Beim Dolmetschen von Interviews gibt es so viele "Versuchsanordnungen", dass kaum ein Einsatz dem anderen gleicht.
Ist ein richtiges Gespräch zwischen Interviewtem und Fragendem gewünscht, dolmetsche ich simultan. Dazu sitze ich im Nebenraum und habe das Kamerabild auf dem Monitor. Wenn nichts danebengeht wie einst beim Interview mit Uli Wickert, das ein Team aus Frankreich drehte: Das Design-Hotel am Berliner Gendarmenmarkt, das die Produktionsfirma ausgesucht hatte, war akustisch eine Katastrophe, also fand ich mich auf dem Hotelflur wieder und sah nur die Hotelgäste und die Putzfrauen, die an mir vorbeiliefen.
Bei den Kollegen aus Kanada saßen wir hintereinander wie im Bus — und ich übertrug alles konsekutiv, also in die Sprechpausen hinein, unterstützt von Notizen. Hier hatten wir großes Glück, denn trotz Berlinmarathon und langem Zögern der Gesprächspartner war es möglich, eine verbindliche Atmosphäre aufzubauen, die dann neue Erkenntnisse und Einblicke brachte. Im Vorfeld hatte ich zusammen mit einer Kollegin viel recherchiert.
An der Wanderdüne |
Anspruchsvoll ging es auch beim Interview im Bordell und im Folterkeller zu, wir haben fürs kanadische Fernsehen über das Prostitutionsgesetz gearbeitet. Offengestanden waren mir auf dieser Drehreise am Ende die WM-Fußballfans doch lieber.
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Foto: C.E.
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