Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier schreibe ich regelmäßig über unseren sprachbetonten Arbeitsalltag. Vor der Berlinale antworte ich auf Fragen, die mir meine Leser zusenden (Adresse steht rechts).
"Wie funktioniert Lernen? Haben Sie aus Ihrem Leben ein konkretes Beispiel dafür?" möchte Antonia aus Hamburg wissen.
Lernen geht durch Andocken an Bekanntes, durch Selbermachen, durch Verknüpfungen, Eselsbrücken und schräge Bilder. Außerdem lerne ich, weil ich verschiedene Sinne nutze. Einfaches Beispiel: Ich höre auf dem MP3-Player französische Radiosendungen zu Themenfeldern, die ich vorher durch geschriebene Texte kennengelernt und zu denen ich mir dann eine Vokabelliste (Lexik) erarbeitet habe. Das mache ich oft beim Spaziergang in meiner Nachbarschaft. Und manches neue Wort liegt buchstäblich am Wegesrand.
Sonntag haben wir noch Schlittschuhläufer und Eiswanderer auf dem Landwehrkanal beobachtet, gestern trieben die restlichen Schollen das Wasser hinunter. Das sah ungefähr so aus, wie es mein Nachbar Matl Findel es vor Jahren mal fotografiert hat.
So sah es Mitte März 2006 hier auch aus, also sechs Wochen später im Jahr! Damals schrieb ich diese Worte:
endlich frühling
im morgenlicht treiben die letzten schollen
des winters den landwehrkanal hinunter.
auf der größten sitzen zwei enten und
segeln flussabwärts im dunklen kleid.
auf der zweitgrößten sitzt ‘ne möve
und putzt sich ihr gefieder blank.
das weiß ihres kleides schmerzt
meinen müden augen sehr.
die dritte scholle indes ist
nur noch ein splitter.
darüber die weide
trägt plötzlich
zartgelben
flaum.
Konkrete Poesie stand bei uns Kindern der 1970-er Jahre in den Schulbüchern und in den wunderbaren Jahrbüchern des Beltz & Gelberg-Verlags. Wir haben damals in der Schule auch selbst konkrete Poesie fabriziert, ich erinnere mich an einen Text über Tischtennis, da gerieten die Worte ins Fliegen.
An der Uferpromenade fällt mir das Ende des Eisschollentextes ein. Ich suche mit den Augen nach den Trauerweiden. Und ja, die Ästchen sehen hellgrün bis gelb aus, bei beiden Weiden, die ich erkennen kann. Dann sucht der Kopf nach einer Übersetzung für "Eisscholle" ... ich erwäge bloc de glace, denke aber dann doch eher an ein größeres Exemplar. Wieder zuhause klärt mich das Wörterbuch auf. Meine Variante wird aufgeführt, daneben steht plaque de glace flottante, das leuchtet ein, schwimmende Platte, das plaque kommt auch in Plattentektonik vor.
Und dann muss ich grinsen, denn ich lese: le glaçon (in einem Fluss). Es ist das gleiche Wort, das ich verwende, wenn ich einen Drink mixe: "Mit oder ohne Eiswürfel?"
Und ich sehe den Fluss mit seinem merkwürdigen Grün (Algen unter dem Eis?) als einen Drink, als einen smoothie mit kleingemixter Petersilie, in einem länglichen Gefäß, in das jemand mit einer riesigen Hand einige Glaswürfel fallen lässt!
Diese Vokabel habe ich jetzt für immer gelernt.
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Foto: Matl Findel (nochmal vielen Dank!)
Was ich anbiete
Donnerstag, 31. Januar 2013
Mittwoch, 30. Januar 2013
Nachtmahre
Willkommen et bienvenue beim Arbeitstagebuch einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und Englisch (passiv). Das Tagewerk mit Sprache und Kulturen verändert auch die Nächte.
Gleich noch einen Eintrag in Sachen Nachtunruhe. Für einen Kunden habe ich letztens viel in Datenbanken recherchiert, es ging um Märkte, Positionierungen und Verkauf. Prompt träumte ich mich in die Zeit meiner Ahnen hinein, die in verschiedensten Ländern Garne orderten (je nach Weiterentwicklung der Mode) und diese an Webereien weiterverkauften ...
So saß ich plötzlich vor einem Computer des ausgehenden 19. Jahrhunderts, es waren Fotos der Ansprechpartner in den jeweiligen Unternehmen abgebildet, ich denke, sie stammten aus der Textilbranche, aber keine moderne Aufnahmen: Ernste Gesichter blickten mich aus frühen Fotografien in Sepia an. Die Bildunterschriften waren in hellen Frakturbuchstaben auf schwarzem Untergrund gehalten, Telefonnummern standen nur unter der Firmenanschrift, "Durchwahlen" waren damals ebenso wie das Wort dazu natürlich unbekannt.
Der historische Computer stand auf einem schweren Eichenschreibtisch, daneben Tintenfass, Tauchfederhalter und dieses kleine, wiegeartige Gerät mit dem Löschpapier direkt darunter (der Begriff dafür ist heute unbekannt).
In den Umrissen war das Gerät kaum zu erkennen, wohl ein Rollschrank mit hochgefahrener Jalousie, wie er in alten Kontoren vorkam.
Sowas kommt von zu viel Arbeit: Unruhige Träume ... In meinen Radiozeiten, als ich Beiträge von drei Minuten dreißig Länge fabriziert habe, war mir, als träumte ich in ebendieser Länge. Wenn ich Untertitel texte, träume ich in OmU. Und manchmal wache ich eben auf, weil ich mit der richtigen Person in der falschen Sprache spreche.
OK, ich neige zum sehr differenzierten Nachtmahr, auch so ein Wort, das ich in den alten Wörterbüchern nachschlagen kann (die ich zum Beispiel bei der Übersetzung historischer Stoffe eifrig verwendet). Nachtmahr klingt für mich weiter gefasst als es die englische Variante nightmare vermuten lässt, kann es doch auch ein Fabelwesen bezeichnen, Wikipedia verweist hier auf "Nachtalb". (Plural von Nachtmahr: Nachtmahre, von Nachtalb: Nachtalbe.)
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Fotos: C.E. (Archiv)
Der "Handapparat" meiner Ahnen (Ausschnitt) ... |
So saß ich plötzlich vor einem Computer des ausgehenden 19. Jahrhunderts, es waren Fotos der Ansprechpartner in den jeweiligen Unternehmen abgebildet, ich denke, sie stammten aus der Textilbranche, aber keine moderne Aufnahmen: Ernste Gesichter blickten mich aus frühen Fotografien in Sepia an. Die Bildunterschriften waren in hellen Frakturbuchstaben auf schwarzem Untergrund gehalten, Telefonnummern standen nur unter der Firmenanschrift, "Durchwahlen" waren damals ebenso wie das Wort dazu natürlich unbekannt.
... aus einem der Werke |
In den Umrissen war das Gerät kaum zu erkennen, wohl ein Rollschrank mit hochgefahrener Jalousie, wie er in alten Kontoren vorkam.
Sowas kommt von zu viel Arbeit: Unruhige Träume ... In meinen Radiozeiten, als ich Beiträge von drei Minuten dreißig Länge fabriziert habe, war mir, als träumte ich in ebendieser Länge. Wenn ich Untertitel texte, träume ich in OmU. Und manchmal wache ich eben auf, weil ich mit der richtigen Person in der falschen Sprache spreche.
OK, ich neige zum sehr differenzierten Nachtmahr, auch so ein Wort, das ich in den alten Wörterbüchern nachschlagen kann (die ich zum Beispiel bei der Übersetzung historischer Stoffe eifrig verwendet). Nachtmahr klingt für mich weiter gefasst als es die englische Variante nightmare vermuten lässt, kann es doch auch ein Fabelwesen bezeichnen, Wikipedia verweist hier auf "Nachtalb". (Plural von Nachtmahr: Nachtmahre, von Nachtalb: Nachtalbe.)
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Fotos: C.E. (Archiv)
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Dienstag, 29. Januar 2013
Knubbel
Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Hier können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren. In diesem Blog berichte ich über meinen Alltag — und was dieser Beruf, der mehr eine Lebensform als ein Job ist, mit einem so anstellt.
Irgendwo bin ich in Deutschland am Bahnhof, gleich sitze ich im Zug. Mein Fuß streift über eine kleine Unebenheit und ich komme kurz ins Stolpern. Ein Mitarbeiter der Bahngesellschaft fängt mich auf. Er lacht mich an: "Aber hoppla, Madame!" (Ich frage mich, wieso er in Deutschland Madame sagt.)
Ich drehe mich um, will wissen, was mich da aus dem Tritt kommen ließ, auch in Sorge für andere Menschen, denen das Gleiche widerfahren könnte (... und es steht ja nicht immer gleich jemand von der Bahn zum Auffangen parat.)
In den Asphalt wurde ein glänzender, geldstückgroßer Knubbel eingegossen, der nur ein wenig herausragt.
Sonst ist die Fläche einwandfrei plan. In der Mitte hat der Knubbel eine kleine Delle. "Das ist wohl zum Vermessen gedacht", sage ich. On ne peut rien vous cacher, Madame!, sagt darauf der eher grobschlächtig aussehende Bahner, und spricht dabei akzentfrei. (Dem Sinne nach: "Das haben Sie jetzt aber einwandfrei erkannt!")
Das mit der Sprache überrascht mich. Au weia, da habe ich mich von Äußerlichkeiten ablenken lassen, bin den eigenen Vorurteilen auf den Leim gegangen. Vielleicht ist der gute Mann ja auch mit dem deutsch-französischen Jugendwerk unterwegs gewesen, das auch viel Fachkräfteaustausch und Programme für Azubis anbietet.
Ich schaue zurück, leicht schräg versetzt liegt Gleisabschnitt A vor mir, ich muss aber auf B, hebe meine Tasche auf, die bei der Stolperei zu Boden gegangen war. Der Mann lüftet den Hut zum Abschied: Au revoir, Madame Elias!
Das macht mich erst recht perplex. "Wie, Sie kennen mich?" — "Und wie!, hier kennen Sie viele. Sie haben ja hier fürs kanadische Fernsehen einiges durcheinandergebracht vor etlichen Monaten. Das vergessen wir nicht so schnell!"
Mein Hirn geht in den Schnelldurchlaufmodus, kanadisches Fernsehen und Bahn, das war 2009 am Berliner Hauptbahnhof, wir haben aber gar keinen Fahrverkehr durcheinandergebracht, was soll das, wovon spricht der Mann?
Und im Halbschlaf dämmert's mir. Wo ich gerade Mühen habe, mich mit mir selbst auf Themen für neue Blogeinträge zu verständigen, hat das Unterbewusstsein gearbeitet und mir eins im Schlaf präsentiert. So viel zum Thema "kreatives Träumen", das noch dazu vom Beruf beeinflusst wird!
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Foto: C.E. (Archiv)
Irgendwo bin ich in Deutschland am Bahnhof, gleich sitze ich im Zug. Mein Fuß streift über eine kleine Unebenheit und ich komme kurz ins Stolpern. Ein Mitarbeiter der Bahngesellschaft fängt mich auf. Er lacht mich an: "Aber hoppla, Madame!" (Ich frage mich, wieso er in Deutschland Madame sagt.)
Ich drehe mich um, will wissen, was mich da aus dem Tritt kommen ließ, auch in Sorge für andere Menschen, denen das Gleiche widerfahren könnte (... und es steht ja nicht immer gleich jemand von der Bahn zum Auffangen parat.)
In den Asphalt wurde ein glänzender, geldstückgroßer Knubbel eingegossen, der nur ein wenig herausragt.
Sonst ist die Fläche einwandfrei plan. In der Mitte hat der Knubbel eine kleine Delle. "Das ist wohl zum Vermessen gedacht", sage ich. On ne peut rien vous cacher, Madame!, sagt darauf der eher grobschlächtig aussehende Bahner, und spricht dabei akzentfrei. (Dem Sinne nach: "Das haben Sie jetzt aber einwandfrei erkannt!")
Das mit der Sprache überrascht mich. Au weia, da habe ich mich von Äußerlichkeiten ablenken lassen, bin den eigenen Vorurteilen auf den Leim gegangen. Vielleicht ist der gute Mann ja auch mit dem deutsch-französischen Jugendwerk unterwegs gewesen, das auch viel Fachkräfteaustausch und Programme für Azubis anbietet.
Ich schaue zurück, leicht schräg versetzt liegt Gleisabschnitt A vor mir, ich muss aber auf B, hebe meine Tasche auf, die bei der Stolperei zu Boden gegangen war. Der Mann lüftet den Hut zum Abschied: Au revoir, Madame Elias!
Das macht mich erst recht perplex. "Wie, Sie kennen mich?" — "Und wie!, hier kennen Sie viele. Sie haben ja hier fürs kanadische Fernsehen einiges durcheinandergebracht vor etlichen Monaten. Das vergessen wir nicht so schnell!"
Mein Hirn geht in den Schnelldurchlaufmodus, kanadisches Fernsehen und Bahn, das war 2009 am Berliner Hauptbahnhof, wir haben aber gar keinen Fahrverkehr durcheinandergebracht, was soll das, wovon spricht der Mann?
Und im Halbschlaf dämmert's mir. Wo ich gerade Mühen habe, mich mit mir selbst auf Themen für neue Blogeinträge zu verständigen, hat das Unterbewusstsein gearbeitet und mir eins im Schlaf präsentiert. So viel zum Thema "kreatives Träumen", das noch dazu vom Beruf beeinflusst wird!
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Foto: C.E. (Archiv)
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Sprachschatz
Montag, 28. Januar 2013
Festivaldolmetschen
Bonjour ! Sie sind auf den Seiten einer Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache gelandet. Hier schreibe ich in loser Folge über die Arbeit, beschreibe komplexe, aber auch komische Momente ... In den Wochen vor der Berlinale antworte ich seit Jahren auf Fragen, Sie erreichen mich unter caroline[at]adazylla.de.
Der Schüler Leon aus Ludwigsburg hat mich etwas gefragt, auf das ich vor einigen Jahren schon mal länger eingegangen bin. Hier folgt deshalb der Link auf meine Antwort von damals: "13 Arten, ein Festival zu dolmetschen".
Und hier gleich noch die Wiederholung einer Warnung als Ergänzung für alle, die von der Spezialisierung auf Film und Fernsehen träumen, weil das ja angeblich so viel Glamour hat: Diese Spezialisierung ist ein Knochenjob, verlangt viele Jahre unbezahlten Weiterlernens, die Aufträge kommen trotzdem oft unregelmäßig.
Eine grundlegende Spezialisierung wie Wirtschaft und Recht sind also unabdingbar, weil viele vermeintliche Filmaufträge letztendlich genau in diesem Feld angesiedelt sind.
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Foto: Marco Urban — Fotojournalist
Der Schüler Leon aus Ludwigsburg hat mich etwas gefragt, auf das ich vor einigen Jahren schon mal länger eingegangen bin. Hier folgt deshalb der Link auf meine Antwort von damals: "13 Arten, ein Festival zu dolmetschen".
Und hier gleich noch die Wiederholung einer Warnung als Ergänzung für alle, die von der Spezialisierung auf Film und Fernsehen träumen, weil das ja angeblich so viel Glamour hat: Diese Spezialisierung ist ein Knochenjob, verlangt viele Jahre unbezahlten Weiterlernens, die Aufträge kommen trotzdem oft unregelmäßig.
Eine grundlegende Spezialisierung wie Wirtschaft und Recht sind also unabdingbar, weil viele vermeintliche Filmaufträge letztendlich genau in diesem Feld angesiedelt sind.
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Foto: Marco Urban — Fotojournalist
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Berlinale
Sonntag, 27. Januar 2013
Eistage
Hallo! Sie lesen auf den Blogseiten einer Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache.
Eine Momentaufnahme vom Sonntagsspaziergang. Während es in Südwestdeutschland schon wieder taut, herrschten in Berlin bis zum Nachmittag noch Minusgrade.
Wir genießen die noch trockene Kälte, freuen uns über Schlitten und Schlittschuhe, später die Wärme eines Cafés, leckere Suppe, Fruchtpudding und Kuchen, den Tee nicht zu vergessen. Und bald wird es hoffentlich auch wieder heller ...
Der Kopf übersetzt weiter alles, was wir sehen, oder aber ich erleide Gähnattacken, wie so oft am Wochenende. Und auf dem Bouleplatz am Ufer wird ein Feld freigefegt, dann kommen die Spieler. Winter- und Sommerfreuden in einem Kameraschwenk. Aber ich gähne schon wieder, anstatt mich als Fotografin anzustrengen.
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Fotos: C.E.
Eine Momentaufnahme vom Sonntagsspaziergang. Während es in Südwestdeutschland schon wieder taut, herrschten in Berlin bis zum Nachmittag noch Minusgrade.
Wir genießen die noch trockene Kälte, freuen uns über Schlitten und Schlittschuhe, später die Wärme eines Cafés, leckere Suppe, Fruchtpudding und Kuchen, den Tee nicht zu vergessen. Und bald wird es hoffentlich auch wieder heller ...
Der Kopf übersetzt weiter alles, was wir sehen, oder aber ich erleide Gähnattacken, wie so oft am Wochenende. Und auf dem Bouleplatz am Ufer wird ein Feld freigefegt, dann kommen die Spieler. Winter- und Sommerfreuden in einem Kameraschwenk. Aber ich gähne schon wieder, anstatt mich als Fotografin anzustrengen.
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Fotos: C.E.
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Sonntagsbilder
Mittwoch, 23. Januar 2013
praktisch
Bonjour! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Diese Woche beginnt das deutsch-französiche Jahr, daher gibt's hier eine "Elysée 50"-Spezialwoche.
Deutsch-französische Beziehungen ganz praktisch: Reisen Sie mit dem Studententarif der 1980-er Jahre aus Berlin nach Paris und zurück ... für ingesamt 100 Euro! Hundert Mark war einst jedenfalls das Budget, das je Einzelstrecke an die Bahn ging.
Zur Feier des Jubiläums bieten Deutsche Bahn und SNCF ein Elysée-Special an, das allerdings mit den damals noch unvorstellbar schnellen ICE und TGV genutzt werden kann — als Pauschaltarif zwischen Deutschland und Frankreich, so steht es auf der Seite der Bahn für Buchungen zwischen dem 22.01. und 29.01. (Reisezeit: 01.02. - 15.03.13.)
Liebe Bahn, schon gestern Abend habe ich zwei Reisen zu buchen versucht ... leider vergeblich. Wie viel/wenig Plätze waren für das Special reserviert? Oder klappt die Buchung nicht per Internt? Ganz oft steht hier nämlich "Gesamtpreis nicht ermittelbar". So geht es mir leider oft mit Ihnen.
Grundsätzlich nehme ich (mit Bauchkneifen wegen C02) das Flugzeug für weite Strecken, die Bahn für mittellange und kurze. Flugreisen buchen meine Auftraggeber oft lange im Voraus, über Bahnreisen entscheide ich selbst. Sie, die Eisenbahnunternehmen, erlauben mir, spontan zu sein. Nur die Preispolitik sieht nach etwas anderem aus. Aus Ihrer Tarifpolitik entnehme ich, dass Sie, liebe Bahnunternehmen, sich selbst als direkten Wettbewerber des Flugzeugs sehen. Ist ein Zug aber nicht. Der Zug ist die Alternative zum Auto: Das steht bestenfalls vor dem Haus und kann auch spontan genutzt werden.
Sorry, dass ich hier inmitten der Jubelwoche ein bisschen schlechte Stimmung mache, aber dass musste mal gesagt sein. Und vielleicht ist der Tipp mit dem "Feiertagsangebot" ja für die eine oder den anderen doch nützlich und andere Strecken sind noch nicht ausgebucht! Bon voyage !
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Illustration: offizielles Logo
Deutsch-französische Beziehungen ganz praktisch: Reisen Sie mit dem Studententarif der 1980-er Jahre aus Berlin nach Paris und zurück ... für ingesamt 100 Euro! Hundert Mark war einst jedenfalls das Budget, das je Einzelstrecke an die Bahn ging.
Zur Feier des Jubiläums bieten Deutsche Bahn und SNCF ein Elysée-Special an, das allerdings mit den damals noch unvorstellbar schnellen ICE und TGV genutzt werden kann — als Pauschaltarif zwischen Deutschland und Frankreich, so steht es auf der Seite der Bahn für Buchungen zwischen dem 22.01. und 29.01. (Reisezeit: 01.02. - 15.03.13.)
Liebe Bahn, schon gestern Abend habe ich zwei Reisen zu buchen versucht ... leider vergeblich. Wie viel/wenig Plätze waren für das Special reserviert? Oder klappt die Buchung nicht per Internt? Ganz oft steht hier nämlich "Gesamtpreis nicht ermittelbar". So geht es mir leider oft mit Ihnen.
Grundsätzlich nehme ich (mit Bauchkneifen wegen C02) das Flugzeug für weite Strecken, die Bahn für mittellange und kurze. Flugreisen buchen meine Auftraggeber oft lange im Voraus, über Bahnreisen entscheide ich selbst. Sie, die Eisenbahnunternehmen, erlauben mir, spontan zu sein. Nur die Preispolitik sieht nach etwas anderem aus. Aus Ihrer Tarifpolitik entnehme ich, dass Sie, liebe Bahnunternehmen, sich selbst als direkten Wettbewerber des Flugzeugs sehen. Ist ein Zug aber nicht. Der Zug ist die Alternative zum Auto: Das steht bestenfalls vor dem Haus und kann auch spontan genutzt werden.
Sorry, dass ich hier inmitten der Jubelwoche ein bisschen schlechte Stimmung mache, aber dass musste mal gesagt sein. Und vielleicht ist der Tipp mit dem "Feiertagsangebot" ja für die eine oder den anderen doch nützlich und andere Strecken sind noch nicht ausgebucht! Bon voyage !
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Dienstag, 22. Januar 2013
Happy birthday!
Heute jährt sich die Unterzeichnung des Elysee-Vertrags zum 50. Mal. Herzlichen Glückwunsch! Joyeux anniversaire !
Viel ist noch zu tun, denn in Sachen gegenseitigen Verstehens befinden sich unsere Völker leider wohl eher auf dem Rückzug. Und da die Worte "Verstehen" und "Verständnis" ja verwandt sind ...
Die Zahlen der Schüler, die die Sprache des Nachbarn lernen, stagnieren seit Jahren bzw. schrumpfen sogar. In Frankreich wurden unter Sarkozy die Stundenzahlen für die 2. Fremdsprachen drastisch reduziert, in vielen deutschen Schulen wird Frühfranzösisch gar nicht angeboten oder in direkter Konkurrenz zu Sport- oder Musik-AGs.
Insgesamt wird dem Gros der Schüler in beiden Ländern zu spät ernstgemeinter Sprachunterricht angeboten, und zwar oft genau dann, wenn sich durch die hormonellen Veränderungen der Pubertät das "Zeitfenster" für optimales Sprachenlernen gerade schließt. Dass sich dieses Drama seit meiner Schulzeit nicht geändert hat, seither sind zwei Jahrzehnte vergangen, kann ich nicht verstehen.
Heute Morgen, nach einem kleinen politischen Frühstück, das ich dolmetschen durfte, bei einer kunstorientierten Besichtigung des Bundestages: französische Volksvertreter fotografieren die Grafitti russischer Soldaten von 1945. Auf die Frage nach ihren Reisegewohnheiten stellt sich heraus, dass einige nach dem Mauerfall ein- oder zweimal in Berlin waren, etliche aber noch gar nicht. Die regelmäßigen Konsultationen, die im Elysée-Vertrag festgeschrieben worden sind, finden statt, ihre Begrenzungen sind offensichtlich. So, wie Studenten heute Austausch alltäglich erfahren, wäre das für die Politiker auch wünschenswert.
Ich fange an zu träumen: Freunde laden einander doch auch nach Hause ein, in Berlin mit den großen Wohnungen sollte das kein Problem sein, und französische Parlamentarierer gehören auch eher zu jenen, die sich ausreichend Wohnraum leisten können. In fünf Jahren Jahren fällt der 22. Januar auf einen Montag, in zehn Jahren auf einen Sonntag. Da könnte man es ja so machen, dass die Gäste am Freitag ankommen, bei Kollegen und sonstigen am Austausch interessierten Bürgern einquartiert werden (Sprachlehrer, Dolmetscher, Gewählte aus den Regionalparlamenten, mein Apotheker ist sehr frankophil, der wäre sicher auch bereit) und dass den offiziellen Festakten echte Begegnungen vorausgehen.
Die Mehrzahl der Reisenden bleibt dieses Mal nicht einmal über Nacht. On n'est pas amis, on le devient, sagte François Hollande dieser Tage, "niemand ist per se Freunde, Freunde wird man".
Ach, und im Radioprogramm France Inter zitierte Dominique Seux heute in der live aus Berlin gesendeten Morgensendung Le 7/9 nicht nur: "Der Weg ist das Stil" (anstatt 'das Ziel'), er schrieb den Ausspruch auch noch Goethe zu. (*)
Naja, WZBW — CQFD.
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Illustration: offizielles Logo
*: Ich hatte mal gelernt, dass der Ausspruch auf Konfuzius
zurückgehen soll. In der 23. Minute der Sendung, wie sie
online nachgehört werden kann, oder aber am Ende hier.
Viel ist noch zu tun, denn in Sachen gegenseitigen Verstehens befinden sich unsere Völker leider wohl eher auf dem Rückzug. Und da die Worte "Verstehen" und "Verständnis" ja verwandt sind ...
Die Zahlen der Schüler, die die Sprache des Nachbarn lernen, stagnieren seit Jahren bzw. schrumpfen sogar. In Frankreich wurden unter Sarkozy die Stundenzahlen für die 2. Fremdsprachen drastisch reduziert, in vielen deutschen Schulen wird Frühfranzösisch gar nicht angeboten oder in direkter Konkurrenz zu Sport- oder Musik-AGs.
Insgesamt wird dem Gros der Schüler in beiden Ländern zu spät ernstgemeinter Sprachunterricht angeboten, und zwar oft genau dann, wenn sich durch die hormonellen Veränderungen der Pubertät das "Zeitfenster" für optimales Sprachenlernen gerade schließt. Dass sich dieses Drama seit meiner Schulzeit nicht geändert hat, seither sind zwei Jahrzehnte vergangen, kann ich nicht verstehen.
Heute Morgen, nach einem kleinen politischen Frühstück, das ich dolmetschen durfte, bei einer kunstorientierten Besichtigung des Bundestages: französische Volksvertreter fotografieren die Grafitti russischer Soldaten von 1945. Auf die Frage nach ihren Reisegewohnheiten stellt sich heraus, dass einige nach dem Mauerfall ein- oder zweimal in Berlin waren, etliche aber noch gar nicht. Die regelmäßigen Konsultationen, die im Elysée-Vertrag festgeschrieben worden sind, finden statt, ihre Begrenzungen sind offensichtlich. So, wie Studenten heute Austausch alltäglich erfahren, wäre das für die Politiker auch wünschenswert.
Ich fange an zu träumen: Freunde laden einander doch auch nach Hause ein, in Berlin mit den großen Wohnungen sollte das kein Problem sein, und französische Parlamentarierer gehören auch eher zu jenen, die sich ausreichend Wohnraum leisten können. In fünf Jahren Jahren fällt der 22. Januar auf einen Montag, in zehn Jahren auf einen Sonntag. Da könnte man es ja so machen, dass die Gäste am Freitag ankommen, bei Kollegen und sonstigen am Austausch interessierten Bürgern einquartiert werden (Sprachlehrer, Dolmetscher, Gewählte aus den Regionalparlamenten, mein Apotheker ist sehr frankophil, der wäre sicher auch bereit) und dass den offiziellen Festakten echte Begegnungen vorausgehen.
Die Mehrzahl der Reisenden bleibt dieses Mal nicht einmal über Nacht. On n'est pas amis, on le devient, sagte François Hollande dieser Tage, "niemand ist per se Freunde, Freunde wird man".
Ach, und im Radioprogramm France Inter zitierte Dominique Seux heute in der live aus Berlin gesendeten Morgensendung Le 7/9 nicht nur: "Der Weg ist das Stil" (anstatt 'das Ziel'), er schrieb den Ausspruch auch noch Goethe zu. (*)
Naja, WZBW — CQFD.
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*: Ich hatte mal gelernt, dass der Ausspruch auf Konfuzius
zurückgehen soll. In der 23. Minute der Sendung, wie sie
online nachgehört werden kann, oder aber am Ende hier.
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Montag, 21. Januar 2013
50 Jahre!
Bonjour und guten Tag! Hier bloggt eine Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Ich beschreibe an dieser Stelle die Besonderheiten unseres Berufs, stets unter Wahrung dienstlicher Geheimnisse. Heute wieder einen kurzen Blick auf den Schreibtisch.
Diese Woche beschäftigen mich das morgige 50. Jubiläum der Unterzeichnung des Elysee-Vertrags, der Aufbau einer Zweigniederlassung eines Verlags aus der Schweiz sowie die Vorbereitung der Berlinale.
Dieser Tage spannte einer der Festredner zum Länderfreundschaftsgeburtstag den Bogen von den römischen Verträgen bis in die heutige Zeit. Das ist wieder mal ein Anlass zu einer kleinen Vokabelnotiz: die "Römischen Verträge" (Plural!) heißen auf Französisch le traité de Rome, also im Singular. Der "Elysée-Vertrag" bleibt übrigens auf Französisch im Singular, le traité de l'Elysée.
An Tagen wie heute muss ich meine deutschen und französischen Wortfelder nicht üben, ich verwende sie aktiv. Auf den Fahrten zur den Arbeitsorten höre ich englische Podcasts und mache mir dazu Notizen. Unser Beruf bedeutet lebenslanges Lernen, das klingt fast schon abgedroschen, ich versuch's gleich nochmal: Leben ist Lernen.
Dazu fällt mir eine Anekdote ein. Einst wurde ein betagter Cellist gefragt, warum er täglich immer noch fünf Stunden üben würde, und er gab zur Antwort: „Weil ich das Gefühl habe, mich zu verbessern.“ Es handelt sich um Pablo Casals, damals war er 90 Jahre alt.
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Illustration: offizielles Logo
(Dieser Blogeintrag ist zwei Menschen gewidmet, die auch nicht
mehr ganz jugendlich sind und trotzdem täglich weiterlernen.)
Diese Woche beschäftigen mich das morgige 50. Jubiläum der Unterzeichnung des Elysee-Vertrags, der Aufbau einer Zweigniederlassung eines Verlags aus der Schweiz sowie die Vorbereitung der Berlinale.
Dieser Tage spannte einer der Festredner zum Länderfreundschaftsgeburtstag den Bogen von den römischen Verträgen bis in die heutige Zeit. Das ist wieder mal ein Anlass zu einer kleinen Vokabelnotiz: die "Römischen Verträge" (Plural!) heißen auf Französisch le traité de Rome, also im Singular. Der "Elysée-Vertrag" bleibt übrigens auf Französisch im Singular, le traité de l'Elysée.
An Tagen wie heute muss ich meine deutschen und französischen Wortfelder nicht üben, ich verwende sie aktiv. Auf den Fahrten zur den Arbeitsorten höre ich englische Podcasts und mache mir dazu Notizen. Unser Beruf bedeutet lebenslanges Lernen, das klingt fast schon abgedroschen, ich versuch's gleich nochmal: Leben ist Lernen.
Dazu fällt mir eine Anekdote ein. Einst wurde ein betagter Cellist gefragt, warum er täglich immer noch fünf Stunden üben würde, und er gab zur Antwort: „Weil ich das Gefühl habe, mich zu verbessern.“ Es handelt sich um Pablo Casals, damals war er 90 Jahre alt.
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(Dieser Blogeintrag ist zwei Menschen gewidmet, die auch nicht
mehr ganz jugendlich sind und trotzdem täglich weiterlernen.)
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Sonntag, 20. Januar 2013
verzaubert
Hallo! Sie sind (absichtlich oder zufällig) auf den Seiten des 1. deutschen Weblogs aus der Dolmetscherkabine gelandet. Sonntags werde ich hier immer privat.
Wochenende mit großer Kunst- und Kulturreise ...
Der Winter macht das Reisen allerdings etwas beschwerlich.
Dabei ist nicht nur das Kulturangebot vielfältig, sondern auch das Wetter: Dicke Schneeflocken, Hagel und Eisregen, und die wunderschönen Eiskristalle in Sternenform haben mich verzaubert. (Und im nächsten Winter rüste ich mich mit einem besseren Fotoapparat, um solchen kleinen Wundern effizienter auf den Leib rücken zu können!)
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Foto: C.E.
Wochenende mit großer Kunst- und Kulturreise ...
Der Winter macht das Reisen allerdings etwas beschwerlich.
Dabei ist nicht nur das Kulturangebot vielfältig, sondern auch das Wetter: Dicke Schneeflocken, Hagel und Eisregen, und die wunderschönen Eiskristalle in Sternenform haben mich verzaubert. (Und im nächsten Winter rüste ich mich mit einem besseren Fotoapparat, um solchen kleinen Wundern effizienter auf den Leib rücken zu können!)
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Foto: C.E.
Donnerstag, 17. Januar 2013
Eigenschaften, die Zwote
Hallo! Sie lesen eine Seite des ersten deutschen Blogs aus dem Inneren der Dolmetscherkabine. In den Wochen vor der Berlinale antworte ich hier auch auf Antworten.
"Welche Eigenschaften sollte ein Dolmetscher besitzen", lautete die Frage vom Anfang der Woche, auf die ich bereits Montag erste Antworten zu geben versucht habe.
Letzten August habe ich schon etliche Qualitäten aufgelistet: Sprachkenntnisse natürlich, außerdem hohe Konzentrationsfähigkeit, gute Allgemeinbildung, großes Einfühlungsvermögen, keinerlei Menschenphobien und Talent zum sogenannten Multitasking, denn unsereiner hat in der Regel mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft. Wer sich schnell in unterschiedlichste Bereiche einarbeiten muss, braucht (bereits am Schreibtisch) Schnelligkeit, hohe Auffassungsgabe und Disziplin, das Ganze verbunden mit guter Selbstorganisation.
Flexibel müssen wir auch sein, denn oft haben wir mit einem Thema/einem Personenkreis nur einmal zu tun, dann kommt der nächste Auftrag, gerne auch in einer anderen Stadt. Wir brauchen also auch Frustrationstoleranz und dürfen keine Zeit vor einsamen Arbeitsphasen oder Hotelabenden haben. Einzelkämpfer in der Vorbereitung, Teamplayer in der Kabine, das ist kein Widerspruch, sondern Ergänzung. Kurz: Die Ansprüche, die an uns gestellt werden, sind hochkomplex.
An einer sehr wichtige Eigenschaft arbeite ich noch heute: Sich schnell entspannen und fast überall rasch einschlafen zu können. Ich zähle zu den Nachteulen, die sich unterwegs durch an Hängematten erinnernde Nachtlager, laute Nachbarschaft und grundsätzlich an zu intensivem Kopfgeschwätz nach sehr langen Einsätzen gequält fühlen.
Das ist gar nicht gut. Ich übe regelmäßig Entspannungstechniken und hoffe, dass ich hier künftig weiter Fortschritte machen werde. Und gleich noch einen Medientipp, den vorgezogenen "Link der Woche": Jongleure der Gleichzeitigkeit, SWR2, "Impuls", Reportage von Peter Kaiser.
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Foto: C.E. (Archiv)
"Welche Eigenschaften sollte ein Dolmetscher besitzen", lautete die Frage vom Anfang der Woche, auf die ich bereits Montag erste Antworten zu geben versucht habe.
Letzten August habe ich schon etliche Qualitäten aufgelistet: Sprachkenntnisse natürlich, außerdem hohe Konzentrationsfähigkeit, gute Allgemeinbildung, großes Einfühlungsvermögen, keinerlei Menschenphobien und Talent zum sogenannten Multitasking, denn unsereiner hat in der Regel mehrere Bälle gleichzeitig in der Luft. Wer sich schnell in unterschiedlichste Bereiche einarbeiten muss, braucht (bereits am Schreibtisch) Schnelligkeit, hohe Auffassungsgabe und Disziplin, das Ganze verbunden mit guter Selbstorganisation.
Flexibel müssen wir auch sein, denn oft haben wir mit einem Thema/einem Personenkreis nur einmal zu tun, dann kommt der nächste Auftrag, gerne auch in einer anderen Stadt. Wir brauchen also auch Frustrationstoleranz und dürfen keine Zeit vor einsamen Arbeitsphasen oder Hotelabenden haben. Einzelkämpfer in der Vorbereitung, Teamplayer in der Kabine, das ist kein Widerspruch, sondern Ergänzung. Kurz: Die Ansprüche, die an uns gestellt werden, sind hochkomplex.
An einer sehr wichtige Eigenschaft arbeite ich noch heute: Sich schnell entspannen und fast überall rasch einschlafen zu können. Ich zähle zu den Nachteulen, die sich unterwegs durch an Hängematten erinnernde Nachtlager, laute Nachbarschaft und grundsätzlich an zu intensivem Kopfgeschwätz nach sehr langen Einsätzen gequält fühlen.
Das ist gar nicht gut. Ich übe regelmäßig Entspannungstechniken und hoffe, dass ich hier künftig weiter Fortschritte machen werde. Und gleich noch einen Medientipp, den vorgezogenen "Link der Woche": Jongleure der Gleichzeitigkeit, SWR2, "Impuls", Reportage von Peter Kaiser.
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Foto: C.E. (Archiv)
Mittwoch, 16. Januar 2013
Immer der Gemüsehändler!
Hallo und guten Tag! Zufällig oder absichtlich haben Sie die Seiten eines Weblogs aus der Welt der Sprachen angesteuert. Hier schreibe ich regelmäßig über meinen Alltag als Übersetzerin und Dolmetscherin für die französische Sprache.
Derzeit bin ich wieder viel mit dem Schweizer Verleger unterwegs, der hier in Berlin eine dépendance gründet. Dazu sind wir jetzt oft im Mietbüro in Mitte.
Was ich an diesem Arbeitszusammenhang schätze, ist die Regelmäßigkeit der Beschäftigung mit ein- und demselben Projekt, die kennen wir als Dolmetscher, die für verschiedenste Kunden arbeiten, sonst selten. Auch interessant ist die Vertrautheit, die sich mit der Zeit einstellt; und mit Humor und entwaffnender Direktheit lernen wir uns Dinge zu sagen und Tipps zu geben, wie ich sie im Berufsalltag leider sonst weder hören noch selber geben kann, außer vielleicht mal (von) der einen oder anderen Ko-Kabine.
Ein Tipp bezog sich auf den Einsatz meiner Stimme. Ich artikuliere auch in Arbeitssituationen immer, als wäre ich "auf Sendung" und spreche mit vollem Stimmvolumen. Gestern bekam ich nach mehrstündigem konsekutiven Dolmetschen (auf den Tag gerechnet) einen trockenen Hals und die Stimme versagte für ein paar Minuten. Ich hatte vermutlich nicht genug getrunken. Merci, Monsieur, pour le conseil. Ich übe jetzt also, auch in langanhaltenden Einsätzen etwas mehr wie "ins Off" zu sprechen, beiläufiger ... natürlich bei stets untadeliger Aussprache. (Kann ich mit "Korkensprechen" üben, ich werde berichten.)
Vielleicht lag's aber auch nur an der Klimaanlage. Das Mietbüro hat eine solche zu bieten — und etliches mehr, darunter auch eine fliegende Händlerin, die am späten Vomittag Snacks fürs 2. Frühstück oder die Mittagsmahlzeit anliefert. Anfang des Jahres war sie noch in der Winterpause ... und wir mussten auf Käsestulle und Milchreis verzichten.
Inzwischen gibt's wieder was. Ihre Notiz aus der Kaffeküche konnte ich nicht nicht fotografieren, der liebe greengrocer's apostrophe mal wieder ...
Von denen habe ich eigentlich schon genug geknipst und auch hier veröffentlicht. Wenig später, eines Abends sucht mein Begleiter auf dem Weg ins Kino einen Parkplatz.
Und was sehe ich? Aua, den nächsten! La caméra, vite, vite ! Warum fotografiere ich diesen Fehler dauernd, frage ich mich selbst. Ich kann ihn doch nicht schon wieder im Blog bringen!
Offenbar gehe ich stillschweigend davon aus, dass Schilderhersteller eigentlich Rechtschreibung beherrschen.
Da wäre es doch ein leichtes (und für mein Gefühl irgendwie selbstverständlich), wenn sie ihre Kunden vor Dummheiten bewahren würden. Vielleicht hat sich dieser Leuchtreklameproduzent aber auch nicht getraut, an seinem Kunden Kritik zu üben?
Eines morgens schließlich stockt mir der Atem, als ich die Mails durchsehe. Da schreibt mir doch tatsächlich eine Anbieterin von Sprachdienstleistungen im weitesten Sinne, es geht um Online-Sprachunterricht, dass sie demnächst auf einer Fachmesse besucht werden kann. Und was muss ich sehen? Schon wieder! Und zwar an einer Stelle, an der ich nicht mit ihm gerechnet habe. Weitere Fehler und Amerikanismen gibt es in der Mailnachricht, das wirft kein gutes Licht auf diese Firma. Und dann auch noch ein "weltweit führender Anbieter" ...
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Fotos: C.E.
Derzeit bin ich wieder viel mit dem Schweizer Verleger unterwegs, der hier in Berlin eine dépendance gründet. Dazu sind wir jetzt oft im Mietbüro in Mitte.
Was ich an diesem Arbeitszusammenhang schätze, ist die Regelmäßigkeit der Beschäftigung mit ein- und demselben Projekt, die kennen wir als Dolmetscher, die für verschiedenste Kunden arbeiten, sonst selten. Auch interessant ist die Vertrautheit, die sich mit der Zeit einstellt; und mit Humor und entwaffnender Direktheit lernen wir uns Dinge zu sagen und Tipps zu geben, wie ich sie im Berufsalltag leider sonst weder hören noch selber geben kann, außer vielleicht mal (von) der einen oder anderen Ko-Kabine.
Ein Tipp bezog sich auf den Einsatz meiner Stimme. Ich artikuliere auch in Arbeitssituationen immer, als wäre ich "auf Sendung" und spreche mit vollem Stimmvolumen. Gestern bekam ich nach mehrstündigem konsekutiven Dolmetschen (auf den Tag gerechnet) einen trockenen Hals und die Stimme versagte für ein paar Minuten. Ich hatte vermutlich nicht genug getrunken. Merci, Monsieur, pour le conseil. Ich übe jetzt also, auch in langanhaltenden Einsätzen etwas mehr wie "ins Off" zu sprechen, beiläufiger ... natürlich bei stets untadeliger Aussprache. (Kann ich mit "Korkensprechen" üben, ich werde berichten.)
Inzwischen gibt's wieder was. Ihre Notiz aus der Kaffeküche konnte ich nicht nicht fotografieren, der liebe greengrocer's apostrophe mal wieder ...
Von denen habe ich eigentlich schon genug geknipst und auch hier veröffentlicht. Wenig später, eines Abends sucht mein Begleiter auf dem Weg ins Kino einen Parkplatz.
Und was sehe ich? Aua, den nächsten! La caméra, vite, vite ! Warum fotografiere ich diesen Fehler dauernd, frage ich mich selbst. Ich kann ihn doch nicht schon wieder im Blog bringen!
Offenbar gehe ich stillschweigend davon aus, dass Schilderhersteller eigentlich Rechtschreibung beherrschen.
Da wäre es doch ein leichtes (und für mein Gefühl irgendwie selbstverständlich), wenn sie ihre Kunden vor Dummheiten bewahren würden. Vielleicht hat sich dieser Leuchtreklameproduzent aber auch nicht getraut, an seinem Kunden Kritik zu üben?
Eines morgens schließlich stockt mir der Atem, als ich die Mails durchsehe. Da schreibt mir doch tatsächlich eine Anbieterin von Sprachdienstleistungen im weitesten Sinne, es geht um Online-Sprachunterricht, dass sie demnächst auf einer Fachmesse besucht werden kann. Und was muss ich sehen? Schon wieder! Und zwar an einer Stelle, an der ich nicht mit ihm gerechnet habe. Weitere Fehler und Amerikanismen gibt es in der Mailnachricht, das wirft kein gutes Licht auf diese Firma. Und dann auch noch ein "weltweit führender Anbieter" ...
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Fotos: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Dienstag, 15. Januar 2013
Schneemann
Hallo beim Weblog aus der Welt der Sprachen. Hier denke ich als Dolmetscherin und Übersetzerin nicht nur über unseren Berufsalltag nach, sondern auch darüber, wie die Wahrnehmung der Welt von Sprache geprägt wird.
"Kleiner Mann" werden französische Minis männlichen Geschlechts manchmal genannt, petit bonhomme. Und ein Schneemann ist der bonhomme de neige.
Logisch, wenn sich so ein französischer kleiner Mann einem Schneemann recht nahe fühlt, wo doch die Namen einander so ähnlich sind.
Das berichtete mir jedenfalls ein elsässischer Freund, der früher das Wort "Schneemann" immer mit "Schneejunge" übersetzte.
P.S.: Und immer wieder lustig, nach Schneefalltagen abends die französischen Nachrichten einzuschalten. Es wird beiträgelang über Fußgänger, Sicherheit, ausgefallene Schulbusse usw. berichtet, selbst wenn in den Städten nur zehn Zentimeter gefallen ist. Gemeines Wetter, und so überraschend ...
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Illustration: privat
"Kleiner Mann" werden französische Minis männlichen Geschlechts manchmal genannt, petit bonhomme. Und ein Schneemann ist der bonhomme de neige.
Logisch, wenn sich so ein französischer kleiner Mann einem Schneemann recht nahe fühlt, wo doch die Namen einander so ähnlich sind.
Das berichtete mir jedenfalls ein elsässischer Freund, der früher das Wort "Schneemann" immer mit "Schneejunge" übersetzte.
P.S.: Und immer wieder lustig, nach Schneefalltagen abends die französischen Nachrichten einzuschalten. Es wird beiträgelang über Fußgänger, Sicherheit, ausgefallene Schulbusse usw. berichtet, selbst wenn in den Städten nur zehn Zentimeter gefallen ist. Gemeines Wetter, und so überraschend ...
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Illustration: privat
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Sprachschatz
Montag, 14. Januar 2013
Und wieder: Zweisprachgkeit
Guten Tag! Sie lesen hier in einem Arbeitstagebuch aus der Dolmetscherkabine bzw. vom Übersetzerschreibtisch. Die französische Sprache und Fachgebiete wie Wirtschaft, Politik, Kultur, Medien und Bildung beschäftigen mich beruflich meist über die acht Stunden am Tag hinaus. Sie dürfen als Leserin und Leser daran teilhaben. Außerdem beobachte ich, wie das Leben in mehreren Sprachen und Kulturen den Alltag verändert ... und antworte in den Wochen vor der Berlinale gerne auf Leserfragen.
"Was macht gute Dolmetscher aus? Wie haben Sie sich z.B. mit 16 Jahren darauf vorbereitet? Und werden Menschen mit so anstrengender geistiger Arbeit nicht früher 'alt'?", fragt Jana aus Rostock. OK, ich versuch's mal, in den nächsten Tagen folgt Teil zwei der Antwort. Es geht los mit hervorragenden Sprachkenntnissen, außerdem Neugierde bzw. die Fähigkeit, sich für fast alles interessieren zu können, Zugang zu verschiedenen Kulturen (am besten von Kindesbeinen an), Dickköpfigkeit (Dranbleiben!!!!), Zähigkeit und Fleiß.
Mit 16 war ich mit dem Schulaustausch in Frankreich. Die anderen Mitschüler aus Deutschland gingen vormittags in den Zoo, ins Schwimmbad und in die Kuchenfabrik. Ich verweigerte mich den touristischen Zielen und weiß noch wie gestern, dass bei der Besichtigung der Honigkuchenfabrik erst der Lateinlehrer der Schule (der, wie ich später erfuhr, auch Französisch unterrichtete, aber leider eben "als wär's Latein") für die anderen dolmetschte und erst ich ihm Wörter zuflüsterte, irgendwann aber ich dolmetschte und der Lehrer dabei mir Wörter zuflüsterte.
Die anderen Tage saß ich als einzige Schülerin aus Deutschland mit den Franzosen in der Schule. Meine Ansage war knapp, ihr wurde nicht widersprochen: "Schwimmbäder gibt's auch in Deutschland, dafür fahr' ich nicht nach Frankreich!" In Physik waren die Sternkonstellationen, Halbmonde und Mondfinsternisse dran, ich war hellwach und habe alles mitgelernt, in Biologie das Thema Schwangerschaft und Geburt, fas-zi-nie-rend! Dazu muss ich gestehen, dass das Fach Physik normalerweise nicht meine Stärke war und dass mich Bio bis dato auch nur begrenzt interessiert hatte. Allerdings verhalf mir meine Liebe zu Sprachen sogar hier zu Interesse.
Der Test, ob jemand wirklich zweisprachig ist, geht übers Zählen und Kopfrechnen, dabei fallen auch Menschen mit guten Fremdprachenkenntnissen in der Regel in ihre Muttersprache zurück. Wie hier bereits erwähnt, zählen und rechnen Franzosen durchaus auf schräge Weise. In anderen Kulturen wird auch anders gerechnet, und es ist die alte Begeisterung für Sprachen, die mich hier heiße Ohren kriegen lässt: da erklärt jemand auf Englisch, wie das große Einmaleins von Japanern bewältigt wird. Wunderful!
A propos Zweisprachigkeit: Die Society for Neuroscience veröffentlichte vor kurzem einen Hinweis, der Cognitive Benefit of Lifelong Bilingualism überschrieben ist. Neue Forschungsergebnisse zeigten demnach auf, dass ältere Menschen, die seit ihrer Kindheit zwei Sprachen aktiv beherrschten, schneller im Kopf seien als einsprachige Menschen, wenn sie von einer Aufgabe zur anderen umschalten sollen.
Die Hirnaktivität der Zweisprachigen zeichnete sich im Gehirn als unterschiedliches "Muster" von den Aktivitäten jener Menschen ab, die im Alltag mit nur einer Sprache auskommen.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens. (Wer hat mir dieser Tage gesagt, man solle alle zehn Jahre mit einer neuen Fremdsprache anfangen? Tetyana aus dem neuen Büro meines Schweizer Kunden?)
Von der neurologischen Flexibilität profitierten ältere Menschen, da sie sich schneller auf neue oder unerwartete Umstände anpassen könnten als einsprachige Menschen. Das Hin- und Herschalten zwischen den Sprachen führe demnach zu einem stärker trainierten Oberstübchen. Bislang waren diese Unterschiede bei alternden Gehirnen noch nicht in dem Maße untersucht worden. In der vorliegenden Studie gingen Dr. Brian T. Gold und Kollegen von der University of Kentucky College of Medicine mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) ans Werk und haben die Gehirnaktivitäten gesunder zweisprachiger Rentner (im Alter von 60 bis 68) mit denen gesunder einsprachiger Rentner bei Übungen der kognitiven Reaktivität verglichen.
Die zweisprachigen Probanden erledigten die Aufgaben der Untersuchung zufolge nicht nur schneller, sondern zeigten weniger Energieverbrauch im präfrontalen Kortex, also einer Gehirnzone, deren Bedeutung beim Wechsel der Aufgaben bekannt ist. Bei jüngeren Probanden (einsprachig vs. mehrsprachig) waren diese Unterschiede übrigens (noch) nicht aufgefallen.
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Foto: Archiv
"Was macht gute Dolmetscher aus? Wie haben Sie sich z.B. mit 16 Jahren darauf vorbereitet? Und werden Menschen mit so anstrengender geistiger Arbeit nicht früher 'alt'?", fragt Jana aus Rostock. OK, ich versuch's mal, in den nächsten Tagen folgt Teil zwei der Antwort. Es geht los mit hervorragenden Sprachkenntnissen, außerdem Neugierde bzw. die Fähigkeit, sich für fast alles interessieren zu können, Zugang zu verschiedenen Kulturen (am besten von Kindesbeinen an), Dickköpfigkeit (Dranbleiben!!!!), Zähigkeit und Fleiß.
Mit 16 war ich mit dem Schulaustausch in Frankreich. Die anderen Mitschüler aus Deutschland gingen vormittags in den Zoo, ins Schwimmbad und in die Kuchenfabrik. Ich verweigerte mich den touristischen Zielen und weiß noch wie gestern, dass bei der Besichtigung der Honigkuchenfabrik erst der Lateinlehrer der Schule (der, wie ich später erfuhr, auch Französisch unterrichtete, aber leider eben "als wär's Latein") für die anderen dolmetschte und erst ich ihm Wörter zuflüsterte, irgendwann aber ich dolmetschte und der Lehrer dabei mir Wörter zuflüsterte.
Die anderen Tage saß ich als einzige Schülerin aus Deutschland mit den Franzosen in der Schule. Meine Ansage war knapp, ihr wurde nicht widersprochen: "Schwimmbäder gibt's auch in Deutschland, dafür fahr' ich nicht nach Frankreich!" In Physik waren die Sternkonstellationen, Halbmonde und Mondfinsternisse dran, ich war hellwach und habe alles mitgelernt, in Biologie das Thema Schwangerschaft und Geburt, fas-zi-nie-rend! Dazu muss ich gestehen, dass das Fach Physik normalerweise nicht meine Stärke war und dass mich Bio bis dato auch nur begrenzt interessiert hatte. Allerdings verhalf mir meine Liebe zu Sprachen sogar hier zu Interesse.
Der Test, ob jemand wirklich zweisprachig ist, geht übers Zählen und Kopfrechnen, dabei fallen auch Menschen mit guten Fremdprachenkenntnissen in der Regel in ihre Muttersprache zurück. Wie hier bereits erwähnt, zählen und rechnen Franzosen durchaus auf schräge Weise. In anderen Kulturen wird auch anders gerechnet, und es ist die alte Begeisterung für Sprachen, die mich hier heiße Ohren kriegen lässt: da erklärt jemand auf Englisch, wie das große Einmaleins von Japanern bewältigt wird. Wunderful!
A propos Zweisprachigkeit: Die Society for Neuroscience veröffentlichte vor kurzem einen Hinweis, der Cognitive Benefit of Lifelong Bilingualism überschrieben ist. Neue Forschungsergebnisse zeigten demnach auf, dass ältere Menschen, die seit ihrer Kindheit zwei Sprachen aktiv beherrschten, schneller im Kopf seien als einsprachige Menschen, wenn sie von einer Aufgabe zur anderen umschalten sollen.
Die Hirnaktivität der Zweisprachigen zeichnete sich im Gehirn als unterschiedliches "Muster" von den Aktivitäten jener Menschen ab, die im Alltag mit nur einer Sprache auskommen.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens. (Wer hat mir dieser Tage gesagt, man solle alle zehn Jahre mit einer neuen Fremdsprache anfangen? Tetyana aus dem neuen Büro meines Schweizer Kunden?)
Von der neurologischen Flexibilität profitierten ältere Menschen, da sie sich schneller auf neue oder unerwartete Umstände anpassen könnten als einsprachige Menschen. Das Hin- und Herschalten zwischen den Sprachen führe demnach zu einem stärker trainierten Oberstübchen. Bislang waren diese Unterschiede bei alternden Gehirnen noch nicht in dem Maße untersucht worden. In der vorliegenden Studie gingen Dr. Brian T. Gold und Kollegen von der University of Kentucky College of Medicine mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) ans Werk und haben die Gehirnaktivitäten gesunder zweisprachiger Rentner (im Alter von 60 bis 68) mit denen gesunder einsprachiger Rentner bei Übungen der kognitiven Reaktivität verglichen.
Die zweisprachigen Probanden erledigten die Aufgaben der Untersuchung zufolge nicht nur schneller, sondern zeigten weniger Energieverbrauch im präfrontalen Kortex, also einer Gehirnzone, deren Bedeutung beim Wechsel der Aufgaben bekannt ist. Bei jüngeren Probanden (einsprachig vs. mehrsprachig) waren diese Unterschiede übrigens (noch) nicht aufgefallen.
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Foto: Archiv
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Zweisprachigkeit
Sonntag, 13. Januar 2013
Am Ufer
Hallo! Hier können Sie Episoden aus dem Alltag einer Sprachmittlerin lesen. Fast täglich berichte ich hier über Erlebnisse, die ich vom Dolmetschen und Übersetzen der französischen Sprache mitbringe, und ich erzähle auch, wie dieser Beruf den Blick auf die Welt verändern kann. Am Wochenende werde ich privat: Sonntagsbilder!
Nach Weihnachten beginnt in meinem Familien- und Freundeskreis auch schon der Reigen der Geburtstage. Und da ich gerne auch praktische Dinge verschenke (natürlich nicht nur), bin ich vom Kunstmarkt vor der Haustür sehr angetan. Samstags gibt's seit 2010 den "Neuköllner Stoff"-Markt, auf dem es neben Stoff auch andere schöne und praktische Dinge zu entdecken gibt, die überwiegend in Berlin und Brandenburg hergestellt worden sind.
Besonders romantisch war der Markt gestern natürlich im Schnee. Die abgebildeten Geschenke stammen aus dem letzten Jahr. Seit Wochen warte ich auf die Rückkehr des Fellmannes, der mich mit diesen wunderschönen Lammfellstiefelchen für die Wohnung beliefert. (Und ich denke an einen jungen Menschen, der gerade heute Geburtstag hat! ♥)
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Fotos: C.E.
Nach Weihnachten beginnt in meinem Familien- und Freundeskreis auch schon der Reigen der Geburtstage. Und da ich gerne auch praktische Dinge verschenke (natürlich nicht nur), bin ich vom Kunstmarkt vor der Haustür sehr angetan. Samstags gibt's seit 2010 den "Neuköllner Stoff"-Markt, auf dem es neben Stoff auch andere schöne und praktische Dinge zu entdecken gibt, die überwiegend in Berlin und Brandenburg hergestellt worden sind.
Besonders romantisch war der Markt gestern natürlich im Schnee. Die abgebildeten Geschenke stammen aus dem letzten Jahr. Seit Wochen warte ich auf die Rückkehr des Fellmannes, der mich mit diesen wunderschönen Lammfellstiefelchen für die Wohnung beliefert. (Und ich denke an einen jungen Menschen, der gerade heute Geburtstag hat! ♥)
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Fotos: C.E.
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Tipps
Samstag, 12. Januar 2013
Schneeflöckchen
Hallo! Willkommen beim ersten deutschsprachigen Weblog, der in einer Dolmetscherkabine entsteht (auch wenn ich die Texte meistens am Übersetzerschreibtisch fertigstelle). Meine Arbeitssprachen sind Französisch (Ausgangs- und Zielsprache) und Englisch (nur Ausgangssprache), ich arbeite in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Bildung. Der Beruf verändert auch das Privatleben stark.
Schneeflöckchen, Weißröckchen, | wann kommst du geschneit, | du wohnst in den Wolken, | dein Weg ist so weit.
Winter in Berlin. Der noch unwache Dolmetscherkopf sieht heute Morgen die Schneeflocken und überlegt schon an einer (übersetzenden) Erklärung: Die Schneeflocke ist klein, sie trägt einen weißen Mantel, wir sprechen sie mit "du" an ...
Das war vorhin ein Automatismus nach einer arbeitsreichen Woche.
Paradox ... denn ich hatte gar keinen passender Empfänger in der Nähe. Aber wieder mal schön, folgende Beobachtung zu erneuern: Die Eigentümlichkeiten unserer Sprache und Kultur werden mir immer erst durchs Übersetzen und Vermitteln bewusst.
(Der "Link der Woche" folgt ausnahmsweise am Montag.)
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Foto: C.E.
Schneeflöckchen, Weißröckchen, | wann kommst du geschneit, | du wohnst in den Wolken, | dein Weg ist so weit.
Winter in Berlin. Der noch unwache Dolmetscherkopf sieht heute Morgen die Schneeflocken und überlegt schon an einer (übersetzenden) Erklärung: Die Schneeflocke ist klein, sie trägt einen weißen Mantel, wir sprechen sie mit "du" an ...
Das war vorhin ein Automatismus nach einer arbeitsreichen Woche.
Paradox ... denn ich hatte gar keinen passender Empfänger in der Nähe. Aber wieder mal schön, folgende Beobachtung zu erneuern: Die Eigentümlichkeiten unserer Sprache und Kultur werden mir immer erst durchs Übersetzen und Vermitteln bewusst.
(Der "Link der Woche" folgt ausnahmsweise am Montag.)
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Freitag, 11. Januar 2013
Guez über Augstein
Bienvenue auf meinen Blogseiten. Hier schreibe ich als Übersetzerin und Dolmetscherin über meinen oft sehr bunten Alltag und gewähre Einblicke in die Arbeitsfelder.
Heute mal wieder ein Quicky: Montag übersetzt, heute im "Freitag"!
Hier geht's zu Olivier Guez über Jakob Augstein und den Antisemitismus-Vorwurf, den das Simon Wiesenthal-Center in den USA gegen Letzteren erhoben hat.
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Illustration: Otto für DER FREITAG
Heute mal wieder ein Quicky: Montag übersetzt, heute im "Freitag"!
Hier geht's zu Olivier Guez über Jakob Augstein und den Antisemitismus-Vorwurf, den das Simon Wiesenthal-Center in den USA gegen Letzteren erhoben hat.
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Illustration: Otto für DER FREITAG
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Am Wegesrand aufgelesen,
Medien,
Sex (sells)
Donnerstag, 10. Januar 2013
Kaffeeschnute
Hallo beim ersten Blog Deutschlands aus dem Inneren der Dolmetscherkabine.
Heute nur kurz ... und kurz vor knapp. (Es ist fünf vor zwölf, gleich Mitternacht.)
Im Dezember wurde ich bewichtelt — von einer Kollegin. Unter Spracharbeiterinnen waren verschiedene Blogs einander zugelost worden, und so konnte auch ich einer Kollegin einen Text (samt Fotos) schenken, der urlaubsbedingt soeben veröffentlicht wurde.
Womit halten sich Dolmetscher fit? Auch mit Kaffee. Für Sabine Schönberg beschrieb ich meine Kaffeesozialisation.
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Foto: C.E.
Heute nur kurz ... und kurz vor knapp. (Es ist fünf vor zwölf, gleich Mitternacht.)
Im Dezember wurde ich bewichtelt — von einer Kollegin. Unter Spracharbeiterinnen waren verschiedene Blogs einander zugelost worden, und so konnte auch ich einer Kollegin einen Text (samt Fotos) schenken, der urlaubsbedingt soeben veröffentlicht wurde.
Womit halten sich Dolmetscher fit? Auch mit Kaffee. Für Sabine Schönberg beschrieb ich meine Kaffeesozialisation.
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen
Mittwoch, 9. Januar 2013
Erfahrung
Willkommen beim ersten deutschen Blog einer Sprachmittlerin aus der Dolmetscherkabine. Meine Arbeitssprachen sind Französisch, Deutsch und Englisch (als Ausgangssprache). Hier können Sie regelmäßig lesen, wie wir arbeiten.
"Das Schnelldenken macht sicher Spaß"!, sagt die junge Frau und strahlt mich aus sehr wachen Augen an. Auf einer Party bin ich ihr als Dolmetscherin vorgestellt worden und hake nach. Sie ist wohl auch so eine, die von der Umwelt immer zu hören bekommt, man könne ihr nicht folgen, sie sei zu schnell. Noch eine, die als Kind wahrscheinlich (kurz) gestottert hat, weil die Zunge langsamer ist als der Kopf.
Ja, das Schnell- und auch das Vorausdenken machen Spaß. Und das zugleich noch auf mehreren Ebenen. Denn wir Dolmetscher wissen in der Regel, was wir sagen, haben uns eingelesen, kennen die ersten Notizen der Vorträge oder ganze Entwürfe, wissen also, wo der Text hinsoll.
"Und wie ist es mit den Vorbereitungsmaterialien? Wo bekommen Sie die her?", fragt sie. Und ergänzt: "Was ist, wenn Ihnen jemand nichts vorab zukommen lässt?"
Wow, die junge Frau hat den Triggerpunkt perfekt erwischt. Wie kommt's? Ganz einfach. Sie habe selbst einmal nicht daran gedacht, die Kabine rechtzeitig zu informieren ... und hatte am Ende gemerkt, dass die Fragerunde zu ihrem Vortrag nicht halb so lebendig war wie die der Kollegen.
"Nicht lachen jetzt, bitte!", leitet sie ihre Pointe ein. "Mir tut es bis heute leid."
Sie ergänzt: "Ich weiß, dass Sie damals nicht die Betroffene waren, aber ich würde mich gerne entschuldigen! Ich war jung, unbewusst ... und mit dem eigenen Vortrag überfordert." Um nach einer Pause hinzuzufügen: "Nehmen Sie die Entschuldigung an?"
Aber gerne doch. Kluge Frau, sie hat aus der Situation etwas gelernt. Ich frage nicht weiter und erspare uns beiden die Details. Dann wechseln wir das Thema und haben gemeinsam am Schnelldenken Spaß.
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Foto: C.E.
"Das Schnelldenken macht sicher Spaß"!, sagt die junge Frau und strahlt mich aus sehr wachen Augen an. Auf einer Party bin ich ihr als Dolmetscherin vorgestellt worden und hake nach. Sie ist wohl auch so eine, die von der Umwelt immer zu hören bekommt, man könne ihr nicht folgen, sie sei zu schnell. Noch eine, die als Kind wahrscheinlich (kurz) gestottert hat, weil die Zunge langsamer ist als der Kopf.
Ja, das Schnell- und auch das Vorausdenken machen Spaß. Und das zugleich noch auf mehreren Ebenen. Denn wir Dolmetscher wissen in der Regel, was wir sagen, haben uns eingelesen, kennen die ersten Notizen der Vorträge oder ganze Entwürfe, wissen also, wo der Text hinsoll.
"Und wie ist es mit den Vorbereitungsmaterialien? Wo bekommen Sie die her?", fragt sie. Und ergänzt: "Was ist, wenn Ihnen jemand nichts vorab zukommen lässt?"
Die Autorin dieser Zeilen und Kollegin in Straßburg (2007) |
"Nicht lachen jetzt, bitte!", leitet sie ihre Pointe ein. "Mir tut es bis heute leid."
Sie ergänzt: "Ich weiß, dass Sie damals nicht die Betroffene waren, aber ich würde mich gerne entschuldigen! Ich war jung, unbewusst ... und mit dem eigenen Vortrag überfordert." Um nach einer Pause hinzuzufügen: "Nehmen Sie die Entschuldigung an?"
Aber gerne doch. Kluge Frau, sie hat aus der Situation etwas gelernt. Ich frage nicht weiter und erspare uns beiden die Details. Dann wechseln wir das Thema und haben gemeinsam am Schnelldenken Spaß.
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Komisches
Dienstag, 8. Januar 2013
Die Sesamstraße ...
... in der deutschen Fassung wird heute vierzig! Herzlichen Glückwunsch!
So richtig klasse fand ich allerdings den Sesame Street-Vorlauf. In Hessen gab es die Sendung nämlich zunächst auf Englisch.
Bei Wikipedia steht: "Einige dieser Original-US-Folgen wurden vom 5. bis 9. April 1971 im dritten Programm des NDR und 1973 in jenen des WDR und HR gezeigt." Nein, hier irren die Quellen bzw. es wäre mal eine Recherche wert, die Frage zu vertiefen, denn dem Wikipedia-Eintrag widersprechen auch andere "Kinder" von einst.
Wenn mich meine Erinnerungen nicht komplett trügen, brachte der Hessische Rundfunk Anfang der 1970-er Jahre über zwölf Monate lang (Tendenz eher zwei Jahre lang) die englische Originalfassung täglich um 17.00 Uhr, also im 3. Programm der ARD. In Hessen, wo wir damals wohnten, waren amerikanische Soldaten stationiert, wir hatten auch Nachbarn von der anderen Seite des großen Teichs, die mit Familie bei uns eingezogen waren, und auch so legte ich meine Englisch-Grundlagen.
Ich war begeistert ... und die auf den ersten Blick vielleicht fremde Umgebung der Rahmenhandlung, der US-amerikanische Look, haben mich nicht die Bohne gestört. Im Gegenteil, ich habe Gordon, Oscar und Bibo geliiiiieeeeebt! (Ab 1974 durfte ich dann auch "Les Gammas" sehen ...)
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So richtig klasse fand ich allerdings den Sesame Street-Vorlauf. In Hessen gab es die Sendung nämlich zunächst auf Englisch.
Bei Wikipedia steht: "Einige dieser Original-US-Folgen wurden vom 5. bis 9. April 1971 im dritten Programm des NDR und 1973 in jenen des WDR und HR gezeigt." Nein, hier irren die Quellen bzw. es wäre mal eine Recherche wert, die Frage zu vertiefen, denn dem Wikipedia-Eintrag widersprechen auch andere "Kinder" von einst.
Wenn mich meine Erinnerungen nicht komplett trügen, brachte der Hessische Rundfunk Anfang der 1970-er Jahre über zwölf Monate lang (Tendenz eher zwei Jahre lang) die englische Originalfassung täglich um 17.00 Uhr, also im 3. Programm der ARD. In Hessen, wo wir damals wohnten, waren amerikanische Soldaten stationiert, wir hatten auch Nachbarn von der anderen Seite des großen Teichs, die mit Familie bei uns eingezogen waren, und auch so legte ich meine Englisch-Grundlagen.
Ich war begeistert ... und die auf den ersten Blick vielleicht fremde Umgebung der Rahmenhandlung, der US-amerikanische Look, haben mich nicht die Bohne gestört. Im Gegenteil, ich habe Gordon, Oscar und Bibo geliiiiieeeeebt! (Ab 1974 durfte ich dann auch "Les Gammas" sehen ...)
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Hauptberuf
Hallo beim Blog einer Dolmetscherin und Übersetzerin! Auf meinen Blogseiten können Sie mehr über unsere Arbeit erfahren, denn ich berichte hier in loser Folge und ohne Nennung von Dienstgeheimnissen, was wir tun. Als Spracharbeiterin ist meine Aufmerksamkeit in Wortdingen erhöht, auch auf der Straße ...
Neue Vokabelnotiz: Hauptberuf, der (Nomen), Ableitung von hauptberuflich.
Eben überholte ich auf dem Gehweg eine Mutter und ihre etwa 12-jährige Tochter. Im Vorbeigehen bekam ich das Folgende mit.
Mutter: ... könntest Du Germanistik studieren oder Literaturwissenschaften. Das ist bestimmt nützlich.
Tochter: Nein, ich bleibe bei Architektur. Im Hauptberuf will ich Architektin werden, damit kann man wenigstens Geld verdienen.
Mutter: ... (unverständlich)
Tochter: ... und vor Mitte zwanzig soll mein erster Roman erschienen sein ...
Einerseits weiß ich nicht, ob Architekten (derzeit) wirklich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, aber bis es soweit ist, fließt ja noch viel Wasser die Spree hinunter. Auf der anderen Seite fand ich es bemerkenswert, dass da ein junges Mädchen schon weiß, dass die Schreiberei ein unsicherer Beruf ist.
Ich notiere mir im Geiste das Wort Hauptberuf. Klar, wo es nebenberufliche Aktivitäten gibt, abgeleitet von "Nebenberuf", muss es ja wohl auch einen "Hauptberuf" geben, bislang kannte ich das auch nur als Adjektiv.
So, wie das Kind klang, wird Schreiben ihr "Herzensberuf" werden, gleich noch ein Wort.
Mein "Herzensberuf" ist "etwas mit Sprache", schriftlich eher auf Deutsch, daher meine Affinität zum Beispiel zu Drehbuchübersetzungen, gesprochen immer einen Tick lieber auf Französisch, da passt die Kabine mit dem bilateralen Dolmetschen (DE ⇆ FR) schon gut.
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Foto: C.E.
Neue Vokabelnotiz: Hauptberuf, der (Nomen), Ableitung von hauptberuflich.
Eben überholte ich auf dem Gehweg eine Mutter und ihre etwa 12-jährige Tochter. Im Vorbeigehen bekam ich das Folgende mit.
Mutter: ... könntest Du Germanistik studieren oder Literaturwissenschaften. Das ist bestimmt nützlich.
Tochter: Nein, ich bleibe bei Architektur. Im Hauptberuf will ich Architektin werden, damit kann man wenigstens Geld verdienen.
Mutter: ... (unverständlich)
Tochter: ... und vor Mitte zwanzig soll mein erster Roman erschienen sein ...
Einerseits weiß ich nicht, ob Architekten (derzeit) wirklich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, aber bis es soweit ist, fließt ja noch viel Wasser die Spree hinunter. Auf der anderen Seite fand ich es bemerkenswert, dass da ein junges Mädchen schon weiß, dass die Schreiberei ein unsicherer Beruf ist.
Ich notiere mir im Geiste das Wort Hauptberuf. Klar, wo es nebenberufliche Aktivitäten gibt, abgeleitet von "Nebenberuf", muss es ja wohl auch einen "Hauptberuf" geben, bislang kannte ich das auch nur als Adjektiv.
So, wie das Kind klang, wird Schreiben ihr "Herzensberuf" werden, gleich noch ein Wort.
Mein "Herzensberuf" ist "etwas mit Sprache", schriftlich eher auf Deutsch, daher meine Affinität zum Beispiel zu Drehbuchübersetzungen, gesprochen immer einen Tick lieber auf Französisch, da passt die Kabine mit dem bilateralen Dolmetschen (DE ⇆ FR) schon gut.
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Foto: C.E.
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Am Wegesrand aufgelesen,
Sprachschatz
Montag, 7. Januar 2013
Scharniertage
Willkommen! Sie lesen gerade in meinem digitalen Arbeitstagebuch. Ich bin Übersetzerin und Dolmetscherin, meine zweite Sprache ist Französisch, die dritte Englisch. Wie Sie mich buchen können, steht rechts. Das neue Jahr geht gemächlich los ... und schnell ist viel zu tun.
Bevor mein Blog hier zu einem Essensblog wird, derlei könnten die Fotos der letzten Blogeinträge fälschlicherweise suggerieren, wende ich mich heute wieder der Arbeit zu. Manche Menschen machen zu allerlei Anlässen ihre Listen. Schöne, lange Listen mit abzuhakenden oder durchzustreichenden Punkten. Was heißt hier manche, viele!
Mir geht's nicht anders, vor allem dann, wenn Monate wie dieser Januar so was Scharnierartiges haben. Das alte Jahr ist nicht mehr, das neue noch nicht richtig, also bereite ich den Berlinalemonat Februar mit Übersetzungen und Untertiteln vor, mache mich an die Ablage des letzten halben Jahres, die blieb im Stress liegen, dann sind Steuererklärung und Einarbeiten in die neue digitale Fiskalverwaltung fällig.
Die aktuellen Dolmetscheinsätze sind da eher Rahmen- und Randprogramm: Die Fashion Week steht vor der Tür. Außerdem begleite ich die Gründung der abhängigen Zweigniederlassung einer Firma aus Genf. Ach, und dann laufen die ersten Filme des Jahres in Pressevorführungen.
Bevor meine Berlinale-Gäste wieder anrücken, will ein Freund noch ein kleines Kabuff über dem Wohnungseingang einbauen, einige Quadratmeter abgehängter Flurdecke, damit wir endlich die Koffer verstauen können, zugleich werden die allzu sichtbaren Strom- und Gaszähler kaschiert und die Garderobe erneuert. Der Flur braucht ohnehin eine neue Farbe, das Bad ein neues Waschbecken. Diese Arbeiten leiste ich mir im Tausch gegen Französischnachilfe für das Fräulein Tochter nämlichen Freundes, das sehr bald abituriert, Vokabelnotiz: der Naturalientausch — le troc.
Typisch Januar halt ... Das eine Jahr ist Geschichte, das andere kommt langsam erst in Schwung.
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Foto: C.E. (Archiv)
Bevor mein Blog hier zu einem Essensblog wird, derlei könnten die Fotos der letzten Blogeinträge fälschlicherweise suggerieren, wende ich mich heute wieder der Arbeit zu. Manche Menschen machen zu allerlei Anlässen ihre Listen. Schöne, lange Listen mit abzuhakenden oder durchzustreichenden Punkten. Was heißt hier manche, viele!
In einem Monat beginnt die Berlinale 2013 |
Die aktuellen Dolmetscheinsätze sind da eher Rahmen- und Randprogramm: Die Fashion Week steht vor der Tür. Außerdem begleite ich die Gründung der abhängigen Zweigniederlassung einer Firma aus Genf. Ach, und dann laufen die ersten Filme des Jahres in Pressevorführungen.
Bevor meine Berlinale-Gäste wieder anrücken, will ein Freund noch ein kleines Kabuff über dem Wohnungseingang einbauen, einige Quadratmeter abgehängter Flurdecke, damit wir endlich die Koffer verstauen können, zugleich werden die allzu sichtbaren Strom- und Gaszähler kaschiert und die Garderobe erneuert. Der Flur braucht ohnehin eine neue Farbe, das Bad ein neues Waschbecken. Diese Arbeiten leiste ich mir im Tausch gegen Französischnachilfe für das Fräulein Tochter nämlichen Freundes, das sehr bald abituriert, Vokabelnotiz: der Naturalientausch — le troc.
Typisch Januar halt ... Das eine Jahr ist Geschichte, das andere kommt langsam erst in Schwung.
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Foto: C.E. (Archiv)
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Sonntag, 6. Januar 2013
[ˈfjuːʒn]
Willkommen et bienvenue beim Arbeitstagebuch einer Französischdolmetscherin und -übersetzerin. Meine Arbeitssprachen sind Deutsch, Französisch und oft arbeite ich aus dem Englischen. Diesen Monat bereite ich die Berlinale vor, außerdem begleite ich eine schweizerische Firmengründung in Berlin. Sonntags werde ich immer privat.
Auch die (nass-)kalten ersten Tage des neuen Jahres sind dazu da, sich mit Familie und Freunden zusammenzufinden, sich viel zu erzählen, miteinander zu lachen und zu essen, kurz: Erholung und Lebensfreude pur!
Dieses Jahr möchte ich beim 25-Wochen-Projekt mitmachen, einem Projekt von Fotoamateuren, die jede Woche zu einem vorgebenen Thema ein Bild veröffentlichen. Ich bin noch nicht entschieden, welcher Gruppe welchen Landes ich mich anschließen möchte. Daher passen meine ersten Beiträge zu den verschiedenen Themen der Gruppen. Mehr über diese Initiativen, sobald ich selbst mehr darüber weiß.
Das abgebildete Lebensfreude-neues-Jahr-Mittagessen entsprach dem Modell fusion. Auf Englisch ausgesprochen, also [ˈfjuːʒn], beschreibt der Begriff eine Mischung verschiedener Kultureinflüsse. In drei Sprachen tauschten wir uns über die gelungene Mahlzeit aus: coq au vin, Bohnen, Gemüsereis, Petersilienmöhren, Kochbananen, Salat, Apéritif nach einem haitianischen Rezept, portugiesischer Wein, Champagner, Schweizer Schokolade ... Der erlauchte Gästekreis stammte aus den Bereichen Film, Museum, Medizin, Diplomatie, Miltärhochschule und Sprachmittelei.
Ich hatte Möhren mit Lauch, mit dem Wiegemesser kleingeschnittene Petersilie und geröstete Pinienkerne sowie Birnenschnaps aus Süddeutschland beigesteuert. Obstschnaps, um genau zu sein: Apfelschnaps, wird an französischen Tafeln bei mehrgängigen Menus immer zur Herrstellung des berühmten kleinen "normannischen Lochs" (le trou normand) eingesetzt, das der Alkohol in den Mageninhalt brennen soll. Da ich auf die Schnelle leider keinen echten Cavados gefunden habe, wurde lieber echte Birne draus. Witzig, wie Jean das trou normand erklärte: "Das ist schnell und radikal, so ähnlich wie
'Klorix' oder 'Rohr frei'."
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Foto: C.E.
Auch die (nass-)kalten ersten Tage des neuen Jahres sind dazu da, sich mit Familie und Freunden zusammenzufinden, sich viel zu erzählen, miteinander zu lachen und zu essen, kurz: Erholung und Lebensfreude pur!
Dieses Jahr möchte ich beim 25-Wochen-Projekt mitmachen, einem Projekt von Fotoamateuren, die jede Woche zu einem vorgebenen Thema ein Bild veröffentlichen. Ich bin noch nicht entschieden, welcher Gruppe welchen Landes ich mich anschließen möchte. Daher passen meine ersten Beiträge zu den verschiedenen Themen der Gruppen. Mehr über diese Initiativen, sobald ich selbst mehr darüber weiß.
Das abgebildete Lebensfreude-neues-Jahr-Mittagessen entsprach dem Modell fusion. Auf Englisch ausgesprochen, also [ˈfjuːʒn], beschreibt der Begriff eine Mischung verschiedener Kultureinflüsse. In drei Sprachen tauschten wir uns über die gelungene Mahlzeit aus: coq au vin, Bohnen, Gemüsereis, Petersilienmöhren, Kochbananen, Salat, Apéritif nach einem haitianischen Rezept, portugiesischer Wein, Champagner, Schweizer Schokolade ... Der erlauchte Gästekreis stammte aus den Bereichen Film, Museum, Medizin, Diplomatie, Miltärhochschule und Sprachmittelei.
Ich hatte Möhren mit Lauch, mit dem Wiegemesser kleingeschnittene Petersilie und geröstete Pinienkerne sowie Birnenschnaps aus Süddeutschland beigesteuert. Obstschnaps, um genau zu sein: Apfelschnaps, wird an französischen Tafeln bei mehrgängigen Menus immer zur Herrstellung des berühmten kleinen "normannischen Lochs" (le trou normand) eingesetzt, das der Alkohol in den Mageninhalt brennen soll. Da ich auf die Schnelle leider keinen echten Cavados gefunden habe, wurde lieber echte Birne draus. Witzig, wie Jean das trou normand erklärte: "Das ist schnell und radikal, so ähnlich wie
'Klorix' oder 'Rohr frei'."
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Foto: C.E.
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Donnerstag, 3. Januar 2013
Praktische Intelligenz
Bonjour ! Sie lesen hier im Arbeitstagebuch einer Dolmetscherin
und Übersetzerin für die französische Sprache, die in den Bereichen
Politik und Wirtschaft, Literatur und Film tätig ist.
Wer mehrere Sprachen kann, denkt regelmäßig um die Ecke und sieht oft mehr Lösungen als einsprachige Menschen. Angeblich können das sogar Wissenschaftler messen, wenn sie unsereinen einem IQ-Test unterziehen. Dazu eine kleine Anekdote.
Aus Belugalinsen (*) und Gemüseresten von den Vortagen sollte am 1. Januar eine Gemüsesuppe entstehen. Und dann der Schreck! Es gibt keinen einzigen Tropfen Essig mehr im Haus! (Die Flasche hatte ich nicht geleert, aber die Notiz dazu höchstpersönlich beim Einkaufen übersehen ...) Und die Nachbarn sind noch nicht aus dem Urlaub zurück oder mit den Kindern auf dem Land.
Dann nehmen wir eben Champagner, denke ich mir, der ja eigentlich nur eine Weinart ist, Produkt einer bestimmten Region. Die Franzosen nennen das vergleichbare|Gesöff| Getränk aus deutschen Kellereien vin mousseux, also Schaumwein. (Ich trinke selten Alkohol, daher seien mir solche saloppen Worte wie das Durchgestrichene erlaubt.)
Die Verbindung war schnell hergestellt. Wein heißt auf Französisch le vin, Essig ist vinaigre, auseinanderklamüsert vin aigre, sauerer Wein.
So wurden aus unseren Linsen schlicht "Champagnerlinsen".
Hmmm, war das lecker!
(*) Belugalinsen: klein, schwarz und bissfest. Getrocknet aus dem Biosortiment, über Nacht eingeweicht, 20 Minuten gekocht (im Schnellkochtopf sicher noch kürzer) ... sie heißen nicht umsonst "der Kaviar der Vegetarier" ;-)
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Fotos: C.E. (andere Mahlzeiten ...)
Wer mehrere Sprachen kann, denkt regelmäßig um die Ecke und sieht oft mehr Lösungen als einsprachige Menschen. Angeblich können das sogar Wissenschaftler messen, wenn sie unsereinen einem IQ-Test unterziehen. Dazu eine kleine Anekdote.
Aus Belugalinsen (*) und Gemüseresten von den Vortagen sollte am 1. Januar eine Gemüsesuppe entstehen. Und dann der Schreck! Es gibt keinen einzigen Tropfen Essig mehr im Haus! (Die Flasche hatte ich nicht geleert, aber die Notiz dazu höchstpersönlich beim Einkaufen übersehen ...) Und die Nachbarn sind noch nicht aus dem Urlaub zurück oder mit den Kindern auf dem Land.
Dann nehmen wir eben Champagner, denke ich mir, der ja eigentlich nur eine Weinart ist, Produkt einer bestimmten Region. Die Franzosen nennen das vergleichbare
Die Verbindung war schnell hergestellt. Wein heißt auf Französisch le vin, Essig ist vinaigre, auseinanderklamüsert vin aigre, sauerer Wein.
So wurden aus unseren Linsen schlicht "Champagnerlinsen".
Hmmm, war das lecker!
(*) Belugalinsen: klein, schwarz und bissfest. Getrocknet aus dem Biosortiment, über Nacht eingeweicht, 20 Minuten gekocht (im Schnellkochtopf sicher noch kürzer) ... sie heißen nicht umsonst "der Kaviar der Vegetarier" ;-)
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Fotos: C.E. (andere Mahlzeiten ...)
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Mittwoch, 2. Januar 2013
Politisch unkorrekt
Hallo! Sie haben ein digitales Logbuch aus der Welt der Sprachen angesteuert. Hier schreibe ich über meinen Berufsalltag als Dolmetscherin und Übersetzerin für die französische Sprache. Heute gewähre ich einen Blick auf den Schreibtisch.
Das Jahr ging super los! Um genau zu sein: Es ging für mich politisch unkorrekt los. Am Nachmittag des 1. Januar saß ich im Büro und schrieb die Auswertung meines letzten Einsatzes als Dolmetscherin und Sprachanimateurin für eine Studierendengruppe fertig. Nein, das ist nicht unkorrekt, auch wenn es recht typisch für Freiberufler ist, auch an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten.
Was Dolmetscher ist und und wie das geht, wird hier regelmäßig erklärt, auch das nichts Besonderes. Sprachanimation war hier noch nicht oft Gegenstand meiner Betrachtungen. Dabei geht es eigentlich um harmlose Kennenlernspiele, die ich für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus beiden Ländern ausgewählt und angeleitet habe. Diese sollen Beobachtungsgabe, Körpersprache und Hörvermögen schulen. Außerdem führe ich mit entsprechenden Spielen erste Begriffe zum Themenkreis ein, dem solche Seminarwochen gewidmet sind, oder ich verstärke frisch erlernte Wörter. Last but not least geht es darum, zweisprachige Tandems zu bilden und ihre Arbeit einzuüben, damit sich die Studierenden gegenseitig etwas beibringen. Bis hier ist alles recht überschaubar und nichts in irgendeiner Weise anstößig.
Auch unsere hier erläuterten Dominospiele gehören in dieses Programm.
Beim Schreiben meines Berichts half mir gestern die Rechtschreibkontrolle von Word, auch wenn ich die Sprachauswahl nicht mehr ansteuern kann (diese Auswahlfunktion ging auf mysteriöse Weise letztes Jahr verschwunden).
Daher musste ich einen Trick verwenden: Ich öffnete ein älteres Dokument, das auf Französisch geschrieben wurde, und in die Kopie desselben schrieb ich dann meinen Text. Ganz schön kompliziert, aber noch immer nicht politisch unkorrekt!
Da die Rechtschreibkorrektur zum Glück weiterhin funktioniert hat, fielen mir Tippfehler rasch ins Auge. Und andere Begriffe ... wie die offenbar politisch unkorrekte französische Bezeichnung für das Spiel "Stille Post". Es ist wörtlich übersetzt ...
In die gleiche Richtung geht im Grunde die deutsche Übersetzung des 'französischen' Spiels la chaise musicale, bei der eine Gruppe um eine Stuhlreihe herumgeht, solange Musik spielt, und wenn diese aufhört, versucht jede(r), schnell einen Platz zu finden, wobei es stets einen Stuhl weniger als Spielerinnen und Spieler gibt. Sie wissen, welches Spiel ich meine, "Die Reise nach Jerusalem" ... Hm, wann wurde das Spiel so benannt?
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Foto/Illustration: C.E.
Das Jahr ging super los! Um genau zu sein: Es ging für mich politisch unkorrekt los. Am Nachmittag des 1. Januar saß ich im Büro und schrieb die Auswertung meines letzten Einsatzes als Dolmetscherin und Sprachanimateurin für eine Studierendengruppe fertig. Nein, das ist nicht unkorrekt, auch wenn es recht typisch für Freiberufler ist, auch an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten.
Was Dolmetscher ist und und wie das geht, wird hier regelmäßig erklärt, auch das nichts Besonderes. Sprachanimation war hier noch nicht oft Gegenstand meiner Betrachtungen. Dabei geht es eigentlich um harmlose Kennenlernspiele, die ich für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus beiden Ländern ausgewählt und angeleitet habe. Diese sollen Beobachtungsgabe, Körpersprache und Hörvermögen schulen. Außerdem führe ich mit entsprechenden Spielen erste Begriffe zum Themenkreis ein, dem solche Seminarwochen gewidmet sind, oder ich verstärke frisch erlernte Wörter. Last but not least geht es darum, zweisprachige Tandems zu bilden und ihre Arbeit einzuüben, damit sich die Studierenden gegenseitig etwas beibringen. Bis hier ist alles recht überschaubar und nichts in irgendeiner Weise anstößig.
Auch unsere hier erläuterten Dominospiele gehören in dieses Programm.
Beim Schreiben meines Berichts half mir gestern die Rechtschreibkontrolle von Word, auch wenn ich die Sprachauswahl nicht mehr ansteuern kann (diese Auswahlfunktion ging auf mysteriöse Weise letztes Jahr verschwunden).
Daher musste ich einen Trick verwenden: Ich öffnete ein älteres Dokument, das auf Französisch geschrieben wurde, und in die Kopie desselben schrieb ich dann meinen Text. Ganz schön kompliziert, aber noch immer nicht politisch unkorrekt!
Da die Rechtschreibkorrektur zum Glück weiterhin funktioniert hat, fielen mir Tippfehler rasch ins Auge. Und andere Begriffe ... wie die offenbar politisch unkorrekte französische Bezeichnung für das Spiel "Stille Post". Es ist wörtlich übersetzt ...
Foto/Illustration: C.E.
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