Was das Dolmetschen von Interviews so anstrengend macht, sind die Schleifen, die Wiederholungen und damit eigentlich genau das, was leicht erscheint.
Press Junkets: Alle 20 bis 30 Minuten kommen neue Pressevertreter in den Raum, ein Journalist oder eine kleine Gruppe von Menschen, die dann im Wechsel Fragen stellen. Fragen und Antworten ähneln sich. Die Performance von Regie und Dolmetschen ist nun darauf ausgerichtet, originell, klug und überraschend zu sein. So ein Interviewter muss stets wie spontan antworten, darf nie gelangweilt oder angestrengt wirken — und wir Dolmetscher auch. Und dabei keinesfalls Teile aus der Antwort von der letzten Runde übertragen, selbst wenn der Satzanfang in beiden Fällen gleich war.
Subjektive der Dolmetscherin mit Ersatzblock |
In einer Pause hat mir heute eine Journalistin meine Arbeit gespiegelt. Das, was ich als "beginnende mimetische Effekte" an mir selbst verspüre, beschreibt sie als Nachturnen von Gesten an den entsprechenden Interviewstellen. Will sagen: Jemand macht an einer bestimmten Stelle eine wegwerfende Handbewegung oder an einer anderen Stelle rollt er oder sie mit den Augen. Ohne, dass ich derlei Gestik in meine Notizen schreiben würde, scheine ich sie in an genau den Stellen meiner Verdolmetschung einzubauen.
Die Journalistin hat übrigens mal beim Film gearbeitet, und zwar im Bereich Continuity, wo auf genau diese Details geachtet wird. Ich war mir meiner "Vertonungskunst" bis in dieses Detail nicht bewusst. Wirklich nicht.
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Foto: C.E.
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