Donnerstag, 31. Juli 2025

Landschaftsmalerei

Bien­ve­nue auf den Sei­ten ei­ner Sprach­ar­bei­te­rin. Seit 2007 be­rich­te ich hier in lo­ser Fol­ge über das Ar­beits­le­ben von Über­set­ze­rin­nen, Über­set­zern, Dol­met­scher­in­nen und Dol­met­schern. Mei­ne Spra­chen sind Fran­zö­sisch, Eng­lisch und na­tür­lich auch Deutsch, mei­ne Mut­ter­spra­che. Wie be­rei­te ich mich vor? Heu­te ein kur­zer Ein­blick.

Im Zug sit­zen und Vo­ka­beln pau­ken für den Herbst: Fünf Prä­sen­ta­tio­nen aus dem Vor­jahr lie­gen vor, da­zu ein Auf­satz jün­ge­ren Da­tums. Ich le­se ei­nen Grund­la­gen­text, be­grei­fe ers­te Zu­sam­men­hän­ge, schrei­be mir Fra­gen auf. Vo­ka­beln wer­den an­ge­stri­chen. Zu­nächst ver­su­che ich, sie mir aus dem Zu­sam­men­hang zu er­klä­ren.

Spä­ter be­gin­ne ich, Be­grif­fe nach­zu­schla­gen. Ich schrei­be mir die Über­set­zung di­rekt in die Do­ku­men­te hin­ein, le­se wei­ter, springe manch­mal hoch, um et­was ein wei­te­res Mal zu le­sen. Grei­fe nach ei­nem neu­en Do­ku­ment, über­flie­ge es erst­mal zur Ori­en­tie­rung, se­he al­te und neue be­kann­te Wör­ter, strei­che sie mir an.

Irgend­wann ma­che ich ei­ne Pau­se. Aus dem Fens­ter schau­en ist im­mer ei­ne schö­ne Be­schäf­ti­gung, das ent­spannt das Ge­hirn. Ein Un­wet­ter pras­selt los. Ich grei­fe zum Mo­bil­te­le­fon mit sei­ner Ka­me­ra.

Es blitzt und donnert di­rekt über uns. Der Zug bleibt ste­hen.

Irgendwo in Süddeutschland




Das Wet­ter und die Ka­me­ra ma­chen mich un­ver­hofft zur Land­schafts­ma­le­rin. Ir­gend­wann geht es wei­ter, es reg­net nur noch schwach. Ich su­che ei­ne Vo­ka­bel­­da­tei zu ei­nem ver­wand­ten The­ma, ma­che ei­ne Ko­pie, be­nenn­e die­se um. Ich über­flie­ge sie, mar­kie­re Be­grif­fe fett, die nicht so­fort „sit­zen“. Er­gän­ze Be­deu­tungs­ebe­nen, die ich seit der Nut­zung die­ser Da­tei vor drei Jah­ren ge­lernt ha­be. Dann lö­sche ich al­les, was nicht zum neu­en The­ma passt.

Beim Wei­ter­le­sen über­tra­ge ich Wör­ter in die Vo­ka­bel­lis­te. Ich schnap­pe mir fünf Kern­be­grif­fe und ver­su­che mein Glück: Viel­leicht gibt es ja sehr ein­gän­gi­gen, er­gän­zen­den Hin­ter­grund. Ich neh­me die Be­grif­fe als Wort­paa­re, al­so in bei­den Spra­chen, und ver­su­che wei­ter mein Glück: Viel­leicht gibt es ja ei­ne be­ste­hen­de Be­griffs­samm­lung. In bei­den Fäl­len ha­be ich Glück.

Dann schau­e ich wie­der aus dem Fens­ter. Dann le­se ich wei­ter. Spä­ter schla­fe ich. Kurz über­flie­ge ich, was ich heu­te be­ar­bei­tet ha­be. Ja, das ist klein­tei­li­ge Ar­beit, aber ex­akt so fuch­sen wir uns „rein“. :-)

Wäre das Kon­fe­renz­the­ma eine Lands­chaft, hät­te ich jetzt die Um­ris­se skiz­ziert, die meis­ten Far­ben fest­ge­legt und an ei­ni­gen Stel­len mit der Aus­ar­bei­tung be­gon­nen.

Die Fo­tos ge­fal­len mir. Die Band­brei­te des Wlans im Zug reicht ge­ra­de so, um ei­ne Col­la­ge zu er­stel­len. Ein biss­chen muss ich trick­­sen, der Über­gän­ge we­gen. Dann es­se ich mein mit­ge­brach­tes Es­sen, se­he ei­nen Film aus der Me­dia­thek.

Som­mer­rei­sen mit dem Wis­sen um die Herbst­ein­sät­ze kön­nen krea­tiv, ar­beits­am und ent­spannt sein.

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Col­la­ge: C.E.

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