Heute geht es um: Wer wir sind. Was wir machen.
Nicht weniger und nicht mehr. Das scheint mir mal wieder geboten, denn unlängst wollte eine Dame, die im Namen einer Jobsuchmaschine schrieb, mit mir "Links" tauschen. Nun denkt sich bei einem solchen Namen der arglose Leser doch: ich guck mal rein, vielleicht gibt's da interessante Jobs. Und wer inseriert dort auf Kundensuche, statt Dolmetschjobs feilzubieten? Die Mega-Agenturen mit ihren bezahlten Google-Ads, großen Büros in repräsentativen Lagen oder aggressiver Pressearbeit à la "Communicatio Universalis hat die 40. deutsche Filiale im Franchising-Modell eröffnet. Der deutsche Marktführer Communicatio Universalis ist bald in jeder Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern vertreten!"
Viele dieser Übersetzer- und Dolmetscherfirmen werden gar nicht von Fachkollegen geleitet, sondern von Kaufleuten. Und die müssen vorab für den Namen zahlen, ähnlich wie jene, die Sandwiches der Marke métro (oder so) feilbieten wollen: hier eine hohe Summe für die Innenausstattung, dort ein Betrag, der dem Jahresumsatz eines mittleren Einzelkämpferbüros entspricht, muss der Unternehmer in Spe aus eigener Tasche vorstecken, um sich das Label zu kaufen, und später regelmäßig Franchisegebühren an den Erfinder der Marke abführen. Zurück zur Sprachdienstleistung: Damit solch ein Büro läuft, wird Geld für die Umlaufmittel aus den Honoraren abgezweigt, eine Agenturgebühr. Kurz, bei Franchisebüros zahlt derjenige, der am Ende der Kette hängt, doppelt: der Übersetzer (der natürlich in den meisten Fällen eine Übersetzerin ist). Bei den anderen großen Agenturen zahlt sie oder er 'nur' einmal.
So schrieb ich denn auch als Antwort auf die Anfrage jener Jobportal-Dame: "Es ist nicht mein Anliegen, auch nur indirekt für Platzhirschen zu werben, die zahlreich auf Ihrer Plattform annoncieren und 30 – 60 % des Dolmetscherhonorars als “Vermittlungsgebühr” einbehalten."
Die Absenderin der sicher gutgemeinten Mail weiß vermutlich nicht, was Dolmetscher sind und wie wir arbeiten. Wir sitzen in einer sehr kleinen Nische der hochgradig Spezialisierten – und keiner unserer Kunden würde auf den Gedanken kommen, für eine Konferenz seine Dolmetscher über ein Jobportal oder eine Zeitarbeitsfirma zu suchen!
Deshalb engagieren wir uns als Kolleginnen immer dann füreinander, wenn ein Auftrag mit einer Sprachkombination ins Haus steht, den der Einzelne nicht oder nicht allein abdecken kann. Wir sind ein Netzwerk von Übersetzern und Dolmetschern (der weibliche Begriff sei jetzt mal hier mitgedacht), die sich gegenseitig vertreten.
Zum Schluss noch eine Richtigstellung in Sachen "Agenturgebühr", die kennen nämlich auch wir. Fällt besonders viel Extraarbeit für die Vermittlerin/den Vermittler an, Formatierung (Drehbücher!), Korrekturlesen, Anpassen von Fachtermini, so zahlen wir uns auch ein gesondertes Honorar, meist übersteigt das aber nicht die 10 %, die wir uns ohnehin für Vermittlung und Abwicklung gegenseitig gutschreiben. Manchmal aber nicht mal die ... bei Nachwuchsfilmprojekten oder gnadenlos Unterfinanziertem lassen wir das sein. Wir sind halt selbst nicht nur vom Fach, sondern stecken selbst zugleich auch in der Haut desjenigen, der die Arbeit am Ende auch macht.
1 Kommentar:
Diese Agenturen sind wirklich schlimm. Ich kenne im Münchner Raum einige Leute, die für solche Agenturen gearbeitet haben und praktisch alle sind nach 2-3 Jahren ausgebrannt ausgeschieden und sind auch danach nicht mehr als Übersetzer tätig gewesen, sonder haben die Branche gewechselt. Gerade beim Nachwuchs, den diese Agenturen gerne ködern, wird so ein katastrophaler Kahlschlag betrieben.
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