Freitag, 22. Februar 2019

Deppengetrenntschreibung

Bonjour und will­kom­men! Als Dol­met­scher­in und Über­setz­er­in mit den Schwer­punkten Wirt­schaft, Po­li­tik, Kultur und Soziales arbeite ich in Berlin, Paris und dort, wo Sie mich brauchen. Hier schreibe ich (stets ver­all­ge­mei­nernd) über den Be­ruf.

Seit Beginn der Recht­schreib­re­form in Deutsch­land ha­ben im­mer mehr Men­schen Prob­le­me mit der Recht­schrei­bung, sogar pro­fes­sion­el­le Texter. Hier ein Bei­spiel aus meiner Arbeit:

Sie raten den heran strömenden Bewohnern, ihre Stadt um zu benennen.
Aus (übersetztem) Pressematerial
Lange, zusam­men­ge­setzte Wör­ter gel­ten als eine der Be­son­der­heiten der deut­schen Sprache. Dabei geht genau dieser Aspekt immer mehr verloren. "Stil­bildend" ist hier wohl das Eng­lische. Auch die richtige Ver­wen­dung des Kommas wird immer seltener. Fehler­hafte Nutzung färbt sogar auf frühere Könner ab — auch hier wirkt das englisch­sprachige Vorbild.

Immer häufiger sehe ich zudem in deutschen Sätzen Ge­dan­ken­striche, die nach englisch­sprachigem Modell gesetzt sind. Hier ein Beispiel für den engl­ischen Satz: He is afraid of two thingsspiders and senior prom. (Etwa: Vor zwei Dingen hat er Angst: vor Spinnen und dem Abschluss­ball.) Auf Deutsch würde hier eher ein Dop­pel­punkt verwendet. Außerdem gibt es zwei Leer­zeichen mehr, die den Ge­dan­ken­strich in die Mitte nehmen. Häufig findet sich der besonders lange Ge­viert­strich in eng­lisch­spra­chi­gen Dokumenten. Er ist als Ge­dan­ken­strich im Deutschen nicht üblich.

Der hier gewählte Hoster Blogger.com bildet Gedankenstrichlängen leider nicht akkurat ab. Daher empfehle ich den Wikipedia-Eintrag zum Halbgeviertstrich, der als Gedankenstrich verwendet wird.

Solche Typo­sa­chen lernen Texter und Kor­rek­toren normalerweise auch. Der ab­ge­bil­dete Satz lässt nur den Schluss zu, dass für einen offiziellen Texter- und Über­setzer­auf­trag mal wieder ein Nicht­profi (ver­mut­lich zu unterirdischen Ho­no­rar­sätzen) ver­pflichtet wurde.

Verwandtes Thema: Der Deppenapostroph.

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Illustration: Netzfund

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