Donnerstag, 21. Oktober 2010

Tagesrhythmen

Gestern morgen schrieb ich, dass ich neue Aufträge suche, und prompt rief für einen Blitzauftrag das kanadische öffentlich-rechtliche Fernsehen an, für das ich seit sieben Jahren als Dolmetscherin und Rechercheurin arbeite. So mag ich das! (Und es war reiner Zufall ...)

Also hatte ich kurzfristig einen Recherchetag - und durfte mal wieder spüren, wie sehr die französischen und deutschen Arbeitszeiten nicht zueinander passen.

Ich fange gern um 10.00 Uhr morgens an, so habe ich morgens Zeit für langsames Aufwachen, eigene Texte, Sport. Für deutsche Büroverhältnisse ist das oft schon eine Stunde zu spät, die aber gestern nicht aufzuholen war, weil die erste Redaktionsbesprechung mit der in Paris ansässigen Europa-Korrespondentin auch erst nach zehn Uhr stattfand. Anschließend knüppelte ich mit Recherchen, Anfragen, Mails, Nachhaken durch bis viertel nach zwölf, wurde ausgebremst, weil dann in Bayern schon "wegen Tischzeit" niemand mehr zu erreichen war. Die französische Mittagspause geht später los und dauert gern auch mal länger, ist mitunter mit Arbeitsessen verbunden. An normalen Tagen, wenn ich nicht den Patensohn aus der Schule abhole, halte ich mich gern an diese Zeiten und schlafe vor drei Uhr sogar noch ein klitzekleines Viertelstündchen. Nach 15.00 Uhr erreiche ich in Frankreich wieder problemlos meine Ansprechpartner.

Habe ich aber wie gestern noch deutsche Namen auf der Liste, müsste ich mich sputen, denn nach halb vier, vier sind die ersten deutschen Büros verwaist. An langen Recherchetagen wie dem gestrigen halte ich die Pause kurz, telefoniere in der deutschen Mittagspause mit den Franzosen, in der französischen mit den Deutschen - und esse nur ein Butterbrot.

Und während sich Stunden später viele Deutsche auf dem Weg in den Feierabend befinden, legen die Kollegen in Frankreich nochmal los - Telefonate mit Paris um 18.00, 19.00 Uhr sind keine Seltenheit. Dann schreibe ich noch meine aufgeschobenen Mails, übersetze falls nötig meine Telefonprotokolle bzw. das, was ich nicht beim deutschen Telefonat direkt auf Französisch niedergeschrieben hab ... und gehe als allerletzte in den wohlverdienten Abend.

Schon ganz schön anstrengend, diese nicht zusammenpassenden Tagesrhythmen!

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Foto: Detail von meinem Vokabel-
lernschreibtisch

2 Kommentare:

G. H. hat gesagt…

Braves Mädchen ;-)
Schönes WE, Gruß, G.

caro_berlin hat gesagt…

Danke :-)
War arbeitsam verbracht, daher morgen: Ab in den health spa!
Bis Freitag also!