Donnerstag, 14. März 2013

Zu Prüfendes

Bonjour, guten Tag! Sie haben die Seite einer Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache angeklickt. Wenn ich nicht gerade Drehbücher oder Finanzierungspläne von Filmen übersetze, in der Kabine sitze oder mit Kunden Fabriken besichtige, bereite ich mich auf die Termine vor. Lernen ist die zweite Hauptbeschäftigung von Spracharbeitern. Blick auf den Schreibtisch.

"Zu prüfende Prüfmittel" ... Formular und WerkzeugGestern Architektur, morgen Wirtschaftsfragen mit­tel­stän­di­scher Technikunternehmen, der Kopf wirbelt die Begriffe fröhlich durcheinander.

Da ich einige Kunden aus dem Bereich Innenarchitektur habe, weiß ich schon lange, was eine aufgeständerte Wand­konstruk­tion von einer tragenden Wand unterscheidet.

Niedrig- und Plusenergiehäuser sind mir ebenso vertraut wie Grauwasseranlagen, gerne bin ich auch an behutsamen Restaurierungen beteiligt, kenne sächsischen Porphyr und Solnhofener Platten. Besonders liegt mir die hier nur angedeutete Mischung aus Tradition und Innovation. Sowas verdolmetscht sich wie von ganz alleine.

So, jetzt gilt es also Werkhallenbegehung, Investment- und Kooperationspläne mit einem französischsprachigen Land in die jeweilige Partnersprache rüberzuwuppen. Das ist nicht ganz so einfach, denn viele Begriffe stehen nicht einmal in speziellen Wörterbüchern. Also zeige ich auf die Objekte, frage nach Fachtermini, schrei­be auf, ergänze um die jeweils anderssprachige Vokabel. Am Ende wird alles in eine Lexik einfließen, mein eigenes Glossar für den nächsten Einsatz.

Wie prüfe ich, ob alles stimmt? Bei den Häusern ist das ja ganz einfach, also ich meine, wenn's am Ende stehenbleibt und nicht in sich zusammenrauscht ... Scher-herz! Meine Erfahrung ist hier: Die Betreffenden kennen oft ihre Begriffe auch in anderen Sprachen, jedenfalls grob. Sie goutieren, dass ich mir viel Mühe gebe. Mit der Zeit komme ich rein. Also darf ich mich nicht selbst verrückt machen, sondern ruhig weiterlernen. Was ich auch mache. Interessanterweise kommen ja die lustigsten Begriffe genau da wieder, wo ich sie später nicht erwarte.

Mit den Vokabeln ist es wie mit den Menschen: Man trifft sich (mindestens) immer zweimal. Also gleich noch so schnieke Sachen wie 4ème de couverture — Wasch­zettel, dorure sur tranche / livre doré sur tranche/avec tranche dorée  — (Buch mit) Goldschnitt und page de garde Vorsatzblatt fleißig wiederholen, die nächste Buchmesse ... geht ja heute los.

Neulich bei France Culture vernommen: Wenn ich abends vor dem Einschlafen lerne, ist durch den Schlaf die Behaltensquote um 30 % erhöht. (Quelle: Ab der 11. Minute der Sendung Révolutions médicales — troubles du sommeil, Sendung vom 5.3.2013).

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Foto: C.E. (aus nicht exakt dem Unter-
nehmen, um das es im Beitrag geht)

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