Montag, 27. April 2020

COVIDiary (47)

Bonjour, gu­ten Tag & hel­lo auf den Sei­ten des ers­ten deut­schen Dol­met­scher­blogs aus dem Inneren der Dol­metscherkabine. Derzeit schreibe ich in­des vom Über­set­zerschreibtisch aus, denn es ist mal wieder alles im Umbruch. Der Blog aus dem Be­rufs­all­tag wird zum COVIDiary. (Die fehlenden Tage sind geschrieben, aber noch nicht editiert.)

Kanne ohne Deckel
"Es ist alles da, sagt der nächste Mitmensch, es ist alles da in dieser großen Stadt, die Lä­den kön­nen gut und gerne ein Jahr zu­blei­ben!" Ich frage nach. Er meint Tauschhandel auf Verschenkbasis. "Du ahnst gar nicht, wie viel nie Ge­brauch­tes bei den Leuten daheim so rumliegt. Und wir werden es immer häu­fi­ger auf der Straße finden!"

Deutschland im Shutdown, Deutschland räumt auf. Letzte Woche ist meine Kaf­fee­kan­ne ka­putt­gegangen, heute finde ich eine am We­ges­rand, allerdings ist sie un­voll­stän­dig. Im Topf- und Werk­zeug­schrank liegt doch noch der Deckel der alten Kanne, die kaputtging und der bei­sei­te­ge­legt wurde, weil bei meinen Eltern zwei Kannen ohne Deckel auf Ersatz warten. 

Dem überlebenden Deckel fehlt allerdings nicht nur die Kanne, sondern auch der Griff, dort ist ein schiefes Loch. Beim Werkzeug findet sich auch ein Möbelknauf, der nie zum Einsatz kam. Zwei Minuten später haben wir eine neue, ge­brauchs­fer­ti­ge Kaffeekanne. (OK, theoretisch, denn die Kanne darf noch zur Doppelspülung in die Maschine.) Später im Jahr werde ich einen Freund bitten, das etwas aus­ge­franst­e Loch vom abgebrochenen Griff geradezufeilen, weil das mit Schmir­gel­pa­pier nicht geht. Dann brauchen wir noch etwas Moosgummi statt der Un­ter­leg­schei­be — und die Chose ist perfekt.

Kanne mit neualtem Deckel

Das, was wir hier gemacht ha­ben, nennt sich übrigens Up­cy­cling: Recycling durch Auf­wer­tung von Kaputtem. Ob der Shutdown noch mehr Men­schen zum Nach­den­ken an­regt über das, was sie wirk­lich brauchen? Ja, die Über­fluss­ge­sell­schaft könnte durch die Voll­bremsung zum Nachdenken und dadurch zu Bewusstsein kommen, was angesichts der Klimakrise al­ler­höchst wün­schens­wert wäre.

Ich finde die neue Kaffeekanne "Neukölln Style" übrigens sehr schick. Hier ist es ja in Mode gekommen, um einen Tisch komplett verschiedene Stühle herumzustellen, sogar in manchem Szenerestaurant. Und auch wenn "Café" ein französisches Wort ist und hier auf einem Gefäß steht, so bezeichnet das auf Französisch überwiegend den Ort, weil die Kaffeeart dort üblicherweise gleich klarstellt wird, also un café crème (Milchkaffee), un express (Espresso), un noisette (Espresso mit einem Hauch Milch), un allongé (verlängerter, entspricht am ehesten der deutschen Tasse Kaf­fee).

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Fotos:
C.E.

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