Der "goldene Handschlag" heißt auf Französisch le parachute doré, der goldene Fallschirm. Und wer in Deutschland "mit einem goldenen Löffel im Mund geboren" ist, auf die oder den passt in Frankreich das Sprichwort être né avec une cuiller d'argent dans la bouche, also mit einem silbernen Löffel im Mund geboren sein. (Der goldene Löffel, den die Académie Française ebenfalls anführt, ist meinen kleinen privatempirischen Untersuchungen zufolge weitaus weniger verbreitet.)
Wann die Franzosen angefangen haben, den gefütterten Kleinstkindern derart aufs
Als Erklärung für die Redewendung nennen die Internetquellen unisono den Usus, dass gewisse in ein wohlhabendes Umfeld hineingeborene kleine Menschlein von ihrem Paten einen Löffel aus einem wertvollen Metall als Taufgeschenk erhielten ... was dann als Omen fürs ganze Leben interpretiert wird. (Betrachten wir die Selbstrekrutierungsquoten vor allem deutscher (Wirtschafts-)Eliten, ist es kein Wunder, dass der Ausdruck bis heute verstanden wird.)
Wirken nur im Abendlich gülden: Omas und Uromas Silberlöffel |
Der Löffel ist wohl der unterschätzte Alltagsgegenstand überhaupt. Ich denke nur an jene, die "die Weisheit mit Löffeln gefressen haben", die sich also als etwas Besseres begreifen.
Aber "den Löffel abgeben" müssen wir am Ende alle, ganz gleich, ob dieser aus Holz, Edelstahl, Silber oder Gold gefertigt wurde. Deshalb finde ich zweistellige Millionenjahresgehälter, Abfindungen oder Sonderzahlungen schon immer kaum verständlich.
Womit ich wieder beim "goldenen Fallschirm" und anderen Extrazahlungen für Manager wäre. Vor vielen Jahren erzählte mir ein deutscher Manager mal am Rande einer Konferenz, dass bis vor der Zeit um den Mauerfall Managergehälter, die mehr als 20 oder maximal 30 Mal dem Durchschnittsgehalt der Mitarbeiter entsprochen hätten, von den Banken als unsolide eingeschätzt worden seien. Ein Unternehmen eines derart überbezahlten Managers habe nicht als kreditwürdig gegolten, denn ein solcher Industriekapitän könne ja wohl kaum die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines gesunden, an Innovationen arbeitenden Unternehmens im Blick haben, sondern auf schnelle Rendite im laufenden Wirtschaftsjahr und die eigenen Boni abzielen.
Heute sind diese Manager oft nicht mehr Eigentümer oder Miteigentümer der Firmen, die sich immer seltener in Familienbesitz befinden. Auch das erklärt eine auf kurzfristige Ergebnisse ausgerichtete Geschäftspolitik. Die anderen, die Firmenlenker mit dem kostbaren Taufgeschenk, hatten einst (oder haben noch) eben immer auch den nächsten Goldlöffelschreihals im Blick. Nein, das ist keine Lobhudelei alter Zeiten, nur eine Feststellung.
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Foto: C.E.
1 Kommentar:
Vor allem wenn man für Versagen auch noch mächtige Belohnungen bekommt.
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