Donnerstag, 3. Juli 2025

Museum der Wörter (41)

Kom­mu­ni­ka­ti­on ist al­les, Bil­dung und In­for­ma­ti­on sind die zwei­te Hälf­te. ☺ Als Dol­met­scher­in schrei­be ich hier seit 2007 über mei­nen All­tag in der Bran­che. Was und wie Dol­met­scher und Dol­met­scher­in­nen be­schäf­tigt, wie wir ar­bei­ten, ist kaum be­kannt. Heu­te: Wör­ter­mu­se­um.

Ein Satz wie ein Faust­hieb, und ein jun­ger Mann un­ter 25 hat ihn mir ge­schrie­ben. Hier folgt ein Gast­bei­trag! Dank, lie­ber M.!

Er schrieb: Hört mir auf mit Kli­ma­schutz, es geht um ...
           
            Men­schen­schutz!

   
Und weiter: „Kli­ma­schutz“ ist heu­te­ fast ein Reiz­wort. Es klingt für vie­le nach Öko-Dau­er­be­schal­lung oder Schul­thea­ter mit Papp­ku­lis­se. Der Be­griff wird so oft ver­dreht oder sar­kas­tisch ver­wen­det, dass man sich fragt: Worum geht’s ei­gent­lich noch mal?

Gesehen in Schöneberg
Und ehr­lich ge­sagt: Das Wort ist so­wie­so falsch. Denn das Kli­ma braucht un­seren Schutz nicht. Es war schon da, lan­ge be­vor sich über­haupt ein le­ben­des We­sen über die Erd­ober­flä­che be­wegt hat — und es wird noch da sein, wenn die Son­ne in ein paar Mil­li­ar­den Jah­ren zur feu­ri­gen Riesin wird und un­se­ren Pla­ne­ten ver­schluckt.

Wir Men­schen sind ein kos­mi­sches Hüs­teln, ein Furz der Ge­schich­te. Das dür­fen wir uns im­mer wie­der klar ma­chen.

Denn es geht nicht um Kli­ma­schutz, es geht um Men­schen­schutz. Die Evo­lu­ti­on ist lang­sam. Rich­tig lang­sam. Tie­re kön­nen sich ver­zie­hen, Men­schen auch, Pflan­zen auch.

Pflan­zen müs­sen aus­sa­men, dann brau­chen sie Wind und Vö­gel, die sie ih­re Sa­men weitertragen. Sie brau­chen Zeit, Platz und Glück. Man­che Art schafft es nicht. Bäu­me zum Bei­spiel ver­meh­ren sich zu lang­sam, wach­sen lang­sam. Und wir Men­schen ha­ben ko­mische Luft­wur­zeln. Man­che lei­ten da­von die ei­ge­ne Wer­tig­keit ab. Und plötz­lich ist es zu spät für die gro­ße Flucht.

Das Kli­ma ver­än­dert sich heu­te zu schnell für Bäu­me, für Tie­re, für uns.

Der Kli­ma­wan­del ist da. Wir müs­sen uns an­pas­sen: Städ­te um­bau­en, Wirt­schaft um­stel­len, den Fos­si­lis­ten den Geld­hahn zu­dre­hen, neue We­ge in Land­wirt­schaft und In­dus­trie fin­den. Men­schen schüt­zen, die be­son­ders be­trof­fen sind, und auch Men­schen er­mu­ti­gen, die Din­ge an­pa­cken kön­nen.

Je­der weiß: In der Wüs­te ohne Was­ser über­le­ben wir ge­nau­so­wenig wie mit den Fü­ßen im Meer. Aber ge­nau das mu­ten wir heu­te an­de­ren Völ­kern zu: Dass ih­re Le­bens­grund­la­ge ver­schwin­det, weil wir auf un­se­re Ab­ga­se pfei­fen.

Wir brau­chen mehr als das Bild ei­nes ster­ben­den Baums, der nicht schnell ge­nug flie­hen kann. Kön­nen wir uns da­rauf ei­ni­gen, ab jetzt von Kli­ma­ka­ta­stro­phe zu spre­chen ... und von Men­schen­schutz statt Kli­ma­schutz?
Oder wie wär’s mit „Glo­bus­schutz“? Hm. Spricht sich nicht gut. „Glo­bus-vor-dem-Men­schen-Schutz“? Klingt nach et­was zwi­schen Sci-Fi und Ko­mö­die.

Und wir brau­chen jetzt ein neu­es Wort. Eines, das un­miss­ver­ständ­lich ist, das Wumms hat, aber auch Hoff­nung macht. Denn eins bringt uns gar nichts: wenn wir uns nur noch ohn­mäch­tig füh­len.

Also: don­ners­tagsabends trotz­dem raus, vor­glü­hen geht, fei­ern auch. Und ab Sams­tag wie­der ran, Welt ret­ten. Wir könn­te das wup­pen.

Gruß, M. (Gen Z)

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Foto: C.E.

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