoch, 27. Juli 2011
Dolmetschen im Schnitt
Schnelligkeit ist im Dolmetscherberuf (fast) alles. Mitunter das Aufhübschen oder Weghüsteln von verbalen Tritten unter dem Tisch genauso wichtig.
Ich sitze im Filmschnitt mit zweien, die einander nicht wohlgesonnen sind. Der Produzent hat Druck gemacht, denn beide sollen sich miteinander innerhalb kürzester Zeit auf wesentliche Änderungen einigen. Die Dolmetscherin überträgt am Ende nicht nur Worte, sie wird zur Kulturvermittlerin.
Das Foto ist eine Filmszene, das Ganze nur inszeniert, und zwar im Rahmen einer Fortbildung. Aber ich war erschüttert, wie nah manches Moment dieser Improvisation der Wirklichkeit kam, nur, dass die hier sehr offensichtlichen Angriffe im "wirklichen Leben" eine Spur subtiler sind. Die Arbeit der Sprachmittlerin, die auch immer ein Stückweit Vermittlerin zwischen Kulturen und Menschen ist, bleibt indes die gleiche.
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Foto: Association Répliques
Ich sitze im Filmschnitt mit zweien, die einander nicht wohlgesonnen sind. Der Produzent hat Druck gemacht, denn beide sollen sich miteinander innerhalb kürzester Zeit auf wesentliche Änderungen einigen. Die Dolmetscherin überträgt am Ende nicht nur Worte, sie wird zur Kulturvermittlerin.
Das Foto ist eine Filmszene, das Ganze nur inszeniert, und zwar im Rahmen einer Fortbildung. Aber ich war erschüttert, wie nah manches Moment dieser Improvisation der Wirklichkeit kam, nur, dass die hier sehr offensichtlichen Angriffe im "wirklichen Leben" eine Spur subtiler sind. Die Arbeit der Sprachmittlerin, die auch immer ein Stückweit Vermittlerin zwischen Kulturen und Menschen ist, bleibt indes die gleiche.
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Foto: Association Répliques
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Arbeitsplätze,
Werkstatt
Dienstag, 26. Juli 2011
Tipps vom General
für den ganzen Text: Original anklicken |
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Textillustration: Webfund
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Am Wegesrand aufgelesen
Gefühl der Lust
« Bienvenue !» Sie sind auf den Arbeitstagebuchseiten einer Berliner Übersetzerin gelandet, die daneben auch als Französischdolmetscherin für Kino, Filmwirtschaft, Medien, Politik und Wirtschaft arbeitet.
Ich finde, der Slogan raschelt. Mit dem "Rascheln" beschreibe ich Texte, die nach Übersetzung klingeln. Werbeslogans sind wie Redewendungen meistens tief kulturell verankert, daher wäre es hier sicher angebracht gewesen, einen Profi ranzulassen. Lust ist ein Gefühl, hier wird aber keine Lust in dem Sinne angepriesen, dass es etwas Existentiellem oder Spielerischem vorausgeht, sondern als etwas wie Lust, oder eine Ahnung von Lust, fügt dem unkonkreten, nicht messbaren Lustempfinden noch eine weiteres Maß an Ungefährem hinzu. Hier wird mit doppelter Distanz geworben und einem holprig klingenden Slogan. Indes, seiner fehlerhaften, unklaren Art hatte der Slogan schon wieder was. Aber ob derlei beim potentiellen Kunden verfing? Das weiß sicher niemand. Die Berliner konnten nur beobachten, wie das Kulturinstitut grundsätzlich weniger warb, weil die Regierung Sarkozy die Gelder für Kulturarbeit massiv kürzte.
Und « Oh là là », so manche Medien verkaufen das Thema Frankreich auch schon wieder auf die eindeutige Art, die verdammt reduktionistisch ist. Damit reihte sich sogar der Berliner Tagesspiegel in diese Liste ein, Probleme mit der Himmelsrichtung passender Accents inklusive (leider funktioniert der Link zum Artikel nicht mehr). Wie war der Spruch gleich noch: "Ich kann auch 'Französisch', nur mit der Sprache hapert es ein wenig". Vielleicht sollte das französische Kulturinstitut in seiner Werbung mit einem hohen Maß an Selbstironie radikal genau dort ansetzen: Beim french Lover oder beim deutschen Wort für eine gewisse Art von Verhütungsmitteln, die auf Französisch übrigens "englisches Hütchen" genannt werden (la capote anglaise).
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Foto: Auch Berliner Wasserwerke werben
anders, gehören ja (noch) Vé-eau-lia ...
(C.E., Archiv, 2008)
"Das Gefühl der Lust, Französisch zu sprechen", so der Werbespruch, mit dem das französische Institut in Berlin derzeit für Sprachkurse wirbt, ist im Kabinett nicht besonders ausgeprägt. Vielfach reicht es zu kaum mehr als zum "Oh lá lá".Das schrieb vor einigen Jahren der Tagesspiegel und gab damit eine Werbecampagne wieder, im Rahmen derer das Institut français in Berlin auf Plakaten und Heftseiten der Kulturmagazine sichtbar war. Und die Zeitung spiegelte auch wider, dass es mit der Frankreichkompetenz der aktuellen Bundesregierung, was die Sprache angeht, nicht gerade hervorragend bestellt war und ist.
Liebe geht durch den Magen, und ja, die Buchstabenfolge "eau" wird wie das deutsche "o" ausgesprochen |
Und « Oh là là », so manche Medien verkaufen das Thema Frankreich auch schon wieder auf die eindeutige Art, die verdammt reduktionistisch ist. Damit reihte sich sogar der Berliner Tagesspiegel in diese Liste ein, Probleme mit der Himmelsrichtung passender Accents inklusive (leider funktioniert der Link zum Artikel nicht mehr). Wie war der Spruch gleich noch: "Ich kann auch 'Französisch', nur mit der Sprache hapert es ein wenig". Vielleicht sollte das französische Kulturinstitut in seiner Werbung mit einem hohen Maß an Selbstironie radikal genau dort ansetzen: Beim french Lover oder beim deutschen Wort für eine gewisse Art von Verhütungsmitteln, die auf Französisch übrigens "englisches Hütchen" genannt werden (la capote anglaise).
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Foto: Auch Berliner Wasserwerke werben
anders, gehören ja (noch) Vé-eau-lia ...
(C.E., Archiv, 2008)
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sex (sells)
Montag, 25. Juli 2011
Empfehlungsmarketing
Sommerpause. Ab dem 15. August sind wir wieder mit voller Kraft für Sie da. In der Zwischenzeit überlege ich mir, wie ich die Bude im Spätsommer wieder ankurbeln kann. (Immer diese Unsicherheit, diese Angst als Freiberuflerin, hört das denn nie auf, auch nicht nach mehr oder weniger durchgearbeiteten Jahren?)
Ich schrieb einen Produzenten an, für den ich letztes Jahr sehr viel gearbeitet habe. Wir kennen uns seit fünf Jahren durch die Arbeit. Ich bat um ein kurzes Empfehlungsschreiben für das virtuelle Arbeitstagebuch, das Sie hier gerade lesen. Empfehlungsmarketing nennt sich das, nachzulesen in allen guten Marketinghandbüchern.
Die Antwort kam prompt. "Liebe Caro, genieß doch einfach die Sommertage und mach' Dir keine Sorgen. Du und Dein Team, Ihr seid einfach Spitze! Aber ich weiß gar nicht, ob ich das laut rumposaunen mag. Nachher hast Du ganz viele tolle, sehr gut zahlende Kunden und gar keine Zeit mehr für mich. Alles Liebe, K."
Nun weiß ich nicht, ob mich das ärgern oder freuen soll.
P.S.: Kosteneinschätzungen, die wir gratis erstellen, können bis Mitte August ein wenig dauern. Wir organisieren jetzt nach dem Urlaub die Büro- und Wohnräume um und malern ein wenig, werden also öfter auch für Tage offline sein. (Am besten weisen Sie uns per SMS auf eine eingehende Mail hin.)
Ich schrieb einen Produzenten an, für den ich letztes Jahr sehr viel gearbeitet habe. Wir kennen uns seit fünf Jahren durch die Arbeit. Ich bat um ein kurzes Empfehlungsschreiben für das virtuelle Arbeitstagebuch, das Sie hier gerade lesen. Empfehlungsmarketing nennt sich das, nachzulesen in allen guten Marketinghandbüchern.
Die Antwort kam prompt. "Liebe Caro, genieß doch einfach die Sommertage und mach' Dir keine Sorgen. Du und Dein Team, Ihr seid einfach Spitze! Aber ich weiß gar nicht, ob ich das laut rumposaunen mag. Nachher hast Du ganz viele tolle, sehr gut zahlende Kunden und gar keine Zeit mehr für mich. Alles Liebe, K."
Nun weiß ich nicht, ob mich das ärgern oder freuen soll.
P.S.: Kosteneinschätzungen, die wir gratis erstellen, können bis Mitte August ein wenig dauern. Wir organisieren jetzt nach dem Urlaub die Büro- und Wohnräume um und malern ein wenig, werden also öfter auch für Tage offline sein. (Am besten weisen Sie uns per SMS auf eine eingehende Mail hin.)
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Merci beaucoup
Sonntag, 24. Juli 2011
Sommer vorm Balkon
Bei uns stimmt's wirklich. So idyllisch kann der Sommer 2011 zwischen zwei Regen- und Windtagen auf dem Landwehrkanal aussehen.
Foto: C.E.
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Sonntagsbilder
Samstag, 23. Juli 2011
Beim Hinsehen zusehen
Als Dolmetscherin und Übersetzerin habe ich ganz schlichte Hobbies: Musik, Tanz, Fotografie, Basteln, Balkonblumen und Innenarchitektur, also lauter schöne Dinge, die nichts mit Sprache zu tun haben.
Der andere Bereich ist (meistens) sprachrelevant: Kino, Theater, Kunst ... und Lesen. Dabei interessieren mich nicht nur literarische Werke, sondern auch Sachbücher, und darunter gerne Texte, die mit Hirnforschung und Sprache zu tun haben. Denn das Zentralorgan im Oberstübchen ist ja mein Arbeitsmittel, also versuche ich, mehr zu begreifen.
Diese Woche fand ich folgende Erkenntnis witzig: Wenn wir nicht genau hinsehen, nehmen wir die Mitmenschen gerne auch mal vergröbert, verzerrt war. Und Unterschiede, die die Augen aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wirken größer, als sie in Wirklichkeit sind.
Herausgefunden hat das Student Sean Murphy von der Uni Queensland, der sich im Rahmen seiner Forschung viele Portraits angesehen hat. Beim schnellen "Durchscrollen" fiel ihm auf, dass sich seine Wahrnehmung verändert hatte, wenn er seinen Blick nur ungefähr in die Mitte zwischen den beiden Fotoreihen, bei denen sich die Augen der Abgebildeten auf gleicher Höhe befinden, gelenkt hatte: Er sah groteske Fratzen, bedrohlich geweitete Augen, Riesenmünder. Schaute er direkt auf die Bilder, war alles wieder normal. Seine Kollegen und er nannten das Beobachtete “Flashed Face Distortion Effect”.
Woran mag das liegen? Die Rezeptoren im unfokussierten Bereich zeichnen sich bekanntermaßen durch Trägheit aus. Oder versteckt sich hinter dem Ganzen eine Warnfunktion vor (möglicherweise gefährlichem) Unbekanntem, das zufällig in unser Blickfeld gerät? Die Forscher bleiben dran.
Für uns heißt das wieder mal: Genaues Hinsehen ist wichtig! Aber zunächst bitte auf das Kreuzchen in der Mitte und beobachten, was mit den Grazien links und rechts geschieht. Viel Spaß!
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Film: gefunden bei YouTube
Der andere Bereich ist (meistens) sprachrelevant: Kino, Theater, Kunst ... und Lesen. Dabei interessieren mich nicht nur literarische Werke, sondern auch Sachbücher, und darunter gerne Texte, die mit Hirnforschung und Sprache zu tun haben. Denn das Zentralorgan im Oberstübchen ist ja mein Arbeitsmittel, also versuche ich, mehr zu begreifen.
Diese Woche fand ich folgende Erkenntnis witzig: Wenn wir nicht genau hinsehen, nehmen wir die Mitmenschen gerne auch mal vergröbert, verzerrt war. Und Unterschiede, die die Augen aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wirken größer, als sie in Wirklichkeit sind.
Herausgefunden hat das Student Sean Murphy von der Uni Queensland, der sich im Rahmen seiner Forschung viele Portraits angesehen hat. Beim schnellen "Durchscrollen" fiel ihm auf, dass sich seine Wahrnehmung verändert hatte, wenn er seinen Blick nur ungefähr in die Mitte zwischen den beiden Fotoreihen, bei denen sich die Augen der Abgebildeten auf gleicher Höhe befinden, gelenkt hatte: Er sah groteske Fratzen, bedrohlich geweitete Augen, Riesenmünder. Schaute er direkt auf die Bilder, war alles wieder normal. Seine Kollegen und er nannten das Beobachtete “Flashed Face Distortion Effect”.
Woran mag das liegen? Die Rezeptoren im unfokussierten Bereich zeichnen sich bekanntermaßen durch Trägheit aus. Oder versteckt sich hinter dem Ganzen eine Warnfunktion vor (möglicherweise gefährlichem) Unbekanntem, das zufällig in unser Blickfeld gerät? Die Forscher bleiben dran.
Für uns heißt das wieder mal: Genaues Hinsehen ist wichtig! Aber zunächst bitte auf das Kreuzchen in der Mitte und beobachten, was mit den Grazien links und rechts geschieht. Viel Spaß!
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Film: gefunden bei YouTube
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Link der Woche
Freitag, 22. Juli 2011
Fußballdolmetscher
Da hatte wohl jemand vergessen, beizeiten einen Dolmetscher anzuheuern, sonst würde der Autor des Fußballblogs von Werder Bremen diese Episode sicher nicht so hübsch hervorstellen: Für einen griechischen Fußballer musste eins, zwei fix ein Dolmetschdozent aus Karlsruhe ins Trainingslager nach Donaueschingen reisen, der gestern Morgen, als er im Büro seiner Arbeitsstelle eingetroffen war, noch nicht ahnte, was er kurz darauf machen würde.
Immerhin scheint sich der Autor des Artikels des eingegangenen Risikos bewusst zu sein, wenn er schreibt: "Bingo - das war großes Glück, so schnell einen kompetenten Dolmetscher für die Präsentation unseres griechischen Neuzugangs Sokratis Papastathopoulos zu bekommen."
Die Verhandlungen mit dem Fußballer scheinen jedenfalls länger gedauert zu haben. Komisch, dass man sich beim Suchen und Buchen von uns Sprachmittlern immer auf das Glück der letzten Minute verlässt. Und klar träumen wir davon, wie die Kicker zu Höchstsummen abgeworben zu werden! Die einen halten den Ball in der Luft, wir die Vokabeln, kein großer Unterschied! Naja, man wird ja nochmal träumen dürfen ...
Immerhin scheint sich der Autor des Artikels des eingegangenen Risikos bewusst zu sein, wenn er schreibt: "Bingo - das war großes Glück, so schnell einen kompetenten Dolmetscher für die Präsentation unseres griechischen Neuzugangs Sokratis Papastathopoulos zu bekommen."
Die Verhandlungen mit dem Fußballer scheinen jedenfalls länger gedauert zu haben. Komisch, dass man sich beim Suchen und Buchen von uns Sprachmittlern immer auf das Glück der letzten Minute verlässt. Und klar träumen wir davon, wie die Kicker zu Höchstsummen abgeworben zu werden! Die einen halten den Ball in der Luft, wir die Vokabeln, kein großer Unterschied! Naja, man wird ja nochmal träumen dürfen ...
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Alltag
Glück
Hallo, Sie sind auf der Seite eines Arbeitstagebuches gelandet. Hier plaudert eine Berliner Dolmetscherin für die französische Sprache und literarische Übersetzerin aus dem Nähkästchen. Einblicke, Ausblicke, Hinweise ... und mancher Hinweis kommt von den Lesern. Hier, was mir von einer treuen Leserin zugeschickt wurde (Merci beaucoup, Marianne !):
Ich wünsche Euch und Ihnen eine schöne Sommerzeit! In den kommenden Wochen erscheinen hier Texte, die übers Jahr nicht fertiggeworden sind, denn in den Ferien renoviere ich nach Arbeitseinsätzen im Ausland und zwischengeschalteten Urlaubsreisen einen Teil meiner Wohnung. Außerdem wird es ein, zwei Gastbeiträge geben. (Wenn Sie Interesse haben, hier einen Gastbeitrag zu veröffentlichen, senden Sie mir bitte ein Mail!)
So, und jetzt wünsche ich allen Kollegen, Kunden und Lesern (die weibliche Form sei hier immer mitgedacht) einen schönen, glücklichen Sommer 2011!
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Foto: C.E.
"Die fünf Säulen des Glücks: Lebe im Hier und Jetzt — sei dankbar — nimm Dich nicht so ernst — lass' das Vergleichen sein — lebe leidenschaftlich!"Ich ergänze: Mache, sofern Du es Dir leisten kannst, regelmäßig Urlaub im Kreise von lieben Mitmenschen!
Ich wünsche Euch und Ihnen eine schöne Sommerzeit! In den kommenden Wochen erscheinen hier Texte, die übers Jahr nicht fertiggeworden sind, denn in den Ferien renoviere ich nach Arbeitseinsätzen im Ausland und zwischengeschalteten Urlaubsreisen einen Teil meiner Wohnung. Außerdem wird es ein, zwei Gastbeiträge geben. (Wenn Sie Interesse haben, hier einen Gastbeitrag zu veröffentlichen, senden Sie mir bitte ein Mail!)
So, und jetzt wünsche ich allen Kollegen, Kunden und Lesern (die weibliche Form sei hier immer mitgedacht) einen schönen, glücklichen Sommer 2011!
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Foto: C.E.
Donnerstag, 21. Juli 2011
Dort arbeiten, wo andere ...
... Urlaub machen. Ein Klassiker unter den dummen Sprüchen.
Also, in Marseille zu arbeiten, das war bei größter Hitze unter Palmen gegen dröhnendes Vogelgezwitscher und das Plantschen vom Nachbarpool andolmetschen, vom Baulärm in den Semesterferien ganz zu schweigen. Es hat bedeutet, nachts wegen der Hitze nur schwer schlafen zu können und weil alle in Feierlaune waren (also laut im Hof, gerne auch mal bis fünf in der Früh). In Marseille im Sommer zu arbeiten ist gleichbedeutend mit Mückenstichen, Hitzepickeln und allergischen Reaktionen auf aggressive Bleichmittel für weiße Laken (auf dem Bild ist meine Streuselkuchenseite gut zu erkennen).
Irgendwie alles nicht so dolle. Die spannenden Begegnungen haben mich gerettet.
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Foto: privat
Regisseur Teboho Edkins, Dolmetscherin Caroline Elias |
Irgendwie alles nicht so dolle. Die spannenden Begegnungen haben mich gerettet.
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Foto: privat
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Arbeitsplätze
Mittwoch, 20. Juli 2011
Programmtipp
Gestern Morgen brachte Deutschlandradio Kultur in seiner Sendung "Profile" ein Kurzportrait des tschechischen Übersetzers und Lektors Tomáš Dimter.
Der 1974 geborene Mann stammt aus einer deutschsprachigen Familie. Sein Großvater war als Sudetendeutscher mit einer Slowakin verheiratet, weshalb die Familie bei Kriegsende in ihrer Heimat bleiben dufte.
Dennoch sei Dimter eigentlich nicht mit Deutsch aufgewachsen, berichtet Journalist Martin Becker. Deutsch sei in der Familie vor allem immer dann gesprochen worden, wenn Mutter und Großmutter sich gestritten hätten.
Er sei einer der zwei Lektoren der tschechischen Verlagsbranche, die Deutsch sprächen und sich um deutsche Autoren kümmerten, beschreibt Dimter seine Position im Interview. Zunächst sei er Übersetzer gewesen, die Lektorentätigkeit erst später hinzugekommen.
Die Verlagsabteilung, die er leitet, ist für ca. 40 Neuerscheinungen pro Jahr zuständig, fasst der Journalist Dimters Rolle zusammen. Dabei dient dem Lektor seine Erfahrung als literarischer Übersetzer, einem Beruf, den er parallel dazu noch ausübt. Dimters Résumé zu beiden Berufsfeldern ist schlicht und überzeugend: "Übersetzer sind die besten Leser".
Trotz der verantwortungsvollen Verlagstätigkeit und vieler Preise als Übersetzer lebt Dimter in einer kleinen Wohnung auf 30 Quadratmetern, die er mit 5000 Büchern teilen muss. Daneben lehrt er am Institut für Translatologie der Karlsuniversität.
Die vielen Aufgaben seien auch wirtschaftlich bedingt, man müsse einfach mehrere Jobs gleichzeitig haben, wird Dimter zitiert, der weiter sagt: "Es ist wirklich schwierig, in der Kulturbranche nur von einem Job zu leben."
P.S.: Die meisten Kulturschaffenden leben auch in Deutschland so. Bis vor einer Generation haben die Kulturvermittler, zu denen Übersetzer und Lektoren zählen, noch besser gelebt als jene, deren Arbeit sie übertragen, in Form bringen oder veröffentlichen. Doch die Prekarisierung der Kulturmittlerberufe schreitet weiter voran; von der beschriebenen Situation sind wir in mancher Branche nicht weit entfernt. Eine Ausnahme bei der Verarmung der Kulturvermittler stellen die Sender und andere staatsnahe, -tragende und -finanzierte Einrichtungen wie Auslandskulturinstitute, Theater und Museen dar, um nur einige Beispiele zu nennen. Die jungen Leute haben das längst begriffen. Folgerichtig hat der Tagesspiegel unlängst den Beruf "Kurator" als neuen Trendberuf ausgemacht, auch wenn sicher nicht nur ich die wirtschaftliche (Ziel)Situation bei gleichzeitiger Nähe zum schillernden Kulturbetrieb als Hauptmotivation in der Berufswahl sehe und nicht die "weihevolle Atmosphäre", von der der Tagesspiegel schwurbelt.
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Illustration: Deutschlandradio Kultur
Der 1974 geborene Mann stammt aus einer deutschsprachigen Familie. Sein Großvater war als Sudetendeutscher mit einer Slowakin verheiratet, weshalb die Familie bei Kriegsende in ihrer Heimat bleiben dufte.
Dennoch sei Dimter eigentlich nicht mit Deutsch aufgewachsen, berichtet Journalist Martin Becker. Deutsch sei in der Familie vor allem immer dann gesprochen worden, wenn Mutter und Großmutter sich gestritten hätten.
Er sei einer der zwei Lektoren der tschechischen Verlagsbranche, die Deutsch sprächen und sich um deutsche Autoren kümmerten, beschreibt Dimter seine Position im Interview. Zunächst sei er Übersetzer gewesen, die Lektorentätigkeit erst später hinzugekommen.
Die Verlagsabteilung, die er leitet, ist für ca. 40 Neuerscheinungen pro Jahr zuständig, fasst der Journalist Dimters Rolle zusammen. Dabei dient dem Lektor seine Erfahrung als literarischer Übersetzer, einem Beruf, den er parallel dazu noch ausübt. Dimters Résumé zu beiden Berufsfeldern ist schlicht und überzeugend: "Übersetzer sind die besten Leser".
Trotz der verantwortungsvollen Verlagstätigkeit und vieler Preise als Übersetzer lebt Dimter in einer kleinen Wohnung auf 30 Quadratmetern, die er mit 5000 Büchern teilen muss. Daneben lehrt er am Institut für Translatologie der Karlsuniversität.
Die vielen Aufgaben seien auch wirtschaftlich bedingt, man müsse einfach mehrere Jobs gleichzeitig haben, wird Dimter zitiert, der weiter sagt: "Es ist wirklich schwierig, in der Kulturbranche nur von einem Job zu leben."
P.S.: Die meisten Kulturschaffenden leben auch in Deutschland so. Bis vor einer Generation haben die Kulturvermittler, zu denen Übersetzer und Lektoren zählen, noch besser gelebt als jene, deren Arbeit sie übertragen, in Form bringen oder veröffentlichen. Doch die Prekarisierung der Kulturmittlerberufe schreitet weiter voran; von der beschriebenen Situation sind wir in mancher Branche nicht weit entfernt. Eine Ausnahme bei der Verarmung der Kulturvermittler stellen die Sender und andere staatsnahe, -tragende und -finanzierte Einrichtungen wie Auslandskulturinstitute, Theater und Museen dar, um nur einige Beispiele zu nennen. Die jungen Leute haben das längst begriffen. Folgerichtig hat der Tagesspiegel unlängst den Beruf "Kurator" als neuen Trendberuf ausgemacht, auch wenn sicher nicht nur ich die wirtschaftliche (Ziel)Situation bei gleichzeitiger Nähe zum schillernden Kulturbetrieb als Hauptmotivation in der Berufswahl sehe und nicht die "weihevolle Atmosphäre", von der der Tagesspiegel schwurbelt.
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Illustration: Deutschlandradio Kultur
Aufzug
P.S. zu gestern: Die Fahne der SED sah für mich immer aus wie die
Illustration von "eine Hand wäscht die andere". Das ist auf Französisch "das Zurückschicken des Fahrstuhls" (retour d'ascenseur).
Das Bild funktioniert auf Deutsch übrigens nicht, wenn man an Paternoster denkt, die in Frankreich unbekannt sind. Aber das ist ein anderes Thema ...
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Sprachschatz
Dienstag, 19. Juli 2011
Freundschaftstarife
Hier ein älterer (und erst jetzt fertiggestellter) Text zu einem überraschend aktuellen Problem. Da wir im Sommer ja unter uns sind, kann ich auch mal ein bisschen vom Leder ziehen. Das prosaische "Ich", das hier spricht, ist eine Französischdolmetscherin mit Sitz in Berlin, die aber oft auch in Frankreich tätig wird. Und wenn ich unterwegs bin, übersetze ich Filmskripte oder schreibe Kinder- und Jugendbücher ...
Manche Menschen geben sich vordergründig die Hand — und treten einander einem berühmten TV-Spot zufolge unter dem Tisch ans Bein. Je nach Machtverhältnissen ist das Händeschütteln ja auch gar nicht freiwillig, ich erinnere an die Geburtsstunde der SED.
Fast forward in meinen Alltag als Sprachmittlerin hinein: Wer Freundschaftspreise will, sollte sich zunächst um Freundschaft bemühen. Gerade schrieb ich wieder Rechnungen des bekannten Musters: In der ersten Zeile steht der Preis, dahinter die Aufschlüsselung, in diesem Falle eine Pauschale. Ich arbeite ungern für Pauschalen, weil ich mich damit meist selbst schädige. Aber mein Einsatz galt einer kleinen Firma, die bald ein ambitioniertes Buch verfilmt, etliche Förderanträge waren offenbar nicht erfolgreich (zumindest las ich ihren Namen jetzt nicht soooo oft in den Nachrichten der Filmfördereinrichtungen), außerdem hatten wir schon mindestens drei Fassungen des Drehbuchs in zwei Sprachen übersetzt. Wir kennen und schätzen uns also seit Jahren durch die Arbeit.
Zweite Zeile der Rechnung: Die Mehrwertsteuer, dritte Zeile Rechnungsbetrag. Als vierte und fünfte Zeile und vor dem Sätzchen "... bitte um Überweisung" kommt seit vielen Jahren bei mir die Nachkalkulation. Wie bei Films übrig (den historischen Plural verwende ich gern auch heute noch), rechne ich im Anschluss an die Arbeit, wie sich die Sache wirklich verhalten hat, kurz: welcher Prozentsatz an Ersparnis sich für die Produktionsfirma ergeben hat, damit alle über den Wert des Gelieferten auf dem Laufenden sind.
Kaum ist die Rechnung abgeschickt, erhalte ich eine zauberhafte Dankesmail des Produzenten. So mag ich das. Von Herzen Danke fürs Danksagen nach München, Tusch und Händeschütteln.
Manches andere Händeschütteln ist gezwungener, ich sagte es bereits. Unlängst erreichte mich ein langjähriger, staatlicher Kunde mitten im wohlverdienten Kurzurlaub und fragte mich, ob ich 50 Stunden später für ihn in Berlin würde dolmetschen können. Da ich meinen treuen Kunden gegenüber treu bin, reiste ich vorfristig ab — und arbeitete auch für ein eher symbolisches Honorar, denn der Abend war kurzfristig anberaumt und im Vorfeld nicht kalkuliert worden. Bei der Buchung fiel das Wort "Freundschaftspreis". Rasche Begleichung des Honorars wurde versprochen.
Am Tag nach dem Einsatz schickte ich meine Rechnung — natürlich mit der üblichen Nachkalkulation. Auch dieser Kunde soll wissen, welchen Preisvorteil er genießt. Und meinen Dank für Auftrag und Vertrauen sprach ich auch noch aus, auch das wie immer.
Doch das Geld ließ auf sich warten. Als einige Wochen später das Zahlungsziel längst verstrichen ist, hake ich vorsichtig nach. Ach ja, so die Antwort einer relativ neuen Assistentin dieses langjährigen Kunden, man hätte mich eigentlich bitten wollen, die Rechnung zu überarbeiten, diesmal "ohne die Worte nach den Zahlen". Meine Nachkalkulation ist gemeint. Dabei ist sie wichtig, auch fürs Image. Ich erkläre mich: In besonderen Ausnahmefällen komme ich meinen Kunden entgegen, aber unter Kollegen macht es überhaupt keinen guten Eindruck, für Sonderhonorare zu arbeiten. Mir gefällt es ja selbst nicht, die Gefahr des Preisdumpings ist oft nah. Und Berufsverbände distanzieren sich zurecht von Menschen, die sich als unlautere Wettbewerber verhalten.
Reaktion der Mitarbeiterin dieser namhaften Institution: Keine. Wochen später sende ich eine Mahnung. Erhalte lapidar die Antwort, dass die Kameralistik des Hauses keine Mahnungen mit Gebühren und Zinsen erlaube. Das war's. Kein verbales Händeschütteln am Ende der Mail.
Meine Freunde behandele ich besser, und ich lade sie auch ein, wenn es was zu feiern gibt. Am Rand eines branchenüblichen Großevents lobt mein Kunde in den Tagen darauf einige festliche Veranstaltungen aus. Anders als noch vor Jahren werde ich nicht dazu eingeladen. (Was mich verletzt, als ich später erfahre, dass dort Menschen zugegen waren, die weitaus weniger für dieses Haus und in der Szene aktiv sind.)
Nach drei Monaten erhalte ich mein Honorar, nachdem ich es mit Humor und einer letzten Mahnung in Gedichtform versucht habe.
Einige Wochen später stehe ich mit einem anderen Kunden, einem Filmverleih, wegen eines (voll dotierten) Auftrags in Kontakt. Und muss miterleben, wie jene namhafte Institution ihren Einfluss geltend macht, weil sie im Anschluss an jene Filmpremiere, um deren Verdolmetschung es geht, einen Empfang ausrichten wird. Kurz: Ein direkter Konkurrent wird hochoffiziell und dringend von jener Institution empfohlen ...
Ich finde das dreist. Bin sprachlos und weiß nicht, wie ich damit verfahren soll.
Zumal nämlicher Konkurrent gar kein Dolmetscher ist, die Dolmetschgage (welcher Höhe fragt sich?) als Mitnahmeeffekt bei seinen journalistischen Recherchen einstreicht und eine Übertragungsquote von etwa 60 % des Gesagten inklusive etlicher Irrtümer hat. Kein Profi eben, aber jemand, der jovial und smart auftritt, jubelperserischer Rundfunkbeitrag über den jeweiligen Film inklusive. Jene, die nicht ausreichend Französisch (oder Deutsch) sprechen, sehen seinen sicheren Auftritt und schließen auf die vermeintliche Qualität der Arbeit. Die wenigen Zweisprachigen im Saal, denen akkurates Arbeiten wichtig ist, hüsteln in ihr Taschentuch und enthalten sich höflicherweise öffentlich jeglichen Kommentars.
Was muss ich daraus ableiten: Genau hinhören, wenn jemand "Freundschaftstarif" sagt. Bei namhaften Institutionen keine hohen Rabatte einräumen, stattdessen bei diesem bewussten Haus nächstes Mal lieber Vorkasse verlangen, als wär's ein unsolider Kunde. (Es ist ein unsolider Kunde.) Auf den Tag genau mahnen und bei Verstreichen gleich einen Termin mit dem Vorgesetzten des Mitarbeiters machen, der die Chose verbockt hat. Diesen Termin jetzt nachholen — und völlig entspannt nachfragen, ob man sich bei einem Anwalt eigentlich genauso verhalten würde.
Denn — und auch das werde ich hervorheben — gute Freunde sind mehr wert als ein paar Ersparnisse und langmütiges Stillhalten, wenn sich eine neue Assistentin mal unprofessionell verhält. Meiner Freunde kann ich mich rühmen, ich kann mich auf sie verlassen und sie sich auf mich. Sie stehen mir bei in schlechten Tagen und feiern mit mir die guten. Ihnen verdanke ich Hinweise und Unterstützung, die über das 0815-Programm hinausgehen. Sind sie kompetent, kann ich mich mit ihnen freuen und mich in ihrer Aura sonnen, anstatt sie als Konkurrenz zu empfinden. Denn mir will wie so oft kein plausibler Grund für die erlittene Nachlässigkeit (oder Boshaftigkeit?) einfallen als dieser: Neid und mangelndes Selbstbewusstsein.
Kurz: Obacht beim Händeschütteln. Und sofort beim ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, laut geben, sonst wird man zwangsvereinigt mit Kumpanen, die man gar nicht will, oder kriegt einen vors Schienbein. Aïe !
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Manche Menschen geben sich vordergründig die Hand — und treten einander einem berühmten TV-Spot zufolge unter dem Tisch ans Bein. Je nach Machtverhältnissen ist das Händeschütteln ja auch gar nicht freiwillig, ich erinnere an die Geburtsstunde der SED.
Einst: Berliner Händeschütteln |
Zweite Zeile der Rechnung: Die Mehrwertsteuer, dritte Zeile Rechnungsbetrag. Als vierte und fünfte Zeile und vor dem Sätzchen "... bitte um Überweisung" kommt seit vielen Jahren bei mir die Nachkalkulation. Wie bei Films übrig (den historischen Plural verwende ich gern auch heute noch), rechne ich im Anschluss an die Arbeit, wie sich die Sache wirklich verhalten hat, kurz: welcher Prozentsatz an Ersparnis sich für die Produktionsfirma ergeben hat, damit alle über den Wert des Gelieferten auf dem Laufenden sind.
Kaum ist die Rechnung abgeschickt, erhalte ich eine zauberhafte Dankesmail des Produzenten. So mag ich das. Von Herzen Danke fürs Danksagen nach München, Tusch und Händeschütteln.
Manches andere Händeschütteln ist gezwungener, ich sagte es bereits. Unlängst erreichte mich ein langjähriger, staatlicher Kunde mitten im wohlverdienten Kurzurlaub und fragte mich, ob ich 50 Stunden später für ihn in Berlin würde dolmetschen können. Da ich meinen treuen Kunden gegenüber treu bin, reiste ich vorfristig ab — und arbeitete auch für ein eher symbolisches Honorar, denn der Abend war kurzfristig anberaumt und im Vorfeld nicht kalkuliert worden. Bei der Buchung fiel das Wort "Freundschaftspreis". Rasche Begleichung des Honorars wurde versprochen.
Am Tag nach dem Einsatz schickte ich meine Rechnung — natürlich mit der üblichen Nachkalkulation. Auch dieser Kunde soll wissen, welchen Preisvorteil er genießt. Und meinen Dank für Auftrag und Vertrauen sprach ich auch noch aus, auch das wie immer.
Doch das Geld ließ auf sich warten. Als einige Wochen später das Zahlungsziel längst verstrichen ist, hake ich vorsichtig nach. Ach ja, so die Antwort einer relativ neuen Assistentin dieses langjährigen Kunden, man hätte mich eigentlich bitten wollen, die Rechnung zu überarbeiten, diesmal "ohne die Worte nach den Zahlen". Meine Nachkalkulation ist gemeint. Dabei ist sie wichtig, auch fürs Image. Ich erkläre mich: In besonderen Ausnahmefällen komme ich meinen Kunden entgegen, aber unter Kollegen macht es überhaupt keinen guten Eindruck, für Sonderhonorare zu arbeiten. Mir gefällt es ja selbst nicht, die Gefahr des Preisdumpings ist oft nah. Und Berufsverbände distanzieren sich zurecht von Menschen, die sich als unlautere Wettbewerber verhalten.
Heute: Marseiller Arbeitsvermittlungsfirma |
Meine Freunde behandele ich besser, und ich lade sie auch ein, wenn es was zu feiern gibt. Am Rand eines branchenüblichen Großevents lobt mein Kunde in den Tagen darauf einige festliche Veranstaltungen aus. Anders als noch vor Jahren werde ich nicht dazu eingeladen. (Was mich verletzt, als ich später erfahre, dass dort Menschen zugegen waren, die weitaus weniger für dieses Haus und in der Szene aktiv sind.)
Nach drei Monaten erhalte ich mein Honorar, nachdem ich es mit Humor und einer letzten Mahnung in Gedichtform versucht habe.
Einige Wochen später stehe ich mit einem anderen Kunden, einem Filmverleih, wegen eines (voll dotierten) Auftrags in Kontakt. Und muss miterleben, wie jene namhafte Institution ihren Einfluss geltend macht, weil sie im Anschluss an jene Filmpremiere, um deren Verdolmetschung es geht, einen Empfang ausrichten wird. Kurz: Ein direkter Konkurrent wird hochoffiziell und dringend von jener Institution empfohlen ...
Ich finde das dreist. Bin sprachlos und weiß nicht, wie ich damit verfahren soll.
Zumal nämlicher Konkurrent gar kein Dolmetscher ist, die Dolmetschgage (welcher Höhe fragt sich?) als Mitnahmeeffekt bei seinen journalistischen Recherchen einstreicht und eine Übertragungsquote von etwa 60 % des Gesagten inklusive etlicher Irrtümer hat. Kein Profi eben, aber jemand, der jovial und smart auftritt, jubelperserischer Rundfunkbeitrag über den jeweiligen Film inklusive. Jene, die nicht ausreichend Französisch (oder Deutsch) sprechen, sehen seinen sicheren Auftritt und schließen auf die vermeintliche Qualität der Arbeit. Die wenigen Zweisprachigen im Saal, denen akkurates Arbeiten wichtig ist, hüsteln in ihr Taschentuch und enthalten sich höflicherweise öffentlich jeglichen Kommentars.
Was muss ich daraus ableiten: Genau hinhören, wenn jemand "Freundschaftstarif" sagt. Bei namhaften Institutionen keine hohen Rabatte einräumen, stattdessen bei diesem bewussten Haus nächstes Mal lieber Vorkasse verlangen, als wär's ein unsolider Kunde. (Es ist ein unsolider Kunde.) Auf den Tag genau mahnen und bei Verstreichen gleich einen Termin mit dem Vorgesetzten des Mitarbeiters machen, der die Chose verbockt hat. Diesen Termin jetzt nachholen — und völlig entspannt nachfragen, ob man sich bei einem Anwalt eigentlich genauso verhalten würde.
Denn — und auch das werde ich hervorheben — gute Freunde sind mehr wert als ein paar Ersparnisse und langmütiges Stillhalten, wenn sich eine neue Assistentin mal unprofessionell verhält. Meiner Freunde kann ich mich rühmen, ich kann mich auf sie verlassen und sie sich auf mich. Sie stehen mir bei in schlechten Tagen und feiern mit mir die guten. Ihnen verdanke ich Hinweise und Unterstützung, die über das 0815-Programm hinausgehen. Sind sie kompetent, kann ich mich mit ihnen freuen und mich in ihrer Aura sonnen, anstatt sie als Konkurrenz zu empfinden. Denn mir will wie so oft kein plausibler Grund für die erlittene Nachlässigkeit (oder Boshaftigkeit?) einfallen als dieser: Neid und mangelndes Selbstbewusstsein.
Kurz: Obacht beim Händeschütteln. Und sofort beim ersten Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, laut geben, sonst wird man zwangsvereinigt mit Kumpanen, die man gar nicht will, oder kriegt einen vors Schienbein. Aïe !
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Fotos: C.E.
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Alltag,
Money talks / Preise
Montag, 18. Juli 2011
Alle Wege führen nach ...
Unsere interkulturelle Ausbildung bewährt sich jeden Tag, auch in den einfachsten Dingen. Hier, was ein französischer Kollege aus der Jugend- und Filmarbeit neulich erzählte:
Merci beaucoup, J-P !
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Foto: C.E.
Zeit ist Geld, heißt es, aber für Reisen habe ich eigentlich immer genug Zeit. Also suche ich mir meine französischen Bahnverbindungen stets auf der deutschen Bahn-Webseite heraus. Die ist viel genauer, zeigt mir alle Haltestellen zwischendurch an und die Verbindungen führen nicht immer automatisch über Paris. Die Webseite der SNCF lässt immer alle über Paris reisen, damit mehr Reisende den TGV nutzen. Das ist natürlich teurer und keiner wundert sich, denn alle sind ja die französische Zentralisierung gewohnt.
Wer keine anderen Erfahrungen gemacht hat, zum Beispiel wie ich mit Deutschland und dem föderalen System, kommt gar nicht auf den Gedanken, diese anderen Verbindungen zu suchen.
Merci beaucoup, J-P !
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen
Sonntag, 17. Juli 2011
Auf Anschluss
"Auf Anschluss" geht beim Film immer etwas, wenn der Übergang zu den Folgebildern nicht zu bemerken ist. Heute zeige ich Bilder, die zwar nicht auf Anschluss sind, aber trotzdem die Folgebilder zu meinem auf den Tag genau vor einem Jahr hier veröffentlichten ehemaligen Kino darstellen.
Ich liebe es, auf Reisen den Wandel der Städte mitzubekommen. Manchmal sind die Veränderungen gar nicht so schlecht, wie in diesem Fall. Kinosterben ist immer doof, aber hier werden ja Studentenwohnheimzimmer und eine Mensa gebaut.
Dass es sich um den gleichen Ort handelt, beweist nur die Facettentür hinter dem Van (Bild zum Vergrößern bitte doppelt anklicken).
Ich bin dann noch näher rangegangen, fand die Baustelle aber spannender.
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Fotos: C.E.
Dass es sich um den gleichen Ort handelt, beweist nur die Facettentür hinter dem Van (Bild zum Vergrößern bitte doppelt anklicken).
Ich bin dann noch näher rangegangen, fand die Baustelle aber spannender.
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Fotos: C.E.
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Sonntagsbilder
Samstag, 16. Juli 2011
Samstagslink ...
... entfällt. Ich reise heute und die letzte Woche saß ich nur selten vor dem Rechner. Da ist mir also auch kein hervorzuhebender Link aufgefallen.
Freitag, 15. Juli 2011
Feuerwerk
Willkommen beim Arbeitstagebuch einer Berliner Dolmetscherin für die französische Sprache. Hier berichte ich aus der Kabine über unseren Alltag, denke über Begriffe nach und schildere, welche möglichen Auswirkungen der Beruf auf die Lebensweise hat. Was Sie hier unten lesen können, eine Episode über Umgang mit Lärm, trifft sicher nicht auf alle Dolmetscher zu, aber für die meisten von uns ...
Gestern war der französische Nationalfeiertag, den in den größeren Städten Frankreichs ein Feuerwerk krönte. An bzw. um diesen Tag herum finden in diesem Land überall Feuerwerke statt, mit oder ohne Genehmigung. Kurz: Es kracht an allen Ecken und Enden, als müssten die Franzosen nachholen, was zum Jahreswechsel unterbleibt. Sylvester ist es in Frankreich nämlich traditionell ruhig, private Feuerwerkelei schlicht verboten.
Jemand, der wie ich die Knallerei nicht mag, sollte jedes Jahr spätestens am 31. Dezember in Frankreich ankommen. Leider gelingt mir das selten. Nicht nur das: Wie die Jahre zuvor bin ich auch noch am 14. Juli in meiner zweiten Heimat. Ich habe einige Marseilletage an ein regelmäßig dort Anfang Juli im Süden stattfindendes Seminar drangehängt — selbst schuld, denn mit diesem Reisemodus hab ich die Kracherei doppelt, statt keinmal.
Beim Gang in die Mittagsvorführung des zentral gelegenen Art house-Kinos fiel mir eine Menschentraube auf. Hier versorgten sich etliche Leute mit Pyrotechnischem, vermutlich illegal, denn meine Fotografiererei stieß auf kritische Blicke und Kommentare wegen ausbleibender Kunden.
Die Knaller hießen "trockene Pfürze" von le pet wie "der Pfurz".
Am Abend hatte ich die Wahl zwischen dem späten Film im Kino oder dem Picknick mit Freunden vor dem Palais du Pharo, das ich aus meiner Zeit als Marketing Manager des deutschen Filmverbandes AG DOK noch gut kenne. Ganz gleich, wo ich in diesen Stunden auch ging, stand oder saß, ohne Ohrenstöpsel lief gar nichts, denn das Gehör gehört zu den Arbeitsmitteln. Ich hätte auch erst ins Kino und dann zum Picknick gehen können oder andersrum.
Indes, an solchen Tagen bin ich nicht nur wenig auf Konversation aus, sondern auch ungern draußen unterwegs: Da ich ja wegen der Ohropax (boules quies) nichts höre, würde ich möglichen Bewurf mit Brandgefährlichem erst durch den Geruch bemerken.
Gerade lese ich meinen Eintrag von vor einem Jahr wieder. Wie sagte doch der olle Fritze Luft? Gleiche Stelle, gleiche Welle ...
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Fotos: C.E.
Gestern war der französische Nationalfeiertag, den in den größeren Städten Frankreichs ein Feuerwerk krönte. An bzw. um diesen Tag herum finden in diesem Land überall Feuerwerke statt, mit oder ohne Genehmigung. Kurz: Es kracht an allen Ecken und Enden, als müssten die Franzosen nachholen, was zum Jahreswechsel unterbleibt. Sylvester ist es in Frankreich nämlich traditionell ruhig, private Feuerwerkelei schlicht verboten.
Jemand, der wie ich die Knallerei nicht mag, sollte jedes Jahr spätestens am 31. Dezember in Frankreich ankommen. Leider gelingt mir das selten. Nicht nur das: Wie die Jahre zuvor bin ich auch noch am 14. Juli in meiner zweiten Heimat. Ich habe einige Marseilletage an ein regelmäßig dort Anfang Juli im Süden stattfindendes Seminar drangehängt — selbst schuld, denn mit diesem Reisemodus hab ich die Kracherei doppelt, statt keinmal.
Beim Gang in die Mittagsvorführung des zentral gelegenen Art house-Kinos fiel mir eine Menschentraube auf. Hier versorgten sich etliche Leute mit Pyrotechnischem, vermutlich illegal, denn meine Fotografiererei stieß auf kritische Blicke und Kommentare wegen ausbleibender Kunden.
Die Knaller hießen "trockene Pfürze" von le pet wie "der Pfurz".
Am Abend hatte ich die Wahl zwischen dem späten Film im Kino oder dem Picknick mit Freunden vor dem Palais du Pharo, das ich aus meiner Zeit als Marketing Manager des deutschen Filmverbandes AG DOK noch gut kenne. Ganz gleich, wo ich in diesen Stunden auch ging, stand oder saß, ohne Ohrenstöpsel lief gar nichts, denn das Gehör gehört zu den Arbeitsmitteln. Ich hätte auch erst ins Kino und dann zum Picknick gehen können oder andersrum.
Indes, an solchen Tagen bin ich nicht nur wenig auf Konversation aus, sondern auch ungern draußen unterwegs: Da ich ja wegen der Ohropax (boules quies) nichts höre, würde ich möglichen Bewurf mit Brandgefährlichem erst durch den Geruch bemerken.
Gerade lese ich meinen Eintrag von vor einem Jahr wieder. Wie sagte doch der olle Fritze Luft? Gleiche Stelle, gleiche Welle ...
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Fotos: C.E.
Donnerstag, 14. Juli 2011
Zwei Sprachen
Bir lisan, bir insan — iki lisan, iki insan.... lautet ein türkisches Sprichwort. Sinngemäß übersetzt bedeutet das: "Eine Sprache, ein Mensch — zwei Sprachen, zwei Menschen“.
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Zitate,
Zweisprachigkeit
Mittwoch, 13. Juli 2011
Luxus
Hochwertiges Zubehoer ist ein nicht weitzudenkender Teil Ihres Images ... Edelzubehoer guenstig... luxurioese Zeitmesser ohne viel ueberzubezahlen ... Luxus und Stil sind naeher geworden ... Qualitaet aller Modelle sowie Genuss von Ihrem Einkauf werden jedem Kaeufer garantiert ...
... war das Motto des diesjährigen Kunstfests 48 Stunden Neukölln in meiner Nachbarschaft |
Luxus, was ist das? Okay, für die Arbeit werfe ich mich in teures Zwirn und finde es immer noch unfair, dass Krankenschwestern, Ärzte, Bauarbeiter und wer sonst noch Berufskleidung trägt, diese und die damit zusammenhängenden Accessoires und Reinigungskosten von der Steuer absetzen können, wir aber nicht, weil angeblich die Gefahr besteht, dass wir mit den Klamotten auch privat rumlaufen könnten. Mal so unter uns: Ich kaufe mir keinen Boss-Anzug und kein Sander-Kostümchen im Monat, sonst müsste ich aufs Bücher, Theater und Reisen verzichten. Und wer will denn schon in der Freizeit in der empfindlichen Berufsuniform rumrennen? Darin ist kein Toben, kein Auf-den-Boden-Setzen und derlei möglich, und man muss permanent möglicherweise anwesende Minis ermahnen, einem mit Schmutz-, Farb-, Schokohändchen nicht zu nahe zu treten, nee, das ist nichts für mich.
Luxus ist für mich, Zeit zu haben zum Lesen, Schreiben und vor allem für die Menschen, die mir wichtig sind. Daher heute nur kurz ...
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Foto: C.E.
Dienstag, 12. Juli 2011
Dolmetscherwitze III
Witze über uns Sprachenkundige sind Legion. Das geht vom Kinderwitz über Sprach- und Gangsterwitze bis hin zum Blondinenwitz. Hier die Fortsetzung meiner kleinen Reihe.
Mutter Maus und Kind Maus auf der Flucht vor der Katze. Das Mausekind japst: "Gleich hat sie mich, ich kann nicht mehr!" Da dreht sich Mutter Maus um und bellt die Katze an. Katze bremst, faucht, macht auf der Hinterpfote kehrt und sich sogleich aus dem Staube. Darauf Mutter Maus: "Siehst Du? Wer Fremdsprachen spricht, ist klar im Vorteil!"
Foto: C.E. (Archiv/Heiners Halbkatz)
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Komisches
Montag, 11. Juli 2011
Montagshelden
Was für eine Hektik manchmal, die Arbeit im virtuellen Dolmetscher- und Übersetzergroßraumbüro! Dabei wollte ich neulich am Montag nur zum Schneider, eine kurze Übersetzung korrigieren und mit Muße ein Buch fertiglesen. Dann kam alles anders ...
Es war vorgesehen, dass Claire am Montagvormittag einen Lebenslauf übersetzt, doch ein Bandscheibenvorfall hindert sie daran. Schnell bekommt sie einen Craniotermin beim Arzt, Katia übernimmt das Projekt im Fluge, Anne liest am Ende gegen, weil Katia ab dem frühen Nachmittag ihre Töchter hüten muss. Dann schreibe ich zwei Kostenvoranschläge, die nicht warten können, die Zusage für einen Einsatz im September kommt rein, das übliche kurze Moment der Freude stellt sich ein, auch wenn's ein unterfinanzierter Kulturjob ist. Plötzlich fängt mein Apple-Standrechner zu brummen an, als wär' das Gerät ein Flugzeug kurz vor dem Start. Es ist heiß. Ich schalte den Rechner aus.
Ein Kunde ruft an, möchte noch heute die Geburtsurkunde seiner künftigen Frau übersetzt haben, so etwas mache ich selbst kaum noch. Ich fahre das Gerät wieder hoch, Kerstin ist gerade von der Neubeeidigung bei Gericht zurück, als der Mann bei ihr im Büro steht. Aus mir unerfindlichen Gründen werden wir manchmal mit der Heilsarmee verwechselt, denn der potentielle Kunde ist entsetzt als er erfährt, dass unsere Dienstleistung nicht kostenlos ist. Er geht unverrichteter Dinge. Nach kurzer telefonischer Rücksprache mit der eigenen Mutter steht der künftige Bräutigam fünf Minuten später wieder im Büro und erteilt den Auftrag doch. Ich habe jetzt eine halbe Stunde Pause: Kalte Luft für den Computer muss her, ich reiße alle Fenster auf, Durchzug muss her. Solche Dinge passieren immer genau dann, wenn der Zweitrechner im Nebenjob ist — er sichert Arbeitskopien im Filmschnitt ab, denn nebenberuflich (ko)produziere ich alle zwei Jahre einen Film.
Es ist Mittag. Ich fahre den großen Rechner wieder hoch, fange mit dem eigentlichen Tagewerk an, ich schleife drei Szenen einer ansonsten drehfertigen Drehbuchübersetzung. Zwei Stunden später essen wir gemeinsam in einem Café um die Ecke, dann muss Kerstin sich sputen, um ihr Töchterchen abzuholen. Ich habe heute kinderfrei und arbeite deshalb weiter an einem Drehbuch. Der Regieassistent, der mir eigentlich eine red-line version hätte senden sollen, also eine, in der alle zur Debatte stehenden Änderungen rot markiert sind, hatte die neuen Partien nicht ganz so akkurat wie angekündigt hervorgehoben. Die Produktionsfirma braucht den Text dringend, wir stehen kurz vor dem shooting script. Meine Arbeit ist also plötzlich umfangreicher als geplant. Und schon wieder klingt der Computer wie Flughafen — passenderweise, während ich gerade eine Szene am Flughafen Korrektur lese.
So habe ich also am späten Nachmittag die Gewissheit: Es ist der Lüfter, der gerade kaputtgeht. Der Rechner muss in die Werkstatt. Und das mitten in einer Abgabe bzw. kurz bevor da irgendwo in Deutschland ein deutsch-französisches Filmteam mit dem Dreh anfängt. Dann kommt noch die Absage eines Museums rein, für das ich vorletzte Woche einen Kostenvoranschlag geschrieben habe. Ich hatte dazu eine Stunde lang ausführlich das zu übertragende Dokument geprüft, eine fast nicht verständliche Audiodatei, um eine realistische Preiseinschätzung abgeben zu können. Ich setzte den Kultur-Stundensatz an, der mitunter bei nur 50 % des normalen Honorars liegen kann. Aber anscheinend können sich manche Berliner Museen keine Profis mehr leisten. Es wurde eine Studentin beauftragt.
Ich mache den "großen Apfel" wieder aus, hole für den Dolmetscheinsatz morgen ein Modellkleid und ein geändertes Kleid vom Schneider ab (und kein Model = Mannequin, wie es der Abholschein glauben macht), esse früh zu Abend — und beginne meine nächste Schicht. Es wird ein langer Abend: immer anderthalb Stunden arbeiten, dann das Gerät eine halbe Stunde abkühlen lassen ... und weiterarbeiten. Mal sehen, wie weit ich so komme. Kurz vor acht der Anruf von der Werkstatt: Das Ersatzteil ist bestellt, in zwei Tagen ist es da. Zum Glück hatte ich für den morgigen Dolmetschtermin lange Zeit im Voraus gelernt, so dass ich mir nur noch die Lexik ausdrucken und sie vor dem Schlafengehen wiederholen muss. Wir sind schon Montagshelden, und so banal ist manchmal ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag.
Ein Tag in der Kabine kann so aussehen.
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Foto: C.E.
Es war vorgesehen, dass Claire am Montagvormittag einen Lebenslauf übersetzt, doch ein Bandscheibenvorfall hindert sie daran. Schnell bekommt sie einen Craniotermin beim Arzt, Katia übernimmt das Projekt im Fluge, Anne liest am Ende gegen, weil Katia ab dem frühen Nachmittag ihre Töchter hüten muss. Dann schreibe ich zwei Kostenvoranschläge, die nicht warten können, die Zusage für einen Einsatz im September kommt rein, das übliche kurze Moment der Freude stellt sich ein, auch wenn's ein unterfinanzierter Kulturjob ist. Plötzlich fängt mein Apple-Standrechner zu brummen an, als wär' das Gerät ein Flugzeug kurz vor dem Start. Es ist heiß. Ich schalte den Rechner aus.
Heute abholen: Ein Model, ein Kleid |
Es ist Mittag. Ich fahre den großen Rechner wieder hoch, fange mit dem eigentlichen Tagewerk an, ich schleife drei Szenen einer ansonsten drehfertigen Drehbuchübersetzung. Zwei Stunden später essen wir gemeinsam in einem Café um die Ecke, dann muss Kerstin sich sputen, um ihr Töchterchen abzuholen. Ich habe heute kinderfrei und arbeite deshalb weiter an einem Drehbuch. Der Regieassistent, der mir eigentlich eine red-line version hätte senden sollen, also eine, in der alle zur Debatte stehenden Änderungen rot markiert sind, hatte die neuen Partien nicht ganz so akkurat wie angekündigt hervorgehoben. Die Produktionsfirma braucht den Text dringend, wir stehen kurz vor dem shooting script. Meine Arbeit ist also plötzlich umfangreicher als geplant. Und schon wieder klingt der Computer wie Flughafen — passenderweise, während ich gerade eine Szene am Flughafen Korrektur lese.
So habe ich also am späten Nachmittag die Gewissheit: Es ist der Lüfter, der gerade kaputtgeht. Der Rechner muss in die Werkstatt. Und das mitten in einer Abgabe bzw. kurz bevor da irgendwo in Deutschland ein deutsch-französisches Filmteam mit dem Dreh anfängt. Dann kommt noch die Absage eines Museums rein, für das ich vorletzte Woche einen Kostenvoranschlag geschrieben habe. Ich hatte dazu eine Stunde lang ausführlich das zu übertragende Dokument geprüft, eine fast nicht verständliche Audiodatei, um eine realistische Preiseinschätzung abgeben zu können. Ich setzte den Kultur-Stundensatz an, der mitunter bei nur 50 % des normalen Honorars liegen kann. Aber anscheinend können sich manche Berliner Museen keine Profis mehr leisten. Es wurde eine Studentin beauftragt.
Ich mache den "großen Apfel" wieder aus, hole für den Dolmetscheinsatz morgen ein Modellkleid und ein geändertes Kleid vom Schneider ab (und kein Model = Mannequin, wie es der Abholschein glauben macht), esse früh zu Abend — und beginne meine nächste Schicht. Es wird ein langer Abend: immer anderthalb Stunden arbeiten, dann das Gerät eine halbe Stunde abkühlen lassen ... und weiterarbeiten. Mal sehen, wie weit ich so komme. Kurz vor acht der Anruf von der Werkstatt: Das Ersatzteil ist bestellt, in zwei Tagen ist es da. Zum Glück hatte ich für den morgigen Dolmetschtermin lange Zeit im Voraus gelernt, so dass ich mir nur noch die Lexik ausdrucken und sie vor dem Schlafengehen wiederholen muss. Wir sind schon Montagshelden, und so banal ist manchmal ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag.
Ein Tag in der Kabine kann so aussehen.
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Foto: C.E.
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Alltag
Sonntag, 10. Juli 2011
Filmpädagogik ...
Filmherstellung, Filmkritik und Filmfestivalleben, dieser Tage fängt für mich wieder alles mit der Silbe "Film" an. Als Dolmetscherin bin ich nur einen Teil des Tages gefordert, arbeite entspannt und sommerlich leicht ... sogar bei Verbalakrobaten. In den Pausen schaue ich mich um, entdecke Formen, die nicht mit Sprache zu tun haben. Sonntagsbild!
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Foto: C. E.
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Sonntagsbilder
Samstag, 9. Juli 2011
Gegen Wortwolken
Nach anstrengenden Dolmetscheinsätzen habe ich oft Hirnnebel, darüber habe ich schon geschrieben. Die Wolken im Kopf erschweren den Alltag - und mitunter viele Nächte. Es fühlt sich an wie vor einer Entladung, die Worte sammeln sich im Oberstübchen, stauen sich an, können nicht raus, die Sprechgeschwindigkeit lässt nach, und anstatt in erholsamen Schlaf zu finden, träume ich entweder wild und wortlastig, oder die Hirnaktivität behindert den Einschlafprozess.
Kleiner Tipp dagegen: Texte hören. Ich habe immer eine Auswahl an Hörbüchern auf dem Rechner, Hörspiele (der BR hat ein tolles Archiv) oder meine Lieblingsradiosendungen von France Culture als Podcast. Von den MP3-Dateien wandert auch schon immer einiges aufs Handy, für den Erste-Hilfe-Einsatz nach getaner Arbeit JWD (janz weit draußen, sagt der Berliner, irgendwo unterwegs), denn das quälende Verdolmetschen von dummen U-Bahngesprächen oder Werbeslogans möchte ich mir ersparen.
France Culture höre ich übrigens seit meinem 15. Lebensjahr. Am Anfang habe ich nicht sehr viel verstanden, mit der Zeit änderte sich das. Ich habe damals den Sender sogar im UKW-Band entdeckt, und zwar in Schwaben, wo ich einige Jugendjahre "im Exil" verbracht habe. Aber das ist eine andere Geschichte ...
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Illustration: France Culture
Kleiner Tipp dagegen: Texte hören. Ich habe immer eine Auswahl an Hörbüchern auf dem Rechner, Hörspiele (der BR hat ein tolles Archiv) oder meine Lieblingsradiosendungen von France Culture als Podcast. Von den MP3-Dateien wandert auch schon immer einiges aufs Handy, für den Erste-Hilfe-Einsatz nach getaner Arbeit JWD (janz weit draußen, sagt der Berliner, irgendwo unterwegs), denn das quälende Verdolmetschen von dummen U-Bahngesprächen oder Werbeslogans möchte ich mir ersparen.
France Culture höre ich übrigens seit meinem 15. Lebensjahr. Am Anfang habe ich nicht sehr viel verstanden, mit der Zeit änderte sich das. Ich habe damals den Sender sogar im UKW-Band entdeckt, und zwar in Schwaben, wo ich einige Jugendjahre "im Exil" verbracht habe. Aber das ist eine andere Geschichte ...
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Illustration: France Culture
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Alltag,
Kopfeinsichten,
Link der Woche,
Tipps
Freitag, 8. Juli 2011
Kofferpacken
Wenn ich in den normalen Arbeitswochen einen Anruf für einen Kurzeinsatz außerhalb Berlins bekomme, bin ich in 25 Minuten startklar. Das liegt daran, dass das Reisen zu den geringeren Übungen im Privat- und Arbeitsleben von uns Dolmetschern zählt. Sonst lasse ich mir gerne Zeit — und ich habe meine Tricks.
Kofferpacken kann dauern. Im Juli bin ich regelmäßig in Marseille bei einem Sommerseminar, für das ich vor allem als Dozentin, daneben auch ein bisschen als Dolmetscherin tätig bin. Mein Gepäck stelle ich mir im Vorfeld nebenbei zusammen. In einer Ecke der Kleiderkammer öffnet das gefräßige Koffermonstrum über Tage seinen Schlund — und ich werfe immer wieder etwas hinein. Das kann das Nachtetui sein, ein kleines Täschchen mit Schlafsachen wie Augenmaske, Ohrenstöpseln, die Nasencreme mit Meersalz (hilft bei trockenen Schleimhäuten nach Tagen an klimaanlagenkühlen Orten, ein Doppel ist bei den Schminksachen im Rucksack), einige aromatische Essenzen, die ein Heimatgefühl vermitteln usw., oder aber die Fächer, die ich letztens gekauft habe, weil es im Sommer in Frankreich in nicht runtergekühlten Räumen schon sehr heiß werden kann.
Wichtig sind Packtaschen, die ich bereits letztes Jahr kurz erwähnte. Sie schützen die Kleidung und helfen am Zielort, alles mit nur einem Griff zu haben. Da ich oft mit mobiler Dolmetschtechnik reise, muss ich zudem meine persönlichen Siebensachen auf ein Minimum beschränken. Die Packtaschen stecke ich dann so, dass sie den Dolmetschkoffer im Reisekoffer abfedern.
Stets reisefertig steht mein Kulturbeutel mit den kleinen Fläschchen im Schrank, in die ich umfülle, was ich zuhause auch verwende, das Ganze schon seit langem im Klarsichtbeutel, das ist praktisch.
Die Garderobe muss pflegeleicht, kombinierbar und knitterarm sein. Was doch von der Reise Falten gekriegt hat, hänge ich am Zielort über die Wanne, dann genehmige ich mir am Abend ein heißes Bad, wobei ich das Wasser nicht gleich danach ablasse.
So, jetzt kommen noch schnell bequeme und elegante Schuhe in die Schuhbeutel. Der Erwerb solcher Luxustreter ist immer eine kostspielige Sache, aber ich kann es mir nicht leisten, dass mir leidende Füße im Job Energie rauben. Dann den Klapprechner in seine Lederhülle, Schreibzeug (ein kleines best book, Füller, Patronen) und Kopfhörer fürs Skypen mit Zuhause in eine kleine Stoffhülle gepackt, das kommt dann ins Täschchen für die Extras, das ebenfalls ultraleicht ist und mit daran festgemachten Trägern als feine Handtasche durchgehen könnte.
Am Ende noch den Kühlschrank putzen und die Wäsche zusammenlegen. Ans Blumengießen muss ich zum Glück nicht denken, das macht die Mitbewohnerin dieses Sommers ...
Kofferpacken kann dauern. Im Juli bin ich regelmäßig in Marseille bei einem Sommerseminar, für das ich vor allem als Dozentin, daneben auch ein bisschen als Dolmetscherin tätig bin. Mein Gepäck stelle ich mir im Vorfeld nebenbei zusammen. In einer Ecke der Kleiderkammer öffnet das gefräßige Koffermonstrum über Tage seinen Schlund — und ich werfe immer wieder etwas hinein. Das kann das Nachtetui sein, ein kleines Täschchen mit Schlafsachen wie Augenmaske, Ohrenstöpseln, die Nasencreme mit Meersalz (hilft bei trockenen Schleimhäuten nach Tagen an klimaanlagenkühlen Orten, ein Doppel ist bei den Schminksachen im Rucksack), einige aromatische Essenzen, die ein Heimatgefühl vermitteln usw., oder aber die Fächer, die ich letztens gekauft habe, weil es im Sommer in Frankreich in nicht runtergekühlten Räumen schon sehr heiß werden kann.
Wichtig sind Packtaschen, die ich bereits letztes Jahr kurz erwähnte. Sie schützen die Kleidung und helfen am Zielort, alles mit nur einem Griff zu haben. Da ich oft mit mobiler Dolmetschtechnik reise, muss ich zudem meine persönlichen Siebensachen auf ein Minimum beschränken. Die Packtaschen stecke ich dann so, dass sie den Dolmetschkoffer im Reisekoffer abfedern.
Stets reisefertig steht mein Kulturbeutel mit den kleinen Fläschchen im Schrank, in die ich umfülle, was ich zuhause auch verwende, das Ganze schon seit langem im Klarsichtbeutel, das ist praktisch.
Die Garderobe muss pflegeleicht, kombinierbar und knitterarm sein. Was doch von der Reise Falten gekriegt hat, hänge ich am Zielort über die Wanne, dann genehmige ich mir am Abend ein heißes Bad, wobei ich das Wasser nicht gleich danach ablasse.
So, jetzt kommen noch schnell bequeme und elegante Schuhe in die Schuhbeutel. Der Erwerb solcher Luxustreter ist immer eine kostspielige Sache, aber ich kann es mir nicht leisten, dass mir leidende Füße im Job Energie rauben. Dann den Klapprechner in seine Lederhülle, Schreibzeug (ein kleines best book, Füller, Patronen) und Kopfhörer fürs Skypen mit Zuhause in eine kleine Stoffhülle gepackt, das kommt dann ins Täschchen für die Extras, das ebenfalls ultraleicht ist und mit daran festgemachten Trägern als feine Handtasche durchgehen könnte.
Am Ende noch den Kühlschrank putzen und die Wäsche zusammenlegen. Ans Blumengießen muss ich zum Glück nicht denken, das macht die Mitbewohnerin dieses Sommers ...
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Donnerstag, 7. Juli 2011
Demotivierung
Sechs oder sieben Begriffe erfasst unser Kurzzeitgedächtnis, die Behaltensspanne liegt bei 20 Sekunden. So steht es in jedem Lehrbuch. Dolmetscher trainieren daher ständig ihre Notizentechnik, um sich beim konsekutiven, also zeitversetzten, Dolmetschen Details zu notieren.
Dass die Kapazität des Gehirns begrenzt ist, merkt jeder, der einfach nur mal versucht, konsekutiv aus der deutschen Sprache in die deutsche Sprache zu "übertragen", also möglichst getreu zeitversetzt das wiederzugeben, was eine zweite Person oder ein audiovisuelles Medium zuvor des längeren 'erzählt' hat. Zur Überprüfung der Unterschiede empfehle ich den Mitschnitt beider Versionen mit Handy oder Diktiergerät.
Wessen Gehirn dauerhaft überlastet ist, der fühlt sich in der Regel recht bald demotiviert. Neulich erhielt ich wieder eine MP3-Aufnahme mit der "Dolmetscherleistung" eines Berliner Journalisten, der sich bei journalistischen Interviews von französischsprachigen Filmstars erst für Dolmetscheinsätze vor Journalistenkollegen von den Verleihern bezahlen lässt, am Ende noch zwei, drei eigene Fragen stellt und über den selben Star dann einen natürlich nicht als Werbung gekennzeichneten Hörfunkbeitrag bei ein bis drei öffentlich-rechtlichen Sendern absetzt. Der Tonfall des improvisierten Dolmetschers klang derart lustlos und unmotiviert, dass es mich beim Zuhören schmerzte. Und von sechs oder sieben Begriffen hörte ich maximal drei.
Ich hoffe mal sehr, dass sich die schlechte Laune nicht auf die anwesenden Journalisten und den Star übertragen hat.
______________________________
Foto: C.E. (Archiv)
Dass die Kapazität des Gehirns begrenzt ist, merkt jeder, der einfach nur mal versucht, konsekutiv aus der deutschen Sprache in die deutsche Sprache zu "übertragen", also möglichst getreu zeitversetzt das wiederzugeben, was eine zweite Person oder ein audiovisuelles Medium zuvor des längeren 'erzählt' hat. Zur Überprüfung der Unterschiede empfehle ich den Mitschnitt beider Versionen mit Handy oder Diktiergerät.
Wessen Gehirn dauerhaft überlastet ist, der fühlt sich in der Regel recht bald demotiviert. Neulich erhielt ich wieder eine MP3-Aufnahme mit der "Dolmetscherleistung" eines Berliner Journalisten, der sich bei journalistischen Interviews von französischsprachigen Filmstars erst für Dolmetscheinsätze vor Journalistenkollegen von den Verleihern bezahlen lässt, am Ende noch zwei, drei eigene Fragen stellt und über den selben Star dann einen natürlich nicht als Werbung gekennzeichneten Hörfunkbeitrag bei ein bis drei öffentlich-rechtlichen Sendern absetzt. Der Tonfall des improvisierten Dolmetschers klang derart lustlos und unmotiviert, dass es mich beim Zuhören schmerzte. Und von sechs oder sieben Begriffen hörte ich maximal drei.
Ich hoffe mal sehr, dass sich die schlechte Laune nicht auf die anwesenden Journalisten und den Star übertragen hat.
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Foto: C.E. (Archiv)
Kategorien:
Am Wegesrand aufgelesen
Mittwoch, 6. Juli 2011
Weltkusstag
Übersetzerisch ist der Kuss übrigens nicht ohne. Die Franzosen lieben ja ihre bise, ihren Wangenkuss, der keinesfalls auf Tuchfühlung aus oder gar nass sein darf. Entsprechend viel wird in Drehbüchern geküsst und auch schon mal ein Kuss mitgeschickt als Gruß. Als Übersetzerin/Dolmetscherin muss ich dann immer sortieren: Wo sind die Figuren gerade in ihrer Beziehung? Heißt es "geküsst", "einen Kuss auf die Wange", "umarmt", "geknüffelt" usw.
Oder der da: zwei Brüder, die fast miteinander verfeindet sind, da will der eine Normalität einfordern. Auf Französisch sagt er: "Tu m' fais pas la bise ?" (Das ne, das vor dem Verb faire eigentlich stehen sollte, fällt umgangssprachlich oft weg.)
Auf Deutsch wird daraus: "Begrüßt du mich gar nicht?"
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Foto: C.E.
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Sex (sells),
Sprachschatz
Dienstag, 5. Juli 2011
Unterschiede
Was ist der Unterschied zwischen einem Journalisten, einem Wissenschaftler und einem Dolmetscher?
Man hält ihnen nacheinander ein Mikrophon hin, der Journalist fängt sofort an zu reden, der Wissenschaftler überdenkt erneut alles — und der Dolmetscher hört erst einmal zu.
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Quelle: selbst
Man hält ihnen nacheinander ein Mikrophon hin, der Journalist fängt sofort an zu reden, der Wissenschaftler überdenkt erneut alles — und der Dolmetscher hört erst einmal zu.
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Quelle: selbst
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Am Wegesrand aufgelesen,
Zitate
Montag, 4. Juli 2011
Es kommt der Tag
Heute Abend, 22.45 Uhr, bringt die ARD einen Film, den eine Kollegin und ich als Übersetzerinnen intensiv begleiten durften. Programmtipp!
Oft schrieb ich hier über Fragen, die uns bei der Vorbreitung von "EskoT" beschäftigten, wie der Film "Es kommt der Tag" von Susanne Schneider produktions- und übersetzerinnenintern hieß. Mal wurde die Frage erörtert, wie lange ein Hase braucht, um gar zu sein, mal ging's um geschnitten Brot (oder eben nicht).
Durch die intensive Beschäftigung mit den Drehbüchern können wir nachher immer ein Großteil der Filme mitsprechen. Live verdolmetschte oder übertitelte Theaterstücke wirken auch nach Jahren auf mich gleich.
Mehr zu "Es kommt der Tag" steht in einem früheren Blogeintrag; vor allem aber empfehle ich die Lektüre des exzellenten Texts zum Film von Sascha Keilholz auf critic.de.
Durch die intensive Beschäftigung mit den Drehbüchern können wir nachher immer ein Großteil der Filme mitsprechen. Live verdolmetschte oder übertitelte Theaterstücke wirken auch nach Jahren auf mich gleich.
Mehr zu "Es kommt der Tag" steht in einem früheren Blogeintrag; vor allem aber empfehle ich die Lektüre des exzellenten Texts zum Film von Sascha Keilholz auf critic.de.
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Foto: Wüste Film Ost/filmtank Hamburg/Wüste
Film West/Unlimited/SWR/WDR/ARTE
Sonntag, 3. Juli 2011
Sommerpause
Nicht der Blog macht eine Sommerpause, der Sommer macht Pause. In der Zwischenzeit hier ein Sommerbild aus der vergangenen Woche, genauer: vom Abend des letzten Schultags. Licht stimmt, Motiv auch, ist nur ein bisschen unscharf. Der (mir nicht bekannte) Mini geriet mir eher flüchtig vor Auge und Linse. Er wurde von französischen Freunden als uber-cool bezeichnet, was doch tatsächlich auch "über" ausgesprochen wird, denn auf Französisch benötigt das "u" keine Pünktchen, um wie "ü" zu klingen. (In Worten eines kundigen deutsch-französischen Minis: En France, le "u" fait "ü" tout seul. — In Frankreich macht das "u" ganz von alleine "ü".)
Und nun nochmal der vollständige französische Satz, denn erst so wird die Vermischung mit Deutsch und Englisch richtig drollig: T'as vu le petit bonhomme ? Il est vraiment uber-cool, celui-là !
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Foto: C. Elias
Und nun nochmal der vollständige französische Satz, denn erst so wird die Vermischung mit Deutsch und Englisch richtig drollig: T'as vu le petit bonhomme ? Il est vraiment uber-cool, celui-là !
Minigolfen am Landwehrkanal |
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Foto: C. Elias
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Sonntagsbilder
Samstag, 2. Juli 2011
Bufdi ahoi!
Kaum ist der "Zivi" von der Bildfläche verschwunden, denn am 1. Juli endete mit dem Militärdienst auch der Zivildienst und die Zivildienstleistenden, kurz Zivis, haben sich aus den sozialen Einrichtungen und aus der Behinderten- und Altenbetreuung verabschiedet, da tritt auch schon der "Bufdi" auf den Plan. Ein bisschen gekünstelt wirkt der Begriff auf mich schon, echte Spitznamen brauchen Zeit. Hier wurde offenbar unter Hochdruck gebastelt, um die Bundesfreiwilligendienstleistenden zu benamsen.
Bufdi - ran ans Leben, lautet der Slogan der Diakonie in Baden.
Die Presse hat den Begriff gleich übernommen: "Erster Bufdi bundesweit" überschrieb die Pforzheimer Zeitung vorgestern einen Artikel. Und das Netz zeigt bereits viele Suchergebnisse zum Begriff an:
Ob sich der Neologismus einbürgert?
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Foto: Diakonie Baden
Bufdi - ran ans Leben, lautet der Slogan der Diakonie in Baden.
Die Presse hat den Begriff gleich übernommen: "Erster Bufdi bundesweit" überschrieb die Pforzheimer Zeitung vorgestern einen Artikel. Und das Netz zeigt bereits viele Suchergebnisse zum Begriff an:
aufgerufen am 1. Juli, 15.00 Uhr |
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Foto: Diakonie Baden
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Link der Woche
Freitag, 1. Juli 2011
Schreibstube
Wie machst Du das, fast täglich an Deinem Blog weiterzuschreiben?, werde ich oft gefragt. Nichts einfacher als das. Mir fallen jeden Tag mindestens drei neue Einträge ein, und das Fotografieren geht mir auch leicht von der Hand. Ich notiere dann oft nur ein, zwei Sätze und es geht weiter.
Die knappen Textnotizen sind gut, und sie haben ihre Tücke. Wenn ich mir beim Übersetzen von Texten einen Wolf geschrieben habe, also sagen wir mal deutsche Sätze mit französischer Grammatik und Wortwahl fabriziere, suche ich mir rasch einen Entwurf raus und formuliere maximal 20 Minuten lang weiter, mehr ist das täglich nicht. Zwischen dem Korrekturlesen von Texten, die ich irgendwann mal auswendig kann, ich meine die für den Beruf, nehme ich mir das Selbstgeschriebene vor, um mich wieder "klar" zu kriegen. Es ist wie der Schluck Wasser zwischen Milcheis und Sorbet beim eleganten Glacier ... Indes: Wenn ich Pech habe, weiß ich Monate später nicht mehr, wo ich mit meiner Blogeintragsnotiz hinwollte, soviel zur Tücke.
Oft illustriere ich meine Texte. Das Raussuchen der Fotos aus meinem Bestand ist eine Erholung für mich, erlaubt es mir doch, jenseits von Sprache(n) zu denken. Diese Zeit zähle ich nicht. Fotografieren ist mein Hobby. Ich knipse möglichst unauffällig und in vielen Lebenslagen. Selten inszeniere ich ein Bild; demnächst brauche ich eine bessere Kamera.
Das Schreiben von großen Texten, sei es als Wissenschaftlerin, Journalistin oder Autorin, erfordert Recherche, Nachdenken und Planung — und ausreichend große, zusammenhängende Zeitphasen. Der Vorteil beim Blog: Mein Alltag ist die Recherche. Manches belege ich in der "Endfertigung" noch durch Netzfunde oder kläre Hintergründe ab, that's all.
So entstand durch mein nulla dies sine linea der letzten Jahre der Wunsch nach mehr. Außerdem ist in den ruhigen Sommerwochen, in denen ich vor allem die Liste der noch halbwegs verständlichen Blogeintragsstichworte abarbeite (und damit auch die Themen der Aufträge Revue passieren lasse), mein Gehirn nicht selten etwas unterbeschäftigt.
Daher habe ich Sommer 2009 ein Kinderbuch konzipiert, es ist der Französischlernkrimi "Les paquets mystérieux". Sommer 2010 habe ich geschrieben, das Büchlein kam letztes Frühjahr raus. Die Schreibarbeit ging übrigens mit dem gleichen Tempo vonstatten wie das Übersetzen von Drehbüchern, täglich vier Stunden, die ersten vier Stunden des Arbeitstages, und nach einem knappen Monat war der Text "im Kasten".
Jetzt sortiere ich im Geiste fürs nächste, dabei werde ich mich der Mittel dokumentarischen Arbeitens bedienen, um eine Novelle zu schreiben. Das Buch hat mit Kinder- und Jungsstreichen zu tun, die möglichst zeitunabhängig sein sollen, damit Kids von heute sie auch verstehen, oder stark zeitgebunden, denn die Geschichte spielt in der Zeit der 20-er bis 40-er Jahre. Keine einfache Zeit, und Erinnerungen, die verschwinden, umso wichtiger ist es, jetzt die Streiche der Eltern und Großeltern von Freunden und Bekannten zu sammeln. Seit sich langsam rumspricht, dass ich die suche, bekomme ich immer mal wieder eine Mail dazu. Manches werde ich ab Herbst auch filmisch dokumentieren. Mal sehen, wann ich das Ergebnis in gedruckter Form hier vorstellen kann.
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Bilder (durch Anklicken vergrößern): privat
Kinder- und Jungsstreiche erreichen mich
über: caroline@adazylla.de
Einsender erhalten von mir ein vergrößertes
Foto, das zu ihrer Geschichte passt.
Bei diesen Fotos ging's nur um den Erhaltungszustand ... |
Oft illustriere ich meine Texte. Das Raussuchen der Fotos aus meinem Bestand ist eine Erholung für mich, erlaubt es mir doch, jenseits von Sprache(n) zu denken. Diese Zeit zähle ich nicht. Fotografieren ist mein Hobby. Ich knipse möglichst unauffällig und in vielen Lebenslagen. Selten inszeniere ich ein Bild; demnächst brauche ich eine bessere Kamera.
... für eine eventuelle Restauration |
So entstand durch mein nulla dies sine linea der letzten Jahre der Wunsch nach mehr. Außerdem ist in den ruhigen Sommerwochen, in denen ich vor allem die Liste der noch halbwegs verständlichen Blogeintragsstichworte abarbeite (und damit auch die Themen der Aufträge Revue passieren lasse), mein Gehirn nicht selten etwas unterbeschäftigt.
Daher habe ich Sommer 2009 ein Kinderbuch konzipiert, es ist der Französischlernkrimi "Les paquets mystérieux". Sommer 2010 habe ich geschrieben, das Büchlein kam letztes Frühjahr raus. Die Schreibarbeit ging übrigens mit dem gleichen Tempo vonstatten wie das Übersetzen von Drehbüchern, täglich vier Stunden, die ersten vier Stunden des Arbeitstages, und nach einem knappen Monat war der Text "im Kasten".
Wem sagt der Name/Schriftzug dieser Signatur etwas? |
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Bilder (durch Anklicken vergrößern): privat
Kinder- und Jungsstreiche erreichen mich
über: caroline@adazylla.de
Einsender erhalten von mir ein vergrößertes
Foto, das zu ihrer Geschichte passt.
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