Eine Anfrage aus einem französischsprachigen Land. Ob ich denn jemanden kennen würde, der bei einem Dokumentarfilmprojekt als Rechercheurin, Dolmetscherin und Fahrerin in Dresden mitarbeiten könnte. Oder ob ich nicht vielleicht selbst ...
Klare Sicht voraus: müder Dolmetscher |
Ich antworte bestimmt und knapp etwas in dieser Art: Dolmetschen ist eine höchst anstrengende, herausfordernde Tätigkeit, bei der sich Profis alle 20 Minuten abwechseln, um das zurecht erwartete hohe Niveau zu gewährleisten. Wenn sich jemand von uns findet, um in Ausnahmefällen bei unterfinanzierten Projekten auch mal länger zu dolmetschen, mit kurzen Pausen notwendigerweise, weil wir auf unsere Grenzen = Gesundheit achtgeben müssen, ist dennoch anschließend der Erschöpfungsgrad so groß, dass er in seiner Wirkung mit erhöhten Promillewerten im Blut verglichen werden muss.
Wer sich selbst und den anderen gegenüber verantwortungsbewusst ist, setzt sich weder im Zustand der Trunkenheit noch großer Übermüdung ans Steuer.
Am Ende von langen Berlinaletagen holt mich zum Beispiel immer jemand aus der Berlinale-WG ab. Ich habe dann sogar Angst, die Straße allein zu überqueren, so genau weiß ich, dass ich nicht auf dem Quivive bin.
Der Job war übrigens eher auf dem Niveau eines Chauffeurs als auf dem Niveau eines Dolmetschers entlohnt. So viel zu den glänzenden Berufsaussichten für Filmdolmetscher, wenn sie mit eierlegenden Wollmilchsäuen verwechselt werden.
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Foto: C.E.
Dieses Thema kommt immer wieder,
hier ein älterer Eintrag.
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