Dienstag, 22. Juli 2025

Wortmuseum (43)

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Als Dol­met­sche­rin für die fran­zö­si­sche Spra­che mit Deutsch als Mut­ter­spra­che blog­ge ich hier seit 2007. Ich dol­met­sche auch En­g­lisch → Fran­zö­sisch, und ich über­set­ze in die deut­sche Spra­che, die Kol­le­gin mit Ziel­spra­che EN. Ganz ak­tu­ell: Wör­ter­mu­se­um.

Über­mor­gen "bre­chen" auch in Ber­lin die Gro­ßen Fe­ri­en aus (aus­bre­chen, das Verb wird sonst nur in Zusam­men­hang mit Krie­gen, Seu­chen und Ge­fäng­nis­in­sas­sen ge­braucht). Für man­che El­tern be­ginnt da­mit ei­ne Kri­sen­zeit, denn sie müs­sen die Gö­ren ver­pla­nen.

Frü­her war das ein­fa­cher. Da sind wir bei schö­nem Wet­ter nach dem Früh­stück raus, im­mer ei­n But­ter­brot und ei­nen Ap­fel in der Ta­sche, und wenn die Kirch­turm­uhr die sound­so­viel­te Stun­de ge­schla­gen hat (zu an­de­ren Jah­­res­zei­ten: wenn’s dun­kel wur­de), muss­ten wir zu­rück sein. Ich idea­li­sie­re. Aber nur ein biss­chen.

Wald­frei­zeit und Stadt­rand­er­ho­lung gab es da­mals, gibt es auch heu­te, mit ziem­lich ex­akt die­sen Zei­ten. Und für schlech­tes Wet­ter hat­ten wir Stie­fel, Re­gen­ho­se und Frie­sen­nerz. Es ist klar, heu­te geht’s um:
           
               Das gu­te Wet­ter

   

... das der­ma­leinst Son­ne satt und ab und zu Wol­ken war, da­mit es auch noch wo­an­ders aus­zu­hal­ten war als im Schwimm­bad. Heu­te müs­sen wir wohl Schiet­wet­ter als gu­tes Wet­ter ver­bu­chen, Welt­un­ter­gangs­licht, fet­te Wol­ken, so­fern nicht zu vie­le Li­ter auf ei­nen Qua­drat­me­ter fal­len und es über Ta­ge reg­net, da­mit der Bo­den Was­ser über­haupt auf­neh­men kann.

Der in­ne­re Schwei­ne­hund, nen­nen wir ihn Wal­di, wird in je­der Re­gen­pau­se im­mer um den Block ge­jagt. Ein­mal um den Block ge­hen, ein­mal ums Car­ré, sag­ten mei­ne El­tern frü­her. Ich könn­te auch sa­gen: spa­zie­ren ge­hen, fla­nie­ren, sich er­ge­hen, ei­ne Run­de Luft schnap­pen als wür­de sie sich ent­zie­hen.

Nach et­was "schnap­pen", das ma­chen die Wal­dis die­ser Welt, wenn wir ih­nen eine Wurst hin­hal­ten. Das ma­chen wir Menschen mit bei­den Hän­den, da­zu fällt mir der Braut­strauß ein: Die Braut dreht sich mit dem Rü­cken al­len un­ver­hei­ra­te­ten Gäs­ten zu und wirft den Strauß in ho­hem Schwung hin­ter sich: Wer ihn schnappt, ist die nächs­te Braut oder der nächs­te Bräu­ti­gam.

Man kann je­man­dem et­was weg­schnap­pen, ei­nen Job, ei­nen Mit­men­schen, ein "Schnäpp­chen", das das dann "ge­macht" wird, ir­gend­wel­che be­son­ders preis­güns­tige Wa­re, von der es nur noch we­nig gibt. Aber das "Luft­schnäpp­chen" gibt es nicht, so na­he­lie­gend es wä­re.

Am Abend, nach dem or­dent­li­chen Land­re­gen, riecht die Luft wie frisch ge­wa­schen. Wo sind die Gum­mi­stie­fel? Wal­di, der Schwei­ne­hund will nicht raus und sträubt sich. Ich zie­he ihn an der Lei­ne hin­ter mir her.

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Idee: H.F.

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