Ich weiß nicht, was anstrengender ist, bei größter Hitze zu dolmetschen oder klimaanlagenunterkühlt zu reisen. In Marseille war's heiß, 31-34 Grad Celsius, dazu wehte leichter Wind vom Meer. (In Berlin war's heißer, 35-40 Grad und kaum Wind. Wir sind aus dem heißen Berlin ins kühle Südfrankreich geflohen, komischer Satz.)
Egal ob in der U-Bahn oder im alten Lichtspieltheater, Fächer waren in Südfrankreich überall im Einsatz. Wir saßen die meiste Zeit im Schatten oder im Kino. Anders als der alte Festivalpalast - außerhalb des Festivals ist das Haus 'nur' Theater - hatte der Spielort für die Wiederholungen eine Klimaanlage. Fächer sowie Strickjacke und Pashmina gehörte also zur Ausstattung weiblicher Festivalgäste. So war die Sache erträglich.
Wirklich gelitten habe ich nur auf der Rückfahrt. Nach dem Vorbild der russischen Puppen hatte ich den (Dolmetscher-)Koffer in den (Reise-)Koffer gepackt und Packtaschen drumherum drapiert.
Damit ich das 25,4 Kilogramm schwere Koffermonstrum nicht so viele Treppen würde schleppen müssen, nahm ich den Zubringerbus Marseille-Flughafen Nizza. Der pfiffige Büffel, wie der französische Verkehrsdienst heißt, sah dieser Tage rot, also nahm ich sicherheitshalber einen Bus früher, was bei dieser Linie drei Stunden (!) früher bedeutete. Im Bus las und lernte ich noch.
Am Flughafen drohte ich einzuschlafen, frischer Orangensaft konnte mich gerade noch so wach halten.
Im Flugzeug und Taxi hatte ich auf Autopilot gestellt. Der Flug war zu allem Überfluss verspätet. 12 Stunden nach Verlassen des Tagungshauses kam ich zuhause an — mit bösen Schluckbeschwerden. Habe ich schon gesagt, dass ich zu kalt eingestellte Klimaanlagen hasse?
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