Sonntag, 24. März 2013

grau, grün, weiß

Hallo! Sie lesen auf den Blog­sei­ten einer Über­setzer­in und Dol­metsch­er­in für die fran­zö­sische Spra­che. Sonn­tags werde ich privat und zeige aktuelle Fotos, die für mein Lebensgefühl stehen, die typisch für den Alltag sind oder die mir sonst gut gefallen.

Derzeit bin ich durchschnittlich zwei Tage in der Woche bei einem Verlagskunden aus der Schweiz. So eine Art 'Rahmenvertrag' ist angenehm im Freiberuflerdasein, auch wenn mancher Spontaneinsatz dadurch nicht mehr möglich ist. Ich bekomme außerdem einen guten Überblick über die Arbeitswelt, sehe die Profile der Be­wer­ber und Mitarbeiter, beobachte ihre Arbeitsweisen, Schwachstellen der heutigen universitären Bildung und in der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Haupt­stadt Deutschlands ... bis hin zur Brüchigkeit von Lebensläufen selbst gut aus­ge­bil­de­ter Menschen. Für einen anderen Auftrag treibt mich die Frage um, wie sich die Mit­tel­schicht heute verändert. Hier überschneiden sich Berufsalltag eines Büros und paralleles Mitdenken als Vorbereitung der Verdolmetschung von So­zial­wis­sen­schaft­lern optimal.

Den Blick aus dem Bürofenster bei diesem Kunden hatte ich Donnerstag gebracht. Auf speziellen Wunsch eines Ex-Ber­li­ners zeige ich das Panorama, so weit es mein kleiner Bildschirm zulässt.

Marienkirche, Fernsehturm, Rotes Rathaus, Türme der Nicolaikirche, ein wenig vom Kran der "Kanzler-U-Bahn" verdeckt


Im Büro mit seiner Klimaanlage gehen leider Schnupfen und Infekte rum. Wir Ber­liner sind derzeit sehr sonnenhungrig, wir erlebten den lichtärmsten Winter seit Anfang der 1950-er Jahre. Das kom­pen­sie­re ich durch meine Tageslichtlampe und durch frisches Sprossengemüse von der Fen­ster­bank.

Sprossen im Keimer und im Glas, darunter ein Glasuntersetzer, auf dem "printemps" steht (Frühling)
Dann geht's raus: Bewegung! Das Licht ist viel­ver­sprech­end, der Wind aber weiter eisig. Wochenende für Dolmetscher, das bedeutet: Atemwege pflegen, Sonnenbad in dem Raum, in dem ich Sonne habe und windgeschützt bin, da­bei höre ich po­li­ti­sche und wirtschaftliche Radiosendungen, um nachzuholen, was ich im Büroalltag ver­passt habe. Au­ßer­dem: Ge­burts­tags­par­ty einer Freundin, Berlinkrimi fertiglesen, Haus­halt. — Dabei ist der MP3-Player die Be­son­der­heit, der treue Begleiter, zu dem ich mir aus meinem kleinen Hör­funk­ar­chiv aktueller Themen drei zu einem Dol­metsch­ei­nsatz nächste Woche passende Pro­gram­me rausgezogen habe.

Vokabelnotiz: eine 'arbeiterliche Herkunft', gehört in der Sendung "Aufstiegschancen und Abstiegsangst, eine Lange Nacht über die Mittelschicht", Deutschlandfunk, 22.3.2013, abgeleitet von 'kleinbürgerliche Herkunft'. Au­ßer­dem 'Re­feu­da­li­sie­rung so­zia­ler Un­gleich­heit' (Rein­precht 2008, → Universität Wien), 'Wohl­stands­ver­wahr­lo­sung' (Zöchling 1996, → philo.at), 'prekär Beschäftigte' in der 'Wis­sens­ge­sell­schaft' (→ prekäre Wissensarbeit, Mag. Petra Götzenbrugger).

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Fotos: C.E.

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