Vor vielen Jahren, es war kurz nach dem Börsenkrach, habe ich mal einen Banker im Ruhestand gedolmetscht, der mir in der Mittagspause ganz klar gesagt hat, was er von der Entwicklung des Finanzsystems und der Gehälter hält: gar nichts.
Zahlen, bitte! |
"Damals hätten wir gedacht, der Manager würde nur auf kurzfristige Effekte setzen und hätte vor, seine Stelle unter Mitnahme möglichst hoher Sondervergütungen schnell wieder zu verlassen."
Damit hat er ziemlich genau den heutigen Status Quo beschrieben. Wie es dazu gekommen sei, will ich wissen, dass das NO GO zum überall propagierten Modell geworden zu sein scheint?
"Ach, gutes Kind", meinte er in altväterlicher Manier, "es waren ja selten die hellsten Kerzen auf dem Kuchen, die VWL und BWL studiert haben, mancher ist ein autistisches Zahlengenie, die meisten sind allerdings nur unterer Durchschnitt. In der Schule kamen sie bei den Mädchen nicht gut an ... " erzählte er, und ich habe einfach nur zugehört.
"Das sind Menschen, deren seelisch kriegsverstümmelte Eltern sie darauf getrimmt haben, dass Geld aufhäufen eine Tugend sei und dass alles optimiert werden müsse ..." Ich schwieg. Ich wollte nicht nachfragen, weil mir nicht klar war, in wieweit diese Erkenntnis auch ein Lebensgeständnis war.
Nach einer kurzen Pause legte er nach: "Und dann ist noch viel Rache dabei ... die hellsten Köpfe und die schönsten und klügsten Frauen haben ja Philosophie, Literatur, Kunst und Sprachen studiert ... und wurden damit noch weniger erreichbar. Und genau die fehlen heute in der Wirtschaft!"
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Foto: C.E. (Archiv)
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