Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin. Was Konferenzdolmetscher und Übersetzer machen, natürlich auch die ":innen" im Beruf, also wie wir arbeiten, ist hier, in meinem digitalen Arbeitstagebuch, seit 2007 Gegenstand in Form kurzer Episoden.
Nur wenig Tageslicht |
Die Woche droht besonders zu werden. Es ist die vierte volle Arbeitswoche seit Beginn der Pandemie. An vier Tagen bin ich bei Kund:innen. Manche Delegationsreisegruppe betreuen wir jetzt nicht mehr im Dolmetscher:innenduo, sondern allein, weil es nicht ausreichen Fachkräfte gibt.
Dabei dolmetschen wir immer 30, 40 Minuten solo, dann folgt eine Viertelstunde Pause.
Die berichtende Dolmetscherin im Einsatz |
Wir fahren durch Berlin, ich erkläre im Vorbeifahren ein wenig die Stadt. Das mache ich gerne. Ich stamme aus einem Historikerhaushalt, habe auch selbst philologische Fächer studiert, viel für Stadtsoziologen, Urbanisten und Architekten gearbeitet und viel dabei gelernt.
Auf diese Art und Weise kann ich die Stadt anders erkennbar werden lassen, als es Stadtführer:innen üblicherweise machen.
Ich bin dabei keine Zahlen-Daten-Faktenschleuder und kenne auch die üblichen Witzchen der Reiseleiter:innen nicht, sondern bringe mein Wissen in den Bereichen Geschichte, Stadtgeschichte Berlins, ihrer Gebäude und Einwohner, zu Architektur, Literatur, Film usw. miteinander in Verbindung.
Corona-Abstand |
Da ich lange in Paris gelebt habe und erst dann Berlin gut kennenlernen durfte, kann ich von einem französischen Blick auf die deutsche Hauptstadt ausgehen. Ich weiß, wie Zeitgenossen, die die französische Capitale kennen, Berlin wahrnehmen. Und ich setze genau dort an. Bei den Fahrten bin ich vor allem in der Pause. Wir sind oft 40 bis 60 Minuten lang unterwegs. Zwischendurch zeige und erkläre ich ein wenig.
Wenn es durch die Stadtmitte geht, spreche ich etwas mehr, auf einer anderen Tour etwas weniger und beantworte Fragen.
Durchatmen nach getaner Arbeit |
Ich antworte erst mit Fachwissen, dann als Zeitzeugin, auf Französisch témoin historique.
Der letzte Begriff macht mich nicht wirklich jünger.
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Fotos: C.E.
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