Montag, 6. April 2020

COVIDiary (27)

Herzlich willkommen auf meinen Blogseiten. Ich schreibe hier im 13. Jahr mein digitales Arbeitstagebuch aus der Perspektive einer Dol­met­scherin und Über­set­zerin. In diesen Zeiten allerdings ruht das Büro mehr oder weniger, denn es finden kaum noch ver­dol­metsch­te Konfe­renzen statt. Die Umstände machen aus meinem Blog das eher private COVIDiary.

Im Jahr 2020 hat das Wort „frühlingshaft“ einen Beigeschmack von Wahrheit, al­ler­dings als Nomen: Die Frühlingshaft. (Kleine Hom­mage an Karl Kraus: Das Wort Fa­­mi­­lien­­ban­de hat einen Beige­schmack von Wahrheit.) Ein Land im Lager­kol­ler.

Dabei geht es uns in Deutsch­land noch sehr gut. Die einen Fran­zo­sen dürfen nur kurz raus zur Arbeit, die anderen zum Joggen und alle, um im Umkreis von einem Kilometer Waren des täglichen Bedarfs zu besorgen. Verglichen mit den stres­si­gen Ar­beits­ta­gen in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen, in den Bereichen Lo­gis­tik, Sau­ber­keit, Ver- und Entsorgung sind die Kontakt- und Be­we­gungs­ein­schrän­­kun­­gen von uns Men­schen im Heim­büro 'ne Lappalie.

Mein Sonntagsbild gestern war wenig spek­ta­ku­lär. Ich hole das nach. Hier:

Auf der Eisenbahnbrücke des früheren Görlitzer Bahnhofs
Das Bild wurde in der Luft über Treptow und Kreuz­berg aufgenommen. Dabei war das Wasser zum Besof­fen­wer­den blau, allein durchs Hinschauen. Die jungen Leute sehen aus, als würden sie auf eine Kino­vor­führung warten. Open Air-Kinos in Form von Autokinos haben gerade enorm Zulauf, aber das hier war keins.

Obwohl da gleich noch zweite "Stuhlreihe" in diesem Theater stand:

Die erwähnte Brücke als Schatten, Blick Richtung Treptow

Überall sind weiter­hin maximal zwei Personen zu sehen (abgesehen von Familien mit Kindern). Weiter hinten, im "Görli", spielen eine Handvoll Kinder Fuß­ball. Noch vor einer Woche war das im Park verboten. Das Fußball­feld ist weiterhin ge­schlos­sen, die Kicker nutzen die grüne Wiese. Jetzt lassen alle es geschehen, sogar die vorbeifahrende Polizei. Es ist immerhin immun­stärkende Bewegung. So wie unser großer Gang. Hat sich (bis auf das Passan­ten­slalom) fast wie ein normaler Tag an­ge­fühlt.

Was mir am Wochenende gefehlt hat: Am Samstag nach dem Ein­kau­fen beim Kaf­fee­rös­ter "Five Elephant" sitzen bei Kaffee, Zeitung, dem in­ter­na­tio­na­len Stim­men­ge­wirr lau­schen und den besten New Yorker Cheese Cake der Stadt verkosten, dann am Abend die Geburtstags­party einer Freundin; am Sonntag Flohmarkt (durchs Auf­räumen hät­te ich genug für einen eigenen Stand), abends Kino.

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Fotos: C.E.

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