Schaufensterdeko aus dem Januar 2020 |
Der Wunsch passt: Heute ist Weltgesundheitstag. Auch unter diesem Aspekt befassen sich gerade viele Dolmetscherinnen und Dolmetscher intensiv auf Onlinekonferenzen mit Gegenwart und Zukunft unseres Berufs. (Ich schnupper' nur rein, freue mich auf die Zusammenfassungen.)
Das Thema Gegenwart ist schnell beschrieben: Außer für wenige festangestellte Dolmetscher gibt es derzeit so gut wie keine Arbeit. Wer übersetzt, hat es noch etwas besser. Da aber die Wirtschaft zunehmend zum Erliegen kommt, ebbt auch das ab.
Gestern hätten wir eigentlich für Privatkunden aus der Wirtschaft eine dreistündige Videokonferenz aus zwei im Hinterraum eines Technikanbieters aufgebauten Konferenzdolmetscherkabinen übertragen sollen. Wir wären die drei bzw. sechs Kilometer zu Fuß zur Arbeit gegangen (und zurück). Der Termin wurde auf unbekannte Zeit verschoben.
Digitales Dolmetschen bieten die ersten Technikfirmen auch vom "Home Office" aus an. Also zumindest die Möglichkeit dazu, einen Namen hat das Kind auch schon, RSI, remote simultaneous interpreting. Die bestehenden Settings betrachten wir Profis zum aktuellen Zeitpunkt ziemlich kritisch, weil die Arbeit ohne Tontechniker stattfinden würde, die uns immer vor zu großen "Peaks" und damit vor Hörschäden schützen.
Außerdem sind Fragen der Kollegenzusammenarbeit und der Stafettenübergabe an zwei verschiedenen Arbeitsorten noch nicht geklärt. Dolmetschen ist hochanstrengende Teamarbeit, wir sprechen im Wechsel bzw. recherchieren bzw. notieren Zahlen, Daten und Namen. Der Vorschlag, noch einen weiteren Kanal für einen Kollegenchat aufzumachen, könnte uns Multitasker, wir machen ja bereits Zwölferlei parallel, überfordern. (Hier zur Liste der Vorgänge: klick.)
Am Sonntag hatte ich mich überfordert mit unserem Fußmarsch über die Grenzen von drei Bezirken hinweg. Heute habe ich nochmal viel geschlafen und ein wenig im Garten
Dinge, die wir nur sehen / hören / riechen, wenn wir einen Gang runterschalten:
— Eine ältere Nachbarin: "Berlin wirkt gerade wie in den 70ern. Da war auch alles stiller, weniger aufgeregt, weniger trendmäßig drauf. Außerdem war die Luft besser." (Oha, bessere Luft? Vielleicht im Sommer, garantiert aber nicht im Winter mit den alten Braunkohleöfen.)
— Bleiben wir in der Stadtnatur: Die deutsche Hauptstadt ist gerade ein Vogelparadies. So viel Gezwitscher wie derzeit habe ich hier noch nie gehört.
— Bleiben wir bei der Akustik: Im Sommer werde ich 23 Jahre in unserer Mietwohnung leben, nie zuvor hatte ich die U-Bahn zwischen Kottbusser Damm und Görlitzer Park gehört. Nie, wirklich nie. Jetzt ist die Stadt so ruhig, dass ich diese (hier) Hochbahn regelmäßig höre. Bei geöffneter Balkontür. Es ist mild.
— Sprüche von Eltern wie diesen: "Wenn es in Berlin einen Internatkindergarten gäbe, würde ich das Gör dort gerne abgeben."
— Fotos von Kindern, die die Haare geschnitten bekommen. Mmnnaja, geht so. Sieht ja keiner.
— Düfte im Raum sowie Aromen im Essen verbessern die Laune, zum Beispiel Lavendel- oder Rosenöl, oder aber Zimt, Safran und Minze. Jetzt denke ich an Milchreis mit Apfelkompott und Zimt, ein Kranken- und Kinderessen.
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Foto: C.E., die Komik erhielt das Bild
erst später. Klassischer Fall von Kontext.
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